AkkuGK1 hat geschrieben:@Beethoven vergiss aber auch nicht die vielen Fehleinschätzungen von Offizieren und Generälen, wo jeder MasterSarge den Ausgang vorhersagen konnte. Und die heutige Zeit kannst du mit damals überhaupt nicht mehr vergleichen, da der Soldat (Wehrpflichtige) heute eine bessere Ausbildung als der Offizier haben könnte...
Na, die heutige Zeit mit der Zeit vor 30 Jahren werde ich nicht vergleichen. Dafür ist die Technik zu weit fortgeschritten.
Rein militärisch gesehen, bezweifle ich, dass der Soldat besser ausgebildet ist als der Offizier.
Wenn Du allerdings das allgemeine Wissen meinst, dann kann ich Dir nicht widersprechen. Der promovierte Physiker im Soldatenstand hat ganz sicher einen höheren Ausbildungsstand und mehr Lebenserfahrung als der junge Offizier.
Trennung
Der Sergant kann allerdings nur was vorher sagen, wo er Durchblick hat. Das mag auf Zug-. Kompanie- und vielleicht noch auf Bataillonsebene klappen. Also auf unterster taktischer Ebene. Gerade die alten Uffze haben oft große Erfahrung und jeder junge Offizier ist gut beraten, den alten Haudegen zu zuhören und deren Rat ernst zu nehmen.
Bei größeren Truppenkontingenten dürfte dem alten, erfahrenen Uffz. der Überblick fehlen.
Na und wenn Fehler gemacht werden, ist gerade innerhalb eine bewaffneten Auseinandersetzung der Schaden irreparabel und kostete oft genug Menschenleben.
Aus der Perspektive des altgedienten Uffz. mag manche Entscheidung wie ein Fehler aussehen. Mit dem Blick aufs Ganze ist jedoch ein gewisses Ziel erreicht worden, welches der vorgesetzte Kommandeur erreichen wollte. Das kann der Uffz. nicht erkennen, weil ihm der Überblick fehlt.
Beispiel: Gefechtsaufklärung - wird ab Kompanie oder Bataillon gemacht. Befohlen immer von einem Kommandeur, der mindestens zwei Stufen höher steht als die in der Gefechtsaufklärung handelnde Einheit.
Die an der Gefechtsaufklärung beteiligten Truppen haben oft hohe Verluste und dem Uffz. der gar nicht weiß, dass gerade sein Bataillon die Einheit ist, die die Gefechtsaufklärung durch führt, begreift natürlich nicht, warum dieser Angriff mit begrenztem Ziel überhaupt durchgeführt wird und das halbe Bataillon aufgerieben wird.
Zur selben Zeit wo dieser begrenzte Angriff läuft, liegen im Verteidigungsabschnitt des Regimentes, welche die Hauptrichtung in einem Durchbruchsgefecht der Division zu führen hat, bis zu 109 Aufklärungsorgane und registrieren jede feindliche Waffe mittels direkter- und indirekter Beobachtung. Denn nur so kann sich der höhere Kommandeur ein klares Lagebild schaffen und in der anschließenden Feuervorbereitung vor dem Durchbruchsgefecht, bis 90 % der gegnerischen Waffen aufklären, die auf seine angreifenden Truppen wirken können und diese unmittelbar vor dem Durchbruchsgefecht niederhalten oder vernichten.
All das ist heute etwas anders.
Erstmal haben wir in der Zeit der asymetrischen Auseinandersetzungen kaum noch geschlossene Fronten.
Zweitens werden, wenn sich heute zwei etwa gleichwertige Heere gegenüber stehen, hauptsächlich Begegnungsfgefechte geführt und
drittens, sind die heutigen Aufklärungsmöglichkeit eben um 30 Jahre weiter als einst. Die Drohne und Satelliten sind jedem bekannt aber es gibt noch ganz andere Aufklärungs- und Aufklärungs-Schlagkomplexe, die eine gewaltsame Aufklärung gar nicht mehr nötig machen.
Und wir wollen doch mal genau hinschauen. Es gibt im bewaffneten Kampf immer einen Sieger und einen Verlierer.
Dem Kommandeur der nun auf der Verliererseite steht zu unterstellen, er habe Fehler gemacht, ist leicht. Aber entspricht es immer der Tatsache?
Im Gegensatz dazu dem Kommandeur der Gewinnerseite hingegen "null Fehler" in der Truppenführung und der Umsetzung seiner Entschlusses zu bescheinigen, ist genauso falsch.
Beispiel: Seelower Höhen - Shukows Truppen haben die Seelower Höhen überwunden. Er stand mit seiner Front vor den Toren Berlins. Jedoch die Verluste waren ungleich hoch und hätten mit besserer Planung, besserer Aufklärung des Gegners, des Geländes, der Beachtung der Witterungsbedingungen und vielen anderen Faktoren, mit viel, viel weniger Opfern innerhalb seiner Front auch erreicht werden können.
Ich könnte jetzt noch die Handlungen einer OMG (operative Manövergruppe) erläutern, die im II. WK erstmals durch die Wehrmacht mit gepanzerten, schnellen Truppen praktiziert wurde (die Mongolen unter Dschingis Khan machten das auch schon zu Pferde) aber das würde wohl zu weit führen.
Hier, auf den Seelower Höhen, hat der Oberkommandierende der siegreichen Truppen so viele (heute sagen wir) Fehler gemacht, dass er eigentlich vor ein Kriegsgericht gehörte. Aber das war eben für den "großen Sieg" nicht entscheidend. Auch wenn 1000-e russische Mütter ihre Söhne kurz vor dem Sieg über den Faschismus und völlig sinnlos, beweinen.
Freundlichst