Die Elbe und die Weindörfer

Geschichte und Geschichten einer Landschaft

Die Elbe und die Weindörfer

Beitragvon pentium » 6. September 2015, 16:35

Eben Flußauf und ab....

lilienstein.jpg

Blick vom Lilienstein auf Königstein

Die Mark Meißen zu erleben, heißt natürlich auch, ihren natürlichen Reiz zu erleben. Vor allem eines ihrer reizvollsten Landschaftsmerkmale: die Elbe.
Elf Quellen sollen ihr den Namen gegeben haben. Die Elbe (tschechisch: Labe, lateinisch: Albis) ist der dem tschechischen Teil des Riesengebirges in 1400 Meter Höhe entspringender von vielen Nebenflüssen gespeiste, mit vielen Kanälen verbundene und in die Nordsee mündente drittgrößte mitteleuropäischer Strom mit einer Gesamtlänge von 1165 Kilometern. Eben ein bemerkenswerter Strom. Darum einige Bemerkungen wert, zumal, wenn es um Meißens Mark geht.
Denn die Elbe fließt auf über einem Zehntel ihrer Länge durch jenen ehemaligen Mark-Meißen-Raum. Bei Bad Schandau (Schmilka) strömt sie herein und erst bei Dommitschtzsch wieder hinaus und dies fällt ihr schwer genug, sagt somindestens dieser Vers:

Warum ist denn die Elbe
Bei Dresden so gelbe?
Se schämt sich ze schände,
Sie muß aus'm Lande,
Aus'm Lande so scheene,
So niedlich und kleene;
Denn gleich hinter Meißen,
Pfui Spinne, kommt Preißen!"

Die Nachbarn werden es nachsehen. Zumal etwas Wahres in dem Spruch steht. Vereinen Strom und Raum sich hier doch zu einer Symbiose landschaftlicher Schönheit, ob nun Elbsandsteingebirge, das barocke Dresden, die Weinberge um Meißen oder das Torgauer Gebiet.
Adrian Zingg und Caspar David Friedrich hielten die Landschaft mit ihren Zeichenstiften fest, E.T.A. Hoffmann ließ seinen "Goldenen-Topf"-Studenten Anselmus "die goldgelben Wellen des schönen Elbstromes" schauen, und Carl-Maria von Weber streifte hier musikalisch "durch die Wälder, durch die Auen...
Jene Auenwälder zogen sich seinerzeit auch und gerade im Mark-Ursprungsgebiet Meißen noch bis zum Strom hinunter, bedeckten gemeinsam mit Schwemmland-, Ufer- und Altwassergesellschaften den Uferstreifen. Heute weist die Uferzone andere Vegetationsarten auf.
pieschen.jpg

Im Pieschener Winkel. Zeichnung von Adrian Zingg

Wenn auch der Strom, zumeist zumindestens, sich von seiner besten Seite zeigt, nicht frostig-winterlich daherkommt, Eisschollen schiebt oder, wie 1655, 1798, 1845, 1909 und 1963, ganz zufriert, und wenn er nicht frühjahrsfrech über sein Bett hinausdrängt und sein Schmelzwasser das Land bedrängt, weil sein mittlerer Wasserdurchlauf von 322 Kubikmetern pro Sekunde in Hochwasserzeiten auf das 10-15fache ansteigt- wie man das in jener Jahreszeit von ihm kennt.
elbtal.jpg

Blick in die Landschaft der Sächsischen Schweiz

Der Naturkundler Christian Gottlieb Pötzsch, beschreibt in seiner dreibändigen "Chronologischen Geschichte der großen Wasserfluten des Elbstromes seit tausend und mehr Jahren" 188 Elbehochwasser beschreibt - 13 Fluten vom 6.Jahrhundert bis zum Jahre 1000, 12 Hochwasser im 11.Jahrhundert, neun im 12. acht im 13. 15 im 14. 31 im 15. 45 im 16. 27. und 28 Hochfluten im 18. Jahrhundert.

