Im Dienst getötete Grenzer

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon vs1400 » 21. Dezember 2013, 23:43

Edelknabe hat geschrieben:Ach Torsten, unser Wolfgang der alte Alkoholschmuggler(als Kind in den Kasernen der Freunde)und später zur "Überlebenshilfe für seinen arbeitss.....Lieblingsbruder in der DDR" sabbelt halt viel," wenn der Abend lang wird. Und du Torsten gibst in letzter Zeit immer den Moralisten, ob das so gut bei deinen alten Freunden ankommt?

Rainer-Maria


ich hab absolut kein problem mit Wolfgang, Rainer,
zumal er ne lebensgeschichte hat, die für mich nachvollziehbar ist, was jedoch nicht bedeutet, dass ich immer seiner meinung bin, was Wolfgang ja auch nicht voraussetzt.

ich schwamm schon immer etwas gegen den strom Rainer,
hast du jedoch nie sehen wollen/ können, wie war der witz mit dem uffz., denn du immer so schön falsch getextet hast.
egal Rainer,
schleimer bekamen immer ne sonderschicht in der küche [wink]
und gesagt warum sie, sie bekamen.

gruß vom Torsten [hallo]
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon EK 78/1 » 22. Dezember 2013, 08:34

Sehr guter Beitrag Wolfgang (Wosch) genau das ist auch meine Meinung. [super]
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon karnak » 22. Dezember 2013, 09:12

Es ist doch einfach nur populistischer Sülz im Fall Weinhold von Notwehr zu reden.Die Kriterien für Notwehr waren doch überhaupt nicht erfüllt.
Ansonsten hätte sich Erich Mielke auch auf Notwehr berufen können.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Nostalgiker » 22. Dezember 2013, 09:29

Die "Glaubwürdigkeit" von Stasiakten wird je nach Gusto ausgelegt, jedenfalls hier im Forum.

Einmal steht die völlige Wahrheit drin wenn es in den Kram passt, in einem anderen Fall sind sie noch nicht mal das Papier wert auf denen die Berichte stehen.

Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Edelknabe » 22. Dezember 2013, 09:44

Richtig Karnak, da wollte Einer mit voller Absicht durch den Zaun I. Und mit voller Absicht schleppte der Kerl auch noch ne Waffe und Munition mit sich herum, denn das Teil war bestimmt nicht dazu gedacht um die jungen Kerlen am Zaun freundlich zu bitten, ob sie ihn den NVA Fahnenflüchtigen Weinhold besser ohne Anwendung ihrer eigenen Waffen durchlassen sollten.

Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob überhaupt am Kanten zu dem Zeitpunkt bekannt war, das da Einer in selber NVA Felddienst oder meinetwegen Ausgangs-Uniform durchs Gelände rennt? Also ob diese wichtige Info auch den letzten jungen Wehrpflichtigen erreichte, der da zur Abriegelung in dieser Schweine-Kälte in Wald und Flur lag?

Rainer-Maria

Einen guten Sonntag allen ins Forum

PS: Woher hast du eigentlich diese Info mit den einmalig 25 TDMark der DDR bei Todesfall? War das der Kumpel, von dem du irgendwo mal getextet hattest?
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Dezember 2013, 10:22

Edelknabe hat geschrieben:
Einen guten Sonntag allen ins Forum

PS: Woher hast du eigentlich diese Info mit den einmalig 25 TDMark der DDR bei Todesfall? War das der Kumpel, von dem du irgendwo mal getextet hattest?


Ja Rainer. Und in Neiden wurde an die Angehörigen des dort 1969 tödlich Verunglückten eben auch diese Summe ausgezahlt.

Gruß Volker
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Wosch » 22. Dezember 2013, 22:05

Edelknabe hat geschrieben:Richtig Karnak, da wollte Einer mit voller Absicht durch den Zaun I. Und mit voller Absicht schleppte der Kerl auch noch ne Waffe und Munition mit sich herum, denn das Teil war bestimmt nicht dazu gedacht um die jungen Kerlen am Zaun freundlich zu bitten, ob sie ihn den NVA Fahnenflüchtigen Weinhold besser ohne Anwendung ihrer eigenen Waffen durchlassen sollten.

Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob überhaupt am Kanten zu dem Zeitpunkt bekannt war, das da Einer in selber NVA Felddienst oder meinetwegen Ausgangs-Uniform durchs Gelände rennt? Also ob diese wichtige Info auch den letzten jungen Wehrpflichtigen erreichte, der da zur Abriegelung in dieser Schweine-Kälte in Wald und Flur lag?

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Einen guten Sonntag allen ins Forum

PS: Woher hast du eigentlich diese Info mit den einmalig 25 TDMark der DDR bei Todesfall? War das der Kumpel, von dem du irgendwo mal getextet hattest?



