Vorstellung Bahndamm 68

In diesem Bereich koennt ihr Eure Vorstellung posten.

Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Volker Zottmann » 18. März 2016, 22:18

Ganz toll Hermann finde ich diesen kurzen MDR-Beitrag.
Der Herr Walter hatte recht, sich so stark zu machen, gegen alle Widerstände vor 25 Jahren.
Was ist nur Hötensleben heute für ein deutscher Anlaufpunkt.!!! Sicher, sowie man dort weilt, kommen Emotionen hoch. Der eine kocht noch immer, wegen eigener Erlebnisse, der Nächste steht völlig fassungslos vor diesem Bollwerk.
Davor provinzielle Ödnis und dahinter Tagebaue. Und trotzdem war diese Scheißmauer mal so "wichtig".
Mit meinem kanadischen Besuch war ich erst unlängst wieder in und um Hötensleben. Gehört einfach dazu, genauso wie die Grenz-Teilstücke am Ring der Erinnerung bei Sorge im Harz.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 20. März 2016, 18:43

Volker Zottmann hat geschrieben:Ganz toll Hermann finde ich diesen kurzen MDR-Beitrag.
Der Herr Walter hatte recht, sich so stark zu machen, gegen alle Widerstände vor 25 Jahren.
Was ist nur Hötensleben heute für ein deutscher Anlaufpunkt.!!! Sicher, sowie man dort weilt, kommen Emotionen hoch. Der eine kocht noch immer, wegen eigener Erlebnisse, der Nächste steht völlig fassungslos vor diesem Bollwerk.
Davor provinzielle Ödnis und dahinter Tagebaue. Und trotzdem war diese Scheißmauer mal so "wichtig".
Mit meinem kanadischen Besuch war ich erst unlängst wieder in und um Hötensleben. Gehört einfach dazu, genauso wie die Grenz-Teilstücke am Ring der Erinnerung bei Sorge im Harz.

Gruß Volker

Hallo Volker
nun habe ich es gefunden in YouTube den Sturmlauf der Menschen gegen Achim Walther von 1989/90
https://www.youtube.com/watch?v=DoCuTHZO0eU
daraus je ein Bild von gestern und heute
Achim Walther-01.jpg

Achim Walther-02.jpg


Schönen Sonntag
Hermann
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Volker Zottmann » 20. März 2016, 19:21

Danke Hermann, hab ich mir gerade angesehen. Den Unmut damals konnte man nachvollziehen. Gut, dass der Herr Walter so standhaft blieb.
Hötensleben ist heute wirklich ein Ort, wozumindest die älteren Fremden dort eine Gänsehaut bekommen und immer noch diese bedrückende Beklemmung spüren. Das ist mehr als wichtig. Wie zum Schluss gesagt, gehört Hötensleben zum UNO-Welterbe.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon ratata » 20. März 2016, 20:30

Hallo Hermann , ich sah im MDR Regionalprogramm, auch den Bericht aus Hötensleben . ratata / Günther
Wer wird denn sein Nachfolger ??
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 21. März 2016, 21:41

ratata hat geschrieben:Hallo Hermann , ich sah im MDR Regionalprogramm, auch den Bericht aus Hötensleben . ratata / Günther
Wer wird denn sein Nachfolger ??

Hallo Günther
in Wort und Bild nach Nachfolger
IMG_0032-01.JPG

Gruß Hermann
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon ratata » 21. März 2016, 21:48

Wir beide hatten ein sehr lehrreiches Gespräch damals . Wünsche dem Rene für diese neue Arbeit ,eine Standhaftigkeit, wie sie der Herr Walther hatte .
Danke Herman für die Info . [crazy] ratata/Günther
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 21. März 2016, 21:52

ratata hat geschrieben:Wir beide hatten ein sehr lehrreiches Gespräch damals . Wünsche dem Rene für diese neue Arbeit ,eine Standhaftigkeit, wie sie der Herr Walther hatte .
Danke Herman für die Info . [crazy] ratata/Günther

Wie soll ich das verstehen, du schreibst von "wir" bist du in der Lage unter die Burka zuschauen!!!!
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon ratata » 21. März 2016, 22:08

Bahndamm 68 hat geschrieben:
ratata hat geschrieben:Wir beide hatten ein sehr lehrreiches Gespräch damals . Wünsche dem Rene für diese neue Arbeit ,eine Standhaftigkeit, wie sie der Herr Walther hatte .
Danke Herman für die Info . [crazy] ratata/Günther

Wie soll ich das verstehen, du schreibst von "wir" bist du in der Lage unter die Burka zuschauen!!!!


