Antifaschismus - Das Märchen vom linken Mob
Was ist gemeint, wenn von "Angriffen von links oder von rechts" die Rede ist? Oft ist das, was als "linke Hetze" gilt, bloß ein Benennen der Zustände. Zu denen zählen Morddrohungen gegen AktivistInnen. Die Leute sagen, ein Gespenst gehe um in Europa, das Gespenst des linken Mobs. Allein, dieser vermeintliche linke Mob scheint hauptsächlich in den Köpfen derer zu existieren, die Antifaschismus für "genauso schlimm" wie Faschismus halten. Während JournalistInnen, KünstlerInnen, AktivistInnen, WissenschaftlerInnen und Privatpersonen heute einer Vielzahl Angriffen von Rechten und Rechtsextremen ausgesetzt sind, gibt es immer noch und immer wieder Leute, die davon reden, dass Gewalt von Linken oder Linksextremen im Moment das eigentliche Problem sei. Obwohl sie wissen könnten, dass Gewalttaten von links deutlich zurückgegangen sind.
Diese Art der Verschiebung von Diskursen, weg von rechter Gewalt, sehen wir auch heute. Menschen, die etwa in sozialen Netzwerken darauf hinweisen, von welchen rechten Journalisten oder anonymen Accounts sie belästigt oder bedroht werden, wird vorgeworfen, sie würden nun ihrerseits gegen diese Leute "hetzen", den "linken Mob anstacheln", Leute ihren Followern "zum Fraß vorwerfen" - obwohl sie einfach nur TäterInnen benennen oder Angriffe sichtbar machen. Im Großen und Ganzen heißt das: Wehr dich nicht und halt dein Maul, wenn Nazis dich angreifen, sonst bist du genauso schlimm wie sie. Oder, wie FDP-Politiker Sebastian Czaja es mal formulierte: "Antifaschisten sind auch Faschisten". Täter-Opfer-Umkehr wie aus dem Lehrbuch.Dabei ist das, was für "linke Hetze" gehalten wird, oft einfach ein Benennen der Zustände. Wenn man Leute, die Rechte oder Rechtsextreme verteidigen - ob aus Unwissenheit oder tatsächlicher politischer Motivation - darauf hinweist, was sie da tun, dann hört man sehr schnell Verteidigungen wie: "Hören Sie auf gegen mich zu hetzen!" oder "Sie diskreditieren mich öffentlich!" Es sind oft Leute, die keine Ahnung davon haben (oder haben wollen), was etwa JournalistInnen oder AktivistInnen, die über Rechtsextreme berichten, erleben, und was tatsächliche Hetze ist: Gewaltandrohungen, Morddrohungen, Veröffentlichung von Privatadressen oder anderen privaten Informationen, sogenannte Feindeslisten und Aufrufe, die Person zum Schweigen zu bringen.Diese Form der Bedrohung von rechts nimmt zu, und wer behauptet, dass Linke angeblich genau so schlimm sind, verharmlost alles daran. Es wird auch nicht glamouröser dadurch, dass Leuten häufig nur die G20-Ausschreitungen einfallen - oder einfach Stalin -, wenn sie dann nach Beispielen angeblich so verbreiteter linker Gewalt suchen, wobei sie sich, freiwillig oder unfreiwillig, in unsympathische Nachbarschaften begeben:
Rechte suchen kontinuierlich nach Beispielen angeblich linker Bedrohung, um sich als Opfer darstellen zu können.https://www.spiegel.de/kultur/gesellsch ... 97201.htmlStellt sich die Frage ob diejenigen Träger rechten Gedankengutes, welche immer wahrheitswidrig behaupten es gäbe in der Bundesrepublik weder Meinungs- noch Pressefreiheit, nicht diesem gewaltbereiten Mob Vorschub leisten?
Wenn diese Menschen das schreiben oder sagen können, wieso können sie dann eigentlich nicht erkennen, dass sie sich damit selbst Lügen strafen?