Was spielt das überhaupt für eine Rolle ob Du Dir sicher bist, oder nicht? Natürlich hatte der "Weinhold" sich nicht vollmunitioniert um an der Grenze höflich zu fragen ob man ihn durchlassen würde. Jeder "normal" denkende Mensch muß doch davon ausgehen daß er sich bewaffnet hatte um sich bei seiner Flucht vor den Risiken, selber erschossen zu werden zu schützen. Man mag dazu stehen wie man will, aber daß er sich an die Grenze begab um als Selbstmörder (seit kurzem ja eine theoretische Erwägung einiger ganz "Schlauen") zu enden, steht doch außer Zweifel, oder?
Da der "Weinhold" selbst bei den bewaffneten Streitkräften war wird man nebenbei auch davon ausgehen müssen, daß er wußte daß er unbewaffnet so gut wie keine Chance gehabt hätte die Todesgrenze zu überwinden. Sein "Selbsterhaltungstrieb" wird letztendlich dazu geführt haben den Finger krumm zu machen. Traurig aber wahr, so könnte es gewesen sein, warum eigentlich nicht??

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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon vs1400 » 22. Dezember 2013, 22:31

Wosch hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Richtig Karnak, da wollte Einer mit voller Absicht durch den Zaun I. Und mit voller Absicht schleppte der Kerl auch noch ne Waffe und Munition mit sich herum, denn das Teil war bestimmt nicht dazu gedacht um die jungen Kerlen am Zaun freundlich zu bitten, ob sie ihn den NVA Fahnenflüchtigen Weinhold besser ohne Anwendung ihrer eigenen Waffen durchlassen sollten.

Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob überhaupt am Kanten zu dem Zeitpunkt bekannt war, das da Einer in selber NVA Felddienst oder meinetwegen Ausgangs-Uniform durchs Gelände rennt? Also ob diese wichtige Info auch den letzten jungen Wehrpflichtigen erreichte, der da zur Abriegelung in dieser Schweine-Kälte in Wald und Flur lag?

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PS: Woher hast du eigentlich diese Info mit den einmalig 25 TDMark der DDR bei Todesfall? War das der Kumpel, von dem du irgendwo mal getextet hattest?



Was spielt das überhaupt für eine Rolle ob Du Dir sicher bist, oder nicht? Natürlich hatte der "Weinhold" sich nicht vollmunitioniert um an der Grenze höflich zu fragen ob man ihn durchlassen würde. Jeder "normal" denkende Mensch muß doch davon ausgehen daß er sich bewaffnet hatte um sich bei seiner Flucht vor den Risiken, selber erschossen zu werden zu schützen. Man mag dazu stehen wie man will, aber daß er sich an die Grenze begab um als Selbstmörder (seit kurzem ja eine theoretische Erwägung einiger ganz "Schlauen") zu enden, steht doch außer Zweifel, oder?
Da der "Weinhold" selbst bei den bewaffneten Streitkräften war wird man nebenbei auch davon ausgehen müssen, daß er wußte daß er unbewaffnet so gut wie keine Chance gehabt hätte die Todesgrenze zu überwinden. Sein "Selbsterhaltungstrieb" wird letztendlich dazu geführt haben den Finger krumm zu machen. Traurig aber wahr, so könnte es gewesen sein, warum eigentlich nicht??
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dann solltest du doch den ehemaligen grenzern diesen "selbsterhaltungstrieb" auch zugestehen können Wolfgang,
die wussten auch nicht was wer in der "tasche" hatte.

gruß vom Torsten [hallo]
vs1400
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Wosch » 23. Dezember 2013, 01:56

vs1400 hat geschrieben:
Wosch hat geschrieben:
".... Man mag dazu stehen wie man will, aber daß er sich an die Grenze begab um als Selbstmörder (seit kurzem ja eine theoretische Erwägung einiger ganz "Schlauen") zu enden, steht doch außer Zweifel, oder?
Da der "Weinhold" selbst bei den bewaffneten Streitkräften war wird man nebenbei auch davon ausgehen müssen, daß er wußte daß er unbewaffnet so gut wie keine Chance gehabt hätte die Todesgrenze zu überwinden. Sein "Selbsterhaltungstrieb" wird letztendlich dazu geführt haben den Finger krumm zu machen. Traurig aber wahr, so könnte es gewesen sein, warum eigentlich nicht??
Aus Kassel, Wosch.


dann solltest du doch den ehemaligen grenzern diesen "selbsterhaltungstrieb" auch zugestehen können Wolfgang,
die wussten auch nicht was wer in der "tasche" hatte.

gruß vom Torsten [hallo]

Natuerlich gestehe ich den an die Grenze betonmauern Angehörigen der GT diesen"Selbsterhaltungstrieb" Auch zu, kann ihn aber nicht erkennen wenn zum Beispiel bei den typischen Fällen der Fluechtling aus sicherer Entfernung oder gar vom Turm, beim schon Erreichen oder Ueberqueren der Grenzhindernisse (Zaun bzw Mauer) "abgeknallt". oder beim Durchschwimmen eines Grenzgewässers von hinten ums Leben gebracht wurde. In diesen Fällen spielte es auch ueberhaupt keine Rolle was der tote Flüchtling "in der Tasche" gehabt haben "könnte".
"
Schutzbehauptungen für,s Erschiessen von Flüchtlisyngen waren schon das Mitfuehren einer Nagelfeile als angeblich mögliches Mordwerzeug,
Eine wirkliche Gefahr ging doch im Grunde genommen nur von desertierten Sowjet-Soldaten und fahnenflüchtigen Soldaten der GT aus und die trugen ihre mitverkauften Waffen statt versteckt in der Tasche,doch wohl eher gebrauchsfähig offen. Die Mär von der Gefährlichkeit des "normalen" Grenzverletzers ist m. E. Reiner Popolismus,geschert von den politischen Verbrechern die die mal gerade erwachsengewordenen jungen Männer schwer bewaffnet auf "Menschenjagd"'geschickt hatten.
NICHT DER FLUECHTLING WAR DER GeFAEHRLICHE SONdERN DER MIT DER KALASCHNIKOW !!!

