Jan Palach

Prager Frühling, Einmarsch in die CSSR 1968

Jan Palach

Beitragvon Zicke » 16. Januar 2019, 13:56

Heute vor 50 Jahren zündete sich in Prag auf dem Wenzels Platz der Student Jan Palach aus Protest gegen das Sowjetregime und die Niederschlagung des Prager Frühlings und um auf die Hoffnungslosigkeit in seinem Land aufmerksam zu machen, selbst an.

https://twitter.com/Birgit_Kelle/status ... 7709032448
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Jan Palach

Beitragvon pentium » 16. Januar 2019, 14:10

In ganz Tschechien wird am Mittwoch an Jan Palach erinnert, der sich am 16. Januar 1969 auf dem Prager Wenzelsplatz selbst verbrannt hat. Damit wollte der damalige Student gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Sowjets protestieren und seine Mitmenschen aufrütteln. Im Innenhof der Prager Karlsuniversität wurde am Mittwoch eine Gedenktafel zu Palach enthüllt. An das Ereignis vor 50 Jahren erinnern zudem zahlreiche Ausstellungen und Diskussionsrunden. Am Dienstagabend fand zu Ehren Palachs bereits eine Gedenkmesse in der Prager Salvator-Kirche statt.

Die Gedenktafel in Karlsuniversität befindet sich dort, wo damals der Sarg vor Palachs Beerdigung aufgebahrt war. Außerdem wurde eine Freiluftausstellung zu Palachs Vermächtnis auf dem Wenzelsplatz eröffnet. Die Ausstellung ist bis 30. Januar zu sehen.

Quelle: Radio Prag
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Jan Palach

Beitragvon pentium » 16. Januar 2019, 14:13

„Palachs Tat ist unerfassbar, über den Standard hinaus. Sie entzieht sich der üblichen ethischen Bewertung. Sie erregt große Emotionen, ruft eine ganze Reihe von Fragen, Polemiken und oft auch gegensätzlichen Bewertungen hervor. Sie wird sowohl verdammt, als auch glorifiziert.“

Jindřich Šrajer (2009)

Seit Januar 1969 vergingen mehr als ein paar Jahrzehnte, trotz diesem fordert die Tat Jan Palachs zum ständigen Nachdenken über die grundsätzlichen Fragen des menschlichen Lebens auf. Eine Reihe von Personen machte den Versuch, Sinn von Palachs Selbstverbrennung auszudeuten, diese traten an die Tat unter verschiedenen Aspekten heran. Oft spiegelte sich darin vor allem die gesellschaftliche Situation der Zeit, die außer anderem die Wahrnehmung der Autoren mitprägte. Ihre konkreten Ausdeutungen werden verständlicherweise von unterschiedlichen religiösen, philosophischen, politischen oder ethischen Ausgangspunkten bestimmt. Die meisten verbindet Suche nach Antworten auf eine grundsätzliche Frage, die in Verbindung mit Palchs Tat entsteht – ob der Mensch über freien Willen verfügt, über sein Leben zu bestimmen und nach seinem Bedenken dieses für andere zu opfern, um sie auf diese Art und Weise zum Erwachen aus ihrer resignierten Haltung gegenüber den öffentlichen Angelegenheiten zu bewegen und sie zu zwingen sichtbar nach ihrem politischen Vorhaben zu handeln. An einige von denen erinnern wir als an mögliche Wege, die man beim Nachdenken über Palachs Nachlass gehen kann.

Ästhetiker und Kritiker Jindřich Chalupecký sah in den Reaktionen auf Palachs Tat zwei Herantreten. Das eine nahm Tatsachen so, wie sie waren oder sich so zeigten; dieses war emotional, irrational und unmittelbar.
http://www.janpalach.cz/de/default/jan-palach

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Re: Jan Palach

Beitragvon augenzeuge » 16. Januar 2021, 12:02

Ein halbes Jahr nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch Truppen des Warschauer Pakts wollte Jan Palach ein Zeichen setzen. Am 16. Januar 1969 ging der Student auf den Wenzelsplatz und übergoss sich mit Benzin.

Nichts war auffällig an dem jungen Mann, der am frühen Nachmittag des 16. Januar 1969 über den Wenzelsplatz in Prag lief. Gegen 14.30 Uhr trat er an den Rand des halbrunden Brunnens vor dem Nationalmuseum, legte seinen Mantel und seine Tasche ab, nahm einen mitgebrachten weißen Plastikeimer und goss sich den Inhalt über den Kopf. Er wartete ein paar Sekunden, riss dann ein Streichholz an – und stand sofort in Flammen. In dem Eimer war Benzin gewesen.

Sofort versuchten Passanten, die Flammen zu löschen. Andere riefen die Ambulanz, die den jungen Mann umgehend ins Krankenhaus brachte, wo er um 14.45 Uhr eintraf. Jan Palach war ansprechbar; einem Arzt raunte er zu, es sei „seine Pflicht“ gewesen, sich selbst zu verbrennen.


Etwa 85 Prozent seiner Haut waren verbrannt, stellten die Ärzte fest. Jan Palach hatte damit so gut wie keine Überlebenschance. Einen Tag nach der Tat bekamen Palachs Mutter und sein Bruder Jiří die Möglichkeit, ihn zu besuchen. Am selben Tag sprach eine Psychologin des Krankenhauses kurz mit ihm und nahm das Gespräch auf Tonband auf.

Er wiederholte die Forderungen aus seinen Briefe und sagte, dass er mit seiner Tat Menschen habe aufwecken wollen. Doch sein Gesundheitszustand verschlechterte sich weiter – er bekam schmerzstillende Mittel, blieb bei Bewusstsein, aber sein Leben näherte sich dem Ende.
https://www.welt.de/geschichte/kopf-des ... asion.html

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Re: Jan Palach

Beitragvon Nostalgiker » 16. Januar 2021, 14:24

Ein durchaus kontroverser Beitrag zum Thema:
Selbstverbrennungen als Märtyrertum?

Prof. Dr. habil. Karl-Heinz Gräfe publiziert wirklich durchaus streitbare Gedanken zu verschiedenen Themen die durchaus einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Thematik dienlich wären. Aber das ist bei den Experten in diesem Forum, die mit ihrem fest betonierten Vorurteilen und Halbwissen, ein Wunschdenken.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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