Prager Frühling

Prager Frühling, Einmarsch in die CSSR 1968

Re: Prager Frühling

Beitragvon Interessierter » 30. August 2018, 11:01

Prager Frühling und Kuba - Castros Machtmanöver

Kubas Revolutionsführer Fidel Castro hielt im August 1968 eine bemerkenswerte Rede zum Einmarsch in Prag. Sie spaltete die Linke – auch in Kuba.


Zwei Tage nach dem Einmarsch der sozialistischen Interventionstruppen in die ČSSR, die den Prager Frühling beendete, nahm auch Kubas Revolutionsführer Fidel Castro zu den Ereignissen Stellung. Die im kubanischen Fernsehen übertragene Ansprache vom 23. August 1968 gehört zu den bemerkenswertesten Meinungsbeiträgen, die aufseiten der internationalen Linken seinerzeit zu dem Thema veröffentlicht wurden.

Castro machte klar, dass die Militärintervention jeglicher rechtlichen Grundlage entbehrte.
„Man kann nicht bestreiten, dass die Souveränität des tschechoslowakischen Staates verletzt wurde. Unter juristischen Gesichtspunkten gibt es dafür keine Rechtfertigung“, sagte Castro. Man müsse daher analysieren, ob es politisch gerechtfertigt sei, dem tschechoslowakischen Volk diese traumatische Erfahrung aufzubürden. Sein Schluss: Da die politische Entwicklung der ČSSR unter Dubček und Swoboda darauf hinausgelaufen wäre, das Land in die Hände des Imperialismus zu geben, sei die Intervention gerechtfertigt gewesen.

1968 war Kuba noch nicht voll im sozialistischen Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) integriert. Seit der Kubakrise 1962 allerdings, als die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen auf Kuba im Austausch gegen eine Nichtangriffsgarantie der USA gegenüber Kuba beendet worden war, war ­Kubas Abhängigkeit vom sowjetischen Lager überdeutlich. Mit der 1960 von den USA verkündeten nahezu vollständigen Wirtschaftsblockade hingen Kubas ökonomische Perspektiven ebenfalls am sozialistischen Lager.

In dieser Hinsicht zeitigte Castros Gutheißen der Intervention in der ČSSR positive Folgen für die Insel: Drei Jahre später war Kuba Vollmitglied des RGW, und es begannen die goldenen Jahre der kubanischen Entwicklung nach der Revolution.

Antiimperialistische Grundhaltung

Ideologisch bedeutete Castros Positionierung einen Bruch nicht nur mit großen Teilen der lateinamerikanischen Linken und linken Intellektuellen, sondern auch mit eigenen Mitkämpfern in Kuba. Wenn man gegenüber den USA, dem westlichen Hegemonen, das Recht auf nationale Selbstbestimmung in dessen Einflussbereich forderte, wie konnte man akzeptieren, dass dieses Recht in der Tschechoslowakei mit Füßen getreten wurde?

In ganz Lateinamerika war – und ist bis heute – linke Politik mit einer antiimperialistischen Grundhaltung, mitunter auch mit übersteigertem Nationalismus verbunden. Sie war gegen die USA als regionalen Hegemonen gerichtet. Kuba hatte sich auch deshalb trotz seiner Zuwendung zum sozialistischen Lager und der Abhängigkeit von ihm in der Blockfreienbewegung engagieren können – ein Hohn, den Einmarsch in Prag zu befürworten.

http://www.taz.de/Prager-Fruehling-und-Kuba/!5525774/
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Re: Prager Frühling

Beitragvon Interessierter » 31. August 2018, 14:23

Prager-Frühling-Protest in der Lausitz - „Und die Hände schön unters Gesäß“

Hans-Joachim Schiemenz und Volker Rennert protestierten 1968 in Lübbenau gegen den Einmarsch in Prag. Dafür gingen sie ins Gefängnis.

Jetzt ist Schiemenz 50 Jahre älter, auch stämmiger, Schläfen und Bart sind ergraut. Äußerlich ist ihm nicht anzumerken, dass er von Stasi und Polizei durchgewalkt wurde wie ein Stück Haut. Die Verhörer wollten von Schiemenz wissen, wen er eingeweiht hat, dass sie protestieren würden, drei Tage nach dem Einmarsch der Sowjets und ihrer Satelliten in die Tschechoslowakei. Dass Schiemenz einer der „Anstifter“ war, wussten sie schon. Und dann gab es die Stöße von hinten, dass die Stirn immer wieder auf die Tischplatte knallte.

„Und die Hände immer schön unters Gesäß, stimmt’s Achim?“ Volker Rennert schaltet sich ein. Rennert gehört das Haus mit dem schattigen Hof. Zum Rauchen aber tritt er beiseite. Rennert, ein hagerer Typ, war einer der anderen beiden Organisatoren. Er wollte ein Sit-in veranstalten, so wie es die Studenten in Westberlin und in Kalifornien vorgemacht hatten.

Der Bürgermeister sollte kommen und erklären, warum die „sozialistischen Bruderländer“ ihre Panzer nach Prag schickten. Der Bürgermeister lehnte ab, stattdessen informierte er die „Organe“.

Hunger nach Freiheit gespürt

Doch Polizei und Stasi glaubten nicht an großen Protest. Sollte in Lübbenau mit seinen 20.000 Einwohnern gelingen, was in Ostberlin nicht gelang? Keine Intellektuellen, keine Studenten, keine Gefahr. Aber eine Beatszene gab es. Hans-Joachim Schiemenz lacht. Er spielte Gitarre bei den „Blue Stars“, die coverten Songs von den Beatles, den Stones, der Spencer Davis Group. Da hat man schon zwischen Bühne und Saal oft diesen Hunger nach Freiheit gespürt, sagt Schiemenz.

Nein, kein Sit-in, die anderen sind für eine Demo, Treffpunkt Markt, am Abend um halb acht. Und so ziehen sie los, 40 bis 50 Jugendliche. Am Bahnhof stoßen Lehrlinge vom nahen Kohlekraftwerk dazu. Da schwillt der Zug auf 120 Demonstranten an. „Sieben, acht, neun, zehn: Dubček!“, rufen sie, und „Sowjets raus aus Prag!“ Aber auch „Amis raus aus Vietnam!“ und „Ho Chi Minh!“ Man will sich nicht vorhalten lassen, vom Westen „verführt“ zu sein. Der Vorwurf kommt trotzdem.


„Sozialismus mit menschlichem Antlitz, das war für uns eine Hoffnung“, sagt Rennert, „Musik, Klamotten, Freiheit.“ Und mit einem Sound, so aufreizend wie bei den Stones, mit Haaren, so lang wie bei John Lennon, mit Bluejeans, und dann rauf aufs Motorrad und los. Am besten auf einer 350er Jawa – einer Zweizylinder aus der ČSSR. „Die Jawa, das war unsere Harley“, sagt Schiemenz. In Lübbenau gab es so viele, dass die Fahrer einen Club gründeten.

Als sie wieder den Markt erreichen, warten dort Bereitschaftspolizei und spezielle Stasi-Schläger mit stählernen Ruten. 60 bis 80 Jugendliche, schätzt Schiemenz, werden festgesetzt und verhört. Mindestens einem werden die Haare geschoren. Schiemenz und Rennert tauchen ab, doch in den nächsten beiden Tagen kommen sie in U-Haft – Verhöre, Schläge und „Hände unters Gesäß!“ Schiemenz wird für zwei Wochen in eine Einzelzelle gesteckt. Da sieht er sich plötzlich auf einer Bühne, Gitarre um und Publikum vor sich. „Das waren richtige Halluzinationen.“

Am 16. Oktober 1968 werden die beiden und der inzwischen verstorbene Klaus-Dieter Wanske wegen „gemeinschaftlich organisierter Zusammenrottung und Staatsverleumdung“ zu Haftstrafen verurteilt. Schiemenz erhält 18 Monate, Rennert 14, Wanske 16 Monate. Kurz vor Weihnachten werden die Strafen in drei Jahre Bewährung umgewandelt. Die nächsten Proteste gibt es in Lübbenau im Herbst 1989. In der DDR wird es in den nächsten Jahren wieder sehr ruhig, auch akustisch. Der Import von Jawa-Motorrädern wird beendet.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.taz.de/Prager-Fruehling-Prot ... /!5525842/
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Re: Prager Frühling

Beitragvon Interessierter » 2. September 2018, 09:57

Prager Frühling und Rumänien - Das „feindliche Bruderland“

Der rumänische Parteiführer Nicolae Ceauşescu verurteilte den Einmarsch der Truppen in Prag öffentlich. Seine Rede war Stoff für viele Legenden.


Am 21. August 1968 hielt der rumänische Parteiführer Nicolae Ceauşescu in Bukarest eine Rede, in der er den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in Prag als „schweren Fehler“ und „eine ernste Gefahr für den Frieden in Europa und für das Schicksal des Sozialismus in der Welt“ bezeichnete. Zehntausende jubelten ihm damals zu. Sogar Regimegegner zeigten sich beeindruckt. Im Westen wurde die Kritik Ceauşescus an der Invasion der ČSSR wohlwollend aufgenommen. Von diesem politischen Kapital profitierte er fast bis zum Ende seiner Herrschaft im Dezember 1989, als er zusammen mit seiner Frau Elena in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.

http://www.taz.de/Prager-Fruehling-und- ... /!5528789/
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Re: Prager Frühling

Beitragvon Spartacus » 2. September 2018, 12:04

Was wäre geschehen, wenn die Armee der UdSSR zu jener Zeit nicht einmarschiert wäre?
Wäre die CSSR aus dem Bündnis ausgebrochen? Wie hätten die Bürger der DDR auf dieses Ausbrechen aus dem Weltsystem reagiert


Was passiert wäre?

Na sie wollten einen Sozialismus mit mehr Menschlichkeit, kleine Betriebe privatisieren, Presse, Reise und Redefreiheit.

Wenn sich die Russen nicht eingemischt hätten, hätte da etwas sehr positives draus werden können und klar, dass wäre dann wohl auch in die DDR
übergeschwappt. Das hätte soweit gehen können, das sich der Sozialismus tatsächlich reformiert hätte und es dann vielleicht eine dann damals
erneuerte DDR heute noch geben würde.

Von einem Ausbrechen aus dem System war auch nie die Rede, nur von positiven Veränderungen.

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Re: Prager Frühling

Beitragvon zonenhasser » 7. November 2018, 15:15

Jugendliche in Ost-Berlin wegen Protestaktion verurteilt - darunter der Sohn des stellvertretenden Kulturinisters

In Ost-Berlin wurden vier Jugendliche zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie sich an Protestaktionen gegen die Besetzung der CSSR beteiligt hatten.

Bild

Wie hat der Tagesspiegel das Jahr 1968 begleitet? Wir publizieren regelmäßig einen ausgewählten Text aus der Zeitung von vor 50 Jahren – zur Studentenbewegung, sowie zu anderen Themen, die die Stadt und die Welt bewegt haben. Am 26.Oktober wurde die Verurteilung mehrerer Jugendlicher in Ost-Berlin bekannt. Darunter befand sich auch der spätere Schriftsteller Thomas Brasch.


Das Ost-Berliner Stadtgericht hat in dieser Woche vier Jugendliche zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie sich an Protestaktionen gegen die Besetzung der CSSR beteiligt hatten. Unter den Verurteilten ist Thomas Brasch, der Sohn des stellvertretenden Zonen-Kulturministers Horst Brasch, der zwei Jahre und drei Monate Gefängnis erhielt.

Wie am Freitag ferner zuverlässig zu erfahren war, verurteilte das Gericht außerdem Erika Berthold, die Tochter des Direktors des Instituts für Marxismus-Leninismus beim SED-Zentralkomitee, Lothar Berthold, zu einem Jahr zehn Monaten Gefängnis. Ihre Strafe soll für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt worden sein. In dieser Zeit muß sie die Schule verlassen und sich "in der Produktion bewähren".

Rosita Hunzinger, die Tochter einer Bildhauerin, erhielt ebenfalls wie Thomas Brasch zwei Jahre und drei Monate Gefängnis. Sandra Weigl, eine Verwandte der Ost-Berliner Schauspielerin Helene Weigel, wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Ob die Strafen für Sandra Weigl, Rosita Hunzinger und Thomas Brasch ebenfalls zur Bewährung ausgesetzt wurden, ist nicht bekannt. Während sich Erika Berthold und Sandra Weigl in Freiheit befinden, sind Thomas Brasch und Rosita Hunzinger nach wie vor in Haft. Über die Protestaktionen der Jugendlichen sind bisher keine Einzelheiten bekanntgeworden.
Der Prozeß gegen Havemann-Söhne

Im Prozeß gegen Frank und Florian Havemann, die Söhne des von der SED wiederholt gemaßregelten Professors Robert Havemann, vor dem Ost-Berliner Stadtgericht hielten am Freitag die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung ihre Plädoyers. Die Strafanträge wurden jedoch noch nicht in West-Berlin bekannt.

Wie zuverlässig zu erfahren war, wird dem 18jährigen Frank im wesentlichen nur vorgeworfen, nach der Besetzung der CSSR „Dubcek" an Häuserwände geschrieben zu haben. Dem 16jährigen Florian Havemann werde zur Last gelegt, daß er am 21. August, dem Tag der Okkupation, aus dem Fenster der Wohnung am Strausberger Platz eine Fahne der CSSR gehängt habe. Das Urteil wird für Anfang nächster Woche erwartet. In dem Prozeß gegen die Havemann-Söhne kam wiederholt der "schädliche Einfluß" des der SED mißliebigen Vaters zur Sprache. Außerdem seien vom Zonen-Schriftstellerverband und vom Institut für Zeitgeschichte in Ost-Berlin Gutachten über den in der Zone verfemten Bänkelsänger Wolf Biermann sowie über Bert Brecht erstattet worden. Frank soll Kontakte zu Biermann unterhalten und bestimmte Texte Bert Brechts auf ausgehängte Plakate geschrieben haben, die anläßlich des "Tages der Volkspolizei" gedruckt worden waren.

https://www.tagesspiegel.de/themen/1968 ... 80520.html
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Prager Frühling

Beitragvon Interessierter » 16. September 2021, 08:13

Prager Frühling: Ein Mecklenburger übt zivilen Widerstand

Der Mecklenburger Reimar Krell will nicht tatenlos zusehen, als der Prager Frühling brutal niedergeschlagen wird. Er sammelt im August 1968 Unterschriften auf dem Wenzelsplatz - und zahlt das am Ende mit seinem Leben.

Sie kommen kurz nach Mitternacht: Am 21. August 1968 marschieren vier Warschauer Vertragsstaaten in der Tschechoslowakei ein. Soldaten aus Polen, Ungarn, der Sowjetunion und Bulgarien sollen die angebliche "Konterrevolution" niederschlagen. Es ist das Ende des Prager Frühlings und des Traums vom "Sozialismus mit menschlichem Antlitz". Den hatte Alexander Dubcek, Chef der tschechoslowakischen Reform-Kommunisten versprochen - argwöhnisch beäugt von politischen Betonköpfen in Moskau und Ostberlin.
Erinnerungen an den Überfall der Deutschen im Jahr 1938

Viele Tschechen und Slowaken fühlen sich an den Überfall der Deutschen 1938 erinnert. Aus Protest zeichnen sie deshalb auf die Panzer der Ostblock-Staaten Hakenkreuze. Überall im Land formiert sich ziviler Widerstand. Aufgebrachte Bürger sammeln Unterschriften - gegen die Invasion, für politische Reformen. Die Lage in der Tschechoslowakei ist in den ersten Tagen sehr unübersichtlich. Es gibt Gerüchte, dass auch die DDR Truppen geschickt hat. Die DDR-Propaganda versucht sogar selbst diesen Eindruck zu verstärken. In Wahrheit stehen Einheiten der Nationalen Volksarmee zwar an der Grenze bereit, überschreiten diese jedoch nicht. Eine Entscheidung im letzten Moment, denn die Sowjets möchten vermeiden, dass der Einmarsch mit dem von 1938 gleichgesetzt wird.Sie kommen kurz nach Mitternacht: Am 21. August 1968 marschieren vier Warschauer Vertragsstaaten in der Tschechoslowakei ein. Soldaten aus Polen, Ungarn, der Sowjetunion und Bulgarien sollen die angebliche "Konterrevolution" niederschlagen. Es ist das Ende des Prager Frühlings und des Traums vom "Sozialismus mit menschlichem Antlitz". Den hatte Alexander Dubcek, Chef der tschechoslowakischen Reform-Kommunisten versprochen - argwöhnisch beäugt von politischen Betonköpfen in Moskau und Ostberlin.

Erinnerungen an den Überfall der Deutschen im Jahr 1938

Viele Tschechen und Slowaken fühlen sich an den Überfall der Deutschen 1938 erinnert. Aus Protest zeichnen sie deshalb auf die Panzer der Ostblock-Staaten Hakenkreuze. Überall im Land formiert sich ziviler Widerstand. Aufgebrachte Bürger sammeln Unterschriften - gegen die Invasion, für politische Reformen. Die Lage in der Tschechoslowakei ist in den ersten Tagen sehr unübersichtlich. Es gibt Gerüchte, dass auch die DDR Truppen geschickt hat. Die DDR-Propaganda versucht sogar selbst diesen Eindruck zu verstärken. In Wahrheit stehen Einheiten der Nationalen Volksarmee zwar an der Grenze bereit, überschreiten diese jedoch nicht. Eine Entscheidung im letzten Moment, denn die Sowjets möchten vermeiden, dass der Einmarsch mit dem von 1938 gleichgesetzt wird.

Ein Mecklenburger protestiert auf dem Wenzelsplatz

Bild
Reimar Krell aus Lübtheen erlebt den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten 1968 in Prag hautnah mit.

Dass auch die DDR mit Truppen beteiligt ist, glauben zunächst auch viele ostdeutsche Touristen, die damals in Prag unterwegs sind. Zwei junge Studenten werden damals von einem Tagesschau-Reporter auf der Straße interviewt. Sie zeigen sich betroffen vom Einfall der Truppen und berichten von einem demonstrierenden DDR-Bürger: "Dort vorn am Wenzelsplatz steht ein Ostdeutscher mit einem Schild: 'Ich schäme mich für die DDR. Warum sind Ulbrichts Soldaten in der Tschechoslowakei?'" Der Ostdeutsche ist ein Mecklenburger: Reimar Krell aus Lübtheen. Der 25-Jährige ist seit dem Frühjahr 1968 in der Tschechoslowakei, hat die Aufbruchstimmung miterlebt und das brutale Vorgehen der "Bruderarme.

Die vollständige, tragische Geschichte und ein Video findet man hier:
https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... ng126.html
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Re: Prager Frühling

Beitragvon pentium » 21. August 2023, 07:43

Vor 55 Jahren: Ende des Traums vom Prager Frühling

Die Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 bedeutete das definitive Ende für die Hoffnungen, die mit dem Prager Frühling verbunden waren.

https://deutsch.radio.cz/vor-55-jahren- ... C4wLjAuMA..

Die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten waren über das Vorgehen allerdings beunruhigt. Breschnew sah in der Meinungsfreiheit und der Demokratisierung der Medien eine Bedrohung für die Führungsrolle der Kommunistischen Partei. Ein letzter Versuch der Sowjets, den Reformprozess zu stoppen, waren die Verhandlungen mit der tschechoslowakischen Parteiführung in Čierna nad Tisou Ende Juli 1968. Das Ergebnis bestärkte die Moskauer Politspitze aber in der Überzeugung, dass die Zusagen von Seiten der ČSSR nicht eingehalten würden. Darum beschloss sie ein militärisches Eingreifen und plante dies für den 20. August um 23 Uhr.
Knapp zwei Stunden vorher überquerten die Truppen von der DDR aus die Grenze bei Bärenstein / Vejprty. Zwei Abordnungen der Warschauer-Pakt-Truppen besetzten die ČSSR: von Norden her mit der polnischen Armee und von Süden her mit einer ungarischen motorisierten Schützendivision sowie einem bulgarischen Regiment.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Prager Frühling

Beitragvon pentium » 21. August 2023, 17:35

150 Tote, hunderte Verletzte und die verlorene Freiheit. Heute vor 55 Jahren – am 21.08.1968 – wurde die liberale Reformbewegung „Prager Frühling“ von Truppen des Warschauer Paktes gewaltvoll niedergeschlagen. Hunderttausende gingen auf die Straßen, um friedlich zu protestieren, aber ohne Erfolg.
“Traumata lassen sich am besten bewältigen, wenn man versucht, die damaligen Fakten und Gefühle zu verstehen”, sagte der tschechische Präsident Petr Pavel am Mittag beim Gedenkakt zum Jahrestag des Einmarsches der Truppen des Warschauer Pakts vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks. Pavel sprach über die Invasion von 1968, wie die Gesellschaft ihr damals und heute gegenüberstand, bzw. -steht, und auch über seine eigene Position. "Meine Großmutter sagte mir damals, dass ich es vielleicht eines Tages verstehen würde. Es hat lange gedauert. Ich habe nicht in einem Umfeld gelebt, in dem mir das von Anfang an klar war, und es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe, was damals geschah und in welchem Zusammenhang es stand. Aber besser spät als nie", erklärte Pavel, der vor der Samtenen Revolution Offizier in der Volksarmee war. Während seines Auftritts waren auch Pfiffe zu hören.
Daneben zog Pavel eine Parallele zur russischen Invasion der Ukraine im vergangenen Jahr: "Die Ukraine will nur das, was wir damals wollten. Sie wollten ihren eigenen Weg gehen und ihren eigenen Weg bestimmen. Russland hat sich seither nicht verändert, auch wenn es einen anderen Namen hat.”
Neben Präsident Pavel traten auch der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks René Zavoral, Parlamentspräsidentin Markéta Pekarová Adamová (TOP 09), Senatspräsident Miloš Vystrčil (ODS) und der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda (ODS) auf.

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