Todesfälle im Grenzdienst

Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Interessierter » 11. März 2015, 19:03

Neben den DDR-Bürgern die bei Fluchtversuchen ums Leben kamen und den getöteten Zivilpersonen aus dem Westen gibt es eine weitere bislang wenig beachtete Opfergruppe. Die SED-Propaganda ehrte offiziell durch Denkmäler, Straßen- und Schulnamen ausgewählte DDR-Grenzer, die im Dienst uns Leben gekommen waren. Erich Honecker würdigte anlässlich des 40. Jahrestags der Grenztruppen am 28. November 1986 namentlich 17 dieser DDR-Grenzer. Dabei handelte es sich ausschließlich um solche Fälle, die nach Schusswechseln mit Angehörigen der westalliierten Streitkräfte, dem Bundesgrenzschutz oder westlichen Zivilpersonen zu beklagen waren sowie um Angehörige der Grenztruppen, die von fahnenflüchtigen Kameraden erschossen wurden. Zahlreiche Todesfälle von Soldaten, Offizieren und Zivilangestellten der Grenztruppen, die während des Dienstes bei Unfällen mit Minen oder Schusswaffen ums Leben kamen oder wegen Pressionen, denen sie ausgesetzt waren, Suizid begingen, fielen in der DDR unter strengstes Schweigegebot. Das SED-Regime stahl sich so aus der Verantwortung für den Tod dieser zumeist jungen Männer, die im Dienst an der DDR-Grenze gestorben sind.

Unteroffizier Manfred Alte

Bild
Quelle BSTU

Die Gefreiten Helmut Fittkau und Siegfried Tilscher wurden bei einem Reparatureinsatz an den Sperranlagen von Unteroffizier Manfred Alte ermordet. Nach begangener Tat erschoss sich Alte mit seiner Maschinenpistole. Der Grund für seine Tat ist ungeklärt.

Ort des Zwischenfalls: nahe Eisfeld
Todesursache: Suizid nach Mord an zwei Kameraden
Geboren am 3. Mai 1940 in Hapersdorf (Schlesien), heute Twardocice, gestorben am 17. April 1963


Der Postendienst an der thüringisch-bayerischen Grenze bei Eisfeld verlief für den Gefreiten W. am 17. April 1963 ohne besondere Vorkommnisse. Nur in der Mittagszeit hatte er drei MPi-Salven gehört, ihnen aber keine Bedeutung zugemessen. Tatsächlich starben in diesem Augenblick drei Soldaten.

Unteroffizier Manfred Alte, der Gefreite Helmut Fittkau und der Gefreite Siegfried Tilscher von der Kompanie Steudach hatten an diesem Tag den Auftrag, den Bruchschaden, den eine Drahtsperre durch einen Sturm erlitten hatte, zu beheben. Sie bekamen bis 18.00 Uhr Zeit, die Instandsetzungsarbeiten an der Straße zwischen Heid und Rottenbach zu beenden. Noch in der Kompanie hatte Manfred Alte gesagt, das wäre nicht zu schaffen, doch dann behauptete er, sie würden schon bis Mittag fertig sein – „Großmaul“, mögen Fittkau und Tilscher gedacht haben. Wie zur Versöhnung brachte Alte dafür einen Kasten Bier mit zum Dienst. Wie hatte er den durch die Kontrollen bekommen? Zu Manfred Alte hielt man besser Distanz. Man munkelte, dass er für die Stasi arbeitete. Einmal hatte ein Soldat einen Bericht über die örtliche Gastwirtschaft gefunden, man würde dort Westsender hören. Unterschrieben war der Text mit „Walter Beyer“, es war die Handschrift von Alte. Tatsächlich war Alte von 1958 bis dieser zufälligen Enttarnung unter diesem Decknamen für das MfS tätig. Ein andermal wurde in seinem Spind eine Luftpistole entdeckt; um Zieltraining zu betreiben, versuchte er sich zu rechtfertigen. Der Unteroffizier galt als Waffennarr, er leitete im Auftrag des Kompaniechefs auch einen „Schießzirkel“ der Gesellschaft für Sport und Technik (GST).

Weiter hier:
http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Opfe ... index.html

Was in einem Menschen vor sich geht, der einfach so zwei Kameraden ermordet, um anschließend sich selbst zu richten, bleibt für immer ungeklärt.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Edelknabe » 11. März 2015, 20:15

Mal ne Frage an die Exgrenzer hier. War der Junge vor dem Unteroffizier etwa Soldat? Siehe dazu seine Schulterklappen auf dem Foto. Oder rannten die Uffze in der Ausbildung auch nur mit solchen Schulterklappen herum?

