augenzeuge hat geschrieben:Danke vs, eine gute Schilderung des Grenzalltags.
AZ
augenzeuge hat geschrieben:Danke vs, eine gute Schilderung des Grenzalltags. Er zeigt mir, dass ich dort völlig falsch gewesen wäre.....
Aber immerhin ein Grenzfred. Und ich weiß, dass der anderen gefällt.
AZ
Interessierter hat geschrieben:VS, danke für Deinen ausführlichen und interessanten Beitrag. Als Bürger aus den alten Bundesländern würde ich aber gerne einmal wissen, ob es auch - ich nenne sie einmal - sogenannte " Hinterlandsgrenzer " gab, die gar nicht oder kaum direkt am Kanten ihren Dienst verrichteten und dort nicht oder kaum als Posten freundwärts schauen mußten, weil die Grenzanlagen ja gegen den Klassenfeind ( feindwärts ) gerichtet waren ?
LO-driver hat geschrieben:Ja, für einen Tag sind wir in Kompaniestärke nach 9 Wochen Grundausbildung, mit Mann und Maus zum zweiten Weihnachtsfeiertag bei Römhild-Milz
vor dem Grenzsingnalzaun gestellt worden. Leider habe ich keine Ahnung, welche Lage diesen Einsatz nötig machte.
Nach gut 2-3 Stunden Fahrzeit, 12-14 Stunden Dienst in 50cm Schnee bei leichten Frost, ist einer Rückkehr in die Warme ABK entgegen gefiebert worden.
vs1400 hat geschrieben:Meine Ausbildung zum Gruppenführer Grenzsicherrung bekam ich vom 04.11.1986 bis 21.04.1987 in Perleberg.
Wie ich durchs Forum erfuhr könnte es die 1. Gruppe/1.Zug und die 5.Kompanie gewesen sein, was mir aber nicht so wichtig erscheint.
Wichtiger sind mir jedoch die Erinnerungen an diese Zeit. So zum Beispiel der erste Tag. Der Tag an dem ich einberufen wurde und Berufsunteroffizier meine Zukunft werden sollte. Wir trafen uns vorm WKK in Hettstedt und dann ging es mit dem Bus nach Halle/Saale. Dort wurden wir verteilt und irgendein Schreihals in Uniform verbot uns erstmal das Rauchen, was ich nicht verstand, mich jedoch widerwillig fügte. Nachdem die Grüppchen gebildet waren ging es zu Fuß, mit der Tasche in der Hand, zum Bahnhof und dem bereitstehenden Zug. Auch dort wurden wir aufgeteilt, denn irgendwo auf halber Strecke wurde ein Teil des Zuges abgekoppelt und für mich ging es weiter in Richtung Perleberg. Keine Ahnung wohin es die anderen verschlug.
Dort angekommen, nach etlichen Stunden, „marschierten“ wir in Dreierreihe vom Bahnhof zur Uffz.Schule. Wir sahen den riesigen Marschplatz, auf dem wir gleich Aufstellung nehmen sollten. Aufgebaut war dort ein kleines Podium mit Mikrofon und schon wurden unsere Namen verlesen und es begann die erstmal letzte Aufteilung, für diesen Tag. Der war aber noch lange nicht zu Ende. Ob die Reihenfolge so noch stimmt, egal.
