Wie ich zur Grenze kam

Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon vs1400 » 10. Dezember 2012, 14:41

Meine Ausbildung zum Gruppenführer Grenzsicherrung bekam ich vom 04.11.1986 bis 21.04.1987 in Perleberg.
Wie ich durchs Forum erfuhr könnte es die 1. Gruppe/1.Zug und die 5.Kompanie gewesen sein, was mir aber nicht so wichtig erscheint.
Wichtiger sind mir jedoch die Erinnerungen an diese Zeit. So zum Beispiel der erste Tag. Der Tag an dem ich einberufen wurde und Berufsunteroffizier meine Zukunft werden sollte. Wir trafen uns vorm WKK in Hettstedt und dann ging es mit dem Bus nach Halle/Saale. Dort wurden wir verteilt und irgendein Schreihals in Uniform verbot uns erstmal das Rauchen, was ich nicht verstand, mich jedoch widerwillig fügte. Nachdem die Grüppchen gebildet waren ging es zu Fuß, mit der Tasche in der Hand, zum Bahnhof und dem bereitstehenden Zug. Auch dort wurden wir aufgeteilt, denn irgendwo auf halber Strecke wurde ein Teil des Zuges abgekoppelt und für mich ging es weiter in Richtung Perleberg. Keine Ahnung wohin es die anderen verschlug.
Dort angekommen, nach etlichen Stunden, „marschierten“ wir in Dreierreihe vom Bahnhof zur Uffz.Schule. Wir sahen den riesigen Marschplatz, auf dem wir gleich Aufstellung nehmen sollten. Aufgebaut war dort ein kleines Podium mit Mikrofon und schon wurden unsere Namen verlesen und es begann die erstmal letzte Aufteilung, für diesen Tag. Der war aber noch lange nicht zu Ende. Ob die Reihenfolge so noch stimmt, egal.
Ich versuch es einfach mal. Nun kamen wir auf unsere Kompanie und es stellten sich erstmal Der KC und seine Getreuen vor. Dann übernahm der Hauptfeld, der uns das Geschehen erklärte, den Zeitplan und solch wichtige Dinge wie, was bedeutet X+3. Danach gab er sich von der freundlichen Seite und wir Raucher durften Rauchen „gehen“, sollten aber X+3 wieder oben sein. Eine lästige Hetzerei kann ich sagen, wir waren heftig weit oben. Nun ging es geschlossen zum Essen fassen, erneut wurden wir eingewiesen über den Ablauf des Essen fassens. Ich fragte mich währenddessen, was das soll ich kann schon essen, was ich aber erst später begriff. Es war nun bereits so gegen 21:00 und wir mit dem Essen fertig, ging zurück zur Kompanie um kurz darauf, zum Empfang der militärischen Ausrüstung zu marschieren. Dort füllte sich der Seesack mehr und mehr und die Klamotten fassten sich recht angenehm an, was ich damals aber noch nicht wusste. Komplett ausgestattet ging es wieder diese elenden Treppen hoch und es stand ein Schrank aufn Flur. Das war das Musterstück, welches wir noch nachbauen durften und irgendwann gegen 00:00 damit fertig waren. Nun, so dachte ich, geht’s ins Bett. Irrtum, nochmal antreten mit Mütze, Ausgangsjacke, Hemd und Binder unterm Arm ging es zum Foto knipsen für den WDA. Danach war dann endlich Nachtruhe, die leider viel zu kurz war. Der 2.Tag wurde mit diversen Einweisungen und Besichtigungen verbracht. Vieles war neu und wir jungen Kerle schon etwas eingeschüchtert und ausgebrannt. Am 4. Oder 5.Tag haben die Gruppenführer gefragt, ob jeder dort ist wo er hin wollte. Soweit ich mich erinnere gab es in dieser Kompanie 3-4 Schüler die nicht dort waren, wo sie hin wollten. Ich auch nicht. Dann gab es Gespräche mit dem GF, kurz darauf wurden 2Schüler erfolgreich versetzt und ich wartete noch immer. Nach ca. 8 oder 9 Tagen, ohne Reaktion, fragte ich meinen GF was denn nun los sei. Worauf er mir sagte, dass alle Spezialisten voll seien und es keine Möglichkeit der Umsetzung mehr gäbe. Ich erklärte ihm meine Situation und aus welchem Grund ich BU werden wollte, was er zu meinem Glück auch verstand. Letztendlich fasste ich den Entschluss abzukohlen auf 3 Jahre. Was sich wiederum als schwierige Hürde herausstellte. Erstmal wurde ich von der Gruppe separiert auf ein Einzelzimmer, in welchem sonst der Schreiber Unterkunft hatte. Dann sollte ich mein Gesuch in Schriftform abgeben. Nur gab es dazu keinerlei DV, die besagte wie und in welcher Form es auszusehen hat. Dafür hat man sich einen ganzen Tag Zeit genommen, mich ständig wegtreten zu lassen, es neu zu formulieren usw.. Kaum dachte ich, so ist es richtig, ging ich damit zum KC Zimmer klopfte an und durfte dann Stundenlang vor diesem Zimmer warten, in Grundstellung selbstverständlich. Irgendwann kam mein GF dann vorbei gelaufen und sah mich verdutzt dort immer noch auf dieser Fliese stehen, ging in sein Dienstzimmer und ca. 20 Minuten später durfte ich beim KC mein Gesuch erfolgreich abgeben. Dann ging alles recht flüssig von statten. Klamotten tauschen und nun erfuhr ich was der Unterschied zwischen BU und UaZ Garderobe war. Nach dem Tausch ging es gleich in die neue Kompanie, wo die Lästermäuler erstmal Auslauf hatten.
Einige Zeit später war aber auch dass Geschichte und wir lernten gemeinsam marschieren fix zu rauchen und nebenher noch die Stiefel zu putzen. Positiver Nebeneffekt meines Gesuches, kürzerer Weg zum Rauchen und weniger Tage.
Was habe ich dort sonst noch gelernt:
1. Beim Essen nicht reden, sonst musst du dein Essen im Stehen reinwürgen.(in den ersten Wochen)
2. Brötchen werden wie Brot mit Messer und Gabel gegessen. ( typisch knollen Uffz.)
3. Es gab dort wenig Vorgesetzte mit Hirn, doch es gab sie. ( danke an meinen ehemaligen GF in der Bu Kompanie)
4. Bleib im Mittelmaß und gib nur 100% wenn es dringend nötig ist.( meine ständige Einstellung, damals. )
5. Genügend Politunterricht mit anschließender Feindausbildung, hinterlässt Spuren. (Die auf der anderen Seite machten auch nur ihren Dienst und freuten sich ebenso wie Wir über nen einfaches „Guten Morgen“. Laut Ausbildung waren Klassenfeinde! … und fürchterlich böse Menschen. …jaja!)
6. Nahkampfgruben für jeden erkennbar. ( Es war ja mein Ding. Mit 14 hab ich Judo- Selbstverteidigung 2mal die Woche trainiert. Nun dufte ich ne Karatekata erlernen. Wow! Ich war enttäuscht und fragte unseren Ausbilder nach dem Sinn. Die Antwort: (sinngemäß) Wir müssen Kampfbereitschaft präsentieren. …Klasse, alles nur Show.)
7. Politunterricht! ( Immer wieder Klasse. Bestes Erlebnis. Nen SED-Anwärter versuchte neutral zu sein und wiedersprach ner Aussage des Majors mit Tatsachen aus der Wirtschaft. Der Schüler wurde bestraft (im Nachhinein, von der Partei) und sofort mit Redeverbot.)
8. Knollen kann man steuern. ( Wir hatten Wache am Ausbildungszaun. Wurden aber scharfgemacht, hier gab es auch schon Deppen die dachten es wäre die Grenze. Das Grenzerei leuchtete! Was waren wir aufmerksam, damals)
9. Knolle hat nichts, aber auch Gar nichts mit Grenzdienst verbunden, außer der Theorie.
Keiner sagte mir damals, du musst dich dort einfügen (in der Kompanie). Sie, die Ausbilder, kannten es nicht anders.
Nicht zu vergessen die Erste und zum Glück letzte Handgranate. Wie „jeder“ Deutsche sie aus dem Schützengraben geworfen hatte, hatte ich vor diesem Ding mehr Schiss als Vaterlandsliebe.
Schießen sah ich mehr als als Sport und es war für mich, damals, nen persönlicher Test. Genau das Thema, was wurde sonst noch geprüft. Die ganze Chemie- Kacke. Schnuffi an und Schnuffi aus, nach Zeit. Im Marsch war es der Fick schlechthin und hat keinen genutzt. Noch weniger diese NPKCA- Planen. ( Die letzteren waren klasse für den Ausbau einer Blockerstellung!)
Ich war aus meiner Sicht Perfekt! … doch nur aus meiner Sicht.

