Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Interessierter » 5. Juni 2020, 09:32

Stand: 05.11.2019 15:36 Uhr

Am Sonnabend wird in Berlin der 30. Jahrestag des Mauerfalls begangen. Doch die Ereignisse vom 9. November 1989 betrafen nicht nur die 166 Kilometer lange Mauer rund um West-Berlin, sondern auch einige Übergänge am knapp 1.400 Kilometer langen Stacheldrahtzaun, der sich von der Ostsee bis in den Bayerischen Wald zog, und so auch Südniedersachsen von Thüringen trennte. Daran erinnert seit Jahren das Grenzlandmuseum Eichsfeld. Ein Gespräch mit der Leiterin des Museums, Mira Keune.

Frau Keune, was geschah bei Ihnen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989, als alles gebannt nach Berlin starrte?


Mira Keune: Am Montag zuvor gab es eine Demonstration in Heiligenstadt, und am Donnerstag, den 9. November, gab es eine in Leinefelde. An diesem Tag waren mehr als 20.000 Menschen auf dem zentralen Platz in Leinefelde und haben sowohl ihren Unmut über die Zustände geäußert als auch Forderungen gestellt. Irgendwann ging dann das Gerücht herum, dass es eine Pressekonferenz gab und dass es darin um die Öffnung der Grenzen ging. Einer der Teilnehmenden ist unser Vorsitzender gewesen. Er ist dann in seinen Heimatort Teistungen gefahren, aber da war die Grenze noch zu. Das war gegen 20, 21 Uhr. Keiner wusste hier am Grenzübergang irgendetwas und es gab keine Chance - alles beim Alten also.

Gegen 22 Uhr hieß es dann, man brauche eine Genehmigung vom Kreispolizeiamt in Worbis. Also sind die Leute nach Worbis gefahren, haben sich dort eine solche Genehmigung geholt und sind dann wieder zum Grenzübergang gefahren. Sie standen hier in langer Schlange, bis dann tatsächlich um 0.35 Uhr dieser Grenzübergang aufging. Auf der anderen Seite, in Niedersachsen, standen auch Leute, einschließlich des Bürgermeisters, und haben auch gewartet und gehofft, dass dieser Grenzübergang aufgehen würde. Es hieß ja, dass mit den neuen Reiseregelungen, die Günter Schabowski verkündet hat, Ostdeutsche nun ohne Vorlage irgendwelcher Genehmigungen innerdeutsche Grenzübergänge nutzen durften. Es gab ein großes "Hallo", als die ersten Trabis rüberfuhren. Es gab Freude, Emotionen, Tränen, die da ohne Ende geflossen sind, weil man sich kaum vorstellen konnte, dass man jetzt tatsächlich einfach so rüberfahren konnte. Das war etwas, was alle, die dabeigewesen sind, nicht vergessen werden.

Das Interview kann man hier weiterlesen:
https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... l2180.html
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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon augenzeuge » 5. Juni 2020, 09:57

Gegen 22 Uhr hieß es dann, man brauche eine Genehmigung vom Kreispolizeiamt in Worbis. Also sind die Leute nach Worbis gefahren, haben sich dort eine solche Genehmigung geholt und sind dann wieder zum Grenzübergang gefahren. Sie standen hier in langer Schlange, bis dann tatsächlich um 0.35 Uhr dieser Grenzübergang aufging.


Da sind die Leute abends 22 Uhr nach Worbis gefahren und haben eine Genehmigung bekommen? Wer hat die um diese Zeit erteilt?

