Dschungelcamp Tag 14: Das Gleichnis von den drei Flachzangenfahrern
Die Männchen des Camps vergeigen eine Auto-Prüfung, die Weibchen bezicken sich: Im Dschungel ist die Genderwelt noch in feinster Ordnung. Und Jürgen muss kurz vor dem Halbfinale ausziehen.
http://www.spiegel.de/kultur/tv/dschung ... 74560.htmlZitat:
Oder, wie er später bei der Dschungelprüfung erklärte: "Ich denke mir einfach, durch das Emotionale bin ich ein bisschen durcheinandergekommen." Gestern mussten alle verbliebenen Camp-Männchen zusammen ran und oldschool-genderig in einem kleinen Brummbrummauto eine Dschungelrallye absolvieren, selbstverständlich ordentlich vorschikaniert: Jürgen, der Fahrer, bekam eine Augenbinde, Menderes, der Lotse, wurde der Mund verklebt, Thorsten, der Mittler, war mit Ohrenschützern versehen.
"Links, links, links - das ANDERE Links, mein Links!"
Der eine hört nichts, der andere sieht nichts, der andere darf nichts sagen. Menderes ist der einzige, der weiß, wo es hingeht. Er kennt den Weg, aber er darf ihn nicht weisen.
Das klingt nun wie ein Stück aus der Sonntagspredigt eines progressiven Pfarrers, der Dschungelcamp-Metaphern benutzt, um damit jugendliche Gammler in die Kirche zu locken. Und dennoch, meine Brüder und Schwestern, müssen wir uns fragen, wenn wir die drei Toren mit ihrer Nuckelpinne so ziellos durch den Parcours (des Lebens?) eiern sehen - bald hier, bald da anecken oder auch mal liegen bleiben - welcher der drei wären wir selbst?
Fühlen wir uns nicht oft wie der einzig Sehende unter vielen Blinden und vermögen es dennoch nicht, ihnen den Weg zu zeigen, weil uns die Worte fehlen? Schreien wir nicht manchmal unsere Meinung in die Welt ("Links, links, links - das ANDERE Links, mein Links! Dein Links ist mein Rechts! RECHTS! Slowly slowly! Hier, da: Rückwärts!"), ohne zu hören, was die anderen sagen? Und lassen wir uns nicht manchmal vom Blöken der Herde mitreißen und manövrieren blind durch unser Leben, auf der wilden Hatz nach Sternen und eitlem Mammon?
Aber über das Gleichnis von den drei Flachzangenfahrern kann man dann vielleicht lieber am Sonntag weiter nachdenken, allzu religiös ist man im Camp ja nicht aufgestellt. "Mit mir ist nicht gut Kirchen essen", beschied Sophia im Dschungeltelefon, und Thorsten redete schon in Zungen, dabei ist Pfingsten noch etwas hin: Eifrig sprach er Türkisch mit Menderes, der nichts von alledem verstand - ist auch eine Fantasiesprache, räumte er später ein: "Diese Quasselei habe ich mir selbst angeeicht." Bleibt die bange Mutmaßung, zu welchen Anlässen er sie spricht, und ob er sich dabei nicht doch wundert, warum ihn niemand versteht.
Am Ende fliegt Jürgen aus dem Camp und verpasst knapp das Halbfinale, was dramaturgieökonomisch voll in Ordnung geht....
pentium