Rainer-Maria also der hat sowas in den Augen...so etwas unberechenbares? Und ja, ist nur ne gefühlte Betrachtungssache.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Puck » 11. März 2015, 20:17

das hab ich auch zuerst gedacht Rainer Maria . Aber ich glaub die Uffz. Schüler hatte so Soldatenschulterstücke mit einem Streifen ,ähnlich wie Gefreite nur aus Stoff . Puck
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon pentium » 11. März 2015, 20:22

Edelknabe hat geschrieben:Mal ne Frage an die Exgrenzer hier. War der Junge vor dem Unteroffizier etwa Soldat? Siehe dazu seine Schulterklappen auf dem Foto. Oder rannten die Uffze in der Ausbildung auch nur mit solchen Schulterklappen herum?

Rainer-Maria also der hat sowas in den Augen...so etwas unberechenbares? Und ja, ist nur ne gefühlte Betrachtungssache.


Nun bin ich zwar kein Exgrenzer Rainer-Maria, wenn du aber dem Link vom Interessierten folgst und liest, wird ein Teil deiner Frage beantwortet.

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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon ratata » 11. März 2015, 20:34

Das Bild ist von 1963 , zu erkennen ist ,er ist Soldat .
1969 als ich zur Ausbildung war , hatten die Uffz .- Schüler einen grünen Streifen auf den Schulterstücken . Wir nannten sie damals PFEFFERMINZGEFREITE : der Gefreite hatte einen silbernen Streifen , die Uffze hatten silberne Streifen noch an den Kragenrändern . Damals hatten wir noch eine Sommerdienstuniform . Ab Herbst 69 wurde dann die ein Strich -kein Strich Uniform eingeführt -ratata
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon ratata » 11. März 2015, 20:54

http://www.broda-72.de/opfer/opferliste/opferliste.html

Hier im Link stehen auch Namen und die Ursache von Todesfällen im Grenzdienst . ratata
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Volker Zottmann » 11. März 2015, 22:36

ratata hat geschrieben:http://www.broda-72.de/opfer/opferliste/opferliste.html

Hier im Link stehen auch Namen und die Ursache von Todesfällen im Grenzdienst . ratata


Das stimmt Ratata,
der Ditmar Raffel betreibt seine Seite nun schon annähernd 15 Jahre. Da steckt viel Herzblut drinnen. Der Ditmar, so denke ich, würde statt dessen auch lieber noch im alten Broda an der Elbe sitzen, angeln oder den friedlichen Schiffen nachsehen.
Er wäre wohl auch froh, es hätte geschichtlich besehen, dieser Seite nie bedurft. Er ist hier übrigens auch angemeldet, seit dem 25. Juni 2012.

Gruß Volker
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Beethoven » 12. März 2015, 07:51

Richtig.

Die Soldaten wurden gezogen und machten ihre Grundausbildung. Aus dieser zeit wird das Bild stammen. Danach erst wurden sie Unteroffiziersschüler und bekamen den farbigen Streifen in den Farben der jeweiligen Waffengattung.

Gruß
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Edelknabe » 12. März 2015, 17:05

Ne Leute, da ist was nicht ganz klar in dem Jungen seiner Biografie. Wenn der Junge im Mai 1958 gezogen wurde(am 3.05 wurde er 18 Jahre jung) war er erstmal so wie Beethoven schrieb in der Grundausbildung.Er war erstmal Soldat dann wohl Gefreiter. 18 Monate drauf (November 1959) wird er wohl aufgekohlt haben auf den Unteroffizier.(Oder da gab es noch ne andere Laufbahn...nur paar Monate Grund und dann Uffzausbildung weiter?)

Erste Unklarheit....da will er schon in den ersten Monaten des Grundwehrdienstes für das MfS gearbeitet haben? Dann müssten sie ihn noch vor der Einberufung geworben haben? Aber gut, könnte sein.

Wenn ich jetzt einmal Nov 59 als Beginn seiner Uffzlaufbahn nehme komme ich mit Nov 62 auf einen normalen Ablauf von 3 Jahren? /Uffze drei Jährchen abgerissen, geht in Ordnung) Doch dann muss der Kerl ja wieder verlängert/aufgekohlt haben? Gab es denn sowas...vom Uffz zum Uffz zum Uffz...?

Meine gefühlte Denke zu der Sache. Todesmonat April 63. Ende April wenn ich jetzt nicht falsch liege wurde entlassen. Die Gefreiten waren Heimgänger, der Junge so unser Uffz. (wenn aufgekohlt) hatte noch ein Bandmaß ähnlich einem riesigen Bierfass. Dann hatte der Junge dummerweise noch am 3.05 Geburtstag, eine tödliche Seelenqual für Einen, der so schon ständig aufgekohlt, verlängert hatte.