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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Edelknabe » 23. Dezember 2013, 08:27

NICHT DER FLUECHTLING WAR DER GeFAEHRLICHE SONdERN DER MIT DER KALASCHNIKOW !!!
Aus Kassel, Wosch.

Stimmt Wolfgang, damit hast du den Weinhold mit seiner Kalaschnikow sehr gut beschrieben, mehr habe ich der damaligen Sache auch nicht hinzu zu fügen.

Rainer-Maria und einen guten Tag allen ins Forum
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Ari@D187 » 9. Januar 2016, 18:11

augenzeuge hat geschrieben:Man sollte nie vergessen und berücksichtigen, dass die Mehrheit der im Dienst getöteten Grenzer von eigenen (fahnenflüchtigen) Kameraden getötet wurde.

AZ

Von 27 mir bekannten Fällen, waren es in 9 Fällen eigene Kameraden, d.h. Grenzer
(nicht VP, MfS, sonstige NVA).

Es gibt jedoch noch mehr Fälle, die ich mal anschauen werde:
http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das- ... index.html

Ari
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon augenzeuge » 9. Januar 2016, 19:31

Ari, ich denke, ich habe hier damals MfS, VP und NVA mitgerechnet. Auch die gab es ja teilweise an den Grenzen. Ist schon ne Weile her.
Fakt ist, die meisten Grenzer starben durch "eigene Leute"(Militär), nicht durch die "Feinde (incl. Flüchtige)".
AZ
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Ari@D187 » 9. Januar 2016, 19:51

Ah ok, dann passt es. Alle bewaffneten Organe betrachtend, kamen die
meisten Täter auf jeden Fall aus den eigenen Reihen.

Gruß
Ari
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Interessierter » 11. August 2016, 18:17

Gefreiter der VP Ulrich Krohn

Während eines Wachdienstes im Grenzgebiet erschoss ein Grenzpolizist seinen 20-jährigen Postenführer Ulrich Krohn und flüchtete anschließend in die Bundesrepublik.

geboren am 23. August 1931 in Zachow
erschossen am 16. Mai 1952
Ort des Zwischenfalls: an der Bundesstraße 208 bei Groß Thurow (Mecklenburg-Vorpommern)

Ulrich Krohn kam im Dorf Zachow zur Welt, das zur Gemeinde Groß Nemerow (Mecklenburg-Vorpommern) gehört. Da seine Mutter früh starb, wuchsen er und seine fünf Geschwister bei den Großeltern auf, die einen Bauernhof unterhielten. Nach dem Abschluss der Volksschule arbeitete Ulrich Krohn zunächst auf dem großelterlichen Bauernhof mit. Im Alter von 19 Jahren meldete er sich zum Dienst bei der Grenzpolizei in Groß Thurow. Seine Vorgesetzten bescheinigten ihm eine zuverlässige Dienstausführung und erwirkten bald seine Beförderung zum Oberwachtmeister.

Am 16. Mai 1952 rückte Krohn als Postenführer mit Wachtmeister Hartmut Trübe zum gemeinsam Streifendienst aus. Um 10.00 Uhr bezogen sie ihren Postenstand nahe dem Schlagbaum an der Bundesstraße 208. Gegen 13.20 Uhr überbrachte Grenzpolizei-Wachtmeister Horst Raffel den beiden Posten das Mittagessen. Er plauderte noch eine Viertelstunde mit ihnen und ging dann zur Grenzwache zurück. Weder er noch Postenführer Krohn konnten ahnen, dass der 20-jährige Hartmut Trübe an diesem Tag in die Bundesrepublik flüchten wollte. Er stammte aus dem Kreis Parchim und diente erst seit einem Monat an der Grenze. Als um 14.30 Uhr die Ablösung für die beiden Posten erschien, fehlte von Trübe jede Spur. Ulrich Krohn lag tot im Beobachtungsstand. Die Mordkommission stellte vier Karabinergeschosse in Krohns Oberkörper fest. Zwei der von vorn auf ihn abgegebenen Schüsse führten zu seinem sofortigen Tod. Krohns Karabiner, seine Armbanduhr und seine Brieftasche samt Dienstausweis fehlten.

