und darum gehts im film.
"... Mittwoch, 20. März 2013 um 21.55 Uhr
Wiederholungen:
07.04.2013 um 03:10
Vaterlandsverräter
(Deutschland, 2011, 97mn)
ZDF
Regie: Annekatrin Hendel
Einmal Stasi immer Stasi? Dass man den Klauen der Führungsoffiziere nicht mehr entkommen konnte, wird zumindest behauptet. Der Schriftsteller Paul Gratzik war 20 Jahre lang Inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Staatssicherheitsdienstes, stieg Mitte der 80er Jahre aus und enttarnte sich selbst. "Vaterlandsverräter" ist das filmische Porträt eines außergewöhnlichen Mannes, dessen Leben ein Zickzack zwischen den Extremen war.
Paul Gratzik war Arbeiterschriftsteller und 20 Jahre lang IM bei der DDR-Staatssicherheit. Doch Mitte der 80er Jahre verweigerte er die Mitarbeit und enttarnte sich selbst. Sein wechselvolles Leben ist eine Geschichte, wie sie so - mehr als 20 Jahre nach dem Ende der DDR - noch nicht erzählt worden ist.
Paul Gratzik wird 1935 in einem kleinen Dorf in der Nähe der heute polnischen Stadt Gizycko geboren. Die Eltern waren Landarbeiter, der Vater fiel 1941. Als Zehnjähriger wird Paul Gratzik 1945 mit Mutter und Geschwistern aus dem ehemaligen Ostpreußen nach Mecklenburg umgesiedelt. Hier macht er eine Lehre als Bau- und Möbeltischler. Er arbeitet im Ruhrgebiet, in Berlin, in Weimar und im Braunkohletagebau in Schlabendorf. 1962 wird er Leiter in einem Weimarer Jugenklubhaus und beginnt seine schriftstellerische Karriere.
In dieser Zeit unterschreibt er eine Verpflichtungserklärung als IM für das Ministerium für Staatssicherheit. Von 1963 bis 1968 studiert er am Institut für Lehrerbildung in Weimar. 1968 wird er zum Studium am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig zugelassen, jedoch nach kurzer Zeit relegiert. Anschließend arbeitet er als Erzieher in einem Jugendwerkhof im östlichen Erzgebirge. Seit 1971 ist er freischaffender Schriftsteller und wird Mitglied des DDR-Schriftstellerverbandes. Seine literarischen Arbeiten beruhen im Wesentlichen auf eigenen Erlebnissen in der Arbeitswelt des Realsozialismus. Aber immer wieder gerät er mit seinem ungeschminkten Realismus, mit Berichten aus sogenannten Tabuzonen in Konflikt mit der DDR-Zensur.
Nach 1978 lebt Paul Gratzig als Autor in Berlin und ist zeitweilig Dramaturg am Berliner Ensemble. 1980 erhält er den Heinrich-Heine-Preis. Ein Jahr später kündigt er die Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit auf (MfS). Zwischen 1984 und 1989 wird er dann als Operative Personenkontrolle (OPK) "Kutte" vom MfS geführt und selbst überwacht. Seit Mitte der 80er Jahre lebt und arbeitet Paul Gratzik zurückgezogen in der Uckermark.
Die Filmemacherin Annekatrin Hendel, selbst in der DDR geboren und aufgewachsen, sagt über ihren Dokumentarfilm: "Dieser Film ist kein Enthüllungs- oder Rechtfertigungsfilm, sondern einer über die Zerrissenheit eines deutschen Literaten, der mit seinen Werken durchaus prägend wirkte. Paul Gratzik ist in Widersprüchen zu Hause. Bis heute hält Gratzik an der Utopie einer sozialistischen Gesellschaft fest, auch wenn er seine Zuversicht stets mit Zweifeln artikuliert. Sein Lebensrhythmus und antik anmutender Sprachduktus kommen so in unserer Welt nicht mehr vor. 'Vaterlandsverräter' erzählt auch von der privaten Person Paul Gratzik, die nicht der 'unauffällige' Stasizuträger war, wie wir ihn aus den Geschichtsbüchern und Filmen kennen, sondern charismatisch, pompös, schroff und charmant. Zum Glück ist Paul Gratzik kein weiser Herr, der über sein Leben plaudert, sondern er ist noch immer streitbar und trotzig und irgendwie auch, obwohl alles dreimal so groß und soviel ist, wie jeder andere Mensch."
quelle:
http://www.arte.tv/de/programm/244,broadcastingNum=1508192,day=5,week=12,year=2013.htmlgruß vs