Dann würde ich noch meinen, die Heimgänger(Gefreiten) waren keine Feinen,(ich war auch Keiner) die werden dem Kerl wohl ständig ihr Bandmaß mit nur noch paar Tagen unter die Nase gehalten haben...und dann machte es Bumms. Nennt man das nun Schicksal...für alle beteiligten?

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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon pentium » 12. März 2015, 17:12

Edelknabe hat geschrieben:Ne Leute, da ist was nicht ganz klar in dem Jungen seiner Biografie. Wenn der Junge im Mai 1958 gezogen wurde(am 3.05 wurde er 18 Jahre jung) war er erstmal so wie Beethoven schrieb in der Grundausbildung.Er war erstmal Soldat dann wohl Gefreiter. 18 Monate drauf (November 1959) wird er wohl aufgekohlt haben auf den Unteroffizier.(Oder da gab es noch ne andere Laufbahn...nur paar Monate Grund und dann Uffzausbildung weiter?)

Erste Unklarheit....da will er schon in den ersten Monaten des Grundwehrdienstes für das MfS gearbeitet haben? Dann müssten sie ihn noch vor der Einberufung geworben haben? Aber gut, könnte sein.

Wenn ich jetzt einmal Nov 59 als Beginn seiner Uffzlaufbahn nehme komme ich mit Nov 62 auf einen normalen Ablauf von 3 Jahren? /Uffze drei Jährchen abgerissen, geht in Ordnung) Doch dann muss der Kerl ja wieder verlängert/aufgekohlt haben? Gab es denn sowas...vom Uffz zum Uffz zum Uffz...?

Meine gefühlte Denke zu der Sache. Todesmonat April 63. Ende April wenn ich jetzt nicht falsch liege wurde entlassen. Die Gefreiten waren Heimgänger, der Junge so unser Uffz. (wenn aufgekohlt) hatte noch ein Bandmaß ähnlich einem riesigen Bierfass. Dann hatte der Junge dummerweise noch am 3.05 Geburtstag, eine tödliche Seelenqual für Einen, der so schon ständig aufgekohlt, verlängert hatte.

Dann würde ich noch meinen, die Heimgänger(Gefreiten) waren keine Feinen,(ich war auch Keiner) die werden dem Kerl wohl ständig ihr Bandmaß mit nur noch paar Tagen unter die Nase gehalten haben...und dann machte es Bumms. Nennt man das nun Schicksal...für alle beteiligten?

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Rainer-Maria, 1958 gab es noch keine Wehrpflicht und von 1952 - 1961 nannte es sich Deutsche Grenzpolizei, nach meinen Erkenntnissen, mal so als Hinweis!

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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon karnak » 12. März 2015, 17:14

Edelknabe hat geschrieben: Gab es denn sowas...vom Uffz zum Uffz zum Uffz...?


Warum nicht, wenn es ihm gefallen hat,möglich war es in jedem Fall. In den 50igern und 60zigern dürfte die Situation und die Einstellungen auch noch etwas anders gewesen sein als zu späteren Zeiten.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Grenzwolf62 » 12. März 2015, 22:52

Mal kurz zurück zum Thema, wir waren damals mit Anfang 20 heurige Hasen die man mit 60 scharfen Schuss zu zweit in den Busch schickte.
Welcher Blödsinn dabei manchmal im Übermut verzapft wurde wissen sicherlich alle die dabei waren, ist eigentlich ein Wunder das die Liste nicht noch viel länger ist.
Vermutlich wurde aber auch kräftig vertuscht was man beim besten Willen nicht mehr recherchieren kann.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Dille » 12. März 2015, 23:27

Hallo @Grenzwolf, wir mußten mit zumindest einem Magazin scharfer Munition am Zaun des Kinderferienlagers in Altenberg/ Erzgebirge als Studenten im x- ten Semester Wache stehen -- viele waren so wie ich und riefen die Zaun- Übersteiger nur "an" mit "Halt Gevatter, wohin des Wegs ?" um ihnen dann einen schönen Abend im Knappensaal in Altenberg zu wünschen -- aber sowas war wirklich unverantwortlich, wenn diesen Schwachfug jemand ernst genommen hätte und da seine Flinte durchgeladen hätte.....

Gottseidank gab es wohl solche Idioten nicht, Dille
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Grenzwolf62 » 12. März 2015, 23:50

Dille hat geschrieben:Hallo @Grenzwolf, wir mußten mit zumindest einem Magazin scharfer Munition am Zaun des Kinderferienlagers in Altenberg/ Erzgebirge als Studenten im x- ten Semester Wache stehen -- viele waren so wie ich und riefen die Zaun- Übersteiger nur "an" mit "Halt Gevatter, wohin des Wegs ?" um ihnen dann einen schönen Abend im Knappensaal in Altenberg zu wünschen -- aber sowas war wirklich unverantwortlich, wenn diesen Schwachfug jemand ernst genommen hätte und da seine Flinte durchgeladen hätte.....