Der Landesstaatsanwalt von Mecklenburg-Vorpommern beantragte die Auslieferung des in die Bundesrepublik desertierten Tatverdächtigen Hartmut Trübe. In der Tagesmeldung der Grenzpolizei vom 19. März 1952 heißt es, in Tatortnähe sei auf der Westseite gegen 16.10 Uhr ein „PKW des amerikan. Geheimdienstes“ erschienen, „der nach kurzem Halt wieder davonfuhr. Es ist anzunehmen, daß der VP-Wachtmeister Trübe in dieses Fahrzeug aufgenommen wurde.“ Aufgrund dieses Umstands meldete die DDR-Nachrichtenagentur ADN, Trübe habe „im Auftrage der imperialistischen Westmächte“ gehandelt: „Nach der Mordtat flüchtete der Agent über die Zonengrenze, wo ihn Kraftfahrzeuge seiner Auftraggeber erwarteten.“ Als im September 1952 das niedersächsische Justizministerium die Auslieferung Trübes an die DDR-Behörden ablehnte, bezeichnete das Neue Deutschland Trübe als „Raubmörder“. In seiner Chronik des Ortes Zachow ging Kurt Eifert davon aus, dass Krohn sich Trübe entgegengestellt habe, um ihn an der Fahnenflucht in die Bundesrepublik zu hindern. Hartmut Trübe gestand den westdeutschen Ermittlern seine Tat. Im Dezember 1952 verurteilte ihn die Jugendkammer des Landgerichts Lüneburg zu einer zehnjährigen Haftstrafe.

Ulrich Krohn wurde am 20. Mai 1952 in seinem Heimatort beigesetzt. Zum 30. Jahrestag der Gründung der DDR-Grenztruppen fand an seinem Grab, das inzwischen eingeebnet ist, eine feierliche Kranzniederlegung statt. DDR-Zeitungen ehrten ihn als „Opfer bewaffneter Anschläge und Provokationen an der Staatsgrenze der DDR“. Zum Gedenken an Oberwachtmeister Krohn unterhielt das Grenzregiment Schönberg bis zum Ende der DDR-Zeit eine Ausstellung in einem Traditionszimmer.

http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das- ... index.html
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon augenzeuge » 11. August 2016, 18:22

Wenn ich das Datum lese, begreife ich die Tat nicht. Zu dieser Zeit konnte man doch sehr leicht als DDR Bürger in den Westen. Der hätte doch nach dem Dienst locker rüber gehen können.... [denken]
AZ
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Interessierter » 14. August 2016, 13:40

Gefreiter Jörg Krüger

Nach einem feucht-fröhlichen Abend im Boizenburger Kulturhaus „Kurt Bürger“ kehrte der Gefreite Jörg Krüger mit seinen Kameraden in die Unterkunft der 3. Grenzkompanie in den Ortsteil Bahlen zurück. Kurz nachdem er eingeschlafen war, wurde Alarm ausgelöst und die Truppe zur Suche nach einem Fahnenflüchtigen an die Grenze geschickt. Krüger überlebte diesen Einsatz nicht.

geboren am 29. März 1962
ertrunken am 25. Juli 1983
Ort des Zwischenfalls: Sude unweit der Einmündung in die Elbe (Mecklenburg-Vorpommern)


Gegen 22.30 Uhr verließ Jörg Krüger mit sieben seiner Kameraden das Kulturhaus „Kurt Bürger“. Auf dem Weg zum Standort der Einheit ging Wilfried G. in einigem Abstand hinter den anderen. In einer Gartenanlage verloren sie ihn aus den Augen. Da sie ihn auch nach einer etwa zehnminütigen Suche nicht auffanden, setzten sie den Rückweg ohne ihn fort. Am Standort der Einheit angekommen, meldeten sie dem Diensthabenden Offizier das Verschwinden von Wilfried G. Der Diensthabende Unterleutnant L. nahm an, G. werde mit anderen noch fehlenden Ausgängern bis Mitternacht zurückkehren.

Als er jedoch auch um 0.02 Uhr noch nicht eingetroffen war, kommandierte der Unterleutnant den Alarmzug zur Suche in die Gartenanlage, wo G. zuletzt gesehen worden war. Außerdem meldete L. die Ausgangsüberschreitung dem vorgesetzten Grenzkommando. Um 0.30 Uhr löste der Grenzsignalzaun Alarm aus. Da die Soldaten des Alarmzuges bereits zur Suche nach dem vermissten Soldaten ausgerückt waren, befahl der Diensthabende Unterleutnant alle in der Einheit anwesenden Kräfte zur Abriegelung des Geländes an die Staatsgrenze, darunter auch die sieben Grenzer, die den Abend in der Gaststätte verbracht hatten und noch immer unter Alkoholeinfluss standen.

Um 0.45 Uhr entdeckte eine Kontrollstreife Fußspuren am ersten Grenzzaun. Die neu eintreffenden Kräfte erhielten den Befehl, der Spur zu folgen. Unter der Führung eines Unterfeldwebels nahmen Jörg Krüger und drei weitere Soldaten die Verfolgung der Spur hinter dem Grenzzaun I auf. Dort stießen sie am Ufer der Sude auf die Uniformbluse und die Hose des Gesuchten. An der Stelle, an der die Spur am Ufer endete und der Gesuchte offenbar ins Wasser gestiegen war, versuchten sie in voller Montur den Fluss zu durchqueren. Dabei unterschätzten sie die Tiefe des Wassers und dessen Strömung. Jörg Krüger gelang es im Unterschied zu seinen Kameraden nicht mehr, sich von seiner Ausrüstung zu befreien. In Sekundenschnelle trieb er ab. Seine Leiche wurde am Morgen des 25. Juli 1983 von Tauchern der Grenztruppen nahe der Sudemündung der Elbe geborgen. Er hinterließ Frau und Kind.