quelle: Heinz Weise, Mark Meißen

mfg
pentium
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Elbe und die Weindörfer

Beitragvon pentium » 9. September 2015, 17:55

Die Elbe und die Weindörfer
Part 2
neusatdt.jpg

Auf den Neustädter Elbwiesen

Das erste urkundlich erwähnte Elbhochwasser fand der Chronist im Jahre 590 in einer Nachricht über eine ausgebrochene Pest. Danach beginnt eine regelrechte Flut von Berichten. Beschrieben wird dabei der Eisaufbruch der Elbe im Frühjahr 1318, der zu großen Schäden an der Dresdner Elbbrücke führte.
Zum Bau einer gewölbten Steinbrücke gewährten Papst Johann XXII. und der Meißner Bischof Johannes I. dann 80 Tage Ablaß, die das Werk unterstützten.
Ab 1431 werden für die folgenden fünf Jahre Überschwemmungen gemeldet, wobei das Wasser bei der Juliflut von 1432 in Pirna bis an den Oberteil des Elbtores reichte. Das 16. Jahrhundert begann im August 1501 dann mit solch außergewöhnlicher Wasserflut, dass man sie nachträglich in Meißen im Stein markierte. An einem Eckhaus auf der Elbgasse war die Inschrift zu lesen:
„Die Elbe war so groß. Das sie sich bis hier ergos – im Jahre 15.0.1“
Als letztes großes Hochwasser schildert der Fluten-Chronist das vom Februar 1799. Nicht mehr erlebt hat Pötzsch das große Elbhochwasser von 1845.
Der Winter 1844/45 zeichnete sich durch dauerhaft niedrige Temperaturen und hohe Schneemengen aus. Ein Maximum war im Februar 1845 erreicht. Ab dem 20. Februar war die Elbe mehrere Wochen lang zugefroren. Die Stärke des Eises betrug bis zu 1,50 Meter. Am ersten Osterfeiertag, dem 23. März 1845, änderte sich die Lage durch mildere Luft, die in Verbindung mit starkem Regen zu Tauwetter führte. Der Elbpegel stieg binnen kurzer Zeit deutlich an. Die einsetzende Schneeschmelze im Riesengebirge, Isergebirge, Fichtelgebirge, Böhmerwald und im Erzgebirge verstärkte den Prozess. An der Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz brach am 27. März 1845 gegen 11 Uhr das Eis auf, im weiter stromabwärts gelegenen Dresden einen Tag später um 7 Uhr morgens. Starker Eisgang behinderte den Abfluss und führte zu großen Aufstauungen.
Der später rekonstruierte Pegelstand 877cm. Diesen tosenden Wasser und Eismassen musste sich schließlich Dresdens Elbbrücke ergeben: kurz vor 19 Uhr versank der Kruzifix-Pfeiler in den Hochfluten.
brücke.jpg

Einsturz des Kruzifix-Pfeilers am 31. März 1845

Wie ihnen begegnen?
Ab 1861 begannen Regulierungsarbeiten am gesamten Flusslauf. Dabei verschwanden im sächsischen Abschnitt fast alle der als „Heeger“ bezeichneten Elbinseln. Die zumeist sehr unregelmäßigen Uferlinien wurden begradigt, wodurch sich die Strömungsgeschwindigkeit vergrößerte und das Flussbett vertiefte. Dies wiederum erhöhte die Durchflusskapazität und verbesserte die Schiffbarkeit. Im Jahre 1865 wurde die Breite der Elbe und der Elbwiesen in Dresden festgelegt und das Gebiet vor Bebauung geschützt. Unter dem Eindruck des Hochwassers schlug der Vermessungsinspekteur Karl Pressler vor, das Flussbett der Weißeritz nach Westen zu verlegen, um die Dresdner Friedrichstadt flutsicherer zu machen. Dadurch hatte das Hochwasser auch Auswirkungen auf die Neuanlage des Eisenbahnknotens Dresden sowie den Bau der Bahnstrecke Dresden–Děčín (Tetschen-Bodenbach), die als Elbtalbahn etwa einen Meter über der 1845 beobachteten Scheitellinie verläuft.
Seit dem 1861 begonnenen Flussausbau hat sich die Elbe bei Dresden, bedingt durch die höhere Strömungsgeschwindigkeit und die damit verbundene stärkere Erosion, um 90 Zentimeter tiefer ins Flussbett eingeschnitten. Deshalb legte man am 1. Januar 1935 den Nullpunkt des Dresdner Elbpegels neu bei 102,68 m ü. NN fest.
elbe3.jpg

