Prager Frühling
Verfasst: 20. August 2015, 16:35
Prager Frühling und die Besetzung der Tschechoslowakei
Als Alexander Dubček am 5. Januar 1968 das Amt des Parteichefs der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei übernahm, war das bereits ein Eingeständnis an die schon länger andauernden Reformwünsche der Tschechoslowaken. Der liberale Kommunist wollte einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ durchsetzen, quasi die Freiheit im Kommunismus. Der so genannte Dritte Weg fand auch im Ausland viele Anhängerinnen und Anhänger. Die Reformkommunisten setzten Presse- und Versammlungsfreiheit, mehr demokratische Strukturen und die Aufhebung der Zensur durch. Das alles sollte im Verbund mit der Sowjetunion und ohne Abwendung vom Sozialismus geschehen.
Aufbruchsstimmung ergriff die Tschechoslowakei. Viele unterstützen die neuen Ereignisse oder verfolgten sie mit großer Anteilnahme. Im Ausland nahm man diesen „Prager Frühling“ ebenso wahr. Politikerinne und Politiker aus dem Westen verfolgten die friedliche Öffnung der Tschechoslowakei mit – wie sich später zeigte – berechtigter Skepsis.
Die Staaten des Warschauer Paktes befürchteten, dass die Reformstimmung auf ihre eigenen Länder übergreifen könnte und setzten Dubček unter Druck. Auf einem geheimen Treffen im März 1968 beschlossen sie, das „kontrarevolutionäre“ Treiben zu beenden und bereiteten den militärischen Einmarsch in die Tschechoslowakei vor.
Am 21. August 1968 wurde der Prager Frühling durch den Einmarsch der insgesamt 500 000 bis 650 000 Mann starken Truppen aus der Sowjetunion, Polen, Bulgarien, Ungarn und der DDR gewaltsam beendet. Die tschechoslowakische Armee zählte damals kaum die Hälfte.
In Bergreichenstein (Kašperské Hory) stellten sich am 21. August 1968 tschechoslowakische Armeeeinheiten gegen die Invasion der sowjetischen Truppen. Sie beschlossen, die Besatzer nicht in ihre Stadt zu lassen und bezogen rund um die Stadt Stellung. Die Belagerung blieb tatsächlich außerhalb der Stadt und die Belagerer bezogen die Bergreichensteiner Soldaten nicht in ihre Arbeit ein. Ein kleiner Triumph im Grenzgebiet.
Die sowjetischen Besatzer hatten durch Beschuss den westböhmischen Fernsehsender Krašov bei Pilsen zerstört. Im grenznahen Gebiet konnte westdeutsches Fernsehen und somit auch die „Tagesschau“ empfangen werden. Bilder vom Widerstand und von Toten und Verletzten kamen in die Wohnzimmer der Grenzbewohner. Ein mutiger Fotograf aus Bergreichenstein stellte seine Aufnahmen aus Prag im Schaufenster des hiesigen Lebensmittelladens aus.
In Bergreichenstein unterschrieben 1.368 Menschen eine Petition an den Kommandanten der Besatzungstruppen. Darunter waren auch Touristinnen und Touristen aus der Bundesrepublik. In vielen Betrieben fanden Proteste gegen die Besatzer statt. Streiks brachen aus, Unterschriften wurden gesammelt.
Dubček und die Parteiführung wurde nach Moskau ausgeflogen, wo er zur Aufgabe seiner Reformen gezwungen wurde. Die tschechoslowakische Bevölkerung leistete im ganzen Land weitestgehend gewaltfreien Widerstand. Sie verdrehten Hinweisschilder, damit die Besatzer sich nicht zurechtfinden würden, stellten sich vor Panzer, diskutierten mit den Soldaten. Im Jahr 1969 verbrannten sich die Studenten Jan Palach und Jan Zajíc aus Protest gegen den Einmarsch.
Rund 150 Menschen fielen der militärischen Intervention zum Opfer. Viele Tschechinnen und Tschechen sowie Slowakinnen und Slowaken emigrierten oder kamen erst gar nicht mehr aus dem Ausland zurück. Im Jahr 1968 wurden allein an der bayerischen Grenze 111 gelungene Fluchten registriert. Die Grenzpolizei war seit dem 21. August in ständiger Alarmbereitschaft. Die Panzer der Sowjetarmee hielten sich aber in gebührendem Abstand zur Grenze. Schließlich wollte man die Tschechoslowakei einschüchtern und nicht den Westen provozieren. Eine militärische Intervention zu Gunsten der Reformbewegung lehnte der Westen ab. Es sollte kein Krieg provoziert werden. Die Grenzabfertigung vollzogen weiterhin tschechoslowakische Beamte. Sie hissten nach dem Ende des „Prager Frühlings“ aus Enttäuschung auf Halbmast.