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Hallo Dille, ich bin Erzgebirger, kenne auch Altenberg, du bist paar Jährchen älter als ich, muss aber nun mal dumm fragen, du hast mit scharfer Waffe ein Kinderferienlager bewacht?
Warum das denn?
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Edelknabe » 13. März 2015, 07:46

Geht weiter mit den Unklarheiten:

"Unteroffizier Manfred Alte, der Gefreite Helmut Fittkau und der Gefreite Siegfried Tilscher von der Kompanie Steudach hatten an diesem Tag den Auftrag, den Bruchschaden, den eine Drahtsperre durch einen Sturm erlitten hatte, zu beheben. Sie bekamen bis 18.00 Uhr Zeit, die Instandsetzungsarbeiten an der Straße zwischen Heid und Rottenbach zu beenden. Noch in der Kompanie hatte Manfred Alte gesagt, das wäre nicht zu schaffen, doch dann behauptete er, sie würden schon bis Mittag fertig sein – „Großmaul“, mögen Fittkau und Tilscher gedacht haben. Wie zur Versöhnung brachte Alte dafür einen Kasten Bier mit zum Dienst. Wie hatte er den durch die Kontrollen bekommen? Zu Manfred Alte hielt man besser Distanz. Man munkelte, dass er für die Stasi arbeitete."
Textauszug ende

Ein Uffz bekam bis 18.00Uhr Zeit, um da ne Sache befehlsmäßig zu erledigen. Und schleppt dazu noch nen Bierkasten an....um angeblich paar Gefreite die so schon keine Lust mehr auf Grenzdienst hatten zu motivieren? Ne Leute, nicht mit mir. Und wenn der Junge glänzen wollte, also vor seinem Vorgesetzten wohl, dann könnte das sogar sein, dann war er halt ein richtiger Kratzer und Kratzer waren sowas von unbeliebt bei der Truppe, da brauchte es schon gar keine Munkelei mit dem Stasikram.

Dann dieser dusslige Satz......."Großmaul ", mögen Fittkau und Tilscher gedacht haben"......., der ist so was von herrlich blöd vom Textschreiberling formuliert, zumal die Beiden wirklich sonstwas gedacht haben können, also danach befragen konnte sie ja nun keiner mehr, denn sie waren ja dann tot.

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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Interessierter » 14. März 2015, 10:52

Fähnrich Klaus-Peter Braun

Klaus-Peter Braun wurde in der Führungsstelle der Grenzkompanie Rustenfelde von seinem Sicherungsposten erschossen, als dieser fahnenflüchtig werden wollte. Ob Braun das Opfer eines Mordanschlages oder einer fahrlässigen Tötung war, beurteilten die Gerichte im geteilten Deutschland unterschiedlich.

Bild
Bildquelle: Wikimedia / Bundesarchiv_Bild_183-Z0804-039

Ort des Zwischenfalls: Grenzgebiet bei Rustenfelde
Todesursache: erschossen
Geboren am 21. Oktober 1958, gestorben am 1. August 1981


Am späten Nachmittag des 31. Juli 1981 traten der Postenführer Klaus-Peter Braun und der Sicherungsposten Roland Höhne einen zwölfstündigen Dienst in der Führungsstelle der Grenzkompanie Rustenfelde an. Diese war in einem 12 m2 großen Raum in der zweiten Etage eines Beobachtungsturmes eingerichtet: zwei Tische mit Wechselsprechanlagen und Halterungen für Maschinenpistolen, zwei Stühle, ein Kartenbrett, vor den Fenstern schwarze Verdunklungsvorhänge. Gegen 22.35 Uhr besuchten ein Unteroffizier und der Gefreite einer Alarmgruppe die Führungsstelle. Möglicherweise spielten sie Skat bis eine Stunde später die Signalanlage ausgelöst wurde. Die beiden Männer mussten den Alarm vor Ort zu überprüfen. Als sie den Raum verließen, saß Klaus-Peter Braun an seinem Arbeitsplatz. Er hatte sich die Hemdsärmel hochgekrempelt – selbst nachts noch litt man unter der Sommerhitze in dem engen Raum. Roland Höhne stand am geöffneten Fenster.