Nach der Untersuchung des Vorfalls kam die MfS-Hauptabteilung I zu dem Ergebnis, die Befehlsgebung durch Unterleutnant L. sei unzweckmäßig gewesen. Sieben zur Suche eingesetzte Grenzer seien „unter Alkoholeinfluß stehend zum Einsatz an die Staatsgrenze“ kommandiert worden. „Diese Kräfte waren zum Teil, wie die Untersuchung herausarbeitete, nicht handlungsfähig.“ Eine Abhöreinheit der Stasi fing Funksprüche des westdeutschen Grenzzolldienstes ab, der die Taucher der Grenztruppen im Bereich der Sudemündung der Elbe beobachtete. Der Berliner Tagesspiegel meldete am Dienstag, den 26. Juli 1983, dass einem DDR-Soldaten und einem 18-jährigen Arbeiter am Wochenende die Flucht nach Niedersachsen gelungen war.

http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das- ... index.html
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Interessierter » 16. August 2016, 09:41

Unteroffizier Henry Kubatz

Die Soldaten seines Zuges beurteilten ihn als sehr kameradschaftlich und „guten Kumpel“. Nach mehrfacher Maßregelung durch einen Vorgesetzten nahm sich Henry Kubatz das Leben.

geboren am 31. August 1960 in Hermsdorf
Suizid am 6. Dezember 1980
Ort des Zwischenfalls: Kasernengelände der Grenzkompanie Rotheul (Thüringen)

Bild
Bildquelle: BArch

Henry Kubatz wuchs in Hermsdorf als Einzelkind auf. Seine Eltern und Großeltern kümmerten sich liebevoll um den als sensibel und zurückhaltend beschriebenen Jungen. Wegen einer Gaumen- und Lippenspalte, die nach seiner Geburt durch eine Operation korrigiert worden war, litt er als Kind unter Sprachschwierigkeiten, über die ihm dann ein Spezialunterricht hinweg half. Sein Vater hatte bei den DDR-Grenztruppen gedient, der Sohn wollte es ihm nachtun und erklärte sich zum dreijährigen Dienst bereit. Das trug nach dem Abitur an der Polytechnischen Oberschule „Juri Gagarin“ dazu bei, dass er für das Studienjahr 1982/83 eine „Delegierung“ an die TU Dresden in der Fachrichtung Physik erhielt.

Seit Herbst 1979 diente Henry Kubatz bei den Grenztruppen, als Unteroffizier führte er in der Grenzkompanie Rotheul einen Zug. Seine Soldaten empfanden ihn als sehr kameradschaftlich und als „guten Kumpel“. Er war FDJ-Gruppenorganisator und interessierte sich besonders für den Motorsport. Nachdem er durch eine Meldung veranlasst hatte, dass ein ihm vorgesetzter Hauptfeldwebel wegen einer Kompetenzüberschreitung gemaßregelt wurde, sprang dieser offenbar besonders hart mit ihm um. Ein Unteroffizier sagte später aus, Kubatz sei schlechter als andere über das Gebrüll dieses Feldwebels hinweggekommen. Er nahm sich die mehrfachen Zurechtweisungen offenbar sehr zu Herzen. Einem seiner Untergebenen fiel auf, dass Kubatz die häufigen Einsätze als Unteroffizier vom Dienst (UvD) sehr belasteten. Man merkte ihm an, dass er nervlich ständig unter Stress stand. Während des Posteneinsatzes an der Grenze äußerte er gegenüber einem Kameraden, „wenn ich die drei Jahre rumhabe, kann man mich in die Klappsmühle schaffen, dann brauche ich nicht mehr zu studieren“. Als ihn Hauptfeldwebel B. am 5. Dezember 1980 erneut wegen einer Nichtigkeit angeschrien hatte, muss Kubatz innerlich zerbrochen sein. In bedrückter Stimmung trat er am frühen Morgen des 6. Dezember 1980 seinen Dienst als UvD in der Kaserne an. Gegen 10.00 Uhr verließ er das Wachlokal und begab sich mit seiner Waffe hinter einen Garagenkomplex. Dort nahm er den Lauf seiner MPi in den Mund und drückte ab.

Hauptfeldwebel B. bestritt in seiner Vernehmung Vorhaltungen, er habe Kubatz heimzahlen wollen, dass dieser seine Kompetenzüberschreitung der Kompanieführung gemeldet hatte. Der ermittelnde Militärstaatsanwalt schrieb in seinem Abschlussbericht, es habe keine ernsthaften Drangsalierungen von Kubatz gegeben, obgleich mehrere Zeugenaussagen genau das nahe legten.

http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das- ... index.html
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Merkur » 16. August 2016, 10:08

Interessierter hat geschrieben:Seit Herbst 1979 diente Henry Kubatz bei den Grenztruppen, als Unteroffizier führte er in der Grenzkompanie Rotheul einen Zug.


20 Jahre alt, UaZ und Zugführer. Eine steile Karriere! Was es alles so gab. Ich kanns kaum glauben.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Kumpel » 16. August 2016, 10:13

.....und wieder einmal der übliche zynische Quark !
Kumpel
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Merkur » 16. August 2016, 10:59

Kumpel hat geschrieben:.....und wieder einmal der übliche zynische Quark !


Was Du platonisch als das o. g. bezeichnest, ist in meinen Überlegungen zum Suizid nicht unwichtig und sollte stimmig sein. War er tatsächlich als 20-jähriger UaZ Zugführer? Dann könnte er beispielsweise mit dieser Dienststellung überfordert gewesen sein. Denkst Du über die Ursachen nicht nach?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon augenzeuge » 16. August 2016, 11:47

Der Militärstaatsanwalt war anscheinend wenig an der Wahrheit interessiert. Schlimm was dort abgelaufen ist.
AZ
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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Kumpel » 16. August 2016, 12:21

Merkur hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:.....und wieder einmal der übliche zynische Quark !


Was Du platonisch als das o. g. bezeichnest, ist in meinen Überlegungen zum Suizid nicht unwichtig und sollte stimmig sein. War er tatsächlich als 20-jähriger UaZ Zugführer? Dann könnte er beispielsweise mit dieser Dienststellung überfordert gewesen sein. Denkst Du über die Ursachen nicht nach?



Ruderst du wieder etwas zurück nachdem du hier den Thoth gegeben hast?
Kumpel
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon karnak » 16. August 2016, 12:41

Merkur hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Seit Herbst 1979 diente Henry Kubatz bei den Grenztruppen, als Unteroffizier führte er in der Grenzkompanie Rotheul einen Zug.


20 Jahre alt, UaZ und Zugführer. Eine steile Karriere! Was es alles so gab. Ich kanns kaum glauben.

Was so ein Zugführer in einer Grenzkompanie an der Backe hatte weiß ich nicht so genau. Ich war das als UaZ und Ufw. mit 20 auch,allerdings in einer Ausbildungseinheit,als stellv.Zugführer wenn der Zugführer im Urlaub war.Ob ich damit überfordert war,sehr wahrscheinlich,aber ein Anderer war in der Zeit nicht da,der Kompaniechef hat in der Zeit ein zusätzliches Auge geworfen und wichtige Entscheidungen hat man sicher vor oder nach den Urlaub gelegt,also so völlig unmöglich ist das schon nicht.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Olaf Sch. » 16. August 2016, 13:13

allerhöchstens Gruppenführer!
Olaf Sch.
 

Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Interessierter » 19. August 2016, 11:15

Stabsfeldwebel Ulf Kuckla

Bei der Verladung von Waffenschrott detonierte auf dem Truppenübungsplatz Friedrichslohra eine Panzergranate. Dabei kamen Stabsfeldwebel Ulf Kuckla und der Zivilbeschäftigte Martin Strecker ums Leben.
geboren am 23. November 1960 in Lübteen
getötet bei der Bergung von Altmunition am 19. Dezember 1985
Ort des Zwischenfalls: Truppenübungsplatz Friedrichslohra im Landkreis Nordhausen (Thüringen)


Nach Abschluss der zehnjährigen Polytechnischen Oberschule erlernte Ulf Kuckla im VEB Kraftwerk Boxberg den Beruf eines Instandhaltungsmechanikers. Im Mai 1979 verpflichtete er sich zum Dienst bei den Grenztruppen der DDR und kam ein Jahr später als Waffenmeister des Grenzregiments 4 „Willi Gebhardt“ Heiligenstadt zum Einsatz. Der Berufsunteroffizier war ledig.

Oberstleutnant Bonewitz, MfS-Abwehroffizier bei den Grenztruppen, meldete am 19. Dezember 1985 per Chiffriertelegramm an die Berliner Stasizentrale einen „Unfall mit Todesfolge bei der Bergung von beschossenen Munitionsteilen (waffentechnischer Schrott)“. Demnach verluden die Zivilbeschäftigten Martin Strecker und Herbert H. gemeinsam mit Stabsfeldwebel Ulf Kuckla von der Waffeninstandsetzungsgruppe „Spezialschrott“ auf dem Truppenübungsplatz Friedrichslohra, Kreis Nordhausen.

Während der Bergungsarbeiten, die auf Anordnung des zuständigen Waffenoffiziers der Einheit erfolgten, detonierte eine Hohlladungsgranate des Typs PG-2. Diese panzerbrechende Granate gehörte seit 1965 nicht mehr zur Bewaffnung der Grenztruppen. Einheiten der Volkspolizei und der Kampfgruppen verschossen sie aber bis zum Mai 1983 weiterhin bei ihrer Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Friedrichslohra. Die PG-2 verfügte im Gegensatz zur der damals von den Grenztruppen verwendeten PG-7 über keine Selbstzerlegungseinrichtung, was die drei Männer, die mit der Bergung des Schrotts beschäftigt waren, nicht wussten. Die Granate tötete Kuckla und Strecker auf der Stelle. Herbert H., der schwere Splitterverletzungen erlitt, gelang es nach der Detonation noch den Kommandanten des Schießplatzes zu benachrichtigen. Im Krankenhaus von Nordhausen stellten die Ärzte bei Ulf Kuckla starke Verletzungen der Lunge und des linken Bauchraumes und eine Zertrümmerung des linken Unterschenkels fest.

