Erzählungen von der deutsch - deutschen Grenze

Erzählungen von der deutsch - deutschen Grenze

Beitragvon Interessierter » 26. März 2021, 10:15

Eine sehr umfangreiche PDF - Datei, die sich als wahre Fundgrube entpuppt, für alle die nach Erzählungen über diese fürchterliche Grenze suchen.

https://books.google.de/books?id=bReMfF ... ze&f=false

Auch wenn sich die Seite 49 öffnet, ist es empfehlenswert mit der Seite 1 zu beginnen. Interessante Geschichten mit Fotos hinterlegt. Wer wirklich interessiert ist, kann sich mit dieser Webseite eine ganze Zeit beschäftigen und interessantes erfahren.
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Re: Erzählungen von der deutsch - deutschen Grenze

Beitragvon zoll » 26. März 2021, 11:34

Ich werde nicht müde immer wieder auf zwei Titel hinzuweisen:
DIE HERINGSBAHN und DIE EISIGE NAHT, beide Bücher vom Mitteldeutschen Verlag.
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zoll
 
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Re: Erzählungen von der deutsch - deutschen Grenze

Beitragvon Interessierter » 12. Juni 2021, 09:26

Sehnsuchtsort Brocken

Der Brocken lag für Westdeutsche jahrzehntelang unerreichbar hinter dem Eisernen Vorhang. Aber auch DDR-Bürger durften den Gipfel mit seinen Spionageanlagen nicht betreten. Der Dlf-Landeskorrespondent erinnert sich mit seiner Tante an die erste Wanderung auf den Brocken, im Dezember 1989.
Von Dietrich Mohaupt

Es ist ein herrlicher Sommertag Ende August – gemeinsam mit meiner Tante fahre ich in den Harz. An der B4, etwa auf halber Strecke zwischen Bad Harzburg und Braunlage, liegt auf rund 800 Metern Höhe die Siedlung Torfhaus. Von einem großen Parkplatz öffnet sich ein herrlicher Ausblick, bis zum Brocken. Meine Tante genießt die phantastische Fernsicht.

„Wir haben keinerlei Dunst in der Atmosphäre, der Himmel ist blau und es gibt keine hohe Luftfeuchtigkeit. Und dadurch wirkt der Brocken markanter – und näher, als er wohl in Wirklichkeit ist.“

Knapp sechs Kilometer Luftlinie sind es eigentlich – an diesem Tag scheint es aber, als könne man den Brocken anfassen. Für mich ist das ein vertrauter Anblick, schon als Kind war ich mit meiner Tante oft im Harz unterwegs, und ich kann mich gut erinnern, dass sie immer ein bisschen wehmütig zum Brocken hinübergeschaut hat.

„Ich habe als Kind ja noch den Brocken frei erlebt, bin aber nie oben gewesen, weil ich noch zu klein war. Als wir dann erwachsen waren, wurde der Brocken für uns der unbesteigbare Berg. Nicht weil er zu hoch ist, sondern weil er unerreichbar jenseits der DDR-Grenze war – wir nannten sie ja damals immer Zonengrenze.“

Brocken – für Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang

Jahrzehntelang lag der Brocken außer Reichweite hinter dem Eisernen Vorhang. Doch dann kam der 9. November 1989 mit der Maueröffnung in Berlin – und kurz darauf auch die Öffnung von Grenzübergangsstellen im ganzen Land. Das erste Ausflugsziel in der DDR, das meine Tante ansteuern wollte, war – na klar – der Brocken. Ein paar Wochen musste sie sich damals aber noch gedulden. In ihrer kleinen Ferienwohnung in Braunlage blättern wir gemeinsam in Fotoalben voller Erinnerungen an diese Zeit. In einem finden wir sogar noch die Anmeldekarte für die erste geführte Brockenwanderung.

„Ich konnte es vor Neugier fast nicht mehr erwarten, habe mich bei der Braunlager Kurverwaltung angemeldet – und fand mich am 30.12.89 an der Kurverwaltung ein, mit Rucksackverpflegung.“

Bild
Fotoaufnahme der Anmeldung für die Tageswanderung auf den Brocken vom 30.12.1989 (Deutschlandfunk / Dietlind Koch)

Zu Fuß ging es morgens um 9 Uhr in Braunlage los über die Grenzübergangsstelle bei der Ortschaft Elend zunächst nach Schierke. Über dem Ort hingen damals übelriechende Dunstschwaden.

„Alle Schierker Häuser wurden mit Braunkohle beheizt – und das stank abscheulich. Nun kamen wir ja aber am Brocken immer weiter bergauf, und vielleicht so in etwa in Höhe des Winterbergs, da durchbrach dann die Sonne die Dunstdecke, die in dem Tal lag – und von da an war nur noch Sonnenschein. Das war herrlich!“

Der Aufstieg im Sonnenschein, die vielen Wanderer, von denen einige schon wieder vom Brocken herabkamen – es herrschte eine ganz besondere Stimmung an diesem Tag Ende Dezember 1989.

„Es hat oben auf dem Brocken vor lauter Freude Umarmungen gegeben. Jeder, der oben war, war begeistert und schwankte zwischen Jubel und ganz stiller Freude!“

Mit leuchtenden Augen blättert meine Tante weiter in dem Fotoalbum.

„Wo sind denn die Bilder ..., hier: am Brockentor! Wir durften also durch das Brockentor hineingehen auf die Brockenkuppe.“

Bild
Aus Dietlind Kochs Fotoalbum: Aufnahme vom Brockentor aus dem Dezember 1989 (Dietlind Koch / Deutschlandfunk)

Nur – viel zu sehen gab es von dort oben nicht. Die hohe Mauer, die damals noch als Schutzwall für die sowjetischen Spionage- und Abhöranlagen einmal rund um die Brockenkuppe reichte, versperrte den Blick auf die umliegenden Orte und Gipfel.

„Mir hat ein Mit-Wanderer geholfen, der hat mich hochgehoben, damit ich über die Brockenmauer mal hinweggucken konnte – und dann sah ich Wernigerode unten liegen, auf der anderen Seite die Torfhausanlage, zum ersten Mal aus dieser Perspektive. Das war ein Erlebnis, das – obwohl ich oft wieder auf dem Brocken war – aber natürlich nie getoppt worden ist!“

https://www.deutschlandfunk.de/30-jahre ... _id=458899
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