Als in der Nacht vom 31. Juli zum 1. August 1981 die Angehörigen der Alarmgruppe die Signalanlage überprüft hatten und um 0.45 Uhr über die Wechselsprechanlage wieder Kontakt mit dem Postenführer im Wachturm aufnehmen wollten, erhielten sie keine Antwort. Da auch weitere Anrufversuche erfolglos blieben, entschloss sich Unteroffizier B. schließlich die Führungsstelle selbst aufzusuchen. Er betrat, vom Gefreiten K. begleitet, den Raum, schaltete die Neonbeleuchtung an, sah einen umgestürzten Stuhl, das offene Fenster und dann Klaus-Peter Braun, der auf dem Fußboden lag. Um ihn herum hatte sich eine Blutlache ausgebreitet. Der Gefreite ergriff den umgestürzten Stuhl und musste sich hinsetzen. Der Sicherungsposten Roland Höhne befand sich zu dieser Zeit schon auf der anderen Seite der Grenze und wurde in Lichtenhagen von BGS-Beamten aufgenommen.

Der vollständige Beitrag mit der unterschiedlichen Sichtweise des DDR- und des BRD-Gerichtes findet man hier:
http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Opfe ... index.html

Ich mußte glücklicherweise und gottseidank nie an dieser Grenze meinen Dienst verrichten, daher ist es für mich schon einfach nicht nachvollziehbar, dass man unbewaffnete, flüchtende Menschen mit Schüssen in den Rücken tötete.

Aber muss man nicht noch eine viel grössere Hemmschwelle überwinden einen Kameraden zu töten ? Die Frage gilt für den AGT der flüchten will und natürlich auch für den AGT, der die Flucht verhindern will. Einen Kameraden, der einem persönlich bekannt ist zu töten nur weil dieser flüchten will oder umgekehrt weil man flüchten will, den Kameraden zu töten.

Nun mag man mir ja entgegenhalten, dass ich keine Ahnung hätte, es wäre ja immerhin Fahnenflucht gewesen, aber auch das löscht nicht die Menschlichkeit in mir aus. Für mich gibt es einfach keinen Befehl, der es rechtfertigt einen Bürger, der lediglich sein Land verlassen will oder einen Kameraden, der ebenfalls und nur dieser Diktatur entfliehen will, einfach zu erschießen.

Tut mir leid, verstehen werde ich weder das Eine noch das Andere. Aber was zählt in Diktaturen schon ein Menschenleben ?
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon augenzeuge » 14. März 2015, 11:10

Eine Zusammenfassung über Todesfälle an der Grenze und deren ideologische Verarbeitung

Das letzte Opfer unter den AGT war 1985 Uwe Dittmann. Erschossen von einem flüchtigen Sowjetsoldaten.

http://www.spiegel.de/spiegel/a-208415-3.html
(3 Teile)

AZ

P.S.
Korrektur: Letztes AGT Opfer war Horst Hnidyk († 3. August 1989), getötet durch Sowjetsoldaten
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Interessierter » 14. März 2015, 14:20

Sorry, der flüchtige Russe, kannte doch den AGT Dittmann gar nicht. Daher nicht vergleichbar mit der von mir dargestellten Thematik.
Interessierter
 

Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Dille » 14. März 2015, 16:42

Grenzwolf62 hat geschrieben:Hallo Dille, ich bin Erzgebirger, kenne auch Altenberg, du bist paar Jährchen älter als ich, muss aber nun mal dumm fragen, du hast mit scharfer Waffe ein Kinderferienlager bewacht?
Warum das denn?


Ja @Grenzwolf, ich habe an der TU Dresden studiert, und ich bin noch ein Jahrgang, der anfangs durch alle Ritzen der Wehrpflicht gerutscht ist. Wir Studenten mußten 2 Mal, anfangs des 5. und anfangs des 7. Semesters einen Reservistenlehrgang machen, 2 Mal 23 Tage. Aber richtig mit Wichtigtuern von der NVA, die es den Studenten mal so richtig zeigen wollten.
Die Ausbilder waren aber Mitstudenten, die 3 Jahre "freiwillig" hinter sich hatten -- und so kam es darauf an, wen man da so erwischte, eigentlich hatte ich beide Male Glück und wir haben das "Beste" draus gemacht.
Das Kinderferienlager lag von Dippoldiswalde kommend etwas außerhalb von Altenberg auf der linken Seite der F170, etwa gegenüber der Galgenteiche. Das "Kinderferienlager" war zum Zwecke dieser Ausbildung gegen Ende September zweckentfremdet, wir hatten auch Schießausbildung, KK und Kalaschnikow, und ja, waren eben auch zur Wache am Lagerzaun eingeteilt, mit einem Magazin scharfer Munition. Wir wurden dann auch vereidigt, mit viel Getöse und waren dann wohl "Gefr. der Reserve". Ich habe mich ja den Folgeeinberufungen zur Reserve entzogen, weiß aber von Kommilitonen, daß sie dann regelmäßig geholt wurden, allerdings wohl nicht um hinter irgendwelchen Panzern herzurennen, ein Kumpel von mir war als Programmierer im Verteidigungsministerium in Strausberg, geregelter 8- Stundentag, Zivilerlaubnis nach Dienstschluß und er schwämt mir heute noch vor, wie er alle Theatervorstellungen abgeklappert hat.

