Bundeswehr vermisst Dutzende Waffen und Tausende Kugeln

Bundeswehr vermisst Dutzende Waffen und Tausende Kugeln

Beitragvon andr.k » 29. September 2019, 11:17

Bundeswehr vermisst Dutzende Waffen und Tausende Kugeln

Maschinengewehre und Pistolen verschwunden: Die meisten Vorfälle im nordrhein-westfälischen Hilden – Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft

Von Jörg Köpke

Berlin. Die Bundeswehr hat seit Anfang 2014 den Verlust von 39 Waffen, 39 Waffenteilen und 19445 Schuss Munition verbucht. Das geht aus einer als Verschlusssache eingestuften Auflistung des Bundesverteidigungsministeriums hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

Laut dem Papier aus dem Büro von Verteidigungsstaatssekretär Peter Tauber (CDU) sind bislang zwei Waffen, ein Waffenteil und 3474 Schuss Munition wieder aufgetaucht. Bei den nach wie vor verschwundenen Waffen und Waffenteilen handelt es sich unter anderem um sechs Maschinengewehre vom Typ MG3, elf Gewehre vom Typ G3, vier Gewehre vom Typ G36, sechs Signalpistolen sowie zwei Pistolen vom Typ P8. Zudem fehlen 30 Waffenrohre für Maschinengewehre vom Typ MG3.

Der Großteil der Fälle liegt bereits einige Jahre zurück. Die sechs Maschinengewehre vom Typ MG3 gingen im Mai 2015 im niedersächsischen Wilhelmshaven verloren, 30 dazu passende Waffenrohre gut einen Monat davor im bayerischen Erding. Unter den verschwundenen Waffen befindet sich auch eine Maschinenpistole vom Typ MP7, die ausschließlich von Behörden genutzt wird und für die es keine Munition auf dem freien Markt gibt.

Der weitaus größte Anteil der verschwundenen Munition wurde im Juni 2014 im nordrhein-westfälischen Hilden gemeldet. Dort gingen mehrere Hundert Kilogramm Munition verloren, insgesamt 14 833 Schuss. In der Waldkaserne Hilden sind rund 750 Soldaten stationiert – darunter auch Angehörige des Militärgeheimdienstes MAD.

Der MAD ist laut Verteidigungsministerium damit betraut zu prüfen, „ob Erkenntnisse mit Extremismusbezug zu möglichen Tatverdächtigen vorliegen“, wie es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Martina Renner heißt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind zurzeit 34 private Unternehmen mit 7012 Mitarbeitern in die Bewachung von Bundeswehrliegenschaften eingebunden. Zum Zeitpunkt der Waffenund Munitionsverluste seien die besonders betroffenen Standorte in Wilhelmshaven, Hilden und Erding von privaten Sicherheitsunternehmen bewacht worden.

Angaben dazu, woher die tausend Schuss Munition stammten, die Ermittler bei einem Helfer des unter Terrorverdacht stehenden Bundeswehroffiziers Franco A. vor zwei Jahren fanden, machte das Verteidigungsministerium mit Bezug auf die Ermittlungen nicht.

Der Verlust von Waffen und Munition bei der Bundeswehr wird streng untersucht. Ab fünf Patronen muss der Vorgang dem Verteidigungsministerium gemeldet werden. Bereits bei einer Patrone wird der betroffene Soldat vernommen und ein Schadensvorgang angelegt.

Nach einer Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen geht inzwischen deutlich weniger Material verloren. Im laufenden Jahr seien bisher eine Signalpistole und zwei Waffenteile verschwunden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag. Dabei habe es sich um sogenannte Verschlüsse gehandelt, die beim Zerlegen der Waffe entnommen werden – teils auch bei nächtlichen Übungen. Inzwischen gebe es Belehrungen vor und nach Übungen.

