Vorwürfe von rechten Blogs Gewalt gegen Christen verschwiegen?

Vorwürfe von rechten Blogs Gewalt gegen Christen verschwiegen?

Beitragvon Interessierter » 21. März 2019, 10:21

Nach dem Anschlag auf Muslime in Christchurch verweisen rechte Blogs auf Gewalt gegen Christen in Nigeria. Diese würde "verschwiegen". Tatsächlich ist der Dauerkonflikt in Nigeria aber nicht religiös motiviert.

"120 Christen in Nigeria ermordet - Medien schweigen", schreibt die Seite "Kath.net"; "Fulani-Islamisten ermorden 120 Christen in drei Wochen" - das berichtet die Internet-Seite "Epoch Times". Ähnliche Schlagzeilen sind seit dem Anschlag auf Muslime in Christchurch in verschiedenen rechten Blogs zu lesen. Viele behaupten, weltweit würde um Muslime getrauert, während Morde an Christen verschwiegen würden.

Als Basis für viele solcher Artikel und Kommentare in sozialen Medien dient das rechte Nachrichtenportal "Breitbart", das am 16. März berichtete, militante Muslime hätten in Nigeria innerhalb von drei Wochen 120 Christen getötet. "Breitbart" bezeichnete die Angreifer als Dschihadisten, also muslimische "Gotteskrieger".

Das US-Magazin beruft sich dabei wiederum auf die nigerianische Zeitung "The Guardian", die bereits am 27. Februar über Gewalttaten in dem Land berichtet hatte. Allerdings ist in dem Artikel nicht von Christen und Muslimen die Rede, sondern von einem Konflikt zwischen Bauern und Fulani-Nomaden. Auch die Zahl 120 taucht dort nicht auf.

"Mord und Totschlag, seit Jahren schon"

ARD-Korrespondent Jens Borchers schätzt die Lage ähnlich ein. Im Januar hatte er zuletzt über den Konflikt zwischen den Fulani-Nomaden und den Bauern berichtet:

Nomadische Viehzüchter suchen Gras und Wasser für ihre Tiere. Die ansässigen Bauern bauen Getreide und Früchte auf ihren Feldern an. Dafür brauchen sie die knappen Ressourcen Wasser und Land. Die Folge: Mord und Totschlag, seit Jahren schon, und wütende Proteste.

Was die rechten Blogs nicht erwähnen: Die Gräueltaten richten sich nicht nur gegen die Bauern, sondern auch gegen die Fulani-Nomaden. Beide Seite bewaffneten sich zunehmend, berichtet ARD-Korrespondent Borchers. Milizen hätten sich gebildet, es sei schon längst kein lokal begrenzter Konflikt mehr: 17 nigerianische Bundesstaaten sollen betroffen sein.

"Wegen Fake News sterben Menschen"

Es handelt sich also um eine Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Dazu wird die angespannte Situation noch durch Fake News angeheizt. Gezielt werden Fotos von anderen Verbrechen geteilt, die Polizei in Nigeria gibt Facebook eine Mitschuld an der Eskalation: Zwar seien Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen älter als das soziale Netzwerk, doch hätten die dramatischen Aufnahmen zur Eskalation beigetragen. "Wegen Falschmeldungen auf Facebook sterben Menschen", sagte der Sprecher.

http://faktenfinder.tagesschau.de/ausla ... a-465.html
Interessierter
 

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