Ich versuch es einfach mal. Nun kamen wir auf unsere Kompanie und es stellten sich erstmal Der KC und seine Getreuen vor. Dann übernahm der Hauptfeld, der uns das Geschehen erklärte, den Zeitplan und solch wichtige Dinge wie, was bedeutet X+3. Danach gab er sich von der freundlichen Seite und wir Raucher durften Rauchen „gehen“, sollten aber X+3 wieder oben sein. Eine lästige Hetzerei kann ich sagen, wir waren heftig weit oben. Nun ging es geschlossen zum Essen fassen, erneut wurden wir eingewiesen über den Ablauf des Essen fassens. Ich fragte mich währenddessen, was das soll ich kann schon essen, was ich aber erst später begriff. Es war nun bereits so gegen 21:00 und wir mit dem Essen fertig, ging zurück zur Kompanie um kurz darauf, zum Empfang der militärischen Ausrüstung zu marschieren. Dort füllte sich der Seesack mehr und mehr und die Klamotten fassten sich recht angenehm an, was ich damals aber noch nicht wusste. Komplett ausgestattet ging es wieder diese elenden Treppen hoch und es stand ein Schrank aufn Flur. Das war das Musterstück, welches wir noch nachbauen durften und irgendwann gegen 00:00 damit fertig waren. Nun, so dachte ich, geht’s ins Bett. Irrtum, nochmal antreten mit Mütze, Ausgangsjacke, Hemd und Binder unterm Arm ging es zum Foto knipsen für den WDA. Danach war dann endlich Nachtruhe, die leider viel zu kurz war. Der 2.Tag wurde mit diversen Einweisungen und Besichtigungen verbracht. Vieles war neu und wir jungen Kerle schon etwas eingeschüchtert und ausgebrannt. Am 4. Oder 5.Tag haben die Gruppenführer gefragt, ob jeder dort ist wo er hin wollte. Soweit ich mich erinnere gab es in dieser Kompanie 3-4 Schüler die nicht dort waren, wo sie hin wollten. Ich auch nicht. Dann gab es Gespräche mit dem GF, kurz darauf wurden 2Schüler erfolgreich versetzt und ich wartete noch immer. Nach ca. 8 oder 9 Tagen, ohne Reaktion, fragte ich meinen GF was denn nun los sei. Worauf er mir sagte, dass alle Spezialisten voll seien und es keine Möglichkeit der Umsetzung mehr gäbe. Ich erklärte ihm meine Situation und aus welchem Grund ich BU werden wollte, was er zu meinem Glück auch verstand. Letztendlich fasste ich den Entschluss abzukohlen auf 3 Jahre. Was sich wiederum als schwierige Hürde herausstellte. Erstmal wurde ich von der Gruppe separiert auf ein Einzelzimmer, in welchem sonst der Schreiber Unterkunft hatte. Dann sollte ich mein Gesuch in Schriftform abgeben. Nur gab es dazu keinerlei DV, die besagte wie und in welcher Form es auszusehen hat. Dafür hat man sich einen ganzen Tag Zeit genommen, mich ständig wegtreten zu lassen, es neu zu formulieren usw.. Kaum dachte ich, so ist es richtig, ging ich damit zum KC Zimmer klopfte an und durfte dann Stundenlang vor diesem Zimmer warten, in Grundstellung selbstverständlich. Irgendwann kam mein GF dann vorbei gelaufen und sah mich verdutzt dort immer noch auf dieser Fliese stehen, ging in sein Dienstzimmer und ca. 20 Minuten später durfte ich beim KC mein Gesuch erfolgreich abgeben. Dann ging alles recht flüssig von statten. Klamotten tauschen und nun erfuhr ich was der Unterschied zwischen BU und UaZ Garderobe war. Nach dem Tausch ging es gleich in die neue Kompanie, wo die Lästermäuler erstmal Auslauf hatten.
Einige Zeit später war aber auch dass Geschichte und wir lernten gemeinsam marschieren fix zu rauchen und nebenher noch die Stiefel zu putzen. Positiver Nebeneffekt meines Gesuches, kürzerer Weg zum Rauchen und weniger Tage.
