150 Jahre Friede von Frankfurt

150 Jahre Friede von Frankfurt

Beitragvon pentium » 8. Mai 2021, 15:31

Der Frankfurter Frieden von 1871 – Der erste Friedensschluss des jungen deutschen Kaiserreichs
Insbesondere die Gebietsverluste und die Höhe der Reparationen wurden in Frankreich als demütigend empfunden und hinterließen Spuren in der kollektiven Erinnerung der Franzosen. In Deutschland wurde der Erwerb Elsass-Lothringens hingegen überwiegend positiv aufgenommen. Die ersten Worte des auf Französisch verfassten Vertragstextes bezeichnen den Namen des Mannes („Der Fürst Otto von Bismarck-Schönhausen, Kanzler des Deutschen Reichs“), dem es schließlich gelungen war, durch diplomatische Bemühungen den Krieg zugunsten des deutschen Kaiserreichs zu beenden.

Wenn Bismarck heute überwiegend als pragmatischer Politiker und vorausschauender Diplomat betrachtet wird, hat dies auch mit dem Deutsch-Französischen Krieg zu tun, welcher als letzter der drei „Einigungskriege“ die Einheit Deutschlands unter der Führung Preußens bewirkte.

Der Gewinn der beiden Provinzen Elsass und Lothringen war ein großer Triumph für die Deutschen, schließlich war es der erste große militärisch-politische Erfolg des noch jungen Kaiserreichs. Der Sieg über Frankreich bildete das Fundament für den neuentstandenen Staat. Parallel zu der deutschen Euphorie erlitten die Franzosen mit der Kaiserproklamation in Versailles und den Gebietsverlusten eine der größten Demütigungen ihrer Geschichte. Die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ hatte nach den napoleonischen Feldzügen und den Befreiungskriegen einen weiteren Höhepunkt erreicht.

Otto von Bismarck war sich der Tatsache bewusst, dass Frankreich mittelfristig nicht als Verbündeter zu gewinnen war, es war aus deutscher Sicht eher eine militärische Revanche zu befürchten. In Anbetracht dieser Ausgangslage legte es Bismarck außenpolitisch auf eine Isolation Frankreichs an, die er in seiner Amtszeit als Reichkanzler durch eine geschickte Bündnispolitik auch durchsetzen konnte. Doch nach dem Ende der Ära Bismarck 1890 wandten sich seine Nachfolger von dessen Politik der „Saturiertheit“ ab.

Der Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 bietet noch heute ausreichend Stoff für kontroverse Diskussionen. Hätten die Deutschen auf Elsass-Lothringen verzichten sollen? Musste die Kaiserproklamation unbedingt im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles durchgeführt werden? War Bismarck durch seine Friedensbedingungen möglicherweise sogar der Wegbereiter für einen zukünftigen Konflikt in Europa?

https://www.bismarck-stiftung.de/2016/0 ... serreichs/
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Re: 150 Jahre Friede von Frankfurt

Beitragvon Gerd Böhmer » 8. Mai 2021, 20:06

Nabemd,

Sagen wir es einmal so, Bismarck und sein Umfeld haben mit der Verkürzung der Emser Depesche den Grundstein gelegt. "Der König hat dem Herren Botschafter nichts weiter mitzuteilen"- Das konnte Napoleon III nicht auf sich sitzen lassen. Damit hatte Bismarck sein Ziel erreicht, die süddeutschen Staaten auf die preussische Linie zu bringen, "damit ist die deutsche Einheit gemacht". Mit der Kaiserkrönung in Versailles sollte Frankreich gedemütigt werden, ebenso mit den 3 Mrd. Goldfranken Reparationszahlungen - löste erst die Gründerjahre und zehn Jahre später den Gründerkrach aus. Aber ich stimme Deinem Satz "Doch nach dem Ende der Ära Bismarck 1890 wandten sich seine Nachfolger von dessen Politik der „Saturiertheit“ ab" voll zu, denn erst Willy II hat es dann eskalieren lassen. 1914 war dann Alles zu spät und die versippten Herrscherhäuser Europas hatten endgültig die Kontrolle verloren. Nach dem ersten Weltkrieg war dann der Versailler Frieden die Ursache für die Ereignisse bis 1945. An der Stelle hatten die westlichen Demokratien spätestens in den Jahren 1938 und 1939 die Zeichen der Zeit nicht erkannt und ihrerseits versagt.
MfG Gerd Böhmer,
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