gruß vs
vs1400
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon augenzeuge » 10. Dezember 2012, 19:43

Danke vs, eine gute Schilderung des Grenzalltags. Er zeigt mir, dass ich dort völlig falsch gewesen wäre..... [flash]

Aber immerhin ein Grenzfred. Und ich weiß, dass der anderen gefällt. [wink]

AZ
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon inel » 10. Dezember 2012, 19:47

Eine interessante und engagierte Schilderung, Dank dafür.
inel
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon ex-maja64 » 10. Dezember 2012, 19:59

augenzeuge hat geschrieben:Danke vs, eine gute Schilderung des Grenzalltags.
AZ


Na nicht ganz, er schildert in seinem Beitrag den Alltag an der US der GT, ähnlich unserem Alltag als Grundwehrdienstler in einem GAR der GT.
Der Grenzalltag, sah ganz anders aus!

Siehe Punkt 9. von ihm. [wink]
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon Interessierter » 10. Dezember 2012, 21:40

VS, danke für Deinen ausführlichen und interessanten Beitrag. Als Bürger aus den alten Bundesländern würde ich aber gerne einmal wissen, ob es auch - ich nenne sie einmal - sogenannte " Hinterlandsgrenzer " gab, die gar nicht oder kaum direkt am Kanten ihren Dienst verrichteten und dort nicht oder kaum als Posten freundwärts schauen mußten, weil die Grenzanlagen ja gegen den Klassenfeind ( feindwärts ) gerichtet waren ?

