Spurensuche an der ehemaligen Grenze

Spurensuche an der ehemaligen Grenze

Beitragvon Interessierter » 25. September 2020, 11:04

17. August 2010, Wanfried-Altenburschla. Am Dienstagmorgen stiegen Tim Boardman und David Wilson in Boston/England ins Auto und fuhren los. Auf dem Autozug durchqueren sie den Eurotunnel, dann ging es über deutsche Autobahnen direkt nach Wanfried-Altenburschla. Am Abend checkten sie im Landhotel am Anger ein. Zwei Tage hatten sie sich frei genommen, um noch einmal an den Ort zurück zu kehren, wo sie den Kalten Krieg am eigenen Leib miterlebt hatten. „Uns läuft es heute noch kalt den Rücken runter, wenn wir daran denken“, sagten beide.

Es ist ungefähr 16 Uhr. Am Grenzstein 51 auf den Mainzer Köpfen oberhalb von Altenburschla explodieren zwei Minen. Eine Gruppe Jugendlicher aus Westdeutschland, England, Pakistan, Ecuador, Italien, den Niederlanden und der Ortsvorsteher Karl Montag aus Altenburschla werfen sich zu Boden, drücken ihre Gesichter tief ins Gras. Verwirrung, Angst, einen Moment lang Todesstille. „Helft uns! Wir verbluten!“, rufen Siegfried Merten (27) und Franz Pfeifer (22), Gefreite der DDR-Grenztruppen. Kurz vorher durchquerten sie ein unwegsames Gelände am Grenzstreifen, trafen auf die Gruppe vom Marburger Aufbauwerk der Jugend, sprachen über gutes Bier, rauchten gemeinsam ihre Zigaretten. Jetzt lagen die Grenzer schwerverletzt im Minenfeld der DDR.

Das sind Erinnerungen an den 17. August 1963. Tim Boardman und David Wilson waren 17 Jahre alt. Mit 18 anderen jungen Menschen, die beim Wegebau an der deutsch-deutschen Grenze helfen sollten, erlebten sie den blutigen Zwischenfall hautnah mit. Ein Mann namens Werner Röhricht sei dann als erster aufgesprungen, dessen Freund, Horst Prawlowski und Philip Dyer, ein englischer Fallschirmjäger, kamen ihm zur Hilfe, bargen die Schwerverletzten unter Lebensgefahr aus dem Minenfeld, schleppten sie auf das Gebiet der Bundesrepublik.

„Jemand hätte auf sie schießen können“, so Boardman, „auf uns alle“, sagte Wilson, während er sich die ausgestellten Grenzanlagen der ehemaligen DDR ansah. „Ich habe meinen Gürtel abgezogen und dem Merten das Bein abgebunden“, erinnerte sich Boardman. „Auf Hochsitzleitern haben wir sie nach Altenburschla getragen“, erzählten sie, während eines Besuchs im Wanfrieder Heimatmuseum und Dokumentationszentrum zur deutschen Nachkriegsgeschichte. Dort trafen sie sich am Donnerstagvormittag mit Uwe Eberhardt und Klaus Streitenberger. Eigene Kenntnisse und unzählige Zeitungsartikel über dieses Ereignis hatten sie parat. Annegret Arndt übernahm die Rolle der Dolmetscherin.

Der längere Bericht geht hier weiter:
https://archiv.frauderfeder.de/spurensu ... en-grenze/
Interessierter
 

Re: Spurensuche an der ehemaligen Grenze

Beitragvon augenzeuge » 25. September 2020, 11:18

Philip Dyer, ein englischer Fallschirmjäger, kamen ihm zur Hilfe, bargen die Schwerverletzten unter Lebensgefahr aus dem Minenfeld


Das ist ein echter Kerl, oder Beethoven?

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