Waren denn Islamisten damals auch schon zur Grenzbesichtigung eingeladen. [shocked] ratata
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Juli 2017, 01:04

Hallöchen alle Befürworter und auch alle Nichtbefürworter von ehemaligen NVA-Grenzern

Heute vor 49 Jahren um diese Eingabezeit liefen die ersten und letzten konkreten Fluchtvorbereitungen.
Mein Kamerad hatte keine Ahnung von meinen Zielen. Ich wusste aber von ihm, wenn die Möglichkeit bestehen würde, dann ergreift die Flucht. Die Info hatte ich von ihm ca. 2 Monate vorher erfahren, als er gerade ca. 14 Tage erst in der Grenzkompanie war.

Wie alles nun abgelaufen ist, das können interessierte User zu unseren Treffen, wie im Thread „Mara‘ Forentreffen“, http://neues-forum.info/forum/viewtopic.php?f=25&t=9945 beschrieben erfahren. Die eigentliche Flucht ist in 15 min erzählt.
Die ganze Vorbereitung mit all den jugendlichen Fehlern, die ich dabei begangen habe, wo mir aber der liebe Gott zur Seite gestanden hat, dass kann schon 2-3 Stunden dauern.
Das Bildchen ist eine selbsterstellte Animation (Spielerei). Bitte klicken
Bild

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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Spartacus » 12. Juli 2017, 17:12

Es sieht so einfach aus und hätte dennoch verdammt schief gehen können. [hallo]

LG

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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Dr. 213 » 12. Juli 2017, 19:46

Hallo Bahndamm,

deine Animation ist lustig, ich glaube ich seh am Schluss doppelt. [laugh]

Na auf jeden Fall Glückwunsch zum Jubiläum.
Ich hatte mir den Fall schon vor einigen Tagen mal wieder
hier und auch ergänzend im AF durchgelesen.

Ziemlich mutig, einen zweiten Mann mit in die Fluchtpläne einzuweihen.
Sowas habe ich damals für mich jedenfalls völlig ausgeschlossen.

So, nun mal an die Waffenspezialisten gefragt,
das volkseigene Schießgewehr, im speziellen hier der Lauf, ist nach so einer Aktion doch unbrauchbar, oder?

Gruss
Dr. 213
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Juli 2017, 20:27

Dr. 213 hat geschrieben:Hallo Bahndamm,

So, nun mal an die Waffenspezialisten gefragt,
das volkseigene Schießgewehr, im speziellen hier der Lauf, ist nach so einer Aktion doch unbrauchbar, oder?
Gruss
Dr. 213

Die Frage kann ich dir leider nicht beantworten, in jeden Fall haben wir beide auf dem Lauf gestanden und ob er sich verbogen, ist mir auch nicht bekannt. Mit dem heutigen Gewicht bestimmt schon.
Um auch gleich vorwegzunehmen. Immer wieder kommt die Diskussion über die großen Löcher im Betonpfeiler auf. Sie waren so groß, dass der Lauf komplett reinpasste. Wie hätten wir aber den 3,2m hohen hinaufkommen sollen. Und die Metallgitterplatten waren auch auf westlicher Seite angebracht, auch heute noch zu sehen, nur nicht an der Stelle wo wir rüber sind.
Wenn ich heute vor den Löchern in Hötensleben stehe, habe ich jedoch auch gewisse Bedenken der Größe wegen. Es war aber so. Den Test der Löcher habe ich gleich am Anfang beim Ablaufen des K6-Streifen und einer entsprechenden Rast am Hundelaufzaun machen können. Damit war eines der ersten Probleme gelöst.

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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Juli 2017, 21:15

Lieber Hermann,
195 Minuten hast Du Dir ausbedungen, die sollst Du haben. Dass die Löcher so groß waren, zumindest dort, wo Du drüber bist ist ein Glücksfall. Normal sind solche Löcher kleiner, sie dienen eigentlich dem manuellen Transport, schon im Betonwerk, oft wenige Stunden nach der Herstellung. Es brauchen im Betonwerk nur größere, zu ziehende Harthölzer verwendet worden sein und schon passt das.
Also 15 Minuten die Flucht in Kurzform und dann ähnlich wie in Potsdam weitere 3 Stunden [super] .... Mich interessiert die genaue Stelle.
Ich war ja auch schon 2 mal in Hötensleben, aber eben ohne Deine Erläuterungen.
Ich freue mich aufs Treffen. (Wäre dann sicher am Sonntagvormittag?)