[hallo]
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon vs1400 » 11. Dezember 2012, 00:11

augenzeuge hat geschrieben:Danke vs, eine gute Schilderung des Grenzalltags. Er zeigt mir, dass ich dort völlig falsch gewesen wäre..... [flash]

Aber immerhin ein Grenzfred. Und ich weiß, dass der anderen gefällt. [wink]

AZ


hi augenzeuge,
es ist nur ne kurze schilderung der zeit, in der ich ausgbildet wurde und dass war nen halbes jahr.
auch habe ich nur relativ kurz darüber berichtet, zu erzählen gäbe es ne masse mehr. [wink]

was den grenzfred betrifft, ich war ja eben dabei, hab daher auch interesse an derartigen themen und zum forenthema gehört es einfach dazu. [wink]

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon vs1400 » 11. Dezember 2012, 00:54

Interessierter hat geschrieben:VS, danke für Deinen ausführlichen und interessanten Beitrag. Als Bürger aus den alten Bundesländern würde ich aber gerne einmal wissen, ob es auch - ich nenne sie einmal - sogenannte " Hinterlandsgrenzer " gab, die gar nicht oder kaum direkt am Kanten ihren Dienst verrichteten und dort nicht oder kaum als Posten freundwärts schauen mußten, weil die Grenzanlagen ja gegen den Klassenfeind ( feindwärts ) gerichtet waren ?

[hallo]


tja Interessierter,
was du als hinterlandsgrenzer bezeichnest, lief, zu meiner zeit, unter dem namen hobbygrenzer oder plastis ab. benannt wurden damit die grenzer des 3. batallions, welche nie wirklich den kanten sahen.
wir hatten ja damals kompaniesicherung und die vom 3. kamen nur zum einsatz, wenn es brannte. dann wurde alles aus unserer kompanie nach vorn gebracht. verstärkung, für vorn, bekam man, soweit nötig, noch von der rechten oder linken einheit. war ein heiden stress für den jeweiligen kgsi.
die hobbygrenzer verstärkten dann das hinterland, bis zum gsz und nicht weiter.
plastis nannten wir sie, weil sie keine ein-klappbaren schulterstützen hatten und hobbygrenzer, weil sie eben nur selten vor ort waren und nicht nach vorne durften.

doch eigentlich waren sie be......ner dran als wir.
deren tagesablauf war knollenhafter, als der in der gk. dort wurden sogar uffze gegrüßt! [flash]

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon LO-driver » 11. Dezember 2012, 17:20

Ja, für einen Tag sind wir in Kompaniestärke nach 9 Wochen Grundausbildung, mit Mann und Maus zum zweiten Weihnachtsfeiertag bei Römhild-Milz
vor dem Grenzsingnalzaun gestellt worden. Leider habe ich keine Ahnung, welche Lage diesen Einsatz nötig machte.
Nach gut 2-3 Stunden Fahrzeit, 12-14 Stunden Dienst in 50cm Schnee bei leichten Frost, ist einer Rückkehr in die Warme ABK entgegen gefiebert worden.
Im Dezember 1975 ist mit den ABK (Ausbildungskompanieen) im Fall Weinhold, auch so gehandelt worden.
"Der Hintergrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten." (Albert Einstein)
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon ex-maja64 » 11. Dezember 2012, 19:37

LO-driver hat geschrieben:Ja, für einen Tag sind wir in Kompaniestärke nach 9 Wochen Grundausbildung, mit Mann und Maus zum zweiten Weihnachtsfeiertag bei Römhild-Milz
vor dem Grenzsingnalzaun gestellt worden. Leider habe ich keine Ahnung, welche Lage diesen Einsatz nötig machte.
Nach gut 2-3 Stunden Fahrzeit, 12-14 Stunden Dienst in 50cm Schnee bei leichten Frost, ist einer Rückkehr in die Warme ABK entgegen gefiebert worden.


Eventuell nur zur Unterstützung der dortigen Linieneinheiten. Zu solchen Zeiten (mehrere Festtage hintereinander),wurde doch meistens verstärkt Dienst geschoben.
Außerdem wurde so etwas, wie eine Art Praktikum an der Grenze gehandhabt.
Ich selber fand mich auch in meiner GAR-Zeit, zweimal am GSZ bei Probstzella und einmal bei Hirschberg (Nähe A9) wieder.

Zu deiner angegeben Zeit, ist mir im Bereich Römhild-Milz, kein Vorkommnis bekannt.

LG Mario [hallo]
ex-maja64
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon Harsberg » 12. Dezember 2012, 09:25