Gruß aus Bayern, Dille
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Edelknabe » 14. März 2015, 17:18

Der war gut Interessierter, der dein:

"Aber was zählt in Diktaturen schon ein Menschenleben ?"

Vielleicht machst du mal die Augen auf alter Mann, so im Alltag, im ganz normalen Alltagswahnsinn der europäischen Demokratie? Könnte wirklich helfen, nen besseren realistischen Blick zu bekommen.

Rainer-Maria köstlich ne..."böser, böser Bube Diktatur, richtig grausam,dazu noch den Menschen verachtend, nimmt dir immer, aber auch immer die Luft zum atmen....und würg...ähhhhh Luft ähhh und würg" .....ne köstlich ne.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Grenzwolf62 » 14. März 2015, 18:20

Dille hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben:Hallo Dille, ich bin Erzgebirger, kenne auch Altenberg, du bist paar Jährchen älter als ich, muss aber nun mal dumm fragen, du hast mit scharfer Waffe ein Kinderferienlager bewacht?
Warum das denn?


Ja @Grenzwolf, ich habe an der TU Dresden studiert, und ich bin noch ein Jahrgang, der anfangs durch alle Ritzen der Wehrpflicht gerutscht ist. Wir Studenten mußten 2 Mal, anfangs des 5. und anfangs des 7. Semesters einen Reservistenlehrgang machen, 2 Mal 23 Tage. Aber richtig mit Wichtigtuern von der NVA, die es den Studenten mal so richtig zeigen wollten.
Die Ausbilder waren aber Mitstudenten, die 3 Jahre "freiwillig" hinter sich hatten -- und so kam es darauf an, wen man da so erwischte, eigentlich hatte ich beide Male Glück und wir haben das "Beste" draus gemacht.
Das Kinderferienlager lag von Dippoldiswalde kommend etwas außerhalb von Altenberg auf der linken Seite der F170, etwa gegenüber der Galgenteiche. Das "Kinderferienlager" war zum Zwecke dieser Ausbildung gegen Ende September zweckentfremdet, wir hatten auch Schießausbildung, KK und Kalaschnikow, und ja, waren eben auch zur Wache am Lagerzaun eingeteilt, mit einem Magazin scharfer Munition. Wir wurden dann auch vereidigt, mit viel Getöse und waren dann wohl "Gefr. der Reserve". Ich habe mich ja den Folgeeinberufungen zur Reserve entzogen, weiß aber von Kommilitonen, daß sie dann regelmäßig geholt wurden, allerdings wohl nicht um hinter irgendwelchen Panzern herzurennen, ein Kumpel von mir war als Programmierer im Verteidigungsministerium in Strausberg, geregelter 8- Stundentag, Zivilerlaubnis nach Dienstschluß und er schwämt mir heute noch vor, wie er alle Theatervorstellungen abgeklappert hat.

Gruß aus Bayern, Dille


Danke für die interessante Erklärung, hab nicht gewusst das es auch außerhalb der regulären NVA so eine Art Ersatzdienst für Studenten gab.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Grenzwolf62 » 14. März 2015, 18:31

Interessierter hat geschrieben: Fähnrich Klaus-Peter Braun

Klaus-Peter Braun wurde in der Führungsstelle der Grenzkompanie Rustenfelde von seinem Sicherungsposten erschossen, als dieser fahnenflüchtig werden wollte. Ob Braun das Opfer eines Mordanschlages oder einer fahrlässigen Tötung war, beurteilten die Gerichte im geteilten Deutschland unterschiedlich.