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Juli 2017, 23:25

Volker Zottmann hat geschrieben:Lieber Hermann,
195 Minuten hast Du Dir ausbedungen, die sollst Du haben. Dass die Löcher so groß waren, zumindest dort, wo Du drüber bist ist ein Glücksfall. Normal sind solche Löcher kleiner, sie dienen eigentlich dem manuellen Transport, schon im Betonwerk, oft wenige Stunden nach der Herstellung. Es brauchen im Betonwerk nur größere, zu ziehende Harthölzer verwendet worden sein und schon passt das.
Also 15 Minuten die Flucht in Kurzform und dann ähnlich wie in Potsdam weitere 3 Stunden .... Mich interessiert die genaue Stelle.
Ich war ja auch schon 2 mal in Hötensleben, aber eben ohne Deine Erläuterungen.
Ich freue mich aufs Treffen. (Wäre dann sicher am Sonntagvormittag?)
Gruß Volker

Guten Abend Volker
Hötensleben ein authentischen Grenzdenkmal, aber nicht deshalb, weil ich darüber gesprungen oder geklettert bin. Mauer, Stacheldraht und Metallgitterzaun sind im Originalzustand heute noch zusehen. Leider nicht an der Stelle, wo ich rüber bin. In Darstellung der ehemaligen Mauer oder Grenzanlagen ist heute symbolisch eine Baumreihe angepflanzt. Der ehemalige Bahndamm mit seinen Schienen ist erneuert und begehbar gemacht.

Als ich 2009 oder 2010 zu ersten Filmaufnahmen vom japanischen Fernsehen in Hötensleben war, hatte Herr Walther einen ehemaligen Soldaten aus der Alarmgruppe aus Weißenfeld mit eingeladen. Er war am Morgen mit dabei und hatte die Aufgabe, den Grenzabschnitt zu sichern, wo die Herren Offizier den Fluchtweg gesucht haben, aber auch gleichzeitig diese Offiziere zu schützen von eventuellen imperialistischen Gegnern.

Nun standen wir im ehemaligen Grenzgebiet und suchten die Stellen, wo der eigentliche Postenplatz Bahndamm gewesen war. Wir waren unterschiedlicher Meinung, weil ich auch heute noch der Meinung bin, dass unser Postenplatz keine 50m vom K6 entfernt war. Nicht nur Bäume im Postenbereich sind nach unser Flucht gerodet, sondern auch ein Teil von einem Bauernhof Meinert wurde ein Stallgebäude abgerissen, nur um eine größere Fläche der Sichtweite zu erlangen.

Zwischen 73 und 75 ist dann der heute verkürzte B-Turm erbaut, mit Sichtweite über den Bahndamm hinaus. Herr Walter kann mehrere und bessere Details darüber erzählen, wenn er erwünscht ist.

Und noch eins, insbesondere an die noch heutigen Bekenner zu den Grenzanlagen, keine 200m westlich vom Bahndamm, im Rücken von uns, gab es eine Feldscheune. Hier holten wir uns an kalten Tagen Stroh heraus, damit der Allerwertes etwas gepolstert und uns warmhielt. Zum Teil war es aber auch ein Schlaflager zu Zeiten, wo wir wussten, dass keine Streife unterwegs war.Sie wurde Anfang der 70-ziger abgebrannt. Die Täter hat man nie gefunden, auch das gab es in der DDR. Kenner aus den Grenzgebiet vermuten heute noch, dass es die Stasi oder NVA selbst gewesen waren. Beweisen lässt sich das aber heute nicht mehr. Ein ungeklärter Vorfall, einer Flurbereinigung.
Vielleicht hat ein User, der am Treffen teilnimmt zu Hause eine alte Kaschi noch, bitte mitbringen oder einen ähnlich starken Gegenstand. Dann können wir die Löcher im Pfeiler überprüfen.

In Potsdam hatte ich bereits das Vernehmungsprotokoll vom diensthabenden Hauptmann für die Grenzsicherung, vorgelesen. Ich kann auch noch andere Vernehmungsprotokolle mitbringen, wie zum Beispiel von meinem Zugführer Oberleutnant, sowie die beiden letzten Streifen als Unteroffziere.

Volker, du hast mich mit „Lieber“ hier angesprochen bzw. angeschrieben. In den Vernehmungsprotokollen ist davon aber überhaupt nix zu lesen. Ich war zum Teil ein Alkoholiker, was ja auch zum Teil stimmte. Was sollte man nach 10 Diensttagen in den darauffolgenden 24 Stunden Ausgang auch anstellen, in dem Kaff, wo es drei Kneipen gab.

Und noch etwas, in meinen Führungen mit Schulklassen, die von Marienborn her gesteuert worden, hat sich gezeigt, dass die Geschichte immer besser in geschlossen Räumen ankam, wie in der Anlage vor Ort. Da konnte ich dann all die Fragen beantworten, die sich aus der Geschichte ergeben haben. Hinzu kommt auch noch der Lärm der Umwelt dazu. Mein Vorschlag dazu wäre der Abend besser geeignet und dann am Sonntag vor Ort zu sein.

Bitte nicht vergessen, Kristian ist der Veranstalter und Organisator, was er sagt wird gemacht. Er war der Dienstgradhöhere, er war der Jäger und ich der Gejagte im Morgengrauen. Ich bin nur ein Gast mit Begleitschutz am Treffen und füge mich als ehemaliger kleiner Sandlatscher.

