Russland-Versteher proben den AufstandAußenminister Heiko Maas ließ schon kurz nach Amtsantritt durch Töne aufhorchen, die man in Bezug auf Russland von führenden Politikern der SPD schon lange nicht mehr vernommen hatte: Russland agiere „zunehmend feindselig“, habe das Völkerrecht gebrochen, unterminiere die westlichen Demokratien durch Desinformationen. Viele im Westen hätten deshalb von Russland „die Nase voll“. Den harschen Worten folgten auch Taten. Nach dem Giftgas-Angriff auf den Ex-Spion Skripal in Großbritannien, der den russischen Geheimdiensten zugeschrieben wird, schloss sich Deutschland der Ausweisung zahlreicher russischer Diplomanten aus Staaten der EU und den USA an. An eine Lockerung der gegen Russland verhängten Sanktionen ist gegenwärtig nicht zu denken. Die USA haben sie sogar verschärft.
Nicht lange dauerte es, bis die üblichen Verdächtigen aus dem Pro-Putin-Lager aufbegehrten und Maas Russlandfeindlichkeit, ja Kriegstreiberei vorwarfen: Politiker von AfD und Linkspartei stellten sich in gewohnter Manier vor den von ihnen verehrten Autokraten mit der nackten Brust. Aber auch führende Sozialdemokraten waren mit von der Partie: Manuela Schwesig, Matthias Platzeck, Siegmar Gabriel, etwas verklausulierter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Putin gibt vor, sich nur gegen die Einkreisung Russlands durch NATO und EU zu wehren. Dieses Argument hat in Wolfgang Kubicki (FDP) einen prominenten Unterstützer gefunden. In der Presse wurde er mit der Aussage zitiert: „Nicht Russland ist an die NATO herangerückt, sondern die NATO an Russland“.
Dass dieses Argument falsch ist, lässt sich leicht beweisen. Die NATO nimmt nur Staaten auf, die die demokratische Werteordnung des Bündnisses akzeptieren und die selbst demokratisch verfasst sind. Kein einziger Staat, der je der NATO beigetreten ist, wurde vom Bündnis dazu gezwungen. Entweder hat bei der Aufnahme das nationale Parlament zugestimmt oder das ganze Volk per Volksabstimmung. Die Staaten, die früher zum Warschauer Pakt gehörten (Polen, die drei baltischen Staaten, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Tschechien und die Slowakei), wollten deshalb in die NATO, weil sie der Bedrohung durch den ehemaligen „Bruderstaat“ Russland ein für alle Mal entgehen wollten. In diesen Ländern ist die „brüderliche Hilfe“ – sprich: die bewaffnete Intervention – in Ungarn, Polen und der DDR unvergessen.
Den Staaten, die Angst vor dem russischen Expansionsdrang haben, den NATO-Beitritt zu verwehren, wäre unmenschlich und ein Verstoß gegen das Völkerrecht, das den Beitritt zu Bündnissen ausdrücklich gestattet. In der „Charta von Paris für ein neues Europa“ (1990) hat sich Russland per Unterschrift verpflichtet, die territoriale Integrität und Bündnisfreiheit aller Länder anzuerkennen. Diesen Vertrag hat Russland seitdem mehrfach gebrochen.Dass die NATO durchaus Rücksicht auf Russlands Befindlichkeit nimmt, kann man daran sehen, dass sie das Beitrittsbegehren Georgiens und der Ukraine (vorläufig) abgelehnt hat. Betrachtet man die Landkarte Europas und Asiens, stellt man fest, dass kein einziger Mitgliedsstaat der NATO unmittelbar an Russland grenzt. Einzige Ausnahme ist die Exklave Kaliningrad, die sich zwischen Polen und Litauen befindet.
Von einem Heranrücken der NATO an Russland kann also schon geografisch keine Rede sein. Die Russland-Versteher zeigen auch Sympathie für das Ziel Putins, Russland wieder als Großmacht zu etablieren. Ist Russland eine Großmacht? Die Wirtschaftskraft des Landes rechtfertigt diesen Status sicher nicht. Beim Bruttoinlandsprodukt rangiert die Russische Föderation hinter Kanada und Südkorea. Selbst das krisengeplagte Italien läuft Russland wirtschaftlich den Rang ab.
Nur bei der militärischen Stärke kann Russland international mithalten, da es seit Jahren diesen Sektor finanziell massiv päppelt.
Kenner halten Russland für ein Entwicklungsland mit Atomwaffen. In der Fläche ist dieses riesige Land tatsächlich unterentwickelt. In den Dörfern der sibirischen Taiga leben die Menschen noch wie im 19. Jahrhundert. Im ganzen Land ist die Infrastruktur marode, sind Krankenhäuser und Schulen in erbärmlichen Zustand. Der Technologierückstand gegenüber dem Westen ist immens. 21,4 Millionen Russen, also 14,6 Prozent der Bevölkerung, leben unter dem Existenzminimum. Das leidensfähige russische Volk erträgt den schwierigen Alltag, weil die gleichgeschalteten Medien ihm ständig einreden, Russland sei endlich wieder Großmacht. Die feindlich gesonnene Welt müsse dies respektieren und dürfe das Land niemals mehr demütigen. Patriotische Gefühle kompensieren Armut und Hoffnungslosigkeit.
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https://starke-meinungen.de/blog/2018/0 ... #more-7533Bevor man den Autor dieses Artikels auch als " Tintenknecht " bezeichnet, wäre es der Sache und dem Forum dienlicher, wenn man versuchen würde, die von ihm geschilderten Fakten zu widerlegen.