Transit: Millionen D-Mark bleiben auf der StreckeIn Marienborn wurden pro Stunde bis zu 120 Reisende abgefertigt. Zeitweise waren auf dem Areal bis zu 1000 Bedienstete in den Bereichen Passkontrolle, Zoll, Grenztruppen und Staatssicherheit tätig.
Foto: MuseumÜber Bußgelder nahmen die DDR-Behörden bis zu sieben Millionen D-Mark jährlich an Devisen ein, die auch fest im Volkswirtschaftsplan verankert waren.Magdeburg l Eckhard Müller ist Rentner. Der 71-Jährige führt inzwischen Reisegruppen durch das Grenzmuseum Marienborn. Ein Ort, den der Niedersachse zu DDR-Zeiten vor allem aus dem Auto heraus kannte - Grenzer, Diensthunde, Scheinwerfer. Nach den Kontrollen folgte die kürzeste Transit-Strecke über die Autobahn nach Westberlin.
Der damalige Grenzverkehr hinterließ auch bei ihm prägende Erinnerungen. Der Jurist fuhr so zum Beispiel Anfang der 70er Jahre mit seinem R4 nach Berlin. Es herrschte kaum Verkehr, die Beschilderung war sehr schlecht, so dass er die Abfahrt Berlin verpasste.
"Ich hatte meinen Fehler sofort bemerkt und bin dann rückwärts zur Ausfahrt gefahren. Im gleichen Augenblick tauchte der Lada der Volkspolizei auf. Die hatten offensichtlich nur darauf gewartet", erinnert sich Müller. Nach dem Zahlen von 20 D-Mark und einer eingehenden Belehrung durfte der Niedersachse seinen Weg fortsetzen.
Anfang der 80er Jahre stoppten ihn Polizisten gleich kurz nach dem Verlassen des Grenzübergangs Marienborn auf der heutigen A 2, weil seine Frau nicht angeschnallt war. Müller: "Damals gab es im Westen noch keine Anschnallpflicht. Als ich das sagte, wurde ich aufs Schärfste darauf hingewiesen, dass ich auf dem Territorium der DDR bin. Dort gibt es das." Wieder wurden 20 D-Mark fällig. Nach dem Zwangsumtausch wollte er die Strafe aber in Ost-Mark zahlen. Doch das lehnten die "Vopos" kategorisch ab. "Die haben uns richtig angeschnauzt", erinnert sich der Schöninger.So wie ihm ging es den meisten Transitreisenden. "Gezahlt wurde grundsätzlich nur in D-Mark. Wer kein oder nicht genug Westgeld dabei hatte, durfte später aber auch überweisen", erklärt Peter Joachim Lapp, Autor des Buches "Transit Westberlin. Erlebnisse im Zwischenraum". Der heute 72-Jährige war 1981 Redakteur beim Deutschlandfunk und wurde selbst auf der Autobahn gestoppt. "Ich fuhr damals einen Audi 80 und hatte den Eindruck, dass größere Autos besonders im Fokus standen", sagt Lapp.
Ganz so war es nicht, meint zumindest Klaus-Dieter Ziche, der seit 1978 bei der Autobahn als Polizist arbeitet und auch für Geschwindigkeitsmessungen verantwortlich ist. Die Transitreisenden hätten nach der Richtwerttabelle (heutiger Bußgeldkatalog) das Gleiche bezahlt, wie der DDR-Bürger. "Es wollten viele auch ihr Zwangsumtauschgeld nutzen. Das ging aber nicht", so der Beamte.
Gemessen wurde in den letzten Jahren der DDR mit einem Messgerät, das wiederum über Devisen aus dem Westen angeschafft wurde. Anders als heute hielten die Beamten jedes Fahrzeug sofort nach der Messung mit ihrem schwarz-weißen Stab an.
Während die Verstöße bei DDR-Bürgern auch mit einem Stempel (heute Punkte in Flensburg) in einer Stempelkarte geahndet werden konnten, mussten Transitreisende "nur" zahlen. Bis zu sieben Millionen D-Mark wurden laut historischer Veröffentlichungen von der DDR-Polizei über Bußgelder eingenommen, die fest im Volkswirtschaftsplan verankert waren.
Dabei ließen sich die Volkspolizisten auch einiges einfallen. Weil der Messwagen auf der Autobahn angesichts des fehlenden Standstreifens schnell auffiel, halfen Tarnnetze oder eine vorgetäuschte Panne weiter. "Einmal haben sogar die Puhdys mit ihrem Bus angehalten und wollten helfen, weil das Reserverad vor dem zivilen Lada stand", erinnert sich der damalige Messbeamte.Hier kann man weiterlesen:
https://www.volksstimme.de/nachrichten/ ... recke.htmlManchmal erinnerte das Verhalten der VP schon sehr an Wegelagerei.....