DER SPIEGEL 33 / 1955: ZONENGRENZE / BUNDESLÄNDER
Ein Loch im Verhau
Es regnete und regnete über der Helmstedter Gegend. Der Himmel schüttete dort in den letzten
Julitagen Wasser ohne Unterschied auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und das
Territorium der Deutschen Demokratischen Republik. Die Tropfen klatschten auf die Anlagen
des Tagebaus "Victoria" der Braunschweiger Kohlenbergwerke, Helmstedt, und auf den
volkseigenen Tagebau "Karoline". Beide liegen direkt an der Zonengrenze.
Der Teich, der in der DDR, aber neben der westlichen "Victoria" liegt, schwoll langsam immer
mehr an. Die Aue, ein Flüßchen, hatte nämlich ostwärts der Zonengrenze einen Durchbruch
zu einem Teich neben der "Victoria" gefunden, und dieser Teich mußte sich - wenn sein Wasser-
spiegel weiter stieg - unweigerlich in den Tagebau "Victoria" ergießen. Die Grube war in Gefahr,
abzusaufen.
Am Sonnabend, dem 30. Juli (1955) , gegen 11 Uhr vormittags, gingen einige "Victoria"-Vorarbeiter
an den Stacheldrahtverhau, der die Zonengrenze bildet, und riefen zwei Volkspolizisten der
sowjetzonalen "Deutschen Grenzpolizei" zu, sie sollten den Stacheldraht öffnen. Die "Victoria" war
in Gefahr, abzusaufen. Die Grenzpolizisten riefen, damit hätten sie nichts zu tun.
...und hier kann man weiterlesen:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-31970945.html
W. T.