vs1400 hat geschrieben:Meine Ausbildung zum Gruppenführer Grenzsicherrung bekam ich vom 04.11.1986 bis 21.04.1987 in Perleberg.
Wie ich durchs Forum erfuhr könnte es die 1. Gruppe/1.Zug und die 5.Kompanie gewesen sein, was mir aber nicht so wichtig erscheint.
Wichtiger sind mir jedoch die Erinnerungen an diese Zeit. So zum Beispiel der erste Tag. Der Tag an dem ich einberufen wurde und Berufsunteroffizier meine Zukunft werden sollte. Wir trafen uns vorm WKK in Hettstedt und dann ging es mit dem Bus nach Halle/Saale. Dort wurden wir verteilt und irgendein Schreihals in Uniform verbot uns erstmal das Rauchen, was ich nicht verstand, mich jedoch widerwillig fügte. Nachdem die Grüppchen gebildet waren ging es zu Fuß, mit der Tasche in der Hand, zum Bahnhof und dem bereitstehenden Zug. Auch dort wurden wir aufgeteilt, denn irgendwo auf halber Strecke wurde ein Teil des Zuges abgekoppelt und für mich ging es weiter in Richtung Perleberg. Keine Ahnung wohin es die anderen verschlug.
Dort angekommen, nach etlichen Stunden, „marschierten“ wir in Dreierreihe vom Bahnhof zur Uffz.Schule. Wir sahen den riesigen Marschplatz, auf dem wir gleich Aufstellung nehmen sollten. Aufgebaut war dort ein kleines Podium mit Mikrofon und schon wurden unsere Namen verlesen und es begann die erstmal letzte Aufteilung, für diesen Tag. Der war aber noch lange nicht zu Ende. Ob die Reihenfolge so noch stimmt, egal.
Ich versuch es einfach mal. Nun kamen wir auf unsere Kompanie und es stellten sich erstmal Der KC und seine Getreuen vor. Dann übernahm der Hauptfeld, der uns das Geschehen erklärte, den Zeitplan und solch wichtige Dinge wie, was bedeutet X+3. Danach gab er sich von der freundlichen Seite und wir Raucher durften Rauchen „gehen“, sollten aber X+3 wieder oben sein. Eine lästige Hetzerei kann ich sagen, wir waren heftig weit oben. Nun ging es geschlossen zum Essen fassen, erneut wurden wir eingewiesen über den Ablauf des Essen fassens. Ich fragte mich währenddessen, was das soll ich kann schon essen, was ich aber erst später begriff. Es war nun bereits so gegen 21:00 und wir mit dem Essen fertig, ging zurück zur Kompanie um kurz darauf, zum Empfang der militärischen Ausrüstung zu marschieren. Dort füllte sich der Seesack mehr und mehr und die Klamotten fassten sich recht angenehm an, was ich damals aber noch nicht wusste. Komplett ausgestattet ging es wieder diese elenden Treppen hoch und es stand ein Schrank aufn Flur. Das war das Musterstück, welches wir noch nachbauen durften und irgendwann gegen 00:00 damit fertig waren. Nun, so dachte ich, geht’s ins Bett. Irrtum, nochmal antreten mit Mütze, Ausgangsjacke, Hemd und Binder unterm Arm ging es zum Foto knipsen für den WDA. Danach war dann endlich Nachtruhe, die leider viel zu kurz war. Der 2.Tag wurde mit diversen Einweisungen und Besichtigungen verbracht. Vieles war neu und wir jungen Kerle schon etwas eingeschüchtert und ausgebrannt. Am 4. Oder 5.Tag haben die Gruppenführer gefragt, ob jeder dort ist wo er hin wollte. Soweit ich mich erinnere gab es in dieser Kompanie 3-4 Schüler die nicht dort waren, wo sie hin wollten. Ich auch nicht. Dann gab es Gespräche mit dem GF, kurz darauf wurden 2Schüler erfolgreich versetzt und ich wartete noch immer. Nach ca. 8 oder 9 Tagen, ohne Reaktion, fragte ich meinen GF was denn nun los sei. Worauf er mir sagte, dass alle Spezialisten voll seien und es keine Möglichkeit der Umsetzung mehr gäbe. Ich erklärte ihm meine Situation und aus welchem Grund ich BU werden wollte, was er zu meinem Glück auch verstand. Letztendlich fasste ich den Entschluss abzukohlen auf 3 Jahre. Was sich wiederum als schwierige Hürde herausstellte. Erstmal wurde ich von der Gruppe separiert auf ein Einzelzimmer, in welchem sonst der Schreiber Unterkunft hatte. Dann sollte ich mein Gesuch in Schriftform abgeben. Nur gab es dazu keinerlei DV, die besagte wie und in welcher Form es auszusehen hat. Dafür hat man sich einen ganzen Tag Zeit genommen, mich ständig wegtreten zu lassen, es neu zu formulieren usw.. Kaum dachte ich, so ist es richtig, ging ich damit zum KC Zimmer klopfte an und durfte dann Stundenlang vor diesem Zimmer warten, in Grundstellung selbstverständlich. Irgendwann kam mein GF dann vorbei gelaufen und sah mich verdutzt dort immer noch auf dieser Fliese stehen, ging in sein Dienstzimmer und ca. 20 Minuten später durfte ich beim KC mein Gesuch erfolgreich abgeben. Dann ging alles recht flüssig von statten. Klamotten tauschen und nun erfuhr ich was der Unterschied zwischen BU und UaZ Garderobe war. Nach dem Tausch ging es gleich in die neue Kompanie, wo die Lästermäuler erstmal Auslauf hatten.
Einige Zeit später war aber auch dass Geschichte und wir lernten gemeinsam marschieren fix zu rauchen und nebenher noch die Stiefel zu putzen. Positiver Nebeneffekt meines Gesuches, kürzerer Weg zum Rauchen und weniger Tage.
Was habe ich dort sonst noch gelernt:
1. Beim Essen nicht reden, sonst musst du dein Essen im Stehen reinwürgen.(in den ersten Wochen)
2. Brötchen werden wie Brot mit Messer und Gabel gegessen. ( typisch knollen Uffz.)
3. Es gab dort wenig Vorgesetzte mit Hirn, doch es gab sie. ( danke an meinen ehemaligen GF in der Bu Kompanie)
4. Bleib im Mittelmaß und gib nur 100% wenn es dringend nötig ist.( meine ständige Einstellung, damals. )
5. Genügend Politunterricht mit anschließender Feindausbildung, hinterlässt Spuren. (Die auf der anderen Seite machten auch nur ihren Dienst und freuten sich ebenso wie Wir über nen einfaches „Guten Morgen“. Laut Ausbildung waren Klassenfeinde! … und fürchterlich böse Menschen. …jaja!)
6. Nahkampfgruben für jeden erkennbar. ( Es war ja mein Ding. Mit 14 hab ich Judo- Selbstverteidigung 2mal die Woche trainiert. Nun dufte ich ne Karatekata erlernen. Wow! Ich war enttäuscht und fragte unseren Ausbilder nach dem Sinn. Die Antwort: (sinngemäß) Wir müssen Kampfbereitschaft präsentieren. …Klasse, alles nur Show.)
7. Politunterricht! ( Immer wieder Klasse. Bestes Erlebnis. Nen SED-Anwärter versuchte neutral zu sein und wiedersprach ner Aussage des Majors mit Tatsachen aus der Wirtschaft. Der Schüler wurde bestraft (im Nachhinein, von der Partei) und sofort mit Redeverbot.)
8. Knollen kann man steuern. ( Wir hatten Wache am Ausbildungszaun. Wurden aber scharfgemacht, hier gab es auch schon Deppen die dachten es wäre die Grenze. Das Grenzerei leuchtete! Was waren wir aufmerksam, damals)
9. Knolle hat nichts, aber auch Gar nichts mit Grenzdienst verbunden, außer der Theorie.
Keiner sagte mir damals, du musst dich dort einfügen (in der Kompanie). Sie, die Ausbilder, kannten es nicht anders.
Nicht zu vergessen die Erste und zum Glück letzte Handgranate. Wie „jeder“ Deutsche sie aus dem Schützengraben geworfen hatte, hatte ich vor diesem Ding mehr Schiss als Vaterlandsliebe.
Schießen sah ich mehr als als Sport und es war für mich, damals, nen persönlicher Test. Genau das Thema, was wurde sonst noch geprüft. Die ganze Chemie- Kacke. Schnuffi an und Schnuffi aus, nach Zeit. Im Marsch war es der Fick schlechthin und hat keinen genutzt. Noch weniger diese NPKCA- Planen. ( Die letzteren waren klasse für den Ausbau einer Blockerstellung!)
Ich war aus meiner Sicht Perfekt! … doch nur aus meiner Sicht.