Was habe ich dort sonst noch gelernt:
1. Beim Essen nicht reden, sonst musst du dein Essen im Stehen reinwürgen.(in den ersten Wochen)
2. Brötchen werden wie Brot mit Messer und Gabel gegessen. ( typisch knollen Uffz.)
3. Es gab dort wenig Vorgesetzte mit Hirn, doch es gab sie. ( danke an meinen ehemaligen GF in der Bu Kompanie)
4. Bleib im Mittelmaß und gib nur 100% wenn es dringend nötig ist.( meine ständige Einstellung, damals. )
5. Genügend Politunterricht mit anschließender Feindausbildung, hinterlässt Spuren. (Die auf der anderen Seite machten auch nur ihren Dienst und freuten sich ebenso wie Wir über nen einfaches „Guten Morgen“. Laut Ausbildung waren Klassenfeinde! … und fürchterlich böse Menschen. …jaja!)
6. Nahkampfgruben für jeden erkennbar. ( Es war ja mein Ding. Mit 14 hab ich Judo- Selbstverteidigung 2mal die Woche trainiert. Nun dufte ich ne Karatekata erlernen. Wow! Ich war enttäuscht und fragte unseren Ausbilder nach dem Sinn. Die Antwort: (sinngemäß) Wir müssen Kampfbereitschaft präsentieren. …Klasse, alles nur Show.)
7. Politunterricht! ( Immer wieder Klasse. Bestes Erlebnis. Nen SED-Anwärter versuchte neutral zu sein und wiedersprach ner Aussage des Majors mit Tatsachen aus der Wirtschaft. Der Schüler wurde bestraft (im Nachhinein, von der Partei) und sofort mit Redeverbot.)
8. Knollen kann man steuern. ( Wir hatten Wache am Ausbildungszaun. Wurden aber scharfgemacht, hier gab es auch schon Deppen die dachten es wäre die Grenze. Das Grenzerei leuchtete! Was waren wir aufmerksam, damals)
9. Knolle hat nichts, aber auch Gar nichts mit Grenzdienst verbunden, außer der Theorie.
Keiner sagte mir damals, du musst dich dort einfügen (in der Kompanie). Sie, die Ausbilder, kannten es nicht anders.
Nicht zu vergessen die Erste und zum Glück letzte Handgranate. Wie „jeder“ Deutsche sie aus dem Schützengraben geworfen hatte, hatte ich vor diesem Ding mehr Schiss als Vaterlandsliebe.
Schießen sah ich mehr als als Sport und es war für mich, damals, nen persönlicher Test. Genau das Thema, was wurde sonst noch geprüft. Die ganze Chemie- Kacke. Schnuffi an und Schnuffi aus, nach Zeit. Im Marsch war es der Fick schlechthin und hat keinen genutzt. Noch weniger diese NPKCA- Planen. ( Die letzteren waren klasse für den Ausbau einer Blockerstellung!)
Ich war aus meiner Sicht Perfekt! … doch nur aus meiner Sicht.
gruß vs
LO-driver hat geschrieben:Ja, für einen Tag sind wir in Kompaniestärke nach 9 Wochen Grundausbildung, mit Mann und Maus zum zweiten Weihnachtsfeiertag bei Römhild-Milz
vor dem Grenzsingnalzaun gestellt worden. Leider habe ich keine Ahnung, welche Lage diesen Einsatz nötig machte.
Nach gut 2-3 Stunden Fahrzeit, 12-14 Stunden Dienst in 50cm Schnee bei leichten Frost, ist einer Rückkehr in die Warme ABK entgegen gefiebert worden.
Im Dezember 1975 ist mit den ABK (Ausbildungskompanieen) im Fall Weinhold, auch so gehandelt worden.
Wie war es denn aber nun, wenn man nach diesem ersten halben Jahr, dann tatsächlich an die Grenze kam???
ratata hat geschrieben:Kennst Du das Land ,wo nie die Sonne lacht ,wo mann Menschen zu Idioten Macht. Das ist nicht Rostock ,das ist nicht Schwerin,das war Hintersee bei Eggesin.ratata
Interessierter hat geschrieben:Zitat ex-maja64:Wie war es denn aber nun, wenn man nach diesem ersten halben Jahr, dann tatsächlich an die Grenze kam???
Na dann schreib doch mal bitte wie lange Du direkt am Kanten Dienst getan hast und wie das war?
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