Elbe mit geschlossener Eisdecke im Winter 1929

Das Hochwasser 1845 wies in Dresden eine signifikant höhere Durchflussmenge auf als das Elbhochwasser 2002, doch blieb der Pegelstand etwas niedriger. Während am 31. März 1845 etwa 5700 m³/s Elbwasser durchflossen und nur zu einem Pegel von 8,77 Metern führten, hatte der maximale Durchfluss von 4680 m³/s vom 17. August 2002 einen Pegel von 9,40 Metern zur Folge. Der mittlere Durchfluss liegt in Dresden bei etwa 320 m³/s, der mittlere Pegel bei 1,98 Metern. Der absolute Wasserstand war 2002 in der Innenstadt jedoch fast identisch mit dem von 1845, was mit der 1935 erfolgten Neufestlegung (Absenkung) des Pegelnullpunkts zusammenhängt.
Pegelstände hängen wesentlich vom Abfluss ab. Die Strömungsgeschwindigkeit und das Durchflussprofil haben Einfluss auf diese Größe. Das Durchflussprofil und dadurch auch die Strömungsgeschwindigkeit haben sich in Dresden in den mehr als anderthalb Jahrhunderten, die zwischen diesen beiden Katastrophen liegen, durch den im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Flussausbau und die Bebauung von Überschwemmungsgebieten verändert. Die Bebauung der Retentionsflächen oder deren Abtrennung durch Dämme und Deiche schränkt das einem hochwasserführenden Fluss zur Verfügung stehende Stauvolumen ein. Dies hat zur Folge, dass weniger Wasser gespeichert werden kann, das Wasser schneller durchfließt und sich die Flut weiter flussabwärts ergießt. Standen 1845 noch 3093 Hektar des heutigen Dresdner Stadtgebiets unter Wasser, waren es 2002 nur 2481 Hektar.
Das Stauvolumen und auch das Durchflussprofil erfuhren Mitte des 20. Jahrhunderts eine erneute Veränderung, als große Mengen des bei den Luftangriffen auf Dresden angefallenen Trümmerschutts an den Elbwiesen aufgeschüttet wurden. Dass es 2002 zu wesentlich höheren Schäden kam als 1845, liegt unter anderem an der Zunahme der überfluteten Siedlungsfläche. Waren 1845 in Dresden nur 10,5 Prozent des überfluteten Gebiets besiedelt, stand 2002 mit 50,1 Prozent ein wesentlich höherer Siedlungsanteil im Wasser.
Die Pegelmaxima können von Ort zu Ort stark voneinander abweichen und hängen unmittelbar von lokalen Abflusshindernissen ab, zum Beispiel von Brücken, Aufschüttungen oder Gebäuden. In Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz kamen nach 1845 weitere Häuser zum Ortsbild hinzu, die zu Stauungen führten. Der Pegelstand übertraf hier 2002 den alten Rekord. Auf der anderen Elbseite, im Schandauer Ortsteil Krippen, wurde 2002 der Pegel von 1845 nicht erreicht, da hier kaum nennenswerte Gebäude in Ufernähe hinzugekommen waren.

quelle: Heinz Weise, Mark Meißen
und wiki

mfg
pentium
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Elbe und die Weindörfer

