Ein Irrtum und seine Folgen

Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon Interessierter » 15. Oktober 2017, 10:08

Ein folgenschwerer Fehler

Zwei französische Freundinnen wollten mit mir einmal nach Berlin fahren um erstens, die Berliner Mauer zu sehen und weiter, festzustellen, dass Paris mit Sicherheit schöner ist als Berlin. So fuhren wir dann von Toulouse nach Hamburg und von dort nach einem kurzen Aufenthalt über die Transitstrecke von Lauenburg nach Berlin. Ich hatte mich gut informiert und wusste genau, wie ich mich auf dieser Strecke zu verhalten hätte. Auf keinen Fall durfte ich den Weg verlassen und musste peinlichst die Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten. Danach wollte ich mich auch 100% halten.

Aber alles was einem an Unangenehmen passieren konnte, ist uns passiert. Zuerst streikte unser Auto und wir verloren wertvolle Zeit, da wir ja zu einer bestimmten Zeit in Staaken die Transitstrecke wieder zu verlassen hatten ,und dann war kein Vorwärtskommen möglich, zum einen durch eben diese Geschwindigkeitsbegrenzungen und zum anderen versperrten und Militär- und Landwirtschaftliche Fahrzeuge den Weg. Eine irrsinnige Bummelei nannten meine beiden französischen Freundinnen die Situation, die man ja wirklich nicht ertragen könne. Eine Autobahn müsste her, und siehe da es gab plötzlich einen Wegweiser nach Berlin - auf einer Autobahn -. Warum diese Bummelei weitermachen, wo doch in der Nähe eine Autobahn uns genau dorthin führt, wo wir hinwollten. Alles das, was ich wusste, was man nicht tun sollte, warf ich über Bord und fuhr auf die Autobahn Richtung Berlin, die auf dem Alexanderplatz endete.

Ja, wie nun weiter, wir mussten nach Staaken. Ich fragte einen Passanten nach dem Weg. Der war sprachlos. Ich dürfte doch um Himmelswillen gar nicht hier sein und sollte möglichst schnell wieder den gleichen Weg zurückfahren und ich könne von Glück sagen, wenn ich dabei keiner Kontrolle in die Hände fallen würde. Das kam für mich überhaupt nicht infrage, schließlich könne man sich ja einmal irren. Ich fragte nach dem nächsten Grenzübergang nach Westberlin und den haben wir dann auch angesteuert. Kaum zu glauben, wie überrascht der ostdeutsche Grenzer war. Nichts wurde geglaubt und von wegen irren, das gibt es nicht, und überhaupt hätten wir uns viel zu lange auf der Transitstrecke aufgehalten.

Meine beiden französischen Freundinnen, der deutschen Sprache nicht mächtig, merkten aber sofort, dass wir größere Schwierigkeiten hatten und bekamen Angst. Was werden diese Uniformierten mit den Pistolen am Gürtel mit uns machen? Sie diskutierten mit mir in ihrer Sprache, die die Polizisten wiederum nicht verstanden und wurden misstrauisch. Schließlich und endlich beorderten sie uns auf einen riesengroßen Parkplatz. Dort mussten wir stundenlang bei geschlossenem Fenstern und Türen warten.

Dem anfänglichen Unverständnis meiner beiden Freundinnen, die nicht fassen konnten, dass wir, nur weil wir einen anderen Weg gewählt hatten, derartige Probleme haben könnten, wich der Angst, was wohl mit uns geschehen könnte. Nach Stunden durften wir dann endlich weiterfahren, wurden aber eindringlichst belehrt, so etwas nie wieder zu machen. Auf der Westberliner Seite dann endlich angekommen meinte der Zöllner oder Polizist nur, dass ich unverschämtes Glück gehabt hätte, 2 Französinnen im Auto gehabt zu haben, denn wenn ich alleine gewesen wäre, hätten sie mich sicher erst einmal festgesetzt. Alleine wäre mir das aber auch nicht passiert. Von einer Mauerbesichtigung wollten meine beiden Französinnen aber nichts mehr wissen.

Edith Fuchs, September 2014

http://www.grenzerinnerungen.de/erlebni ... rer-fehler

Bin schon richtig gespannt, was unser User karnak daran zu beanstanden hat ? Das die Autobahn auf dem Alexanderplatz endete, war augenscheinlich im übertragenen Sinne gemeint, aus meiner Sicht.
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Re: Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon pentium » 15. Oktober 2017, 10:46

Am 20. November 1982 wurde die A 24 (Transitautobahn Hamburg-Berlin) dem Verkehr übergeben und die B 5 bzw. Fernstraße 5 (Hamburg–Lauenburg–Boizenburg–Nauen–Berlin) für den Transitverkehr gesperrt.

Die Geschichte muss also vor der Eröffnung der A24 spielen...?

