Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Batrachos » 25. April 2014, 22:23

Hallo @all

Jetzt möchte ich auch mal meine Erlebnisse vom 11.11. 89 schildern.
Es begann alles am Nachmittag des 11.11.89.
Ein paar Freunde und ich waren mit dem Mopeds in Sülzhayn am Steinkreuz unterwegs.
Auf einmal kam ein anderer mit dem Moped vorbei und sagte die Grenze nach Zorge wäre offen.
dies konnte ich aber nicht so recht glauben denn vom Steinkreuz hatte man einen wunderschönen Blick auf die Zorger Straße
und den Westharz.
Also sagte ich das will ich sehen und fuhr mit einem weiteren Bekannten mit dem Moped Richtung Zorger Straße.
Am dortigen Schlagbaum angekommen ( Beginn des 500m Schutzstreifens) erwarteten uns zwei vollbewaffnete Grenzsoldaten(
Dienstgrad leider unbekannt) die uns mit den Worten ( die ich nie vergessen werde) empfangen haben
Jungs macht keine Scheiße die Grenze hier ist zu.
Beide Grenzsoldaten waren freundlich. Enttäuscht drehten wir wieder um.

Fortsetzung folgt in ein paar Minuten

MFG Batrachos
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Volker Zottmann » 25. April 2014, 22:26

super! [super]
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Batrachos » 25. April 2014, 22:33

Fortsetzung:
Am Abend hatten wir dann eine Schuldisco im ehemaligen Haus der Dienste am Nicolaiplatz.
Es machte auf einmal ganz schnell die Runde das die Grenze nach Walkenried aufgemacht wurde
und selbst die Faschingsveranstaltung abgebrochen wurde weil alle Richtung Walkenried unterwegs waren.
Auch die Schuldisco wurde nach und nach immer leerer und als nur noch drei Leute übrig waren
entschieden wir uns nun auch endlich Richtung Westen zu gehen.
Ein mulmiges Gefühl hatte ich schon dabei als es Richtung Tor zur Walkenrieder Straße ging,
da ich noch kein Visum in meinen Ausweis hatte.
Am Tor angekommen wurden erst mal unsere Ausweise kontrolliert.
Ein Herr Wi.. aus Ellrich Angehöriger der PKE der sonst an der GüSt Ellrich seinen Dienst versah
schnauzte mich erst mal voll ohne Visum kein Durchgang.
Er sagte dann weiter zu mir bis Mitternacht habe ich wieder zurück zu sein.
Der erste Schritt durch das Tor war gemacht.

Fortsetzung folgt gleich
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon vs1400 » 25. April 2014, 22:35

wie alt warst du damals Batrachos?

die linke zum gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Batrachos » 25. April 2014, 22:41

Fortsetzung:

Man war ich aufgeregt weiter ging es Richtung Walkenried.
In Abständen von vielleicht 100m genau weiß ich es nicht mehr, standen auf der Straßenseite
unbewaffnete Grenzsoldaten die die Strecke absicherten.
Nun war es endlich so weit am zweiten Zaun angekommen hörte man schon die Menschen auf der Westseite jubeln
am zweiten Zaun wurde ein Zaunfeld raus genommen wo die Leute alle durch sind.
Durch das Zaunfeld durch noch ein paar Meter über das Vorgelagerte Hoheitsgebiet und dann war
es endlich soweit, wir waren im Westen [knuddel]


Geduld es geht sofort weiter mit meinem Bericht.
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Batrachos » 25. April 2014, 22:51

Fortsetzung:

Gleich an der Rotbuche sah man auch die "Bettelfahnier ( Blaskapelle) wieder die beim Fasching in Ellrich gespielt hatten.
Ich werde nie vergessen wie herzlich man empfangen wurde und das erste was ich dachte wo ich in Walkenried an der Kreuzung stand war: man ist hier alles bunt und die haben so gute Straßen.
Mittlerweile war es auch schon wieder kurz nach 23.Uhr und ich sollte ja um Mitternacht wieder in der DDR sein.
gesagt getan also machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Ellrich die Taschen voller kleiner Präsente.
Die Straße von Walkenried nach Ellrich war voller Menschen und mir fiel auf das viele Leute was von ihren Geschenken
die sie mitbrachten den armen Grenzsoldaten am Wegesrand überreichten die nicht rüber durften.
Auch ich nahm eine Tafel Schokolade und drückte sie einem Grenzer am Wegesrand in die Hand.