Beitragvon pentium » 16. September 2015, 15:05

Die Elbe und die Weindörfer
Part 3


Schon die alten Slawen befuhren die Elbe so zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert mit Schuten und Booten, anfangs weniger längs, mehr sie überquerend, zwecks Fährbetrieb und Fischfang.
Ältestes beurkundetes Indiz für die über tausendjährige Schifffahrt auf der Oberelbe bildet dabei die Verleihung des Elbzolls von Belgern bis Meißen durch Kaiser Otto III. an Meißens Bischof anno 983.
Umfangreicher blinkten dann die Segel erst im 12. Jahrhundert auf dem Strom, ausgelöst vom Freiberger Bergsegen, der Erschließung weiterer Bodenschätze und der damit verbundenen Belebung von Handwerk, Handel, Dorf und Städtegründungen.
Die Geschichte der Elbfrachtschifffahrt ist zugleich auch die Geschichte der Elbflößerei. Schon für das Jahr 1325 ist sie in einer Pirnaer Zollrolle belegt. Doch wurde die Elbe sicher schon weit früher zum Flößen genutzt, ist es schließlich eng mit dem Entstehen größerer Siedlungen und damit dem Aufblühen des Holzhandels verbunden.
Es gab 3 Floßmeister in Bad Schandau, Königstein und Dresden. Verwendet wurden 3 Arten von Flößen: Boden, Prahmen und Plasse. Boden bestehen aus 2 - 6 Tafeln, die ein festes Ganzes bildeten und dann mit Stämmen, Brettern und Latten beladen wurden. Der Tiefgang betrug bis 1,42 m bei entsprechenden Wasserstand der Elbe. Plassen wurden für kurze Strecken hergestellt. Die Stämme wurden mit Buchennägeln festgemachten Brett zusammengehalten. Prahmen war die häufigste Art. Sie bestehen aus mehreren nicht fest verbundenen Tafeln. Die Teile sind durch Wieden verbunden. Der Tiefgang beträgt höchstens 108 cm, die höchste Länge 133m und die Breite 11,3 m.
flossfahrt.jpg

Die größten Holzhändler in Schandau Venus und Ehre liefern nur Böhmisches Holz ins Ausland, wohin bis jetzt kein sächsisches Holz hiesiger Gegenden geführt werden darf“
1863 wurden 1479 Flöße auf der Elbe elbabwärts bewegt. Davon waren 847 mit sächsischer Flagge, die 1 143 730 Zentner = 571 865 t Holz transportierten.*16)
1910 Wurden 239 736 t, 1913 219170 t, 1916 109182 t Holz aus Böhmen über Schandau geflößt.
1920 waren es nur noch 56 894 t, die von Bad Schandau geflößt wurden. Ende der 1960iger Jahre verschwand die Flößerei völlig.

Viele Bewohner der Elbstädte erinnern sich gewiß noch mit leisem Schauder an die früheren Zustände der Elbschifffahrt, an jene gar nicht so fernen Zeiten, in denen ein merkwürdiges Menschengeschlecht an den Elbufern hauste, eine aus Tausenden von Personen bestehende Gesellschaft, welche sich der Aufgabe widmete, diejenigen Schiffe, welche stromaufwärts fahren mußten und in der gewaltigen Strömung weder durch Rudern noch durch Segeln vorwärts gebracht werden konnten, durch das sogenannte „Treideln“ stromaufwärts zu ziehen.
Diese Menschenclasse führte den Namen: „Die Bomätscher“. Schaarenweise spannten sie sich an die lange Leine, welche von einem derartigen Schiffe bis zum „Treidelsteg“ am Ufer reichte, und zogen das Fahrzeug, langsam im Tacte dahinschreitend, vorwärts. Wenn das Hochwasser des Frühjahrs den Beginn der Schifffahrt anzeigte und die aufgestaute gelbliche Fluth gegen das Schiff anstürmend in zahllosen Wirbeln mit Eilgeschwindigkeit vorüber tanzte, dann waren die „Bomätscher“ am thätigsten.
Nun sind sie längst dahin geschwunden, diese Leute, und nur ein Andenken von ihnen ist der Nachwelt geblieben: der eigenthümlich originelle Gesang, welchen sie beim Ziehen der Schiffe erhoben, hat Richard Wagner Veranlassung zur Composition seines Matrosenchores im „Fliegenden Holländer“ gegeben.