VG Hermann
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Ari@D187 » 13. Juli 2017, 20:36

Bahndamm 68 hat geschrieben:[...]
Um auch gleich vorwegzunehmen. Immer wieder kommt die Diskussion über die großen Löcher im Betonpfeiler auf. Sie waren so groß, dass der Lauf komplett reinpasste. Wie hätten wir aber den 3,2m hohen hinaufkommen sollen. Und die Metallgitterplatten waren auch auf westlicher Seite angebracht, auch heute noch zu sehen, nur nicht an der Stelle wo wir rüber sind.
Wenn ich heute vor den Löchern in Hötensleben stehe, habe ich jedoch auch gewisse Bedenken der Größe wegen. Es war aber so. Den Test der Löcher habe ich gleich am Anfang beim Ablaufen des K6-Streifen und einer entsprechenden Rast am Hundelaufzaun machen können. Damit war eines der ersten Probleme gelöst.

VG Bahndamm 68

Hallo Bahndamm,

ich bin leider erst jetzt über Dein tolles Vorstellungsthema gestolpert.

Wenn ich das richtig recherchiert habe, dann sahen die Zaunpfosten als auch der Zaun in dem Bereich damals anders aus als in dem Bereich, welcher heute noch steht.
Auf dem von Dir eingestellten schwarz-weiß-Foto erkennt man das einerseits oder aber auch auf folgender Seite:
http://www.wolfgangroehl.de/Hoetensleben/Hoetensleben-Bilddoku/Hoetensleben-Bilddoku.htm

Es sieht so aus, als ob die Pfosten "wie ein Doppel-T-Träger" ausgeführt waren und die Zaunmatten sich zwischen den "Schenkeln" der Pfosten befanden. Der Aufbau war dann somit wahrscheinlich freund- als auch feindwärts gleich. Insgesamt waren die Pfosten wohl von ihrer Grundfläche größer als die sonst üblichen, womit sich auch erklären würde, dass Dein Posten oben auf der Pfostenkrone sitzen konnte.

Die Bohrungen/Löcher in diesen Pfosten hatten ggf. einen größeren Durchmesser als bei den sonst üblichen 3,2 m - Versionen.

Gruß
Ari

P.S.: Ggf. hast Du Zugang zu den Akten bezüglich Deiner Flucht. Dort sollten doch jede Menge detaillierte Fotos (MfS) des Zaunes samt der Kalaschnikow enthalten sein.
Zuletzt geändert von Ari@D187 am 13. Juli 2017, 21:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Ari@D187 » 13. Juli 2017, 20:58

Bahndamm 68 hat geschrieben:[...]
Zu meiner Zeit 1967/68 da gab es die Panzersperren noch nicht. Nach Auskunft vom Denkmalsvorsitzenden in Hötensleben sind Ende der 70-zige Anfang der 80-ziger Jahre gekommen.
Dabei jetzt die allgemeine Frage, warum standen diese Panzersperren im Sperrbereich hinter dem K6 und nicht vor der ersten Mauer oder Zaun im Ortsbereich? Nicht alle kennen die Antwort.

VG Bahndamm 68

Die KFZ-Sperren bzw. der Sperrgraben befindet sich an allen mir bekannten Örtlichkeiten feindwärts des Kolonnenweges. Wie weiter vorn angedeutet wohl deshalb, um die Flucht von eigenen Kräften mit KFZ ebenfalls zu unterbinden.

In Hötensleben gehen die "Sperrigel" aus Bahnschienen fliessend über in den KFZ-Sperrgraben (30.12.2008):
DSCF0009 (Small).JPG


Vor Ort heißt es:
"Wegen der grenznahen Ortsbebauung (z.T. nur 80m) konnte der vorgeschriebene Mindestabstand des GSSZ zur Grenze nicht eingehalten werden. Diese Stelle des "Schutzstreifens" wurde deshalb durch eine zusätzliche Sichtblendmauer, zwei Lichttrassen, geringere Abstände der Beobachtungstürme, Grenzmauer statt Grenzzaun sowie Panzerhöcker verstärkt."

Gruß
Ari
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 14. Juli 2017, 09:38

Ari@D187 hat geschrieben:P.S.: Ggf. hast Du Zugang zu den Akten bezüglich Deiner Flucht. Dort sollten doch jede Menge detaillierte Fotos (MfS) des Zaunes samt der Kalaschnikow enthalten sein.

Hallo Ari
eine Antwort wird Anfang nächster Woche folgen. Ich muss jetzt über das Wochenende meinen Ehepflichten erst einmal nachkommen.

Gruß Hermann
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 9. Oktober 2017, 14:56

Morgen, der 10.Oktober ein ganz normaler Tag.

Wohl kaum, ich werde wieder in Hötensleben sein zu einem Treffen mit User Zoll und Achim Walther.

