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Würde es den Deutschen mit der D-Mark heute besser gehen?

BeitragVerfasst: 10. November 2019, 17:11
von augenzeuge
Ökonomische Nostalgiker, die besonders häufig in der AfD anzutreffen sind, empfehlen gegen die verhasste Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ein Patentrezept: Deutschland müsse bloß wieder eine eigene Währung einführen, schon würde geldpolitische Normalität einkehren. Der Geldwert bliebe stabil, der Wechselkurs genauso und, das Wichtigste, endlich würde es wieder Zinsen geben aufs Ersparte. Denn Nullzinsen, da trügt die Erinnerung die Währungsnationalisten nicht, gab es früher nie, als die Bundesbank die heimische Währung noch im Alleingang verwaltete.

Trotzdem könnten die D-Mark-Patrioten nicht ärger danebenliegen. Ihre Hoffnungen auf eine ruhmreiche Wiederbelebung der Wirtschaftswunderwährung würden enttäuscht. Geschichte lässt sich nicht wiederholen. In Wirklichkeit wäre die Bundesbank zu noch drastischeren Maßnahmen gezwungen als derzeit die EZB, um die Wirtschaft am Laufen zu halten.
Warum wäre das so?

Mit der D-Mark würde Deutschland sich nicht stärken, sondern im Gegenteil wahrscheinlich sogar in eine handfeste Wirtschaftskrise rutschen. Das ist nicht die steile These eines Journalisten, sondern das Resultat ausführlicher Studien eines Experten. Würde die D-Mark wieder eingeführt, wäre eine Finanzkrise in Deutschland nicht auszuschließen, gepaart mit einem massiven Wirtschaftseinbruch.

Das Problem: Tritt Deutschland aus der Währungsunion aus, kann es rein formal keine Forderungen gegenüber den alten Partnern geltend machen. Es würde dann allein vom Verhandlungsgeschick abhängen, ob und wie viel der ausstehenden Billion jemals ihren Weg nach Deutschland findet.

Schon als der Euro Anfang des Jahres gegenüber dem US-Dollar aufwertete, mussten manche Unternehmen ihre Umsatzprognose senken. Gäbe es eine Aufwertung nicht nur um fünf, sondern tatsächlich um 50 Prozent, wären deutsche Unternehmen im Ausland nicht mehr konkurrenzfähig. Die Unternehmen müssten ihre Geschäftsmodelle umstellen und in der Übergangszeit wohl Zigtausende Menschen entlassen, vielleicht auch dauerhaft, sollten sie ihre Produktionsstätten ins nun deutlich günstigere Ausland verlagern.
https://www.wiwo.de/politik/konjunktur/ ... 86922.html
AZ