Warum ein Massaker wie in El Paso auch in Deutschland drohtIn rassistischem Wahn schießt ein 21-Jähriger in El Paso um sich. Seine Ideologie ist weit verbreitet. Immer wieder schreiten Rechte zur Tat. Eine Analyse. Die Gefahr wächst. In den deutschen Sicherheitsbehörden ist die Sorge zu hören, das mutmaßlich rassistische Massaker in El Paso steigere das schon hohe Risiko rechter Attentate noch. Der Mord an Walter Lübcke und die Schüsse auf einen Eritreer im hessischen Wächtersbach animierten bereits Rassisten zu Nachahmertaten, sagt ein hochrangiger Sicherheitsexperte, jetzt komme noch El Paso hinzu.
„Die Nachfrage nach rechter Hassideologie“ sei in Teilen der Gesellschaft hoch und werde von AfD, Identitären und anderen Rechten geschürt.Die Behauptung, es sei ein „großer Austausch“ zugunsten von Migranten im Gange, ist eine zentrale Parole der Identitären Bewegung in Deutschland und anderen Ländern. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die deutschen Identitären im Juli als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“ eingestuft und vom Verdachtsfall zum klassischen Beobachtungsobjekt hochgestuft.Der australische Massenmörder Brenton Tarrant war ein Sympathisant der Identitären. Er spendete 2018 dem Anführer der Bewegung in Österreich und Deutschland, Martin Sellner, 1500 Euro.
Ist ein Anschlag wie in El Paso auch in Deutschland möglich?Er ist nicht nur möglich, es gab bereits eine vergleichbare Tat. In München schoss am 22. Juli 2016 der junge Deutsch-Iraner David Sonboly gezielt auf Personen, die er für Migranten hielt. Neun Menschen starben. Die Opfer waren eine Türkin, zwei junge Deutschtürken, ein Grieche, ein Kosovare, zwei deutsche Jugendliche, deren Familien aus dem Kosovo stammen, sowie zwei junge Männer aus der Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma. Als die Polizei näherkam, erschoss Sonboly sich selbst.
Der Deutsch-Iraner hasste Migranten, ein Grund für seine Radikalisierung war offenbar Mobbing, das er in der Schulzeit erlitten hatte. Auf einer Computerfestplatte hinterließ der Attentäter ein Manifest, in dem er über „ausländische Untermenschen“ schwadroniert.
Am 22. Juli 2019, dem achten Jahrestag von Breiviks Doppelanschlag, feuerte der Rassist Roland K. in der hessischen Kleinstadt auf einen Eritreer. Das Opfer erlitt einen Bauchdurchschuss und überlebte nur knapp. Der Täter hatte nach Personen mit dunkler Hautfarbe gesucht, um sie zu töten. Vier Stunden nach der Tat tötete sich K.Rechtsextreme Anschläge auf Migranten haben die Bundesrepublik schon mehrmals erschüttert. Die Terrorzelle NSU erschoss von 2000 bis 2006 acht Menschen türkischer Herkunft und einen Griechen. Mit drei Bombenanschlägen in Nürnberg und Köln wollten die Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zusätzlich Angst und Schrecken verbreiten, vor allem bei Türken. Auch nach dem dramatischen Ende des NSU 2011 brach der Terror nicht ab.
Ein Beispiel: die Gruppe „Oldschool Society“ plante einen Angriff auf ein Flüchtlingsheim in Sachsen, die Polizei konnte die Rechtsextremen im Mai 2015 gerade noch rechtzeitig festnehmen. Eine neue Qualität ist hingegen der Anschlag auf Walter Lübcke. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik starb ein Politiker bei einem rechtsextremen Attentat. Sicherheitskreise befürchten, dass der Hass auf Lübcke, der danach im Internet aufflammte, Rechtsextremisten zu weiteren Anschlägen auf missliebige Demokraten animiert.https://www.tagesspiegel.de/politik/der ... 70008.htmlDiejenigen die hier gerne, gezielt und rassistisch hetzen, sollten einfach einmal darüber nachdenken, in wie weit sie sich indirekt an solchen Verbrechen mitschuldig machen, bzw. schon gemacht haben.
Oder reichen ca. 300 von Rechtsextremen getötete Menschen noch nicht?