Und warum, wir wollen gemeinsam den 50.Jahrestag unseres Treffens begehen an der damaligen Grenze in Hötensleben / Schöningen. Getrennt hatten uns Streckmetallzaun, Stacheldrahtzaun, Mienensperre und Hundelaufzaun. Bedingt durch unser Treffen im August in Marienborn genügte eine kurze Information verbunden mit einer Anfrage für die Besichtigung des B-Turmes auf der Hötenslebener Kippe. Ich erhalte morgen den Schlüssel für den Turm. Zu damaliger Zeit eine Trennung von ca. 15m, nicht vorstellbar ein Hände- oder Schulterdrücken. Heute bzw. nun morgen der Blick in die große, weite, freie Welt von einem ehemaligen Beobachtungsturm dieser geschassten Grenzanlagen.

Verbunden und nicht vergessen hatten wir uns 2014 nach 47 Jahren zur großer Freude wiedergefunden. Ist dies etwas Besonderes, ich meine ganz einfach „Ja“. Morgen wird es mehr, wie zu damaliger Zeit nur eine Flasche Bier werden. User Zoll sitzt bereits im Auto und übernachtet, na und wo, natürlich im Westen. Ich reise erst morgen an und wieder ab.

Achim Walther, war zu damaliger Zeit noch nicht wohnhaft in Hötensleben, aber er gehört dazu. Er hat mich animiert über die Geschichte von damals zusprechen. Er ist mein Mentor.

Ich hoffe, ich kann Euch einige Bilder im Forum zeigen, aber mit Sicherheit nicht so ein langer Bericht, wie vom Treffen in Marienborn.

Wir werden unter sein und uns ruhig und gelassen unterhalten, über die vergangenen Zeiten, über das Heute und über Gott und die Welt. Ich meine so etwa läuft unter der Rubrik, „Pflege von Gemeingeist und Standesehre“.

Bis denne

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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Oktober 2017, 16:13

Dazu wünsche ich Euch und ganz besonders Dir lieber Hermann morgen viel Freude und hoffentlich besseres Wetter als die letzten Tage.

Liebe Grüße Volker
Volker Zottmann
 

Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Spartacus » 9. Oktober 2017, 17:11

Feine Sache, wenn ehemalige "Feinde" zusammen sitzen.

Ich hatte mal ein ähnliches Erlebnis, als ich zusammen mit einem Russen ( Pilot Mi 8) die Füße im Mekong baumeln lies und eine Flasche Bier, nach der anderen trank.

Ich wünsche euch also viel Vergnügen und vor allem gute Gespräche, so wie ich sie damals mit dem Russen hatte. [hallo]

LG

Sparta


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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon SkinnyTrucky » 9. Oktober 2017, 20:01

Na dann Prost Hermann....ich hoffe, ihr hab viel Spass miteineiner und euch auch genug zu erzählen....

Schöne Grüsse auch an die Anderen.... [hallo]

Mara
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon steffen52 » 9. Oktober 2017, 20:14

Hermann, wünsche Dir viel Spaß und grüße mir Peter vom ollen Sachsen!!! [hallo]
Gruß steffen52
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 28. Mai 2018, 10:21

Am Samstag, den 26.Juni war wie im jeden Jahr eine Gedenkstunde in Hötensleben zum 66.Jahrestag der Vertriebenen nach der DDR-Aktion „Ungeziefer“. Die einzige Feierstunde übrigens in Deutschland. Kommunale und landespolitische Politiker waren anwesend. Leider aus meiner Sicht, viel zu wenig Jugendliche. Wir müssen in Bildung investieren, so der Tenor der Politiker im Bundestag. Investieren in unsere Nachfolgegeneration. Leider zur Veranstaltung wenig bis keine Jugendliche. Ich betrachte es als ein Bildungsnotstand in unserem Land. Bildung beginnt im Kindergarten und Schule, damit solch ein Zustand in Deutschland, in Hötensleben nicht wieder geschehen kann.
Für mich in Hötensleben an solch einen Tag dabei zu sein, ist schon eine Pflicht für mich. Vor 66 Jahren, die Aktion, eine dunkle DDR Geschichte, am Samstag ein schöner Wettertag.
Nach der Gedenkstunde gemütliches Zusammensein in Austausch von Erlebnissen. Ich ging zum Auto und holte meine Unterlagen mit vielen Bildern, die wir verbotenerweise im Grenzbereich gemacht haben. Zur Erinnerung, dass dies 1967 gewesen ist. Schon auf dem Weg zu Tisch und Bank wurde ich gerufen für ein Gespräch mit vier alten Knusperknaben. Zwei Ehemalige aus Barneberg und zwei aus Hötensleben – Freude pur. In der Vorstellung vom ersten verschlug es meine Sprache. Vor zwei Jahren hatte ich ihm schon mal nach Hötensleben eingeladen. Antwort, mit dem (meine Person) möchte ich nichts zu tun haben wollen und dies habe ich ihm auch am Samstag sofort geantwortet. Meine Lebenseinstellung ist nun einmal, „Vergessen und verzeihen“, kamen wir schnell in ein Gespräch zueinander.
Ich erzähle meine erste und dritte Fluchtgeschichte, insbesondere die erste mit den Schlaftabletten. Am Ende habe ich dann auf Bildern die Person gezeigt, den ich mit den Tabletten in einem Schlaf versetzen wollte. Erst gespannte Ruhe auf der Bank, dann die neugierigen Blicke auf die Bilder. Volltreffer, nun saß er neben mir. 50 Jahre sind vergangen, jeder Mensch verändert sich. Sekunden Sprachlosigkeit, natürlich auch bei mir. Er war jetzt so überrascht, von dem was ich erzählte. Leider blieb keine Möglichkeit für mich, mit ihm unter vier Augen zu unterhalten. Zu viele Fragen und Antworten anderer Gäste in Hötensleben. Die Gedenkstunde der Vertriebenen wurde für mich ein Fest des Wiedersehens. Wir haben uns dann nach ca. 90min getrennt, in der Hoffnung uns wiedersehen zu können. Ich hoffe und wünsche es mir.
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Olaf Sch. » 28. Mai 2018, 11:34