gruß vs


Moin VS,

ich hatte immer gedacht meine Uffz.-Ausbildung sei hart gewesen, aber ich muss mich revidieren, deine war nur Scheiße [laugh]
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon vs1400 » 12. Dezember 2012, 11:37

hallo Harsberg,
ich denke nicht ein einzelfall zu sein, nur schreiben die wenigsten wohl darüber und sagen sich "ausbildung ist eben immer etwas härter".
bestimmt hatte ich nichts gegen körperliche härte, doch den rest hätte man sich damals durchaus sparen können.

gruß vs [hallo]
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon vs1400 » 12. Dezember 2012, 12:02

LO-driver hat geschrieben:Ja, für einen Tag sind wir in Kompaniestärke nach 9 Wochen Grundausbildung, mit Mann und Maus zum zweiten Weihnachtsfeiertag bei Römhild-Milz
vor dem Grenzsingnalzaun gestellt worden. Leider habe ich keine Ahnung, welche Lage diesen Einsatz nötig machte.
Nach gut 2-3 Stunden Fahrzeit, 12-14 Stunden Dienst in 50cm Schnee bei leichten Frost, ist einer Rückkehr in die Warme ABK entgegen gefiebert worden.
Im Dezember 1975 ist mit den ABK (Ausbildungskompanieen) im Fall Weinhold, auch so gehandelt worden.


hi LO-driver,
an der knolle mussten auch wir zu derartigen aufzügen raus. ähnlich wie bei dir, ging es für uns damals jedoch an die elbe. für mich war es die erste gk, die ich in meinem leben sah. ein elend. irgendwo aufn acker standen ein paar bäume und darunter diese gk. der ort war 3 kilometer weiter und hatte ne kneipe und nen briefkasten. [shocked]
runter vom w50zig, kurze einweisung und dann raus, aufn damm, in dreier posten. da fühlte man sich schon wichtig, als verteidiger der arbeiterklasse. [flash]
das zweite "event" fand in der nähe von oebisfelde statt und verlief ähnlich, nur ohne kurzaufenthalt in der gk.
nach dem ersten "ausflug" hatte ich dann den gedanken, was ist wenn du auf solch eine gk versetzt wirst ... hoffentlich nicht. [angst]


gruß vs
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon ratata » 13. Dezember 2012, 20:13