Nicht selten dauernden Fahrten von Meißen nach Dresden bis zu drei Tagen. Und so segelte und treidelte man bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts hinein.

quellen: Heinz Weise, Mark Meißen,
Die Kettenschifffahrt auf der Elbe.
Von A. Woldt.
kavisebel.npage.de/holznutzung-im-mittelalter

mfg
pentium
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Elbe und die Weindörfer

Beitragvon pentium » 21. September 2015, 13:28

Die Elbe und die Weindörfer
Part 4


Im Jahr 1836 verlieh König Friedrich August II. von Sachsen (reg. 1836-1854) den Dresdner Kaufleuten Benjamin Schwenke und Friedrich Lange das Privileg für die Gründung einer Dampfschifffahrtsgesellschaft. Ihnen war nun eine Frist von einem Jahr für die Entwicklung der Dampfschifffahrt auf dem Elbstrom gesetzt. Im Jahr 1837 eröffneten sie die Dresdner Elbe-Dampfschifffahrt.

Schon im Jahr 1807 hatte Robert Fulton ein dampfgetriebenes Schiff, die "Clermont", konstruiert. Die Dampfschifffahrt auf der Oberelbe begann im Jahr 1834, als ein Heckraddampfboot des Zuckersiedereibesitzers Heinrich Wilhelm Calberla zwischen Hamburg und Dresden verkehrte.

Andreas Schubert, Professor für Mathematik und Mechanik an der Technischen Bildungsanstalt Dresden, war Konstrukteur und Bauleiter der ersten Dresdner Dampfboote. Die Dampfschifffahrt hatte er auf der Seine in Frankreich kennengelernt. Im Jahr 1836 wurde er Direktor des neugegründeten "Dresdner Actien Maschinenbau-Vereins", der auf der Vogelwiese am Johannstädter Elbufer die ersten Dresdner Dampfschiffe baute. Im Jahr 1837 lief hier das erste deutsche Personendampfschiff "Königin Maria" vom Stapel, dessen erste öffentliche Fahrt nach Rathen im Elbsandsteingebirge führte.
maria.jpg

Bild: Dampfschiff Königin Maria

Der Siegeszug der Dampfschifffahrt auf der Oberelbe hatte begonnen und hatte Auswirkungen auch auf die Frachtschifffahrt. Nach 1866 wurde unterhalb der damaligen sächsisch-preußischen Grenze bei Elbe-km 121,8 mit einer Mittelwasserregelung begonnen, die durch Buhnenbauten auf beiden Ufern erfolgte, bestimmte Normalbreiten für den Mittelwasserquerschnitt festlegte und dem Stromlauf ein festes unverrückbares Bett schuf. Das war für die gefahrlose Abführung von Eis und Hochwasser von großer Bedeutung.
Kohle und Getreide: Das waren die wichtigsten Güter auf der Elbe im vorigen Jahrhundert. Damals passierten sie den Strom auf Kettendampfern.
Die Kettenschiffahrt war ein Kuriosum der Verkehrsgeschichte. Dass die Schifffahrt sich gegenüber der um 1860 aufkommenden Eisenbahn behaupten konnte, verdankte sie einem neuen Schleppsystem - der Kettenschifffahrt. Auf der Sohle war schließlich ab 1874 von Hamburg bis Ústi eine Kette vorhanden, an der sich die Schiffe vorwärts ziehen konnten. Durch den hohen Wirkungsgrad dieses leistungsfähigen Antriebssystems - geringer Kohleverbrauch und reduzierter Tiefgang gegenüber den Raddampfern - blieb die wirtschaftliche Bedeutung der Elbe erhalten. Später erwiesen sich die im Einklang mit der fortschreitenden Stromregulierung immer leistungsfähiger werdenden Schleppdampfer als wirtschaftlicher, so dass ab 1898 die Kette wieder aus der Elbe entfernt wurde.
werft.jpg

Werftbetrieb in Blasewitz, um 1890

Mehr zur Kettenschleppschiffahrt auf der Oberelbe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kettensch ... r_Oberelbe
Quelle:
http://www.wsa-dresden.wsv.de/elbe/strombau/index.html

Weinbaugeschichte an der Elbe!