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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Interessierter » 22. August 2016, 09:00

Hans-Joachim Kunath

Bei einem Überholversuch stieß das Westberliner Tanklastschiff „Lichterfelde DT 47“ mit einem NVA-Schnellboot auf der Elbe zusammen. Das Militärboot wurde bei der Kollision unter Wasser gedrückt und versank. In der Kajüte eingeschlossen fanden zwei wehrdienstleistende Matrosen den Tod.

geboren am 20. April 1953
ertrunken am 10. Dezember 1973
Ort des Zwischenfalls: Elbe bei Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern)

Der 53 Jahre alte Schiffsführer Otto Z. war am Morgen des 10. Dezembers 1973 mit seinem Tanklastschiff „Lichterfelde Detmar-Tank 47“ von Schnackenburg aus in Richtung Hamburg unterwegs. Gegen 10.30 Uhr passierte er Dömitz. Unterhalb der Hafeneinfahrt bemerkte er ein NVA-Schnellboot mitten im Fahrwasser, das ebenfalls in seine Richtung fuhr. Da es ein geringeres Tempo hatte, versuchte Otto Z., nachdem er die Dömitzer Eisenbahnbrücke passiert hatte, zu überholen. Das Boot der Grenztruppen blieb zwar in der Mitte des Fahrwassers, doch der Abstand zwischen Boot und Buhnenköpfen müsste zum Überholen ausreichen, befand der Schiffsführer und wich nach Steuerbord aus. Seltsam fand er nur, dass niemand auf dem Boot zu sehen war. Da die „Lichterfelde“ ohne Fracht fuhr und hoch aus dem Wasser ragte, konnte der Schiffsführer nicht sehen, wie das Schnellboot dicht neben seinem Tanker ebenfalls zum östlichen Ufer abdrehte. Es geriet quer vor das Tanklastschiff und wurde von diesem unter Wasser gedrückt. Das knapp zehn Meter lange Boot der Grenztruppen sank sofort auf den Grund der Elbe. Otto Z. sah noch, wie sich ein Soldat ans Ufer retten konnte. Er ging vor Anker und rief dem Mann zu, er könne ihn mit dem Beiboot zum Aufwärmen an Bord holen lassen. Doch dieser lehnte ab und entfernte sich.

Von der dreiköpfigen Besatzung des NVA-Schnellbootes 110 hatte nur Bootsführer Detlef D. überlebt. Der 19-jährige Funker und MPi-Schütze Otfried Balschuweit und der 20 Jahre alte Motorenmeister Hans-Joachim Kunath konnten die Kabine des Bootes nicht mehr verlassen und ertranken. Wie war es zu dem Unfall gekommen? Bei der Vernehmung erklärte Detlef D., dass er mit der Besatzung in einen Streit über „Probleme der Klubarbeit“ geraten war. Während dieser heftig geführten Diskussion habe der Funker das nahende Tanklastschiff nicht bemerkt. Sie seien sich der Gefahr erst bewusst geworden, als der Tanker bereits mit dem Bug ihr Boot überragt hatte.

Bild
Bergung des NVA-Schnellbootes 110 durch den West-Berliner Tanker „Steglitz“

Wenige Minuten nach dem Zusammenstoß bot ein Oberstleutnant des Bundesgrenzschutzes den hinzugekommenen Offizieren der DDR-Grenztruppen an, eine dreiköpfige Tauchergruppe, die mit einem Hubschrauber am Unglücksort eingetroffen war, zur Bergung der Vermissten einzusetzen. Generalmajor Bär vom Grenzkommando Nord erklärte sein Einverständnis. Die Taucher des Bundesgrenzschutzes bargen wenig später die Leichen von Otfried Balschuweit und Hans-Joachim Kunath. Doch um das gesunkene Schiff heben und die blockierte Wasserstraße wieder für den Verkehr freigeben zu können, war ein Großaufgebot des Bundesgrenzschutzes, des Zolls der Bundesrepublik und der Wasserschutzpolizei nötig. Nach sechs Stunden wurde das NVA-Schnellboot schließlich durch den West-Berliner Tanker „Steglitz“ gehoben, an dessen Heck vertäut und zum DDR-Ufer transportiert.

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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Werner Thal » 22. August 2016, 09:46

Seit Ende des II. Weltkrieges bis 1990 war der Grenzverlauf auf der Elbe stets umstritten:

Nach bundesdeutschen Verständnis gehörte der Fluss in diesem Abschnitt in Gänze zu
Niedersachsen, während die DDR stets behauptete, die Grenzlinie verlaufe in der Mitte der Elbe.
Ursache dieses Streits war 1945 die ungenaue Regelung der britischen Alliierten.

Weiter hierzu 2 Spiegel-Artikel:

DER SPIEGEL: 44/1966 "ZONENGRENZE ELBE Strich im Strom"

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46414799.html

DER SPIEGEL 50/1975 "DDR-GRENZE - Deutsche Fläche"

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41389566.html

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Beethoven » 22. August 2016, 09:55

Auch in anderen Foren geht es um dieses Thema.