Ja die Jugend interessiert es nicht besonders, Opa erzählt wieder vom Krieg...
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon SkinnyTrucky » 28. Mai 2018, 12:26

Hermann, du bist Mal wieder der Zeit weit voraus....letztes Wochenende war noch immer Mai.... [smile] [wink]


groetjes

Mara
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 28. Mai 2018, 15:53

SkinnyTrucky hat geschrieben:Hermann, du bist Mal wieder der Zeit weit voraus....letztes Wochenende war noch immer Mai.... [smile] [wink]
groetjes
Mara

Wunderbar Mara, du hast den Test bestanden, es war natürlich der 26.Mai. Ich beschäftige mich immer noch mit den außerordentlichen Treffen mit den ehemaligen Kameraden.
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Bahndamm 68 » 28. Mai 2018, 16:13

AkkuGK1 hat geschrieben:Ja die Jugend interessiert es nicht besonders, Opa erzählt wieder vom Krieg...

Oh, Oh, Oh, im ersten Punkt muss ich dir recht geben mit der Jugend. Aber hinter dem Komma da sind zwei gravierende Fehler enthalten.
Opa bin ich leider nicht, na und im Krieg war ich Gott sei Dank auch nicht.
Die vier Knusperknaben und meine Personen, wir haben uns über jeglichen Blödsinn unterhalten, den wir in der Kompanie, aber auch an der Demarkationslinie angestellt haben.
Große Gelächter entstand, als ich den Hundenamen am Lauf-Seil an der Offlebener Strasse nannte. Es war Rex. Bekannt bei allen Grenzern. Nicht alle gaben Rexi etwas zum fressen, aber die, die es gemacht haben, hatten dann ihre Freude und durften Rexi auch streicheln über den Rücken. Ja und nun bei den Zärtlichkeiten wurde Rexi spitz und nun haben einige sein Heiligtum in die Hände genommen, Rexi drehte sich im Kreis und jaulte vor Freude, bis er sein Höhepunkt bekam. Rexi war anschließend zufrieden, nicht nur über unsere Brote und wir hatten unseren Spaß mit Rexi. Ich war aber noch ein Rotar.... und hab nur zugeschaut, genüsslich.
Das sind die kleinen lustigen Episoden aus damaliger Zeit, in Erzählung fünf alte Knusperknaben.
Wer die Vergangenheit nicht kennt,
kann die Gegenwart nicht begreifen
und die Zukunft nicht gestalten.
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Bahndamm 68
 
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Re: Flucht am Bahndamm in Hötensleben