Sollten die Slawen vor 1000 Jahren etwa noch nicht trinkspruch-murmelnder Weise mit ihren Holzbechern aneinander-geklappert und sich anschließend weinselig über die Verdopplung der Sterne gewundert haben?
Denkbar ist es, aber die Geschichtsschreiber schweigen sich darüber aus.
Jedenfalls ist in der Chronik von Thietmar von Merseburg, der bis 1018 lebte, nicht´s dergleichen vermerkt. Und so geht der Beginn des Weinbaus in Meissen wohl auf das Wirken von Bischof Benno zurück, der 1106 einen Weinberg eigenhändig angelegt haben soll. Ganz sicher ist aber, dass im Jahr 1161 Weinberge im Meissner Land vorhanden waren. In diesem Jahr schenkte Markgraf Otto der Reiche einen solchen der Burggräflichen St. Egidienkapelle, die sich auf dem heutigen Burgberg befand. Das ist verbrieft. Und deshalb können die Meissner getrost von einer über 800jährigen Weinbau-Tradition sprechen.
weinanbau.jpg

Rebhänge i.d. Nähe von Hoflößnitz

Fakt ist, dass die Mönche uns diese Kultur bescherten, die ihren Wein einst aus Kamburg (Unstrut) herankarrten. Die ersten Rebflächen befanden sich oft linkselbisch oder - weiter nordwestlich bei Zadel. So hatte auch das Kloster Heilig Kreuz sechs Hufen Wein von Dietrich dem Bedrängten erhalten, die sich im Drosselgrund befanden.
Im 13. Jahrhundert verbreitete sich der Weinbau rasch. Bis zu 3000 Hektar, darunter auch Ackerland, auf dem es nur zu "sauerem" Wein reichte. Weil auch die Ratsherren da gern mitmischen wollten, gab es 1350 den ersten Ratsweinberg auf dem heutigen Ratsweinberg.
Später musste der Wald im Spargebirge an den Weingeist glauben. 1540 wurde er gerodet, Spar damit zu einem Weinbau-Zentrum. 1560 teilte Kurfürst August rheinische und ungarische Reben aus, weil ihm die Qualität des Sachsenweines nicht anstand. Seitdem gibt es weitaus mehr Sorten. Dem folgten 28 Jahre später die erste sächsische Weinbergsordnung.

1604 rief der wohl trinkfreudigste aller Wettinger, Christian II., den württembergischen Weinexperten Martin Aichmann nach Meissen, der hier den Anbau in Reihen lehrte, den es bis dahin nicht gab.
1799 wurde die Sächsische Winzergenossenschaft gegründet, und Anfang des 19. Jahrhunderts in Zaschendorf die damals einzige Winzerschule.
Etwa 1810 drohte der Weinbau einzugehen. Viele Winzer bauten lieber Obst und Gemüse an. Deshalb gab es 1863 eine Steuerbefreiung für Wein und später auch jede Menge Fördertaler für Wiederaufrebungen mit Silvaner, Traminer, Ruländer.
Kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts ließ es sich die Reblaus in Meissner Weinbergen schmecken. Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer kurbelte den Weinbau im letzten Jahrhundert wieder an - mit neuen Ausleseverfahren, Schnittmethoden und Sorten. Darunter auch der Goldriesling, der aus dem Elsaß kam, und heute noch in Sachsen wächst.

"Wo der Pflug kann gehen, sollte kein Weinstock stehen." Aus diesem Grund verbot Johann Georg III. Vater von August dem Starken, 1684 den Weinbau auf ebenem Land. Der Grund: Der Wein war schlicht zu sauer.