Geht sofort weiter
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Batrachos » 25. April 2014, 22:58

Fortsetzung:

Zu Hause wieder angekommen konnte ich natürlich nicht schlafen so hatten mich die ganzen Eindrücke übermannt.
Am nächsten Morgen stand ich gleich frühs auf und bin auf die Stadtverwaltung gefahren und hab mir mein Visum geholt.
Zu meiner Verwunderung war ich der einzigste der dort war um sich ein Visum zu holen.
mit dem ersehnten Stempel im Ausweis ging es dann ab aufs Fahrrad Richtung Zorger Straße wo in der früh ein
neuer Grenzübergang auch für Pkw aufgemacht hatte.
So viele Autos hatte ich vorher noch nie in Ellrich gesehen.
Am Königstuhl angekommen begrüßte mich mit sehr freundlichen Worten ein Herr Fi... aus Ellrich ( GT-Anghöriger)
"Schönen Guten Tag Grenztruppen der DDR ihren Ausweis bitte.
Es ging alles sehr schnell und ich war wieder im Westen ( Zorge) wo die Leute schon wieder jubelten.

Letzter Teil folgt sofort
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Batrachos » 25. April 2014, 23:14

Letzter Teil:

Danach ging es erst mal nach Walkenried die ganzen Eindrücke sacken lassen.
Am Nachmittag holte ich mir mein Begrüßungsgeld von der Samtgemeinde Walkenried
und wieder zu meinen erstaunen nur drei Leute vor mir.
Danach machte ich mich auf zur Rotbuche die schon wieder für den Fußgängerverkehr geschlossen war.
Einige Westler standen davor und schauten Richtung Ellrich,ich nehme an es waren keine Einheimischen
denn die waren alle am Zorger Dreieck.
Man konnte aber gut sehen das hinter hinter dem Zaun 2 GT-Angehörige befunden haben die Rückenwärts Richtung Westen saßen.
Mit meinen nicht zu verarbeitenden Eindrücken über den Westen bin ich dann am frühen Abend wieder Richtung Ellrich
gefahren.
Heute wissen wir ja das nicht alles was glänzt Gold ist.
Am Montag den 13.11.89 machte in Ellrich die Runde das am 11.11.89 auf der Straße von Walkenried zur Rotbuche
an vielen Autos ( DRK Feuerwehr) die dort standen die Antennen umgebogen wurden.
Das fand ich eine Schweinerei, so herzlich empfangen worden zu sein und dann so was.
Heute fast 25 Jahre danach möchte ich sagen das sich die meisten Walkenrieder und Ellricher genau so wieder fremd sind wie damals.
Und das die 2km zwischen Thüringen und Niedersachsen zwei verschiedene Welten sind.
An dieser Stelle möchte ich noch ganz herzlich den Verantwortlichen von damals und vor allem den Dienstleistenden
Grenzsoldaten an der Walkenrieder Straße für ihr ruhiges und besonnenes Handeln ohne Chaos oder sonst der gleichen Danken.


Im Buch "Grenzerlebnisse im Harz" vom Autor Rudolf Zietz
sind Bilder von den beiden Ereignissen im Herbst 89 zu sehen,für alle die Ortsunkundig sind.
Wer Fragen hat immer raus damit beantworte sie gerne.

MFG Batrachos
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Batrachos » 25. April 2014, 23:27

vs1400 hat geschrieben:wie alt warst du damals Batrachos?

die linke zum gruß vs [hallo]



Ich stand drei Monate vor meinen 15.Geburtstag.

DLzG. Batrachos
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon augenzeuge » 26. April 2014, 09:13

Batrachos hat geschrieben: Heute fast 25 Jahre danach möchte ich sagen das sich die meisten Walkenrieder und Ellricher genau so wieder fremd sind wie damals.
MFG Batrachos


Wirklich? Woran liegt das, was meinst du? Warum gibt es keine Normalität? Ich kann mir schwer vorstellen, dass Jugendliche, die die Wende kaum erlebt haben können, nicht an einem normalen Austausch interessiert sind.

Wenn diese Dörfer sich wirklich so verhalten, dann sehe ich die Gründe in einer ungenügenden Kommunikation. Vielleicht auch an harzerischen Dickköpfen....?
AZ
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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon vs1400 » 26. April 2014, 12:44

augenzeuge hat geschrieben:
Batrachos hat geschrieben: Heute fast 25 Jahre danach möchte ich sagen das sich die meisten Walkenrieder und Ellricher genau so wieder fremd sind wie damals.
MFG Batrachos


Wirklich? Woran liegt das, was meinst du? Warum gibt es keine Normalität? Ich kann mir schwer vorstellen, dass Jugendliche, die die Wende kaum erlebt haben können, nicht an einem normalen Austausch interessiert sind.

