Das unschätzbare Glück der Deutschen
Da war es plötzlich eingetreten, das Ereignis, an das eigentlich nur noch wenige beharrlich glaubten und sich dafür belächeln und eine gewisse Realitätsferne vorwerfen lassen mussten: der Fall der deutsch-deutschen Grenze. Am Abend des 9. November aber war es unvermittelt Realität: Politbüro-Mitglied Günter Schabowski sprach in der legendären Pressekonferenz ein wenig ungläubig, aber letztlich mit klaren Worten, was die Welt mit einem Schlag verändert hat: Dass man ab sofort ungehindert über die deutsch-deutsche Grenze in den Westen übertreten könne.
Zwei Tage später erreichte der Mauerfall die Grenze in Stapelburg. Auch hier sind die Menschen scharenweise durch den kleinen Spalt des Eisernen Vorhangs herüber gekommen, den Norbert Heindorf und Peter Röhling eigenhändig aufgeschraubt hatten. Ein Tag, den alle, die dabei waren, nie und nimmer in ihrem Leben vergessen werden.
11.11.1989, 16:00 Uhr, Eckertal – Stapelburg
Samstagmittag kommen mehrere hundert Bundesbürger zum Deutschlandhaus auf der Westseite der Grenze. Zwei junge DDR-Bürger klettern über den Grenzzaun und überqueren die Ecker. Sie berichten, dass auch auf der Ostseite 50 bis 100 Menschen warten. Dann klettern sie zurück. Laut Zeitungsartikeln von 1989 berichtet der Privatsender Radio ffn, die Grenze bei Stapelburg werde um 15 Uhr geöffnet. Die Menschen auf beiden Seiten setzen sich in Bewegung und strömen zur Grenze. DDR-Grenztruppen wiegeln jedoch ab: Eine Grenzöffnung sei technisch nicht möglich.
Der Druck auf die Grenzer wird immer größer. Als schließlich Offizielle aus dem Ort Kontakt mit vorgesetzten Stellen aufnehmen, gibt es Grünes Licht für eine kurzfristige Einrichtung eines Übergangs für Fußgänger und Fahrradfahrer. Jetzt kommt Bewegung in die Sache: Zäune werden aufgekniffen, Gräben zugeschüttet, und vor den Augen der „Grenzer“ und mittlerweile Hunderter Zivilisten klettert ein Stapelburger auf jene Blechwand, die das letzte künstliche Hindernis auf dem Weg von Ost nach West und zugleich noch Sichtschutz ist. Als gegen 16Uhr das erste Element demontiert ist, gibt es kein Halten mehr: Durch eine schmale Öffnung bahnt sich ein Strom von Menschen seinen Weg nach „drüben“.
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