...
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Re: Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon Interessierter » 15. Oktober 2017, 10:53

Davon bin ich auch ausgegangen. Aber gab es denn da schon ein Teilstück der Autobahn, das sie verbotenerweise benutzten?
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Re: Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon karnak » 15. Oktober 2017, 10:59

[grin] Was ich immer dazu sage und was von der Sache her logisch ist. Wenn ich mich entschließe durch ein Land zu reisen in dem ich einer Visapflicht unterliege, ein Transitvisa ausgestellt bekomme, dann logisch auch die Transitstrecke vorgegebenen ist, sonst bräuchte es ja keinen Unterschied zwischen Transit und Einreise, muss ich mich an die Strecke halten und darf die nicht verlassen, völlig egal wie langsam da was vor mir her fährt. Diese Regelung muss ich kennen, genau so wie ich wissen muss, wie schnell man in dem betreffenden Land fahren darf.
Weiche ich von dieser Strecke ab, aus was für Grünen auch immer, ist es logisch, dass die zuständigen Behörden ein paar Fragen haben, sie können den Hintergrund nicht kennen, also haben sie die Pflicht diese Ungereimtheit so weit als möglich aufzuklären. Und zwar ob der ERSTMAL illegalen Einreise. Und wie man sieht war auf den Transitvisa keine konkrete Zeit vorgegebenen, wenn man aber ungewöhnlich lange unterwegs war konnte es natürlich Fragen geben, auch das halte ich ERSTMAL für logisch.
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Re: Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon pentium » 15. Oktober 2017, 11:09

karnak hat geschrieben:[grin] Was ich immer dazu sage und was von der Sache her logisch ist. Wenn ich mich entschließe durch ein Land zu reisen in dem ich einer Visapflicht unterliege, ein Transitvisa ausgestellt bekomme, dann logisch auch die Transitstrecke vorgegebenen ist, sonst bräuchte es ja keinen Unterschied zwischen Transit und Einreise, muss ich mich an die Strecke halten und darf die nicht verlassen, völlig egal wie langsam da was vor mir her fährt. Diese Regelung muss ich kennen, genau so wie ich wissen muss, wie schnell man in dem betreffenden Land fahren darf.
Weiche ich von dieser Strecke ab, aus was für Grünen auch immer, ist es logisch, dass die zuständigen Behörden ein paar Fragen haben. Und zwar ob der ERSTMAL illegalen Einreise.


Mag ja sein, nur kann ich die Reiseroute der Damen nicht nachvollziehen, welche Autobahn endet am Alex, anders gefragt, welche Autobahn hat man da plötzlich im Norden der DDR gefunden, warum fährt man nicht auf den Berliner-Ring?

Nebenbei, bei Reisen durch die Tschechoslowakei, Ungarn bis nach Bulgarien wurde uns damals auch kein Weg vorgegeben...?

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Re: Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon augenzeuge » 15. Oktober 2017, 11:12

pentium hat geschrieben:Am 20. November 1982 wurde die A 24 (Transitautobahn Hamburg-Berlin) dem Verkehr übergeben und die B 5 bzw. Fernstraße 5 (Hamburg–Lauenburg–Boizenburg–Nauen–Berlin) für den Transitverkehr gesperrt.

Die Geschichte muss also vor der Eröffnung der A24 spielen...?

...


Nicht richtig. Der Verkehr musste auch nach 1982 bis 1987 bei Nauen über einige Kilometer Landstraße zum West-Berliner Grenzübergang Staaken geleitet werden. Erst in 12/87 wurde in West-Berlin die Verlängerung der Stadtautobahn durch den Tegeler Forst zum nördlichen Grenzübergang Stolpe fertig. Ich glaube, es waren die Grünen, die damals die Transitnutzung verhinderten...

Ergo, die Geschichte könnte theoretisch auch im Herbst 1987 gespielt haben.

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Re: Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon karnak » 15. Oktober 2017, 11:20

pentium hat geschrieben:
Mag ja sein, nur kann ich die Reiseroute der Damen nicht nachvollziehen, welche Autobahn endet am Alex, anders gefragt, welche Autobahn hat man da plötzlich im Norden der DDR gefunden, warum fährt man nicht auf den Berliner-Ring?



...

[flash] Ich denke mal weil es "Damen"waren.
Ansonsten weiß ich nicht so genau ob man bei Reisen durch den Ostblock einfach so kreuz und quer in den Ländern herum fahren konnte die man nur durchquerte. Erstmal gab es ja schon mal nicht eine Visapflicht im ursächlich rechtlichen Sinne.
Wie auch immer, für die Transitreisen durch die DDR gab es nun mal festgelegte Strecken, dass kann ich gerne für übertrieben oder inakzeptabel ansehen, dann auf Durchreisen verzichten. Fahre ich aber muss ich nun mal die Regeln kennen und mich daran halten.
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Re: Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon karnak » 15. Oktober 2017, 12:07

augenzeuge hat geschrieben:. Ich glaube, es waren die Grünen, die damals die Transitnutzung verhinderten...


So ist es, es ging um ein paar hundert Bäume die gefällt werden mussten um den Autobahnanschluss zu bauen, das haben die Grünen erstmal verhindert, die DDR hatte aber ihren Kram schon fertig und hat pünktlich eröffnet. [flash]
Ich wurde dort hinversetzt, sollte den Posten des A/I übernehmen. Nun gab es aber nichts Auszuwerten, wir saßen faktisch auf einer hellerleuchteten völlig leeren Betonfläche herum. [flash] Nach einem Jahr hatte ich den Kanal voll, habe ich mich in die Knochenmühle Drewitz zurückversetzen lassen, mit der Auflage Wohnung hat man nicht, muss ich mir selber suchen und ein Posten ist erstmal auch nicht drinn, ich muß erstmal auf einen Stuhl eines der mürrischen Passkontrolleure [flash] . Habe ich in Kauf genommen, ich, besser wir, hatten auch den Kanal von diesem damals furchtbaren Oranienburg voll.
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Re: Ein Irrtum und seine Folgen

Beitragvon Spartacus » 15. Oktober 2017, 15:45

Ich glaube, es waren die Grünen, die damals die Transitnutzung verhinderten...


Warum wundert mich das nun so gar nicht? [flash]

Übrigens ist diese Diskussion angesichts der heutige Situation irgendwie, mhh, ja surreal, oder gespenstisch.

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