zoll hat geschrieben:OaZ hat geschrieben:
Grenzkompanie. Frontschwein. Andenhausen und Geisa. Vorwiegend eingesetzt als K-SiA in den mit Minen gesperrten Abschnitten 5 und 6
Welche Gedanken gingen dir damals und heute durch den Kopf angesichts der Grenzsicherungen und der Minensperren.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze stand ich und habe wegen der Monstrosität dieser Anlagen tagtäglich den Kopf geschüttelt.
Hallo Zöllner,
deine Frage lässt sich nicht mit wenigen Sätzen beantworten. Ich versuche es dennoch.
Ich war 18, als ich eingezogen wurde. Aufgewachsen in einem Elternhaus, das erziehungsmäßig von meinem Vater (geb. 1936, Arbeiterkind) geprägt wurde. Er seinerseits bekam vom jungen DDR-Staat die Möglichkeit, Abitur an der ABF in Leipzig zu machen und später zu studieren. Er war diesem jungen Land, das sich von dem, was vom verrückten Österreicher 12 Jahre runtergewirtschaftet und in den Ruin geführt wurde, in allem unterscheiden sollte, zutiefst dankbar. In der BRD hätte er diese Chance wahrscheinlich nicht bekommen. Er gab seinem Vaterland vermutlich viel mehr zurück, als er mit seiner Ausbildung und seinem Studium einst bekommen hatte. Ordentliche Arbeit am Arbeitsplatz, Einsatzbereitschaft bei Sonderschichten, gesellschaftliche Arbeit im Wohnbezirk, Parteibeiträge und und und ...
Auch die DDR-Schule tat ihr Übriges.
Kurz gesagt: ich war davon überzeugt, im besseren der beiden deutschen Staaten zu leben. Deshalb auch mein Wunsch, an vorderster Front etwas für den Frieden zu tun (klingt vielleicht hochtrabend, war aber tatsächlich so. Zugegebenermaßen auch ein bisschen Abenteurertum und Grenzerromantik).
Und ich fand es seinerzeit völlig in Ordnung, dass Menschen die ihre Ausbildung in der DDR gemacht hatten, diese auch in der DDR arbeiten zu lassen. Soll heißen: Ich hatte kein Problem damit, diese an einer möglichen Flucht zu hindern.
Ich war 19, als ich an die "scharfe" Grenze kam. Es brannte in mir. Ich war neugierig, ehrgeizig und pflichtbewusst. Vor allem aber überzeugt von dem, was ich tun soll. Meine Dienstdurchführung gab nur selten Anlass zu Kritik.
Ich fand die Sperranlagen abschreckend einerseits und wirksam andererseits.
Heute sehe ich alles, aber auch wirklich alles anders.
Meine damalige Haltung liegt aber neben dem oben Gesagten auch darin begründet, dass unsere Familie keinerlei Westverwandtschaft hatte. Ich habe nichts hinterfragt (hätte wahrscheinlich auch keine anderen Antworten bekommen - von wem auch?)
Ich habe verschiedenste Minendetonationen selbst miterlebt. Dazu vielleicht später mal mehr.