Hier mal ein Beispiel dazu:

Am 19.05.1962 erschießt bei Eußenhausen während des Grenzdienstes der Soldat
Günther Jablonski seinen Postenführer, den Gefreiten Manfred Weiß geb. 1.3.1943 und
flüchtet nach Bayern.
Manfred Weiß wurde durch 4 Schüsse in den Rücken getötet.

http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das- ... index.html

Tatort war ungefähr hier:
50°28'38.16"N
10°20'33.81"E


Zitat:
Weil ein Taschentuch vor dem Mund des Toten lag, mutmaßlich um Erbrochenes zu entfernen, und das Gesicht abgedeckt war, ging der Kommandeur der 11. Grenzbrigade zunächst von einem fahrlässigen Schusswaffengebrauch durch Jablonski aus, der anschließend aus Angst vor einer Bestrafung die Fahnenflucht ergriffen habe. Dass das Taschentuch tatsächlich dazu gedient hatte, die Schreie des Opfers zu ersticken, entzog sich wahrscheinlich der Vorstellungskraft des Kommandeurs.

Anmerkung:
Im Tatortbefundbericht steht lediglich, dass sich neben dem Mund des getöteten ein Taschentuch befand, dass mit Erbrochenem beschmiert war.

Zitat:
In der Lagemeldung an den Chef der Grenztruppen nach der Tatortbesichtigung schreibt der Kdr. der 11. GBr., dass auf Grund der vor Ort aufgefundenen Situation sich der Soldat J. noch um Hilfe bemüht haben muß. Das Taschentuch von J. benutzt worden sei, um den sich erbrechenden W. von den Sekreten am Mund zu befreien.
Als Vermutung ging man davon aus, dass nach Eintritt des Todes der J. die Jacke seines Kampfanzuges über den Kopf des W. gelegt hatte.
Es konnte vor Ort nicht geklärt werden, ob es sich um eine fahrlässige oder vorsätzliche Handlung gehandelt hatte.
Die dargelegten bisherigen Untersuchungsergebnisse lassen allerdings den Schluß zu, dass es sich um einen fahrlässigen Schußwaffengebrauch handelte.


Die nicht zweifelsfrei Klärung führte alsbald zu Problemen innerhalb der GK Schwickershausen wie auch den benachbarten GK.

http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/index.html

Grenzregime der DDR
Wenn man die bisherigen Berichte der FU Berlin zu dem o.a. genannten Thema (Todesfälle) ließt, kann der Eindruck entstehen, dass hier mittels persönlicher Beiträge/Ergänzungen die Sachlage angefüttert wird.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Danny_1000 » 22. August 2016, 13:46

Beethoven hat geschrieben:
http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/index.html

Grenzregime der DDR
Wenn man die bisherigen Berichte der FU Berlin zu dem o.a. genannten Thema (Todesfälle) ließt, kann der Eindruck entstehen, dass hier mittels persönlicher Beiträge/Ergänzungen die Sachlage angefüttert wird. [/color]


Dieser Quelle würde ich mit äusserster Vorsicht in Sachen "DDR- Aufarbeitung" Glauben schenken.
Da werden nicht nur persönliche Ergänzungen zu historischen Sachverhalten hinzugefügt, um die idelogische Grundhaltung stimmig zu machen. Nein, da wird auch weggelassen und verdreht.

Als historische Quelle für mich ungeeignet.

Gruss
Danny
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben
dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
(Evelyn Beatrice Hall 1868; † nach 1939)
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Re: Im Dienst getötete Grenzer

Beitragvon Interessierter » 26. August 2016, 10:19

Unteroffiziersschüler Hans-Jürgen Langner

Beim Spielen mit der Waffe erschoss Unteroffiziersschüler K. aus Versehen seinen Postenführer Hans-Jürgen Langner.
geboren am 15. August 1954
gestorben durch fahrlässigen Schusswaffengebrauch am 21. Juli 1973
Ort des Zwischenfalls: zwischen Elend und Schierke im Gebiet des Bauernberges (Sachsen-Anhalt)


Die beiden Unteroffiziersschüler Hans-Jürgen Langner und der ein Jahr jüngere Heinz K. waren am 21. Juli 1973 im Bereich der 6. Grenzkompanie Elend in der zweiten Linie zwischen Elend und Schierke im Gebiet des Bauernberges unweit der niedersächsischen Grenze zum Wachdienst eingesetzt. Die jungen Männer dienten erst seit zweieinhalb Monaten bei den Grenztruppen. Aus Langeweile machten sie während des Postendienstes mit ihren Waffen „Zielübungen“. Dabei richtete Heinz K. die Waffe auf seinen Postenführer Langner. Er glaubte, seine Maschinenpistole sei gesichert. Als er den Abzug betätigte, löste sich ein Schuss, der Langner tötete. Durch Austauschen der Magazine und Waffen versuchte Heinz K. zunächst eine Selbsttötung des Postenführers vorzutäuschen, gab aber in der Vernehmung dann den tatsächlichen Ablauf des Zwischenfalls zu. Hans-Jürgen Langner stammte aus Pfaffendorf, Kreis Görlitz.

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