1969 am 2.Mai abends ca 17h in Glöwen Bahnhof eingetroffen. Bekanntschaft mit den Ausbildern haben wir schon im Zug von Magdeburg nach Glöwen gemacht. Kontrolle der Taschen nach Alk .Alles was Alkohol war, wurde gleich über die Zugtoilette entsorgt.Es war nur ein Gebrüll beim Antreten und Marschieren.Im Regiment angekommen, nur Sackstand. Mein Platz war in der 2.Kompanie gleich an der Sturmbahn und am Sanipunkt.
Ab Juli 69 /7.Kompanie Schnellbesohlung .Ausbildung zum Waffenuffz.Wurde zum Gefreiten nach Abschluß befördert.
Waschraum für 3 Züge bestand aus Tontröge und für alle 38 Soldaten ,ein 5 Liter elektr.Wasseraufbereiter. Laufend war der Abfluss vom Klo verstopft.Es gab ja nur Zeitungspapier zum Hinten. abwischen und das ganze Objekt noch aus Adolfszeiten .
Die Heizung im Zimmer ein Kohleofen,der Ofen im 12 Mannzimmer wurde erst im Oktober benutzt.
Die Einkleidung erfolgte nachts 1 Uhr, aufpassen mußte man , das es immer hieß , paßt weiter . Trotzdem paßten die Sachen teilweise nicht, hauptsache die Anzahl stimmte.
Mein Kampfanzug (der gefleckte) war mir 2 Nummer zu groß. Bis zum (einstrich -keinstrich )im Herbst mußte ich mich mit dem Miststück rumärgern.
Ein Tausch beim Hauptfeld war nicht möglich. Für die Gasmasken hatten wir grüne Übungsfilter, wo stellenweise schon die Kohle herauspolderte.
Die ersten 12 Wochen war nur schleifen angesagt. Man wollte uns wieder das Laufen lernen. Es gab die ertsen 5 Wochen keine ruhige Stunde , es war mehr als Schikane was mit uns dort aufgestellt wurde .
Wöchentlich erschienen irgentwelche Sanis aus dem Medpunkt am Anfang ,aber nachher kamen bekannte Uffz. aus dem Zug , mit der Taschenlampe zur so genannten Pfeifenkontrolle.
Vor 6 uhr war Wecken ,dann raus zum Frühsport , bis zum 3000m Lauf.Dann nach dem Waschen gab es schon 6 45h Frühstück , Eine große und 1kleine Semmel , Butter und etwas Wurst ,Marmelade . Wenn sie nicht alle war ,mal Milch .
Über das Essen brauche ich wohl nicht zu schreiben , nach dem Motto ,Vogel friß oder stirb .
Wenn es zu laut war beim Essen, kam der Befehl zum Raustreten . Dann wurde Angetreten und es ging wieder rein zum Essen. Die Zeit reichte dann aber nicht ,was über blieb vom Essen , mußte mitgenommen werden. Aber wenn es im Exschritt losging lag der Rest im Dreck .
Im Vorraum links des Speisesales wurde das Eßgeschirr mit kaltem Wasser abgewaschen.
Wer kennt es noch ,das Kartoffelschälen im Zelt am Speisesal. War bestimmt 8 mal dort ,nach dem Abendessen ,bis zum Abwinken zum Kartoffelschälen.
Zum ISP (Infantrie Schießplatz) Richtung Bad Wilsnack ging es zu Fuß raus und wieder rein. Immer schön durch den Kieferwald. Wenn wir pech hatten begegnete uns der damalige, in Glöwen Stationierte, Panzer T 34 . Dann ging es in seine Spur weiter. aber meistens unter Gasschutz.
Die meisten Ausbilder waren nach Glöwen wohl versetzt,weil sie wohl an der Grenze irgentwelche Dinge gedreht hatten. Alles ging nur nach Zensuren.Jede Kompanie wollte die beste sein.Es gab Uffz.die haben Früh 5 Uhr ihren Zug über die Sturmbahn gejagt.
Ab Juli 69 wurde ich zu den Uffz-Schülern versetzt. Hier ging es etwas gelassener zu .
In der 7 Kompanie gab es einen Spieß, ATA JA ,Schimpfnahme , rief jemand den Namen ,wurde der Erste den er traf aufgeschrieben und für besonderes Anlässe vorgemerkt, das Buch zog er dann,Wenn es in Urlaub ging , Dann konntest in Ausgangsuniform, noch schnell mal die Bude der Uffz bohnern.
Da waren alle Bügelfalten weg ,am KP angekommen ,hieß es dann, zurück ,Hose bügeln. Dein Zug in die Heimat ,konnste vergessen.Hast eben dann auf Bahnhöfen rum gehangen.
Zum Duschen nur einmal in der Woche , Im Politgebäude waren die Kellerräume , wie die Gaskammern sahen der Raum aus . Hier ging der ganze ZUg ca 124 Mann rein.
Alles ging nach Zeit , die war so knapp, wer nicht fertig war , bekam nur noch eiskaltes Wasser.
Es sind alles Erinnerungen an diese damals beschissene Zeit.
Kennst Du das Land ,wo nie die Sonne lacht ,wo mann Menschen zu Idioten Macht. Das ist nicht Rostock ,das ist nicht Schwerin,das war Hintersee bei Eggesin.ratata
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon Volker Zottmann » 13. Dezember 2012, 20:35

Hallo Ratata,
Dein Beitrag gefällt mir. Wieder einer mehr, der ähnliches erlebte...
Nur der Spruch ging anders, da stand bei mir am Ende Torgau/Neiden. [shocked]
Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon ex-maja64 » 13. Dezember 2012, 20:59

Die Überschrift dieses Threads finde ich etwas irreführend.
Bisher werden hier persönliche Erlebnisse beschrieben, aus einer Unteroffiziersschule bzw. aus einem Grenzausbildungsregiment, wie ich sie in ähnlicher Weise auch erleben durfte.

Wie war es denn aber nun, wenn man nach diesem ersten halben Jahr, dann tatsächlich an die Grenze kam???
ex-maja64
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon Interessierter » 13. Dezember 2012, 21:08

Zitat ex-maja64:
Wie war es denn aber nun, wenn man nach diesem ersten halben Jahr, dann tatsächlich an die Grenze kam???


Na dann schreib doch mal bitte wie lange Du direkt am Kanten Dienst getan hast und wie das war?