Wenn diese Dörfer sich wirklich so verhalten, dann sehe ich die Gründe in einer ungenügenden Kommunikation. Vielleicht auch an harzerischen Dickköpfen....?
AZ


ich bin begeistert az,
wie einfach du es dir machst.

Batrachos hat geschrieben:
vs1400 hat geschrieben:wie alt warst du damals Batrachos?

die linke zum gruß vs [hallo]



Ich stand drei Monate vor meinen 15.Geburtstag.

DLzG. Batrachos


thx Batrachos.

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Volker Zottmann » 26. April 2014, 13:27

augenzeuge hat geschrieben:
Batrachos hat geschrieben: Heute fast 25 Jahre danach möchte ich sagen das sich die meisten Walkenrieder und Ellricher genau so wieder fremd sind wie damals.
MFG Batrachos


Wirklich? Woran liegt das, was meinst du? Warum gibt es keine Normalität? Ich kann mir schwer vorstellen, dass Jugendliche, die die Wende kaum erlebt haben können, nicht an einem normalen Austausch interessiert sind.

Wenn diese Dörfer sich wirklich so verhalten, dann sehe ich die Gründe in einer ungenügenden Kommunikation. Vielleicht auch an harzerischen Dickköpfen....?
AZ


Sehe ich ebenso Augenzeuge.
Die beiden Nachbarorte haben je ein paar Jugendliche, und an denen ist es, was zu unternehmen. Irgendwann erledigt sich das Problem was gar kein wirkliches mehr ist ohnehin.
Mein Sohn ist auch Jahrgang 74 und wohnt nun in München. Glaubt Ihr, dort gäbe es diese Probleme? Seine Schulfreundin aus Harzgerode wohnt heute in Bad Sachsa.
So verwischen auch durch Umzüge und Hochzeiten diese Befindlichkeiten.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon augenzeuge » 26. April 2014, 16:41

vs1400 hat geschrieben: ich bin begeistert az,
wie einfach du es dir machst.


Ist alles nur Erfahrung, vs1400..... [grins] Aber man kommt sicher auch umständlicher zur Wahrheit. Wenn du Deine herausgefunden hast, darfst du sie gern posten.
AZ
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon vs1400 » 26. April 2014, 18:07

augenzeuge hat geschrieben:
vs1400 hat geschrieben: ich bin begeistert az,
wie einfach du es dir machst.


Ist alles nur Erfahrung, vs1400..... [grins] Aber man kommt sicher auch umständlicher zur Wahrheit. Wenn du Deine herausgefunden hast, darfst du sie gern posten.
AZ


AZ,
bei mir auch und sogar wortwörtlich.
des öfteren war, bin ich im ehemaligen bayrisch/ thüringer grenzgebiet unterwegs und wer fragt, bekommt auch antworten. hüben wie drüben oder auch umgekehrt.
derartige probleme gibt es eben nicht nur in der harzregion.

vs
vs1400
 

Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon Batrachos » 27. April 2014, 00:13

augenzeuge hat geschrieben:
Batrachos hat geschrieben: Heute fast 25 Jahre danach möchte ich sagen das sich die meisten Walkenrieder und Ellricher genau so wieder fremd sind wie damals.
MFG Batrachos


Wirklich? Woran liegt das, was meinst du? Warum gibt es keine Normalität? Ich kann mir schwer vorstellen, dass Jugendliche, die die Wende kaum erlebt haben können, nicht an einem normalen Austausch interessiert sind.

Wenn diese Dörfer sich wirklich so verhalten, dann sehe ich die Gründe in einer ungenügenden Kommunikation. Vielleicht auch an harzerischen Dickköpfen....?
AZ


Woran das liegt kann ich Dir nicht sagen.
Hat aber glaube ich nichts mit Ost oder West zu tun.
Du kannst auch Ellrich und Woffleben nehmen was auch in Thüringen liegt,da kocht auch jeder sein eigenes Süppchen
und die Leute sind sich fremd. Liegt wohl allgemein an der Zeit heute das sich jeder selbst der nächste ist.

MFG Batrachos
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. April 2014, 08:25

Zwischen Köln und Düsseldorf liegt auch noch immer was im Argen....genauso wie zwischen Heerlen und Maastricht....die Menschen brauchen es einfach, sich gegenseitig scheel anzuschauen.... [muede]


groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Grenzöffnung 11.11.89 Ellrich-Walkenried

Beitragvon augenzeuge » 27. April 2014, 09:54

Batrachos hat geschrieben: Hat aber glaube ich nichts mit Ost oder West zu tun.


Das sehe ich auch so!
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
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