Bild
Bildquelle: Wikimedia / Bundesarchiv_Bild_183-Z0804-039

Ort des Zwischenfalls: Grenzgebiet bei Rustenfelde
Todesursache: erschossen
Geboren am 21. Oktober 1958, gestorben am 1. August 1981


Am späten Nachmittag des 31. Juli 1981 traten der Postenführer Klaus-Peter Braun und der Sicherungsposten Roland Höhne einen zwölfstündigen Dienst in der Führungsstelle der Grenzkompanie Rustenfelde an. Diese war in einem 12 m2 großen Raum in der zweiten Etage eines Beobachtungsturmes eingerichtet: zwei Tische mit Wechselsprechanlagen und Halterungen für Maschinenpistolen, zwei Stühle, ein Kartenbrett, vor den Fenstern schwarze Verdunklungsvorhänge. Gegen 22.35 Uhr besuchten ein Unteroffizier und der Gefreite einer Alarmgruppe die Führungsstelle. Möglicherweise spielten sie Skat bis eine Stunde später die Signalanlage ausgelöst wurde. Die beiden Männer mussten den Alarm vor Ort zu überprüfen. Als sie den Raum verließen, saß Klaus-Peter Braun an seinem Arbeitsplatz. Er hatte sich die Hemdsärmel hochgekrempelt – selbst nachts noch litt man unter der Sommerhitze in dem engen Raum. Roland Höhne stand am geöffneten Fenster.

Als in der Nacht vom 31. Juli zum 1. August 1981 die Angehörigen der Alarmgruppe die Signalanlage überprüft hatten und um 0.45 Uhr über die Wechselsprechanlage wieder Kontakt mit dem Postenführer im Wachturm aufnehmen wollten, erhielten sie keine Antwort. Da auch weitere Anrufversuche erfolglos blieben, entschloss sich Unteroffizier B. schließlich die Führungsstelle selbst aufzusuchen. Er betrat, vom Gefreiten K. begleitet, den Raum, schaltete die Neonbeleuchtung an, sah einen umgestürzten Stuhl, das offene Fenster und dann Klaus-Peter Braun, der auf dem Fußboden lag. Um ihn herum hatte sich eine Blutlache ausgebreitet. Der Gefreite ergriff den umgestürzten Stuhl und musste sich hinsetzen. Der Sicherungsposten Roland Höhne befand sich zu dieser Zeit schon auf der anderen Seite der Grenze und wurde in Lichtenhagen von BGS-Beamten aufgenommen.

Der vollständige Beitrag mit der unterschiedlichen Sichtweise des DDR- und des BRD-Gerichtes findet man hier:
http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Opfe ... index.html

Ich mußte glücklicherweise und gottseidank nie an dieser Grenze meinen Dienst verrichten, daher ist es für mich schon einfach nicht nachvollziehbar, dass man unbewaffnete, flüchtende Menschen mit Schüssen in den Rücken tötete.

Aber muss man nicht noch eine viel grössere Hemmschwelle überwinden einen Kameraden zu töten ? Die Frage gilt für den AGT der flüchten will und natürlich auch für den AGT, der die Flucht verhindern will. Einen Kameraden, der einem persönlich bekannt ist zu töten nur weil dieser flüchten will oder umgekehrt weil man flüchten will, den Kameraden zu töten.

Nun mag man mir ja entgegenhalten, dass ich keine Ahnung hätte, es wäre ja immerhin Fahnenflucht gewesen, aber auch das löscht nicht die Menschlichkeit in mir aus. Für mich gibt es einfach keinen Befehl, der es rechtfertigt einen Bürger, der lediglich sein Land verlassen will oder einen Kameraden, der ebenfalls und nur dieser Diktatur entfliehen will, einfach zu erschießen.

Tut mir leid, verstehen werde ich weder das Eine noch das Andere. Aber was zählt in Diktaturen schon ein Menschenleben ?


Hinter die Stirn kann man keinem schauen und mit dem Dienst an der Grenze kam man ja, ich schreib jetzt mal der Freiheit, nie mehr so nahe wie dort.
War eventuell auch verlockend eine Chance zu nutzen.
Gerade auf so einer Führungsstelle war die Versuchung wohl recht groß, wo ich war stand dort ein Waffenständer in der Ecke in den die Flinten gestellt wurden, der Führende saß am Schreibtisch und du als Posten kamst oft in die Nähe der beiden Waffen, wenn du zum Fenster rausschautest standen die direkt neben dir, wäre ein leichtes gewesen was zu tun wenn man es denn darauf hätte wollen ankommen lassen.
Wenn die Kommandeure mal ein menschliches Bedürfnis hatten gingen die eine Etage tiefer auf den Locus, da konntest du sogar seelenruhig ein Schloss aus der Kalaschnikov ausbauen wenn du gewollt hättest.
Die Versuchung war wirklich nicht ohne.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Interessierter » 15. März 2015, 18:50

Diese war meine eigentliche Frage:

Aber muss man nicht noch eine viel grössere Hemmschwelle überwinden einen Kameraden zu töten ? Die Frage gilt für den AGT der flüchten will und natürlich auch für den AGT, der die Flucht verhindern will. Einen Kameraden, der einem persönlich bekannt ist zu töten nur weil dieser flüchten will oder umgekehrt weil man flüchten will, den Kameraden zu töten.


