Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit
Was ein Zeitzeuge Königsbrunner Realschülern über sein Leben in der DDR berichtet. Sicher ist es nicht immer einfach für Lehrer wie Schüler Geschichtsstoff aufzuarbeiten und je nach Thematik und Zeitschiene scheint es fast undenkbar. So ist es wohl auch mit dem Kapitel des ehemaligen zweiten deutschen Staates und dem Vermitteln wie das Leben unter dem totalitären System wirklich war. Da ist es wertvoll, wenn Menschen wie Horst Savelsberg sich als Zeitzeugen zur Verfügung stellen und von ihrem Leben berichten und von dem erlittenen Unrecht erzählen. Deshalb lädt die Realschule Königsbrunn seit Jahren Zeitzeugen ein, um ihren Schülern einen Eindruck aus dieser Zeit zu ermöglichen.
Obgleich die Wiedervereinigung beider Staaten erst knapp eine Generation zurückliegt, verwischt sich aufgrund von Normalität und Alltag einiges und es droht das Vergessen. Denn obwohl es durch viele verschiedene mediale Formen und bei den unterschiedlichsten Plattformen reichlich Möglichkeiten zur Information gibt, muss ja zunächst die Motivation dafür geweckt sein. Die Geschichtslehrer Marcus Lachmund und Renate Paap erklären im Gespräch mit unserer Zeitung, dass kein Zehntklässler aus dem Geschichtsunterricht gehe, der sich nicht mit den schlimmsten Kapiteln Deutschlands, der Nazizeit wie auch dem totalitären System der DDR, intensiv auseinandersetzen musste
. Es sei für junge Menschen, die hier in Freiheit groß würden nahezu unvorstellbar, dass man auch als Jugendlicher bespitzelt wurde. Oder dass bereits Kleinkinder kontrolliert wurden, ob sie zuhause Westfernsehen gesehen hatten, indem man sie die Uhr malen ließ, die bei den Nachrichten nach dem Sandmännchen kam. Tatsächlich befragten die Königsbrunner Schüler Horst Savelsberg, der seinen Werdegang und seine Erinnerungen sehr lebendig und am Konkretem vortrug, vor allem zu Alltagsthemen. Wie die Atmosphäre in der Schule gewesen sei? Ob er persönlich Freunde gehabt habe, die ihn verraten hatten? Wie er seine Freizeit verbracht hatte, welche Musik er gehört habe?
Ein offizielles und ein inoffizielles Leben gelebtStaunen, Ungläubigkeit und auch etwas Beklommenheit ist aufseiten der Zehntklässler bei der Begegnung zwischen dem Zeitzeuge und ihnen zu spüren, während sie Savelbergs Schilderungen aber aufmerksam zuhören. Er liefert nicht nur einen starren Bericht über das System und die Auswüchse ab, sondern betont anhand seines Lebens auch die Ohnmacht, die man verspürte, denn man habe doch genau gewusst, dass vieles gar nicht stimmte, was über die Propaganda verbreitet. „Wir lebten ein offizielles und ein inoffizielles Leben“ betont er.
Savelsberg verbrachte bis zum Mauerbau regelmäßig die Ferien bei seiner Großmutter in Aachen und praktizierte in der DDR den katholischen Glauben – schon deshalb stand die Familie früh unter Beobachtung: „Ich war Ministrant und stand freiwillig mehrmals die Woche auf, um noch vor der Schule der Messe beizuwohnen“, erzählte er den Schülern. Sehr früh hatte er die andere Welt im Westen kennengelernt und gehofft, dass die Eltern, die ursprünglich von dort stammten, wieder zurückziehen würden.
Den Königsbrunner Schülern gegenüber unterstreicht er dabei, dass es ihm nicht um den Konsum ging.
„Ich wollte die Freiheit. Freiheit selbst zu entscheiden was ich studiere, wo ich wohne, wo ich in Urlaub fahre, Freiheit nicht nur in meinem Kopf, sondern im gesamten Dasein“. Manchen Schülern ist nach den zwei Stunden anzumerken, dass sie mit Betroffenheit den Klassenraum verlassen.
https://www.augsburger-allgemeine.de/sc ... 33996.htmlSchon merkwürdig, dass es Menschen gibt, die fragen was man unter Freiheit versteht....