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon Wosch » 13. Dezember 2012, 21:13

ratata hat geschrieben:Kennst Du das Land ,wo nie die Sonne lacht ,wo mann Menschen zu Idioten Macht. Das ist nicht Rostock ,das ist nicht Schwerin,das war Hintersee bei Eggesin.ratata



Nachdem ich von Eggesin hier schon soviel "Schönes" gehört habe bin ich im Nachhinein echt froh daß ich meine "freiwilligen" 2 Jahre dort nicht ableisten mußte. Ich hatte schon den Termin zum Einrücken zur 9. Panzer-Division, leider kam aber etwas dazwischen. Damals, vor der Einführung der Wehrpflicht, mußte man sich überallhin für 3 Jahre verpflichten, zu den Panzern nur für 2 Jahre. Die wußten wahrscheinlich selber daß dort oben kein zuckerschlecken war.
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon ex-maja64 » 13. Dezember 2012, 21:14

Interessierter hat geschrieben:Zitat ex-maja64:
Wie war es denn aber nun, wenn man nach diesem ersten halben Jahr, dann tatsächlich an die Grenze kam???


Na dann schreib doch mal bitte wie lange Du direkt am Kanten Dienst getan hast und wie das war?

" Der Interessierte "



365 Tage, verehrter Sir Wilfried. [grin]

Was möchtest du hören, wie ich es erlebt habe? Oder mehr so nach der Linie Dauerfeuer und Rückenschuss! [ich auch]

Wenn es dir nicht zu anstrengend ist lese doch meine Beiträge hier, ich habe mich des öfteren schon über die damalige Zeit geäußert! [wink]
ex-maja64
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon SkinnyTrucky » 13. Dezember 2012, 21:46

Ich hoffe, man verzeiht mir wenn ich auch mal schilder, wie unsere ersten Tage/Wochen/Monate aussahen....ich war ja nun nicht an der Grenze....

....also, Salzwedel Anfang Mai 1989....klar hatte man was zu trinken mit und ich hab auch erlebt, das davon einiges auf dem Bahnsteig ausgekippt wurde....aber auch nich wirklich alles, das landete dann doch irgendwann in unseren Lebern auf der langen Zugreise in Richtung Ostsee....irgendwann ging's rauf auf einem W50 und wir landeten in Sanitz, durch'n Ort durch und dann links in den Wald....da bekamen wir unsere Klamotten und Ausrüstungsdinge....alles wurde in die Zeltplane verpackt und dann ging's weiter auf den W50 nach Altwarp am Oderhaff, wo wir dann abends ankamen....wie man Betten baut und einen Schrank einräumt wurd dann geübt und wo das einigermassen klappte, war erstmal Ruhe....am nächsten Morgen gab es erstmal Frühsport, war jetzt für die, die das nicht gewöhnt waren, schon heftig....niemand war es eigendlich gewöhnt und somit war das schon heftig aber machbar, da musste man eh durch....Frühstück war genauso gewöhnungsbedürftig, denn bei Sprechverbot und Eile befohlen merkte man auch, das man nun aus dem gewohnten Leben gerissen war....nunja, dann gab's Gleichschrittlektionen noch und nöcher und man tat gut daran, das gebrauchte der zwei paar Stiefel, die man bekam dazu zu verwenden....ab und an gönnte man uns eine Raucherpause....Mittagessen war dann wieder so alsob der Feind schon vor den Toren stand....draussen blieb aber dann doch wieder Zeit für eine Kippe, nachdem der Gleichschritt weitergeprobt wurde....dabei darf ich sagen, das das unsere kleine Gruppe eh nie richtig hingekricht hat, war dann auch egal, denn wenn man nur zwei einhalb Wochen Zeit hatte aus uns Soldaten zu machen, dann sah das Protokoll für jeden Trainingseinheit eh nur einzelne Tage vor und somit ging auch das vorbei, wurd ja eh immer nur marschiert wenn wir gemeinsam irgendwo hingingen....irgendwann gab es Schiessausbildung und es wurd auch auf Scheiben geschossen, es wurd sich zum Glück nicht grossartig dran gestört, das ich die Scheibe sehr oft garnich traf....klar man monierte kurz das ich keine Brille anhabe aber man weitete das dann auch nich aus....ich kann halt nich schiessen und für unseren Job da, war das eh nich vonnöten....Sturmbahn kann ich mich erinnern und das das nich all zu schwer war, ich wusste wie man über eine Holzwand kommt, so'n Ding hatte auch unsere Feuerwehr damals im Ort und da ich eh sportlich war, hatte ich's mal probiert und nie wieder verlernt....

....irgendwann war auch mal der Gewaltmarsch....erst ein Stück durch's Oderhaff mit der Hose von dem ABC-Schutzanzug und dann Kilometer durch die Gegend (ein-zwei km davon unter Vollschutz) um dann im waldigen und sandigen Übungsgelände raus zu kommen, wo dann Krieg gespielt wurde....zwei Gruppen, die sich befechten halt mit Platzpatronen....hat eigendlich einen haiden Spass gemacht, meinte nachher fast jeder....naja, eins fand ich nich so toll....