Auf 3000 Hektar wurde in mittelalterlichen Zeiten Wein im Meissner Land angebaut. Heute sind es offiziell 320 Hektar. Bischof Benno ließ bei Niederwartha, Kötzschenbroda und Zscheila Weinberge anlegen und führte damit den Weinbau an der Elbe ein, heißt es in "Geschichten und Sagen des Meissner Landes".

quelle: meissen.net, sowie: Heinz Weise, Mark Meißen
mfg
pentium
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Elbe und die Weindörfer

Beitragvon pentium » 24. September 2015, 18:30

Die Elbe und die Weindörfer
Part 5


Die Hoflößnitz –
sächsische Weinkultur seit 1401


Für 1660 Schock Meißnischer Groschen erwarb der Wettiner Markgraf Wilhelm I. im Jahre 1401 das Dorf Kötzschenbroda mit sämtlichen Äckern, Wiesen und Weingärten – womit der Weinanbau in der Gegend erstmalig urkundlich belegt ist. Acht Jahre später dann werden diese Weingärten auch geografisch verortet und namentlich genannt: 1409 sandte Wilhelm II. ein Viertel Fuder Wein aus dem "weyngarten, der do heyst auff der Lessenitz" ans Freiberger Kloster.

Die Bezeichnung "Hofleßnitz" allerdings taucht 1622 zum ersten Mal in den Akten auf. In dieser Zeit begannen unter Johann Georg I. – die Wettiner waren mittlerweile mit der Kurwürde belehnt worden – die Bemühungen um die Konzentration des kurfürstlichen Weinbaus an dieser Stelle. Rund 100 Jahre lang mehrte das sächsische Herrschergeschlecht seinen Besitz durch Zukauf umliegender Weinberge.

Johann Georg I. war es auch, der um 1650 das Lust- und Berghaus errichten ließ, doch vor allem sein Sohn Johann Georg II. hielt hier nach des Vaters Tod mit großem Pomp Hof: Zu einem dieser Anlässe etwa "ist auch von 12 Trompetern zur Taffel geblasen und die Paucken geschlagen worden, unter währender Taffel haben die Trompeter und Heer-Paucker wie auch die Schweitzer Pfeiffer uffwartten müssen".

Anfang des 18. Jahrhunderts sorgten in der Hoflößnitz ein Bergverwalter, ein Bergvogt, zwölf Winzer, ein Pressmeister und mehrere Pressknechte dafür, dass die kurfürstlichen Weinkeller immer gut gefüllt waren. Doch rund 150 Jahre später machten die Reblaus und die neuen Importmöglichkeiten preiswerter italienischer und französischer Weine dem sächsischen Weinbau den Garaus. Die Hoflößnitz und ihre Weinberge wurden daraufhin 1889 versteigert.

Das Gut wechselte mehrfach den Eigentümer und gelangte schließlich in den Besitz des Hoflößnitzvereins, der es 1912/13 restaurierte und ein erstes kleines Museum einrichtete. Auch die Weinbau-Versuchs- und -Lehranstalt unter ihrem Leiter Carl Pfeiffer war hier ansässig und bemühte sich um eine Neubelebung des Weinanbaus. 1915 ging das Gelände in den Besitz der Gemeinde Oberlößnitz über, die später nach Radebeul eingemeindet wurde. Nach einem Intermezzo als Kriegsgefangenenlager für Soldaten der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg und anschließend als Sitz der sowjetischen Besatzungsmacht wurde 1946 aus dem Stadtweingut Hoflößnitz ein Volksweingut, das erst 1992 wieder ins Eigentum der Stadt Radebeul gelangte. Seit 1998 kümmert sich nun die Stiftung Weingutmuseum Hoflößnitz um die kulturellen Belange und eine Betriebsgesellschaft um den Wein – unter streng ökologischen Gesichtspunkten.

quelle: http://www.hofloessnitz.de/Die-Hofloessnitz.html

mfg
pentium
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge


Zurück zu Mark Meissen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron