Bundeswehr vermisst Dutzende Waffen und Tausende Kugeln
Maschinengewehre und Pistolen verschwunden: Die meisten Vorfälle im nordrhein-westfälischen Hilden – Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft
Von Jörg Köpke
Berlin. Die Bundeswehr hat seit Anfang 2014 den Verlust von 39 Waffen, 39 Waffenteilen und 19445 Schuss Munition verbucht. Das geht aus einer als Verschlusssache eingestuften Auflistung des Bundesverteidigungsministeriums hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Laut dem Papier aus dem Büro von Verteidigungsstaatssekretär Peter Tauber (CDU) sind bislang zwei Waffen, ein Waffenteil und 3474 Schuss Munition wieder aufgetaucht. Bei den nach wie vor verschwundenen Waffen und Waffenteilen handelt es sich unter anderem um sechs Maschinengewehre vom Typ MG3, elf Gewehre vom Typ G3, vier Gewehre vom Typ G36, sechs Signalpistolen sowie zwei Pistolen vom Typ P8. Zudem fehlen 30 Waffenrohre für Maschinengewehre vom Typ MG3.
Der Großteil der Fälle liegt bereits einige Jahre zurück. Die sechs Maschinengewehre vom Typ MG3 gingen im Mai 2015 im niedersächsischen Wilhelmshaven verloren, 30 dazu passende Waffenrohre gut einen Monat davor im bayerischen Erding. Unter den verschwundenen Waffen befindet sich auch eine Maschinenpistole vom Typ MP7, die ausschließlich von Behörden genutzt wird und für die es keine Munition auf dem freien Markt gibt.
Der weitaus größte Anteil der verschwundenen Munition wurde im Juni 2014 im nordrhein-westfälischen Hilden gemeldet. Dort gingen mehrere Hundert Kilogramm Munition verloren, insgesamt 14 833 Schuss. In der Waldkaserne Hilden sind rund 750 Soldaten stationiert – darunter auch Angehörige des Militärgeheimdienstes MAD.
Der MAD ist laut Verteidigungsministerium damit betraut zu prüfen, „ob Erkenntnisse mit Extremismusbezug zu möglichen Tatverdächtigen vorliegen“, wie es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Martina Renner heißt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind zurzeit 34 private Unternehmen mit 7012 Mitarbeitern in die Bewachung von Bundeswehrliegenschaften eingebunden. Zum Zeitpunkt der Waffenund Munitionsverluste seien die besonders betroffenen Standorte in Wilhelmshaven, Hilden und Erding von privaten Sicherheitsunternehmen bewacht worden.
Angaben dazu, woher die tausend Schuss Munition stammten, die Ermittler bei einem Helfer des unter Terrorverdacht stehenden Bundeswehroffiziers Franco A. vor zwei Jahren fanden, machte das Verteidigungsministerium mit Bezug auf die Ermittlungen nicht.
Der Verlust von Waffen und Munition bei der Bundeswehr wird streng untersucht. Ab fünf Patronen muss der Vorgang dem Verteidigungsministerium gemeldet werden. Bereits bei einer Patrone wird der betroffene Soldat vernommen und ein Schadensvorgang angelegt.
Nach einer Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen geht inzwischen deutlich weniger Material verloren. Im laufenden Jahr seien bisher eine Signalpistole und zwei Waffenteile verschwunden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag. Dabei habe es sich um sogenannte Verschlüsse gehandelt, die beim Zerlegen der Waffe entnommen werden – teils auch bei nächtlichen Übungen. Inzwischen gebe es Belehrungen vor und nach Übungen.
Quelle: Kieler Nachrichten, 28. Sep. 2019