Man kennt den Kameraden persönlich, vielleicht sogar seine Frau und Kinder oder weiss mindestens von ihnen und trotzdem kann man diesen Kameraden so einfach erschießen, nur weil er flüchten will?

Eine Alternative das zu umgehen, gab es - meiner Meinung nach - immer.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Grenzwolf62 » 15. März 2015, 19:02

Am einfachsten war man redete darüber.
Ich hab gesagt wenn du was vor hast, ich steh dir nicht im Weg, auf keinen Fall brauchst du mich zu erschießen, tu mir den Gefallen und fessel mich ordentlich dann wird es im Nachgang nicht so schlimm für mich.
Wer wirklich wollte den konntest du eh nicht aufhalten, dann lieber so.
Zuletzt geändert von Grenzwolf62 am 15. März 2015, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon augenzeuge » 15. März 2015, 19:04

Grenzwolf62 hat geschrieben:Am einfachsten war man redete darüber.
Ich hab gesagt wenn du was vor hast, ich steh dir nicht im Weg, auf keinen Fall brauchst du mich zu erschießen, tu mir den Gefallen und fessel mich ordentlich dann wird es im Nachgang nicht so schlimm für mich.


Und was wäre dir passiert, wenn der andere einer war, der dich auf die Probe stellen sollte? [denken]
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Grenzwolf62 » 15. März 2015, 19:11

augenzeuge hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben:Am einfachsten war man redete darüber.
Ich hab gesagt wenn du was vor hast, ich steh dir nicht im Weg, auf keinen Fall brauchst du mich zu erschießen, tu mir den Gefallen und fessel mich ordentlich dann wird es im Nachgang nicht so schlimm für mich.


Und was wäre dir passiert, wenn der andere einer war, der dich auf die Probe stellen sollte? [denken]
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Ich hab doch mit ihm geredet, warum sollte er mich da auf die Probe stellen?
Hätte er mich verzinkt und die Oberen hätten dann zu mir gesagt, "Genosse so geht das aber nicht!"
Ich hätte ganz einfach die Wahrheit gesagt, nämlich das der Heldentod für mich nichts ist.
Dann hätt ich wahrscheinlich nur noch Objektwache schieben dürfen, aber das wenigstens gesund.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon augenzeuge » 15. März 2015, 19:12

Gut, Grenzwolf, schade, dass nicht alle so gedacht haben....
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Grenzwolf62 » 15. März 2015, 19:17

Ich hab für mich Prioritäten gesetzt und das war nicht für die DDR als Wehrpflichtiger den Helden zu markieren sondern mein Sohn und meine Frau.
Das Risiko eines Handgemenges mit dem Mitkameraden womöglich auf Leben und Tod nur um dessen Flucht zu verhindern musste daher einfach vermieden werden.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon Jago » 15. März 2015, 21:06

bei uns auf der Bude wurde einer aus dem Bett raus zum KC gerufen . Nach etwa einer halben Stunde kam er mit dem Zugführer zurück , packte Zahnbürste und Waschzeug , also Private Dinge und sagte nur Patalion . Anschließend kam der Gruppenführer und verkündete 4 Wochen Ausgangs - und Uhrlaubssperre ohne weiteren Kommentar . Fragen zwecklos , es war halt so . Einige Tage später dann war der Angebliche Militärstaatsanwalt auf dem Zimmer und wollte von allen eine Beurteilung über den Kameraden haben . Die ist gelinde gesagt sehr schlecht ausgefallen . Der Kamerad war bei uns sehr unbeliebt und jeder hatte einen Hals mit dem zum Dienst zu gehen . Der Militärstaatsanwalt eröffnete uns dann , das der Soldat vor hatte zu fliehen . Paar Tage zuvor kam der aus dem Urlaub und hatte sich dort in der Schenke so geäußert . Als er dann zum KC gerufen wurde , stellte man ihm die Frage ob er vorhat die Republick zu verlassen antwortete er mit ja . Noch dümmer gehts ja nicht oder ? Nun war auch alles froh daß es so ausgegangen war und es keinen ernsthaften Vorfall gegeben Hatte . Das alles spielte sich 1970 in der GK Haselhorst / Diesdorf ab

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Re: Todesfälle im Grenzdienst

Beitragvon augenzeuge » 15. März 2015, 22:36

Jago hat geschrieben:Als er dann zum KC gerufen wurde , stellte man ihm die Frage ob er vorhat die Republick zu verlassen antwortete er mit ja . Noch dümmer gehts ja nicht oder ?
Jago


Und auf so einen haben wir uns verlassen, dass er uns vor den Kapitalisten beschützt.... [angst] [grin]
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