quelle:
http://www.uni-passau.de/geschichtsbaus ... fruehling/
mfg
pentium
Als Alexander Dubček am 5. Januar 1968 das Amt des Parteichefs der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei übernahm, war das bereits ein Eingeständnis an die schon länger andauernden Reformwünsche der Tschechoslowaken. Der liberale Kommunist wollte einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ durchsetzen, quasi die Freiheit im Kommunismus. Der so genannte Dritte Weg fand auch im Ausland viele Anhängerinnen und Anhänger. Die Reformkommunisten setzten Presse- und Versammlungsfreiheit, mehr demokratische Strukturen und die Aufhebung der Zensur durch. Das alles sollte im Verbund mit der Sowjetunion und ohne Abwendung vom Sozialismus geschehen.
Aufbruchsstimmung ergriff die Tschechoslowakei. Viele unterstützen die neuen Ereignisse oder verfolgten sie mit großer Anteilnahme. Im Ausland nahm man diesen „Prager Frühling“ ebenso wahr. Politikerinne und Politiker aus dem Westen verfolgten die friedliche Öffnung der Tschechoslowakei mit – wie sich später zeigte – berechtigter Skepsis.
Die Staaten des Warschauer Paktes befürchteten, dass die Reformstimmung auf ihre eigenen Länder übergreifen könnte und setzten Dubček unter Druck. Auf einem geheimen Treffen im März 1968 beschlossen sie, das „kontrarevolutionäre“ Treiben zu beenden und bereiteten den militärischen Einmarsch in die Tschechoslowakei vor.
Am 21. August 1968 wurde der Prager Frühling durch den Einmarsch der insgesamt 500 000 bis 650 000 Mann starken Truppen aus der Sowjetunion, Polen, Bulgarien, Ungarn und der DDR gewaltsam beendet. Die tschechoslowakische Armee zählte damals kaum die Hälfte.
In Bergreichenstein (Kašperské Hory) stellten sich am 21. August 1968 tschechoslowakische Armeeeinheiten gegen die Invasion der sowjetischen Truppen. Sie beschlossen, die Besatzer nicht in ihre Stadt zu lassen und bezogen rund um die Stadt Stellung. Die Belagerung blieb tatsächlich außerhalb der Stadt und die Belagerer bezogen die Bergreichensteiner Soldaten nicht in ihre Arbeit ein. Ein kleiner Triumph im Grenzgebiet.
Die sowjetischen Besatzer hatten durch Beschuss den westböhmischen Fernsehsender Krašov bei Pilsen zerstört. Im grenznahen Gebiet konnte westdeutsches Fernsehen und somit auch die „Tagesschau“ empfangen werden. Bilder vom Widerstand und von Toten und Verletzten kamen in die Wohnzimmer der Grenzbewohner. Ein mutiger Fotograf aus Bergreichenstein stellte seine Aufnahmen aus Prag im Schaufenster des hiesigen Lebensmittelladens aus.
In Bergreichenstein unterschrieben 1.368 Menschen eine Petition an den Kommandanten der Besatzungstruppen. Darunter waren auch Touristinnen und Touristen aus der Bundesrepublik. In vielen Betrieben fanden Proteste gegen die Besatzer statt. Streiks brachen aus, Unterschriften wurden gesammelt.
Dubček und die Parteiführung wurde nach Moskau ausgeflogen, wo er zur Aufgabe seiner Reformen gezwungen wurde. Die tschechoslowakische Bevölkerung leistete im ganzen Land weitestgehend gewaltfreien Widerstand. Sie verdrehten Hinweisschilder, damit die Besatzer sich nicht zurechtfinden würden, stellten sich vor Panzer, diskutierten mit den Soldaten. Im Jahr 1969 verbrannten sich die Studenten Jan Palach und Jan Zajíc aus Protest gegen den Einmarsch.
Rund 150 Menschen fielen der militärischen Intervention zum Opfer. Viele Tschechinnen und Tschechen sowie Slowakinnen und Slowaken emigrierten oder kamen erst gar nicht mehr aus dem Ausland zurück. Im Jahr 1968 wurden allein an der bayerischen Grenze 111 gelungene Fluchten registriert. Die Grenzpolizei war seit dem 21. August in ständiger Alarmbereitschaft. Die Panzer der Sowjetarmee hielten sich aber in gebührendem Abstand zur Grenze. Schließlich wollte man die Tschechoslowakei einschüchtern und nicht den Westen provozieren. Eine militärische Intervention zu Gunsten der Reformbewegung lehnte der Westen ab. Es sollte kein Krieg provoziert werden. Die Grenzabfertigung vollzogen weiterhin tschechoslowakische Beamte. Sie hissten nach dem Ende des „Prager Frühlings“ aus Enttäuschung auf Halbmast.
quelle:
http://www.uni-passau.de/geschichtsbaus ... fruehling/
mfg
pentium