ich merke schon, es ist ein thema zu dem keiner etwas sagen möchte. warum nur, betrifft es doch alle und jeden.
klar, ist kein thema über die ddr und die stasi, eher ein aktuelles und uns alle betreffendes.
"... Wie die Kirche sich von den Heiden finanzieren lässt
15.11.2010 · Die Kirchen leben längst nicht nur von der Kirchensteuer. Das meiste Geld, das Bischöfe und Pfarrer ausgeben, kommt vom säkularen Staat. Vieles fließt aber nicht unmittelbar an die Kirchen als Körperschaften, sondern an Hilfswerke, Bildungseinrichtungen und Stipendienprogramme.
„Wo Kirche drauf steht, ist meistens der Steuerzahler drin“
Nur zwei Drittel der Steuerzahler gehören einer christlichen Kirche an - aber alle Steuerzahler zahlen. So bleibt die finanzielle Basis der Kirchen stabil, mag die Mitgliederbasis auch schrumpfen: 2008 traten fast 170.000 Protestanten und gut 120.000 Katholiken aus.
Alles haltlos, lächerlich, unseriös - mehr wollen die Kirchen zu den Rechnereien am liebsten gar nicht sagen. Frerk sei Mitglied der Humanistischen Union, dieser linken, antiklerikalen Organisation, was könne man von ihm anderes erwarten als Propaganda? Ignorieren können die Kirchen den Störenfried trotzdem nicht.
Der beteuert, er habe nichts dagegen, dass der Staat die Kirchen bezahlt. Nur sollten die Bürger das wissen. "Wo Kirche drauf steht, ist meistens der Steuerzahler drin." Krankenhäuser hießen Sankt Marien, aber den Löwenanteil der Kosten brächten die Kassen auf. Kindergärten in katholischer oder evangelischer Trägerschaft fördere der Staat mit 3,9 Milliarden Euro im Jahr. Gerade haben der Autor und seine Frau 622 Exemplare seines Buchs in Pakete gepackt: Ein Buch für jeden Bundestagsabgeordneten. Auch ihnen wolle er die Augen für den "Etikettenschwindel" der Kirchen öffnen, sagt der Politologe. "Sie sagen, dass die Kirchensteuer es ihnen erlaubt, ohne staatlichen Einfluss Gutes zu tun", sagt Frerk. "Tatsächlich werden diese Wohltaten nur zu einem Bruchteil von der Kirchensteuer finanziert und vor allem von der Allgemeinheit. Für das Bischöfliche Hilfswerk Misereor bringe die katholische Kirche nur 5 Prozent der Kosten auf, sagt Frerk, und der Evangelische Entwicklungsdienst sei zu weniger als einem Drittel evangelisch bezahlt.
Gilt das allgemein? Es ist schwer, sich von Kirchenfinanzen ein Bild zu machen. Zu verzweigt sind die Kirchen mit ihren Bistümern, Hilfswerken und Vereinen. Manche Zahlen hat Frerk aus öffentlichen und kirchlichen Haushaltsplänen destilliert, anderswo hat er geschätzt oder hochgerechnet. Was jedenfalls stimmt: Die offiziell veröffentlichten Haushaltspläne etwa der EKD oder der katholischen Bistümer verschweigen die ganze Bandbreite der Staatszuwendungen. Auch das Internetportal der evangelischen Kirche enthält zwar detaillierte Angaben über Ausgaben, weniger dagegen über Einnahmequellen.
Diese Darstellung wäre auch kompliziert. So fließen viele Staatsleistungen nicht unmittelbar an die Kirchen als Körperschaften, sondern an Hilfswerke, Bildungseinrichtungen, Stipendienprogramme. Dann fallen die Leistungen in unterschiedlichste Kategorien: Es gibt Zuschüsse für neue Orgeln oder Altäre, die mal freiwillig sind und mal geschuldet sind, mal von der Stadt bezahlt, mal vom Land und mal vom Bund.
Kirche: Der Staat vergütet Leistungen der Kiche
"In vielen Fällen sind die Zahlungen eine Vergütung für Leistungen der Kirche", sagt der Sprecher der EKD. Sie lasse dafür Kinder betreuen, Alte pflegen, stelle Soldatenseelsorger und Religionslehrer. "Leider rechnen die Kritiker selten aus, wie teuer es den Staat käme, all dies komplett selbst zu erledigen."
Ein Großteil der Unterstützung wird den Kirchen auch gar nicht ausgezahlt: Der Staat erlässt ihnen auch viel. Kirchliche Einrichtungen zahlen keine Steuern auf Zinserträge oder Immobilien, und sie zahlen keine Gebühren für eine Baugenehmigung, für den Notar, für ein Gericht oder für Sendezeit in öffentlich-rechtlichen Medien. Sie sparen sich auch den Aufwand, ihre "Mitgliedsbeiträge" selbst einzutreiben - nur in Bayern existieren kirchliche Steuerämter. So sparen sie 1,8 Milliarden Euro, sagt Frerk. Da falle die Aufwandsentschädigung, die der Staat für den Einzug der gut 9,4 Milliarden Euro Kirchensteuer erhält, für die Staatskasse kaum ins Gewicht. Umso mehr aber die volle Absetzbarkeit der Kirchensteuer - sie koste 3 Milliarden Euro jedes Jahr.
Wie Peanuts sehen daneben die etwa 450 Millionen Euro aus, welche die Kirchen jedes Jahr von den Bundesländern verlangen. Aber diese "Dotationen" genießen mehr politische Aufmerksamkeit, weil sie zum Teil auf jahrhundertealten Ansprüchen der Kirche beruhen. So wird die katholische Kirche noch immer für Enteignungen aus der Zeit der Säkularisation entschädigt, als die weltlichen Herrscher ihnen Ländereien entzogen. Im Fall der Protestanten datieren viele Rechte von 1919, als das Ende der Preußischen Staatskirche kam. Stets versprachen die Fürsten, im Gegenzug Kirchengebäude zu erhalten und Personal zu versorgen - ohne zeitliche Grenze. Heute beliefen sich allein die Verwaltungskosten für diese Dotationen auf 8 Millionen Euro im Jahr, sagt Frerk.
Da viele Uralt-Verträge heutige Landesgrenzen sprengen, teilweise überarbeitet, abgelöst, aufgehoben oder ergänzt wurden, bilden sie ein Gestrüpp, das wenige Kirchenjuristen durchblicken. Aber eines sagen alle: Mal eben kündigen geht nicht. Ein Verkehrssünder könne sein Opfer auch nicht eine Weile lang entschädigen und dann sagen: "Jetzt reicht's! Das wird zu teuer."
Aber die Länder könnten sich freikaufen, heißt es, etwa mit einer Einmalzahlung. Aus den Erträgen des Kapitals könnte die Kirche dann alle Kosten bestreiten. Eigentlich müssten die Länder darüber verhandeln, das schreibt die Weimarer Reichsverfassung vor, die in dieser Hinsicht bis heute gilt. Tatsächlich hatten Politiker aus dem Saarland, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen angekündigt, man werde mit der Kirche verhandeln. Passiert ist bisher wenig. Nur in Schleswig-Holstein laufen Gespräche, vorerst nur auf Arbeitsebene, bestätigte das Kultusministerium. Aber das erste offizielle Treffen zwischen dem Staatssekretär und Kirchenvertretern soll noch vor Weihnachten stattfinden. ..."
quelle:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/violettbuch-kirchenfinanzen-wie-die-kirche-sich-von-den-heiden-finanzieren-laesst-1613336.htmlgruß vs