Quelle: Kieler Nachrichten, 28. Sep. 2019
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Re: Bundeswehr vermisst Dutzende Waffen und Tausende Kugeln

Beitragvon Transitfahrer » 29. September 2019, 11:36

Hatte ich schon gelesen und kann ehrlich gesagt nicht verstehen wie das passieren kann.
Ich war Anfang der 80iger Zeitsoldat als Ausbilder im LwAusbRgt 1. Jeden Abend kamen die Waffen MG3, G3, UZI, P1, Signalpistolen in die Waffenkammer und wurden auf Vollständigkeit und -zähligkeit geprüft. Scharfe und Übungsmunition wurden auf dem Schießplatz immer komplett aufgebraucht. Es wurde nichts wieder mit zurückgebracht. Platzpatronen wurden nicht überprüft.

Einmal fehlte eine P1. Kasernentor zu. Keiner kam raus. Dann wurde gesucht inkl. öffnen des persönlichen Fachs im Schrank. Durchsucht wurde von den Feldjägern bis hoch zum Batallionskommandeur.
Und das am Freitag. Gefunden am Abend gegen 23:00 Uhr.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
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Re: Bundeswehr vermisst Dutzende Waffen und Tausende Kugeln

Beitragvon HPA » 29. September 2019, 12:30

Nicht nur bei der Bundeswehr. Die Polizei vermisst ja auch die eine oder andere Maschinenpistole. Und so manche unterschlagen Patrone aus Polizeibeständen hat man ja jüngst bei mutmaßlichen Rechtsterroristen gefunden.
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Re: Bundeswehr vermisst Dutzende Waffen und Tausende Kugeln

Beitragvon pentium » 29. September 2019, 13:34

Warum muss ich bei den vermissten Tausenden Kugeln an Musketen und alten sehr alten Kanonen denken...
Die Musketenkugel macht ein kleines Loch
Die Kanonenkugel macht ein weit größeres noch
Die Kugeln sind alle von Eisen und Blei
Und manche Kugel geht manchem vorbei.


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Re: Bundeswehr vermisst Dutzende Waffen und Tausende Kugeln

Beitragvon Beethoven » 30. September 2019, 09:26

Transitfahrer hat geschrieben:Hatte ich schon gelesen und kann ehrlich gesagt nicht verstehen wie das passieren kann.
Ich war Anfang der 80iger Zeitsoldat als Ausbilder im LwAusbRgt 1. Jeden Abend kamen die Waffen MG3, G3, UZI, P1, Signalpistolen in die Waffenkammer und wurden auf Vollständigkeit und -zähligkeit geprüft. Scharfe und Übungsmunition wurden auf dem Schießplatz immer komplett aufgebraucht. Es wurde nichts wieder mit zurückgebracht. Platzpatronen wurden nicht überprüft.

Einmal fehlte eine P1. Kasernentor zu. Keiner kam raus. Dann wurde gesucht inkl. öffnen des persönlichen Fachs im Schrank. Durchsucht wurde von den Feldjägern bis hoch zum Batallionskommandeur.
Und das am Freitag. Gefunden am Abend gegen 23:00 Uhr.



So kenne ich das auch aus meiner Praxis.

Es fehlte mal eine Handgranate RGD-5. Na, da brannte die Luft, bis das Ding dann auf dem Schießplatz gefunden wurde. War einem aus der Tasche gefallen, der eigentlich das Ding gar nicht haben sollte. Auch hier wurde die Kaserne zu gesperrt bis die Handgranate beim Waffenoffizier auf dem Tisch lag.

Als ich Stabschef in einem Bataillon wurde, wurde vor Übernahme, die gesamte Üb-, Wach- und Gefechtsmunition gezählt. Eine wahnsinns Arbeit. Aber es stimmte bis auf die letzte Mumpel.

Selbst in den Wirren der Wende, wurde die Sicherheit der Bewaffnung, Munition, Spreng- und Zündmittel, bis zum letzten Tag aufrecht erhalten und wurde ohne Beanstandung an die BW übergeben. Und das waren damals Zeiten wie im wilden Westen. Wie kann so etwas in der BW und der Polizei passieren?

Freundlichst
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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