....wir sollten über eine sandige Fläche rüber....alle paar Meter runter und schiessen....die Ausbilder schmissen Übungshandgranaten durch die Gegend für einen ordendlichen Background....irgendwie hatte ein Uffz es eh nich so mit mir....oder er tat es wirklich nur rein zufällig....jedenfalls stand ich auf, lief die paar Schritte um mich in den Sand zu schmeissen wie mir befohlen aber da sah ich im letzten Moment, das ich wenn ich weiter falle mit dem Gesicht auf so eine Granate fallen würde, drehte mich urplötzlich davon weg, hielt meine Arme um den Kopf und da ging dat Ding direkt neben mir hoch....boar ey, ich bin aufgesprungen und bin den Uffz angegangen ob er mich umbringen will oder was das soll, danach schnautzte der sehr verunsichert zurück und wegen der Hirarchie musste ich gehorchen, so war das nunmal....der Arsch bedankte sich dafür mit abends bei mir besonders gut meinen Spint zu inspizieren....da fand er meinen Walkman, worauf ihm beinahe einen abging....Tonbandgeräte bei VEB-Gleichschritt, der dachte, das se mich jetz richtich darankriegen....aber war nich so, dat Ding war einfach nur weg, denn mein Argument, das ich nur wat von meiner favoriten Musik hören und dat Ding eh keine Aufnahmefunktion hat, war plausibel....übrigens, dieser Uffz hatte den Anspruch auf das einzige Arschloch bei der Grundausbildung....die anderen waren okee....der andere Uffz war eh super drauf, der war eigendlich auch aus der Punk-Ecke und kam aus Meissen, ja der war echt okee....unser Offizier dessen Dienstgrad ich nich mehr weiss war ein absoluter Alki, den man nach Feierabend nich mehr gesehen hat....man erzählte sich, das man den gelegendlich besoffen auf irgendeinen Bahnhof fand wenn er mal draussen war....

....alles in Allen war die gesamte Grundausbildung nich schlimmer wie das zweiwöchige GST-Lager in der Schule....

....danach ging es nach Hinrichshagen kurz in die Kaserne und dann nach Rövershagen bei Rostock an's Gerät....an's Radargerät....das war für mich als Funkorter auf einer sehr modernen Anlage ziemlich locker....klar, stundenlang Dienste schieben aber das stellte nich so viel vor....nach und nach konnte man sich nachdem alles zur Gewohnheit wurde auch prima mal in's Gelände verpissen mit irgendwelchen hirnrissigen Aufgaben und sich Sonne auf den Balg scheinen lassen, Offiziere bekam man selten zu Gesicht und ich hatte nur mit den beiden Zwischenpissern zu tun, zu dritt teilten wir uns die Dienste ein, wobei ich die meisste Zeit sass....meistens hatten wir von 6:00 bis 12:00 Dienst und von 18:00 bis 24:00....seltener das wir nur mal die Nachmittagsschicht von 12-18:00 hatten....zu dritte eingeteilt war das ganz locker....und ausserhalb der Zeit konnte man prima um's Revierreinigen rumkommen, wenn man Alk besorgt hat, was viel gebraucht wurde bei uns....tja und die E's, na die hatten ein halbes Jahr Lenz....die machten garnichts mehr....die war'n alle braungebrannt ohne Ende....es war höchst selten, das ich mein E mal auf der Radaranlage sah....unsern Uffz auch nur wenn mal Wartung war und den Fähnrich der auch zu meiner Anlage gehörte, sah ich auch nich wirklich oft, ebenso wie unseren Hauptmann, der später Major wurde....ich muss auch sagen, ab September wurde es jeden Tag lockerer bei uns, Politunterricht fand auf einmal viel ungezwungener statt....

....wenn ich zurückdenke, da hätt's mich doch viel schlimmer erwischen können als diese 6 Monate NVA Light....aber man hätt's sich's auch komplett schenken können....

groetjes

Mara
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Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon inel » 13. Dezember 2012, 22:04

na was soll man zu den Schilderungen von Ratata sagen; so sieht das eben aus, wenn man einen Staat den Arbeitern und Bauern überlässt... oder besser gesagt, denjenigen, die sich noch weit unter diesem Niveau befinden.
inel
 

Re: Wie ich zur Grenze kam

Beitragvon vs1400 » 13. Dezember 2012, 23:30

hallo ratata,
vielen dank für deinen beitrag.
du erlebtest ja sinngemäß das gleiche wie ich, nur eben 17jahre früher und man kann feststellen, so viel hat sich, trotz der jahre, in der ausbildung wohl nicht verändert. [frown]
das mit dem frühsport war ja alles nur gewöhnung, doch die vielen kleinen schikanen, nur um nen willen zu brechen. [mad]

anbei mal noch nen abgangsgedicht, welches ich auf meinem altengrab hinterließ.

Am Rande von Schierke

Am Rande von Schierke ein Grenzer stand,
gestützt auf den Lauf, den Blick in den Sand.
Was hab ich verbrochen, was hab ich getan,
das ich hierher nach Schierke kam.
Kennst du das Land,
wo die Sonne nicht lacht, wo man aus Menschen Idioten macht,
wo man statt Kohle Sand verbrennt und wo man kilometerweit zum Bahnhof rennt.
Wo ich verloren die Kraft und die Tugend,
dass ist Schierke,
dass Grab meiner Jugend.
Was hab ich verbrochen, das ich hier sein muss,
nur alle 12 Wochen von der Braut einen Kuss
und trinkt man ein Bier, dann schlägt es halb zehn, dann heißt es
Grenzer du musst geh'n!
Hier hab ich gefroren, geschwitzt und gelacht
und so oft an meine Freiheit gedacht.
Sollte ich die Zeit als Mensch überstehen,
werd ich Nie sagen die Armee sei schön.
Darum gammenl wir noch auf staatlichen Kosten und lassen die Knarren im Sande verrosten,
und fahren wir in eine bessere Zeit,
die Nächsten tun mir heut schon leid.
Am Rande von Schierke ein Grenzer stand,
er hält den Koffer ganz fest in der Hand.
Er grüßt keinen Spieß, keinen Hauptmann mehr,
die Parole heißt NIE WIEDER HIER HER!

@ Mara,
da kann man ja fast neidisch werden, wenn man deine zeilen liest. [wink]

gruß vs [hallo]
vs1400
 


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