Zum Ablauf des sog. Tiergartenmords schreibt der neueste SPIEGEL:
Der Himmel über Berlin leuchtet stahlblau
an jenem 23. August. Kurz vor Mittag
macht sich Khangoshvili
zum Freitagsgebet auf. Sein
Weg zur Moschee führt ihn
durch den Kleinen Tiergarten,
eine Parkanlage im Berliner
Stadtteil Moabit.
Sein Mörder, da sind sich
die Ermittler sicher, muss
gewusst haben, dass der
Georgier hier entlanggeht.
Er wurde wohl ausgespäht.
Vor dem Café Alverdes
im Park sitzen Gäste in
der Sonne, als sich um
11.58 Uhr ein Mann auf einem
schwarzen Mountainbike
nähert – und unvermittelt
schießt. Zwei Kugeln,
abgegeben aus einer Pistole
Kaliber neun Millimeter
mit Schalldämpfer, treffen
Khangoshvili in den Kopf.
Der Schütze flüchtet mit
dem Fahrrad, strauchelt
kurz und verletzt sich am
Bein. Dann macht er sich
durch eine Seitenstraße davon,
einige Hundert Meter
Richtung Süden, zum
Spreeufer, wo er sich im Gebüsch
umzieht. Seine Kleider
und die Pistole vom
Typ Glock 26 packt er in einen
Beutel und versenkt
diesen an der Lessingbrücke
in der Spree. Auch das
Fahrrad wirft er in den
Fluss, genauso wie eine Perücke
und einen Haartrimmer,
mit dem er vermutlich
seinen Bart verändert hat.
Für die weitere Flucht
steht ein E-Scooter der Marke
Volteboard bereit, ein
gekaufter Roller, kein Leihgerät.
Und vermutlich wäre
es dem Schützen gelungen,
sich unbehelligt abzusetzen,
hätten nicht zufällig zwei
Jugendliche am Ufer gestanden,
denen das Spektakel
suspekt vorkommt: Sie
beobachten die Blitzverwandlung
des Mannes und
rufen die Polizei.
Streifenbeamte nehmen
den mutmaßlichen Mörder
in der Nähe des S-Bahnhofs
Bellevue fest. In einer Tasche hat er ein Pulver, das es Spürhunden
erschwert hätte, die Fährte aufzunehmen.
Der Rückflug nach Russland ist noch für
dasselbe Wochenende gebucht. Vor dem
Haftrichter bestreitet der Festgenommene
die Vorwürfe – und schweigt seitdem.
Schon seltsam, dass der Profi-Killer Spezialpulver bei sich hat, das Hunden die Aufnahme einer Fährte erschwert, dann aber dermaßen leichtfertig am hellichten Tag in einem gut sichtbaren Bereich Kleidung wechselt und Beutel von einer Brücke in die Spree wirft und dass Jugendliche die Polizei (an)rufen und die so schnell vor Ort ist, um den rollerfahrenden Mörder festnehmen zu können.