Beitragvon Bahndamm 68 » 11. Juli 2020, 22:53

.........................................................................52.Jahrestag
Lang, lang ist es her. Heute vor 52 Jahren, so zwischen 3 und 3Uhr30, genau konnte ich es nie mehr sagen, weil die innerliche Anspannung zur damaligen Zeit zu groß war. Den Zeitpunkt habe ich in meiner Stasi-Akte gelesen. Meine Flucht am Bahndamm 1968 in Hötensleben.
Mit der täglichen Vergatterung in den Nachmittagsstunden begann der letzte Schritt meiner monatelangen Vorbereitung für die Stunde „X“. Ich wurde als Postenführer eingesetzt, mein Kamerad als „Rota….“, als Posten zum Postenpunkt Bahndamm. Eine Bahnstrecke, ausgehend von Oschersleben (wahrscheinlich) über Hötensleben nach Wolfsburg (wahrscheinlich). Sie wurde Anfang der 50-ziger Jahre eingestellt und gleichzeitig damit verbunden auch die Schienenanlagen demontiert, bis an die territoriale Grenze. Das war die Schöninger Aue.
Gleich zu Beginn meiner Dienstzeit in Hötensleben konnte ich bei meinem einzigen Ablaufen des K6-Streifens an einem Samstagnachmittag sehen, dass es nur ein kleiner Grenzbach aus Richtung Ohrsleben kommend war. Im Bereich des Bahndammes mussten wir in der Fluchtnacht, erkennen, dass es sich im dortigen Bereich, um einen Graben handelte. Im oberen Teil ca. 3-4m breit, ca. 2m tief, mit ca. 0,50m Wassertiefe, zusätzlich Morast. Die Grabengröße, war nicht bekannt. Was uns sehr entgegen kam, die alten Bahnschienen über die Schöninger Aue, sie konnten nicht demontiert werden, sie waren noch vorhanden. Bei den Demontagearbeiten der Gleisanlagen konnte man sich zwischen Ost und West nicht einigen, wer auf welcher Seite das andere Territorium hätte betreten dürfen. So der Tenor Achim Walther aus Hötensleben.
Personen, die den Metallgitterzaun nicht kennen, man konnte nur durchschauen, wenn man direkt davorstand. Schon die Blickrichtung im geringsten Winkel zum Zaun, war die Sichtweite gleich Null.
Mehrere Fakten ermöglichten eine schnelle Flucht, jedoch mit großer Anspannung. Geplant oder auch angedacht war die Flucht von mir zum Ende der Nachtschicht, weil dann die Aufmerksamkeit, wegen der Müdigkeit, am geringsten wäre.

1. Das Ablaufen vom K6-Streifen, mein Postenführer war der Hundestaffelführer der Kompanie. Als wir an den Bahndammbereich ankamen, es war die Grauzone zwischen dem Mienenfeld in südlicher Richtung und dem Ortsbereich von Hötensleben. Hier durften aus internationalen Bestimmungen keinen Minen verlegt werden. Dafür wurde der 3,20m hohe Metallgitterzaun montiert. Vor diesem Zaun war zusätzlich noch ein Hundelaufbereich mit ca.1,20 bis 1,50m Höhe und einer Tiefe von 1,5 bis 2m montiert. Dieser Hundelaufbereich hatte seinen Anfang ca. 50m vor dem Bahndamm.

2. Als Hundestaffelführer musste nun dieser Unteroffizier von seinen Hunden mir berichten. Zu meiner Entlastung nahm ich meine Kalaschnikow von der Schulter und steckte sie in einem Betonpfeiler. Das Streckmetallgitter war auf westlicher Seite vom Betonpfeiler montiert. Warum auch immer, im Betonpfeiler waren einige Löcher nicht mit Montageschrauben belegt. Ich konnte unbekümmert meine MP in solch ein Loch versuchsweise stecken. Das war im Oktober 67, die Flucht Juli 68. Noch heute einen Dank an die Erbauer dieses Zaunes. Noch heute ist in Hötensleben die Bauanordnung des Streckmetallgitter zu sehen. Später wurde es auf östlicher Seite montiert und somit waren die nicht belegten oder unbenutzten Löcher verdeckt.

3. Mein Posten, der „Rota….“, hatte mir bereits im Mai 68 nach seiner ca. 14-tägigen Dienstzeit in Hötensleben unter vier Augen mitgeteilt, wenn er die Möglichkeit bekommt, dann würde er flüchten. Ich wusste aber von ihm, dass er in der Grundausbildung in Dingelstedt sich zum Kandidaten der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) verpflichtet hatte. Vorsicht war für mich geboten. Ich gab ihm die Empfehlung, dass er sich die Kameraden, 12 an der Zahl im Zimmer, genau anschauen sollte, zu wem er dies sagen kann. Er möge aber jetzt dieses Thema mit mir beenden, sonst müsste ich ihm melden. Schon recht lang hatte ich meine Fluchtstelle erkundet, doch nun im Hinterkopf hatte ich auch meinen Mann. Mein Kamerad wusste keine 10min vorher von der geplanten Flucht.

