zoll hat geschrieben:Antwort für Karnak: Aber es kann doch niemand allen ernstes von jemanden erwarten, dass er den Rest seines Lebens ein Büßergewand überstreift.
Es wird weder von Dir noch von jemand anderen, die durch die unrechtsstaatlichen Vorgänge psychisch belastet sind, verlangen, mit einem Büßergewand Deinen täglichen Gepflogenheiten nachzugehen. Davon rede ich auch garnicht. Ich meine tatsächlich nur den einen Satz: z. B.
Mir tun die Menschen leid, denen ich Unrecht zugefügt habe - Entschuldigung. Oder: Liebe Leute ich habe zur damaligen Zeit etwas falsches getan.
Entschuldigen ist nicht einfach. Habe in meiner Familie auch Jemand der so etwas nicht über die Lippen bringt. Wenn er es aber tun würde, so besäße er Zivicourage.
Zoll
Nun ist die Geschichte natürlich für mich etwas komplexer. Wie Du in diesem Forum finden kannst bin ich mit 18 Jahren in die SED eingetreten, da habe ich noch keinen Gedanken an das MfS verschwendet, ich habe mich für 3 Jahre zum Militär verpflichtet, ohne studieren zu wollen und bin danach zum MfS gegangen als man mich gefragt hat. All das habe ich nicht getan weil ich damit eine Karriere vorantreiben wollte. Ich wollte, dass ein politisches und besonders ein ökonomisches System eine Erfolgsgeschichte wird, dass ich für ein besseres hielt. Ein System das ich übrigens auch heute noch für ein Effizienteres in jeder Hinsicht halte wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Beim MfS habe ich drei Dinge getan, ich habe hoheitliche Aufgaben eines souveränen Staates an dessen Grenzen realisiert, habe ein kleines bisschen Geheimdienstarbeit gemacht die man damals"Abschöpfung des Reiseverkehrs" nannte und die man heute als Spitzelei definiert und natürlich habe ich auch, wenn es erforderlich war, wie von mir gefordert DDR -Bürgern das Verlassen des Landes verweigert. Zu den ersten beiden Punkten stehe ich heute noch, dass war legitim und für mich nicht ehrenrührig. Der letzte Punkt, aus heutiger Sicht, ich bin nicht stolz darauf, es war ein Fehler, ich habe da falsch gedacht und mir das einreden lassen, auch damals schon mehr und mehr mit Bauchschmerzen. Ich habe das nicht mit Begeisterung getan, noch nicht mal so sehr weil mich elementare Menschenrechte umgetrieben haben, solche Gedanken habe ich damals einfach noch nicht an mich herangelassen, dass trifft es vielleicht am Ehesten. Ich habe es getan weil ich der Meinung war diese "unpopulären Maßnahmen" müssen von jemanden realisiert werden bis wir"über den Berg sind". Es war ein elementarer Fehler an dem ich beteiligt war und zwar in der Hinsicht, dass wir damit eine historische Chance für Jahrzehnte verspielt haben. Wir haben ganzen Menschengruppen einfach Unrecht getan und damit auch noch uns selbst geschadet, unsere Ziele ad Absurdum geführt.