Im Dienst getötete Grenzer

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Interessierter » 26. September 2012, 10:16

Der Tod des Grenzers Egon Schultz im Kalkül des MfS

Die Staatssicherheit hat im Zusammenwirken mit der SED und den von ihr beherrschten Massenmedien den Tod des Grenzers zu einer breit angelegegten Desinformations- Agitationskampagne mißbraucht.

Kenntlich wird die skrupellose Instrumentalisierung einer menschlichen Tragödie zum politischen Zeck. Mielkes Kalkül: Die Todesursache sollte unbedingt verschleiert werden, um die Fluchthelfer um Wolfgang Fuchs zu diffamieren und für das fatale Ende von Egon Schultz verantwortlich machen zu können.
Ein Märtyrer mußte her. Wider besseres Wissen wurde Egon Schultz zum Opfer Westberliner Fluchthelfer stilisiert.
Die SED scheute in ihrer zynischen Agitation nicht einmal davor zurück, den Erschossenen vielfach als Namensträger für Schulen, Straßen und Arbeitsbrigaden in der DDR zu machen.
Um die Legende vom Meuchelmord nicht widerlegt zu finden, hielt die Stasi einen von dem Ostberliner Prof. Otto Prokop erarbeiteten Obduktionsbericht unter Verschluß. Der zweifelfrei festgestellte Befund, wonach Egon Schultz versehentlich von mehreren Schüssen aus einer Kalschnikow eines Kameraden getroffen war, die zum Tode führten, dieser Befund durfte öffentlich nicht bekannt werden.
Erst nach der Wende und dem Zugriff auf die einschlägigen Akten in den Archiven des MfS, kam die Wahrheit ans Licht.

Willy Brandt sagte damals vor dem Abgeordneten Haus dieses: Wir bedauern nicht nur von Amts wegen, daß bei dem erwähnten Unternehmen ein uniformierter Landsmann von drüben ums Leben gekommen ist. Wir tun in diesem Zusammenhang, was die Rechtsstaatlichkeit gebietet, aber wir sind nicht bereit, uns von denen auf die Anklagebank setzen zu lassen, die die Mauer errichtet haben und auf Menschen schießen lassen, die von Deutschland nach Deutschland wollen.

Quelle: Horch und Guck Heft 3/2012
Interessierter
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Edelknabe » 26. September 2012, 18:40

Der war schön aus dem Link von Interessierter:

"Willy Brandt sagte damals vor dem Abgeordneten Haus dieses: Wir bedauern nicht nur von Amts wegen, daß bei dem erwähnten Unternehmen ein uniformierter Landsmann von drüben ums Leben gekommen ist. Wir tun in diesem Zusammenhang, was die Rechtsstaatlichkeit gebietet,...."
Textauszug Ende

Ich bin ja nicht so im Bilde aber "Unternehmen" hieß doch bestimmt professionelle Fluchthilfe über einen vorher gegrabenen Tunnel(mit Duldung der Behörden West...na klar, man war ja so frei gegenüber seinen Bürgern-Fluchthelfer?

Rainer-Maria und ohne Frage, die DDR konnte ja nun nicht...zugeben, das ein junger Grenzer völlig unprofessionell seinen Nebenmann verletzte...tötlich verletzte. War ja leider kein Profi der junge Mann denn dann hätte vielleicht ein toter Fluchthelfer dagelegen.Und ich habe mal nicht gegoogelt. Ich hasse die Googelei, ich glaube die macht mit der Zeit dement. Wohl wie die Navis...die manchen verblödeten Zeitgenossen in den Dorfteich fahren lassen.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Volker Zottmann » 26. September 2012, 18:51

Edelknabe hat geschrieben:Rainer-Maria und ohne Frage, die DDR konnte ja nun nicht...zugeben, das ein junger Grenzer völlig unprofessionell seinen Nebenmann verletzte...tötlich verletzte. War ja leider kein Profi der junge Mann denn dann hätte vielleicht ein toter Fluchthelfer dagelegen.


Warum hätte das denn die DDR nicht preisgeben können? Aber Märtyrer wurden in der DDR ja geradezu gezüchtet.
Im Irakkrieg sind doch auch viele Amis durch eigene Leute ins Jenseits befördert worden.

Gruß Volker
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Edelknabe » 26. September 2012, 19:04

Ich glaube Volker die Zeit vom Irakkrieg hieß nun nicht mehr "Kalter Krieg". Und ich glaube weiterhin, das in der Zeit des KK eine Seite der anderen überhaupt nichts...nicht soviel an eigener Schwäche schenkte geschweige denn diese Schwächen im eigenen System zugab.(wenn nicht andere Gründe das Verschweigen wirklich unmöglich machten) Schönstes Beispiel dazu der "Witwenmacher F-104 G" hier in einem anderen Fred.

Schon seitdem Buscho das Thema eröffnet hatte habe ich im Forum den dummen Verdacht, das der einigen Zeitgenossen West unangenehm ist, das dies Thema im Nachhinein ans Licht geholt wurde. Aber das ist jetzt schon OT, schweift vom Thema ab....war aber mal einer Bemerkung wert.

Rainer-Maria
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Volker Zottmann » 26. September 2012, 19:21

Da hast Du recht Rainer, mit dem Kalten Krieg. Bloß ob kalt oder heiß, es hat immer schon Tote durch eigenes Feuer gegeben.
Und man hätte es dennoch sagen können.
Schulz wurde obendrein noch der "Leichenfledderei" preis gegeben. Wer weiß denn, ob es ihm oder seinen Angehörigen so recht war? War doch schon schlimm genug, dass der junge Mann erschossen wurde.
Durch diese erlogenen Legenden aber mussten seine Familienangehörigen jedes Jahr die Qualen zum Todestag erneut erleiden. Perfide verfälschte Geschichte...
Ich kenne das aus eigenem Erleben, das schrieb ich in "Mein DDR-Leben". Ich wohnte im Haus eines wirklichen Antifaschisten, der 1945 noch inhaftiert wurde und dann am 8. März 1945 Selbstmord verübte. (Wir, meine Frau und ich, kennen seine Beweggründe ansatzweise)
Wir lebten nämlich mit dessen Witwe zusammen. (Ich 10 Jahre, meine Frau schon immer.)
Da machte die DDR aus einem bedauernswerten Selbstmörder einen "von der faschistischen Gestapo Ermordeten"!
Straßen wurden nach diesem neuen Märtyrer benannt. Kinder hatten sein Leben zu "erforschen" und wurden von falschen Zeitzeugen belogen und betrogen. So habe ich die DDR erlebt.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon home63 » 26. September 2012, 19:34

Nach sechs Minuten wird es spannend.
http://www.youtube.com/watch?v=hV099-tB ... _embedded#!
home63
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Merkur » 6. Oktober 2012, 13:14

Interessierter hat geschrieben:Wider besseres Wissen wurde Egon Schultz zum Opfer Westberliner Fluchthelfer stilisiert.


War er das nicht auch ? Nach meinen Erkenntnissen hat auch ein gewisser Zobel auf ihn geschossen und ihn getroffen.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Volker Zottmann » 6. Oktober 2012, 15:15

@merkur,
Die falschen Legenden um Schulz hat das MfS der DDR gestrickt, keine andere Dienststelle, keine Westberliner.
Ich glaube darum diesbezüglich auch nur noch, was von westlicher Seite zweifelsfrei belegt ist. Die DDR hat so oft normale anständige Menschen ohne ihr Wissen, weil verstorben, zu Märtyrern gemacht.
Bei unserem Harzgeröder Märtyrer August Wolf haben sogar seine Verwandten gefordert, dass endlich diese politische Fabulieren beendet wird.
Ich glaube nicht mal mehr Stasischriftstücken, und wenn sie noch so amtlich wirken. Schlepper, Nepper, Bauernfänger ...

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon LO-driver » 19. Dezember 2013, 21:28

Im stillen Gedenken, an die beiden heute vor 38 Jahren erschossenen Kameraden Seidel und Lange.

Ein Mord der Zeitgeschichte, der wie alle anderen Taten an der Grenze, sinnlos war.

Für mich bleibt es unvergessen.
"Der Hintergrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten." (Albert Einstein)
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Icke46 » 19. Dezember 2013, 21:34

Ich schliesse mich hier Andreas an.

Gruss

icke
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon vs1400 » 19. Dezember 2013, 22:36

dito Andreas.

gruß vom Torsten
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon EK 78/1 » 20. Dezember 2013, 07:19

Jeder Tote an der Innerdeutschen Grenze war ein Toter zuviel [frown]
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Dezember 2013, 12:18

EK 78/1 hat geschrieben:Jeder Tote an der Innerdeutschen Grenze war ein Toter zuviel [frown]


So ist es EK!
Auch die ermordeten Grenzer waren Opfer dieser unmenschlichen Sperranlage. Ohne diese wäre auch der Mörder Weinhold sicher keiner geworden.
Bei allem Bedauern darf nie die Ursache vergessen werden, erwähnt zu werden.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Icke46 » 20. Dezember 2013, 14:13

Ich finde es ja positiv, dass eine weitgehende Einigkeit darin besteht, dass auch die getöteten Grenzsoldaten zu den Opfern gehören.

Allerdings - was die Einschätzung von Weinhold durch Volker betrifft, habe ich meine Zweifel. In wikipedia steht zu Weinhold unter anderem dies:

Am 8. Januar 2005 schoss Weinhold in seiner Marler Stammkneipe Bierkiste zweimal auf einen Bekannten und verletzte ihn schwer. Daraufhin wurde er vom Landgericht Essen wegen gefährlicher Körperverletzung zu 2½ Jahren Haft verurteilt.

Das kann man sicher nicht auf traumatische Erlebnisse an der Grenze zurückführen.

Gruss

icke
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Dezember 2013, 15:44

Das war mir unbekannt. Im übrigen wurde trotz Grenze nicht jeder Flüchtende ein Mörder oder Totschläger.
Ich wollte lediglich ausdrücken, dass auch manch ein Schießender nie dazu gekommen wäre, wenn normale Verhältnisse vorgeherrscht hätten. OK, Weinhold war das schlechteste Beispiel. Da hat Icke recht.

Gruß Volker
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Wosch » 20. Dezember 2013, 21:33

icke46 hat geschrieben:Ich finde es ja positiv, dass eine weitgehende Einigkeit darin besteht, dass auch die getöteten Grenzsoldaten zu den Opfern gehören.

Allerdings - was die Einschätzung von Weinhold durch Volker betrifft, habe ich meine Zweifel. In wikipedia steht zu Weinhold unter anderem dies:

Am 8. Januar 2005 schoss Weinhold in seiner Marler Stammkneipe Bierkiste zweimal auf einen Bekannten und verletzte ihn schwer. Daraufhin wurde er vom Landgericht Essen wegen gefährlicher Körperverletzung zu 2½ Jahren Haft verurteilt.

Das kann man sicher nicht auf traumatische Erlebnisse an der Grenze zurückführen.

Gruss

icke



Nun @icke, das ändert aber an der Tatsache daß der Weinhold an der Grenze nicht zum Mörder geworden wäre, wenn es nicht den als "Schußwaffengebrauchsbestimmung" getarnten Schießbefehl (der den Grenzer zum liquidieren der Republikflüchtigen vergatterte), gegeben hätte NICHTS. Der "Mörder" Weinhold wollte sicherlich nicht das Risiko eingehen selbst erschossen zu werden. Damit es klar ist, auch ich verurteile ohne Wenn und Aber diese Tat.
Die Schüsse in Marl in Verbindung zu denen an der Grenze zu hinzustellen sind unseriös, denn sie stehen in keinerlei Zusammenhang. In Kneipen haben schon ganz Andere eine Waffe gezückt und geschossen, das läßt mitunter auf Charakterschwächen, Alkoholproblemehinweisen ect. hinweisen, mehr aber auch nicht.

Schönen Gruß aus Kassel. [santa]
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Icke46 » 20. Dezember 2013, 22:31

@wosch:

Du hast in dem Punkt recht, dass die Schüsse in Marl in keinem Zusammenhang mit denen seinerzeit an der Grenze stehen - ausser, das es sich um denselben Akteur handelte.
Nichtsdestotrotz lässt diese Tat für mich Rückschlüsse auf den Charakter von Weinhold zu - das wollte ich damit nur zum Ausdruck bringen. Und, dass er sich vor zwei schlafenden Jungs (waren ja Jungs, der eine hatte eine Woche vorher seinen 20. Geburtstag gehabt) schützen musste, indem er sie erschiesst. das kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.

Der springende Punkt ist für mich aber, auch diese beiden waren Opfer dieser Grenze - und darauf kommt es mir an.

Gruss

icke
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon augenzeuge » 20. Dezember 2013, 22:39

Man sollte nie vergessen und berücksichtigen, dass die Mehrheit der im Dienst getöteten Grenzer von eigenen (fahnenflüchtigen) Kameraden getötet wurde.

AZ
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon vs1400 » 20. Dezember 2013, 23:18

augenzeuge hat geschrieben:Man sollte nie vergessen und berücksichtigen, dass die Mehrheit der im Dienst getöteten Grenzer von eigenen (fahnenflüchtigen) Kameraden getötet wurde.

AZ


wie darf ich deine aussage verstehen Jörg?
könntest du etwas mehr ins detail gehen, wäre für mich schon interessant.

gruß vom Torsten [hallo]
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon EK 78/1 » 21. Dezember 2013, 06:35

Nur nochmal soviel zum Fall Weinhold.Wie es genau war,das weiss nur er ganz genau.Ihr wisst selbst, es gibt einige Ungereimtheiten am Tatort. Das es eine Sauerei war,überhaupt keine Frage.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon EK 78/1 » 21. Dezember 2013, 07:45

Wenn ich Heute noch in einigen Foren lese "Ich bin Stolz,ein DDR Grenzer gewesen zu sein " da wird mir einfach nur schlecht [wut] . Ich bin nicht Stolz in einer Truppe gedient zu haben welche Menschen ,ja sogar Kinder(auch in den Rücken) Erschossen haben. Wenn aus bis zu 8 Maschinenpistolen auf im Wasser schwimmende Menschen geschossen wird,dann ist das Pervers.Darauf kann ich nicht Stolz sein.
Aber es gab eben auch solche,welche den Auftrag von Honecker und Konsorten in dieser Weise ausführten.Pfui Teufel.
Auch die eigenen Leute zu Erschiessen war an der grünen Grenze nicht Notwendig,da gab es genügend andere Möglichkeiten zu flüchten,wie es in Berlin war weiss ich nicht.
Von meiner Kompanie,ja sogar aus meinem Zimmer wurde 1977 auch ein Soldat von einem Gefreiten Erschossen,aber es war ein "Unfall" durch Spielerei. Ich kannte (kenne) beide sehr gut. Selbstverständlich wurde es anders hingestellt.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon augenzeuge » 21. Dezember 2013, 09:35

vs1400 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Man sollte nie vergessen und berücksichtigen, dass die Mehrheit der im Dienst getöteten Grenzer von eigenen (fahnenflüchtigen) Kameraden getötet wurde.

AZ


wie darf ich deine aussage verstehen Jörg?
könntest du etwas mehr ins detail gehen, wäre für mich schon interessant.

gruß vom Torsten [hallo]


Wie verstehst du sie denn?

Oft wird hier die Grenze- auch der Militärbündnisse- als sehr gefährlich (militärisch) dargestellt. Immer wird versucht, diese Grenze damit zu rechtfertigen. Und oft werden die Schuldigen der Opfer im Westen ausgemacht. Tatsächlich kamen sie jedoch von dort meist gar nicht.

Die Grenze wurde vom SED-Regime geschaffen, um ihre sogenannten Feinde fernzuhalten- so die offizielle Version. Nur- die Feinde westwärts blieben mehrheitlich aus, sie befanden sich in den eigenen Reihen. Jene geschaffenen Reihen, die man doch gut überprüft hatte. Also hat man doch den Beweis, dass die Grenze hauptsächlich gegen die inneren Feinde gerichtet war, oder?

Nun frage ich, wenn schon so viele "Feinde" durch die Überprüfungsraster fielen, wieviele gab es dann erst davor?

Fakt ist, ohne diese Grenze wäre die Macht der SED schnell zu Ende gewesen...ohne diese Toten an der Grenze. Das sollte man nie vergessen.
Und diese Grenzmodalitäten können auch nicht mit dem 2.WK begründet werden, sie waren alleiniges Machwerk einer Partei, die vorgab, sich für ihr Volk einzusetzen, hier aber lediglich ihre Macht gegen ihr Volk sichern musste.

AZ
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon vs1400 » 21. Dezember 2013, 14:08

augenzeuge hat geschrieben:
vs1400 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Man sollte nie vergessen und berücksichtigen, dass die Mehrheit der im Dienst getöteten Grenzer von eigenen (fahnenflüchtigen) Kameraden getötet wurde.

AZ


wie darf ich deine aussage verstehen Jörg?
könntest du etwas mehr ins detail gehen, wäre für mich schon interessant.

gruß vom Torsten [hallo]


Wie verstehst du sie denn?

Oft wird hier die Grenze- auch der Militärbündnisse- als sehr gefährlich (militärisch) dargestellt. Immer wird versucht, diese Grenze damit zu rechtfertigen. Und oft werden die Schuldigen der Opfer im Westen ausgemacht. Tatsächlich kamen sie jedoch von dort meist gar nicht.

Die Grenze wurde vom SED-Regime geschaffen, um ihre sogenannten Feinde fernzuhalten- so die offizielle Version. Nur- die Feinde westwärts blieben mehrheitlich aus, sie befanden sich in den eigenen Reihen. Jene geschaffenen Reihen, die man doch gut überprüft hatte. Also hat man doch den Beweis, dass die Grenze hauptsächlich gegen die inneren Feinde gerichtet war, oder?

Nun frage ich, wenn schon so viele "Feinde" durch die Überprüfungsraster fielen, wieviele gab es dann erst davor?

Fakt ist, ohne diese Grenze wäre die Macht der SED schnell zu Ende gewesen...ohne diese Toten an der Grenze. Das sollte man nie vergessen.
Und diese Grenzmodalitäten können auch nicht mit dem 2.WK begründet werden, sie waren alleiniges Machwerk einer Partei, die vorgab, sich für ihr Volk einzusetzen, hier aber lediglich ihre Macht gegen ihr Volk sichern musste.

AZ


deine antwort Jörg,
ist ebenso ausdrucksvoll wie deine vorherige aussage.

deine aussage vermittelte mir eher, das damalige grenzer wohl auch so nen bisschen selber schuld waren und es hätten wissen müssen.
haben wir alles schon x-mal durchgekaut.

mit deiner ansicht, das nur eine seite verantwortlich für diese grenze zu machen ist, gehe ich nicht mit.
diese grenze war ein produkt des kalten krieges Jörg,
dass darf man nicht vergessen.

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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon augenzeuge » 21. Dezember 2013, 15:49

vs1400 hat geschrieben:deine antwort Jörg,
ist ebenso ausdrucksvoll wie deine vorherige aussage.

deine aussage vermittelte mir eher, das damalige grenzer wohl auch so nen bisschen selber schuld waren und es hätten wissen müssen.
haben wir alles schon x-mal durchgekaut.

mit deiner ansicht, das nur eine seite verantwortlich für diese grenze zu machen ist, gehe ich nicht mit.
diese grenze war ein produkt des kalten krieges Jörg,
dass darf man nicht vergessen.

gruß vom Torsten [hallo]


Im neuen Jahr, Torsten, musst du versuchen deine alten Denk-Blockaden etwas abzubauen.... [wink]

Nein, diese Fakten, dass die meisten Grenzer durch eigene Leute getötet wurden, haben wir bisher noch nicht durchgekaut.
Über die Schuld der Grenzer schreibe ich gar nichts. Was liest du da heraus?

Was die Verantwortlichkeit betrifft, fällts du in das alte falsche argumentative Loch-Produkt des kalten Krieges- ich rede nicht von der Schaffung der Grenze, ich rede von den Modalitäten dieser Grenze. Wie und was hier durch wen auf der Ostseite organisiert wurde, lag in deren Verantwortung ganz allein.

Und es ist und bleibt ein Fakt, dass durch diese Modalitäten eigene Leute zu Totschlägern wurden, dafür meist verantwortlich waren, wenn Grenzer ihr Leben lassen mussten. Und nicht der böse Feind im Westen, dem man das gern zuschieben möchte.
Die permanente Erziehung zu Hass, Feindschaft, auch Verbote Grüßen zu dürfen, war hierfür der Nährboden. So traurig es ist, aber das ist die Wahrheit.

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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Wosch » 21. Dezember 2013, 21:04

Um noch einmal auf "Weinhold" und die beiden von ihm erschossenen Grenzsoldaten zurückzukommen muß man unbedingt davon ausgehen daß die Angaben in den "Ermittlungsakten" der ostzonalen Organe, so wie geschrieben, auch hundertprozentig stimmen? In allen möglichen Akten dieser Organe ziehen sich die Lügen regelmäßig durch die Jahrzehnte hindurch und ganz besonders dann, wenn es um die Verschleierungen bei Todesfällen an der Grenze ging. In diesem Falle gibt es soviel Ungereimtheiten zu verzeichnen. Alleine daß bei dieser "Großlage", Tausende von Polizisten, Grenzsoldaten, Stasi-Mitarbeiter und andere Schwerbewaffnete aufgeboten waren um den Weinhold auf dem Weg zur Grenze dingfest zu machen um ihn wegen seiner Fahnenflucht und der mit Waffengewalt begangenen Bedrohung gegenüber der ihn im Vorfeld stellenden Polizisten seiner Strafe zuzuführen, sollen sich die späteren Opfer bei 20 Grad-Minus auf die Erde zum Schlafen gelegt haben und das obwohl sie wußten daß sich ein schwerbewaffneterund zu allem Entschlossener, sich der Grenze nähert und sie die Weisung hatten falls er in ihren Abschnitt auftauchen sollte ihn an der Flucht zu hindern, ausgerechet dann schlafen sie??? Wo bleibt da die immer wieder gerne angeführte Angst am "Kanten" in dunkeler Nacht?
Weinhold selbst hat immer behauptet in Notwehr gehandelt zu haben und ich möcht nicht behaupten daß es nicht so gewesen sein könnte. Den Stasi-Akten traue ich nicht von Zwölf bis Mittagund das begründe ich mit den wahrheitswidrigen "Erkenntnissen" ihrer vielen anderen "geschönten" Ermittelungs-"Dokumenten" Von all Denen, die (in Ost bzw.West) mit diesen Fall befaßt waren war nicht Einer zum Zeitpunkt der Tat am Ort anwesend. Unklarheiten beim Umgang mit den Waffen der beiden Grenzsoldaten hatte es gegeben und letztendlich ist es auch nicht auszuschliessen daß man eine Legende am Mord an den zwei Schlafenden aufbaute, um den Hass auf mögliche "Grenzverletzer" zu verstärken und damit die Wachsamkeit und Skrupellosigkeit im Umgang mit ihnen und der Waffe zu erhöhen. Ich stelle hier keine Behauptungen auf, schließlich war auch ich nicht als Zeitzeuge vor Ort, es sind nur "Überlegungen" die mir von der Logik her so durch den Kopf gehen.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Edelknabe » 21. Dezember 2013, 21:59

Was mich einmal interessiert siehe mal wieder hin zur Überschrift, wie wurden eigentlich die Angehörigen(Eltern, Ehefrauen, Kinder) von im Dienst getöteten Grenzsoldaten später ...wie schreibe ich das jetzt..."einmalig entschädigt, mit ner lebenslangen Rente(auch Witwenrente) bedacht, wie auch immer..."na Ihr wisst schon wie ich das meine?

Oder war das damals halt Pech, nun während der Ableistung der Wehrpflicht sein junges Leben zu verlieren?

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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon augenzeuge » 21. Dezember 2013, 22:02

Theoretisch ist alles möglich. Erinnert sei an Egon Schultz....dort musste die Wahrheit verschwiegen werden..... [angst]

Fakt ist, die DDR brauchte kein Urteil, um Weinhold als Doppelmörder zu bezeichnen. Fakt ist auch, dass die Obduktionsberichte nicht vorgelegt wurden.
Wie soll da ein Gericht ein Urteil sprechen ?

AZ
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Volker Zottmann » 21. Dezember 2013, 22:19

Edelknabe hat geschrieben:Was mich einmal interessiert siehe mal wieder hin zur Überschrift, wie wurden eigentlich die Angehörigen(Eltern, Ehefrauen, Kinder) von im Dienst getöteten Grenzsoldaten später ...wie schreibe ich das jetzt..."einmalig entschädigt, mit ner lebenslangen Rente(auch Witwenrente) bedacht, wie auch immer..."na Ihr wisst schon wie ich das meine?

Oder war das damals halt Pech, nun während der Ableistung der Wehrpflicht sein junges Leben zu verlieren?

Rainer-Maria


Rainer, zumindest für im Dienst "verstorbene" einfache Soldaten kenne ich die Höhe der einmaligen Zahlung von 1971. Der Staat zahlte die Bestattung und einmalig 25000.- Mark Maximum. Dafür durften aber keine unangenehmen Nachfragen mehr erfolgen!

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon vs1400 » 21. Dezember 2013, 22:44

Wosch hat geschrieben:Um noch einmal auf "Weinhold" und die beiden von ihm erschossenen Grenzsoldaten zurückzukommen muß man unbedingt davon ausgehen daß die Angaben in den "Ermittlungsakten" der ostzonalen Organe, so wie geschrieben, auch hundertprozentig stimmen? In allen möglichen Akten dieser Organe ziehen sich die Lügen regelmäßig durch die Jahrzehnte hindurch und ganz besonders dann, wenn es um die Verschleierungen bei Todesfällen an der Grenze ging. In diesem Falle gibt es soviel Ungereimtheiten zu verzeichnen. Alleine daß bei dieser "Großlage", Tausende von Polizisten, Grenzsoldaten, Stasi-Mitarbeiter und andere Schwerbewaffnete aufgeboten waren um den Weinhold auf dem Weg zur Grenze dingfest zu machen um ihn wegen seiner Fahnenflucht und der mit Waffengewalt begangenen Bedrohung gegenüber der ihn im Vorfeld stellenden Polizisten seiner Strafe zuzuführen, sollen sich die späteren Opfer bei 20 Grad-Minus auf die Erde zum Schlafen gelegt haben und das obwohl sie wußten daß sich ein schwerbewaffneterund zu allem Entschlossener, sich der Grenze nähert und sie die Weisung hatten falls er in ihren Abschnitt auftauchen sollte ihn an der Flucht zu hindern, ausgerechet dann schlafen sie??? Wo bleibt da die immer wieder gerne angeführte Angst am "Kanten" in dunkeler Nacht?
Weinhold selbst hat immer behauptet in Notwehr gehandelt zu haben und ich möcht nicht behaupten daß es nicht so gewesen sein könnte. Den Stasi-Akten traue ich nicht von Zwölf bis Mittagund das begründe ich mit den wahrheitswidrigen "Erkenntnissen" ihrer vielen anderen "geschönten" Ermittelungs-"Dokumenten" Von all Denen, die (in Ost bzw.West) mit diesen Fall befaßt waren war nicht Einer zum Zeitpunkt der Tat am Ort anwesend. Unklarheiten beim Umgang mit den Waffen der beiden Grenzsoldaten hatte es gegeben und letztendlich ist es auch nicht auszuschliessen daß man eine Legende am Mord an den zwei Schlafenden aufbaute, um den Hass auf mögliche "Grenzverletzer" zu verstärken und damit die Wachsamkeit und Skrupellosigkeit im Umgang mit ihnen und der Waffe zu erhöhen. Ich stelle hier keine Behauptungen auf, schließlich war auch ich nicht als Zeitzeuge vor Ort, es sind nur "Überlegungen" die mir von der Logik her so durch den Kopf gehen.
Aus Kassel, Wosch.


das mit den "überlegungen" Wolfgang,
einfach genial. [super]
hätte ich das nur früher lesen dürfen.

gruß vom Torsten [hallo]
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Edelknabe » 21. Dezember 2013, 22:52

Ach Torsten, unser Wolfgang der alte Alkoholschmuggler(als Kind in den Kasernen der Freunde)und später zur "Überlebenshilfe für seinen arbeitss.....Lieblingsbruder in der DDR" sabbelt halt viel," wenn der Abend lang wird. Und du Torsten gibst in letzter Zeit immer den Moralisten, ob das so gut bei deinen alten Freunden ankommt?

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