Heute vor 52 Jahren, ein Wendepunkt in meinem Leben, allgegenwärtig noch vieles in meinem Kopf. Situationen, die man nicht vergessen kann. Unvergessen bleibt die Situation, auch gerade jetzt im schreiben dieser Zeilen. Ich drückte ihm an seinem Stiefel nach oben. In Maßeinheiten, meine Körpergröße 1,80m, plus Armlänge ca. 0,80m. Mit dem anderen Fuß stand er auf der eingesteckten Kalaschnikow. Das letzte Stück auf dem Betonpfeiler sitzend, war ja bestens geübt in der Grundausbildung. Nicht abgesprochen war dabei, dass er mich hoch ziehen wollte oder sollte. In der Truppe wurde grundsätzlich in der „Wir-Form“ gesprochen. Die Gruppe war so stark und gut, wie die schwächste Person. Er reichte mir seine Hand herunter und wir schauten uns voller Anspannung kurzzeitig in die Augen. Ein denkwürdiger Moment in unserem Leben. Er zog mich hoch, bis ich auf meiner Kalaschnikow mit einem Bein stehen konnte. Erst jetzt sprang er vom Pfeiler gen Westen ab. Nun meine Prozedur bis hoch in die Sitzstellung, mit Blickrichtung gen Bahndamm, richtiger oder sicherer wäre ja zum Ortsbereich gewesen. Hätte aber in diesem Moment auch nicht weitergeholfen. Er hatte ja seine MP im Arm und meine steckte im Pfeiler. Ein Blick zurück, ob eventuell Gefahr bestehen konnte gab es nicht. Ein kurzes Aufatmen mit dem Gedanken heil die 3,20 Höhe herunter zuspringen, waren die letzten Gedanken auf DDR-Seite.
Es ist sehr schade, dass ich ihm nie wiedersehen konnte. Im Notaufnahmelager in Gießen haben sich unsere Wege getrennt. Mir ist nur bekannt, dass er 1974 wieder zurück in die DDR gegangen ist.

Noch ein kleiner Hinweis. Von der Zonentreuhandstelle in Helmstedt wurden wir eingekleidet, bekamen Zugkarten nach Gießen und jeder 10DM-West. Auf einem Umsteigebahnhof hatten wir Durst an den schönen warmen Samstagnachmittag und da kauften wir uns eine kleine Flasche Cola, die wir uns teilten, der Sparsamkeit wegen, vom Westgeld.

Am 12.Juli 1969 war ich zur gleichen Zeit und Stunde, diesmal nicht in Hötensleben, sondern auf Schöninger Seite und stand am Bahndamm morgens 3Uhr30. In Berlin Tempelhof nach Hannover mit dem Flugzeug geflogen für 49DM-West hin und zurück. Von Hannover mit der Bahn in Helmstedt ausgestiegen. Ein sehr komisches Gefühl, eine Station weiter, wäre ich wieder in der DDR. Von Helmstedt umgestiegen nach Schöningen. In der Bahnhofgaststätte bis 1Uhr00 gewartet. Über die Musikbox lief vielfach der Ohrwurm von Michael Holm „Mendocino“. Dann ging es mit großem Herzklopfen die 2,5km lange Strecke in der Dunkelheit der Nacht per Fuß zum Bahndamm. Ich wollte die Flucht gedanklich noch einmal nachvollziehen. In den Taschen 2 Flaschen Bier und zwei Schachteln Zigaretten. Ich wollte sie gen Osten werfen, doch leider war kein Grenzer zu sehen. Erleichtert, warum auch immer habe ich mir frühmorgens in Schöningen dann noch ein Zimmer gesucht. In den Mittagsstunden bin ich nochmals zum Bahndamm gelaufen. Wieder ohne Erfolg mit den Grenzern.
Ob sie wohl Angst vor mir hatten, keine Ahnung. Dennoch erleichtert bin ich wieder zurück mit Bahn und Flugzeug und habe meine Eindrücke auf Papier festgehalten.
In meiner Stasi-Akte, die 2010 beantragt und in Papierform erhalten habe, steht geschrieben, dass mich fremde Geheimdienste an die Grenze geschickt haben zur Provokation. Hat die Stasi mit dem BND oder dem Verfassungsschutz zusammengearbeitet, wegen dieser Provokation?

Deutschland und die Welt, wie haste Dir verändert?

Natürlich zum Positiven!!!
69-07-12-NVA-04-Fluchtbrücke.jpg
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Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon Interessierter » 12. Juli 2020, 06:49

Vielen Dank für die Schilderung deiner Erinnerungen. Ich war zwar gottseidank nie in der Situation, unter Lebensgefahr aus einer Diktatur flüchten zu müssen; aber deine Emotionen kann ich total nachvollziehen.

[hallo]
Interessierter
 

Re: Vorstellung Bahndamm 68

Beitragvon ratata » 12. Juli 2020, 11:13

Bahndamm 68 hat geschrieben:
ratata hat geschrieben:Hallo Hermann , ich sah im MDR Regionalprogramm, auch den Bericht aus Hötensleben . ratata / Günther
Wer wird denn sein Nachfolger ??

Hallo Günther
in Wort und Bild nach Nachfolger
IMG_0032-01.JPG

Gruß Hermann


An dem Tag hast du mich ,mit Herrn Müller, fotografiert , ganz unbewusst .

Ist das schon wieder so lange her . Herr Müller ist der Nachfolger geworden . In Marienborn trifft man sie öfters . MfG ratata
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