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon zoll » 5. Juni 2020, 11:00

Die Frage beantworte ich gerne. Von 1967 - 1971 habe ich gemeinsam mit Frau und Kind dieses Leben in einem kleinen Dorf auf der Westseite gelebt.
Es war nicht immer einfach, auch wenn das mancher glaubt. Die Einschränkungen betrafen alle Lebensumstände. Das fing schon bei der täglichen Versorgung an. Ein Lebensmittelladen und Metzger nur sporadisch. Die Kneipe machte bald dicht. Kein Vereinsleben. Arbeitsmöglichkeit für Frauen - null. Kindergarten - ein Fremdwort. Grundschule wurde auch bald in den nächsten größeren Ort mangels Nachwuchs verlegt. Die Zollfamilien kamen als einzige "Produzenten" in Frage.
Was blieb waren die Kaffeekränzchen der Frauen und die Bierrunden der Kollegen.
Fernsehen und Rundfunk war natürlich auch wegen der Nähe zur DDR hervorragend. Vor allem Herr K. E. v. Schnitzel, der Montags zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Das war Kino. Man musste zufrieden sein, sonst gab es keine weitere Unterhaltung.
Einmal bekam ich Besuch eines Westberliners Verwandten. Ich warnte ihn er solle, wenn er das Ortsschild sieht gleich auf die Bremse treten, sonst käme er erst am Ortsende zum Stehen. Als wir uns begrüßten dankte er für den Rat. Aus Berlin war er so etwas nicht gewöhnt.
Einen unbestreitbaren Vorteil hatte dieses Dorf allerdings. Es war dort sehr ruhig. Das wars auch schon.
Ach so. Reisen durften wir natürlich, egal wohin, sogar nach Osten. Schreibe das, weil es Nutzer gibt die das bezweifeln.
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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 5. Juni 2020, 17:17

Wie verhielt es sich mit dieser "Zonenrandförderung"zoll? Kannst du zu den etwas texten? Siehe Grundbesitz und irgendwelche Hilfen/Erleichterungen dafür? Oder eben anderes....

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon zoll » 5. Juni 2020, 18:29

Zu der ersten Frage von Franz. Ich war vor dem Einsatz als Zollbeamter, also als Zivilperson in einigen Orten der DDR zu Besuch. Zur Einreise benötigte man eine Aufenthaltsgenehmigung (der Polizei oder des Bezirks?), die von den Besuchenden beantragt werden musste. Dauer, soweit ich mich erinnern kann, mindestens vier Wochen. Spontan reisen war also nicht möglich. Einreise z.B. über GÜST Marienborn mit dem Zug.
Reisen nach Westberlin waren, bis auf die umständlichen und als schikanös empfundenen Kontrollen an der genannten GÜST aus meiner Erfahrung problemlos. Mit dem Zug war es einfacher, weil die Kontrollen im Zug stattfanden.

Zu der Frage von Edelknabe. Die Zonenrandförderung war bekannt. Welche Vergünstigungen das waren hat sich mir als Normalverdiener nicht erschlossen. Diese Förderung war wohl eher für das Gewerbe gedacht.
Die Grundstückspreise in meinem Dorf bewegten sich voll erschlossen bei -.50 DM/qm. Also durchaus günstig, wer in der Einöde bauen wollte. Ich habe in den Jahren allerdings nur einen Hausbau erlebt.
Beamte hatten als Gehaltsteil einen sog. Ortszuschlag. Einmal A und einen S. S gab es aber nur für den Dienst in einer Stadt. Also auch kein Vorteil. Obwohl die Lebensumstände im Zonengrenzgebiet (30 KM entlang der Zonengrenze) wie schon geschildert nicht ganz ohne Mühen war, wurde keine Zulage bezahlt.
Der nicht unbedeutende Vorteil war die zur Verfügung gestellte familiengerechte Dienstwohnung. Die Bezahlung richtete sich nicht nach der ortsüblichen Miete, sondern nach der Höhe des Gehalts.
Eine spaßhafte Beschreibung des "üppigen" Gehalts lautete: Die Familie lebt von der Zulage für den Diensthund, der Hund wird vom Fahrradgeld ernährt und das Gehalt kommt auf ein Sparkonto für die Zeit im Innendienst.

Noch Fragen Franz und Edelknabe?
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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 5. Juni 2020, 18:55

Die andere Seite, also eure zoll, wir nannten das damals" Drüben" war echt und ehrlich völlig unbekannt aber ich merke durch deine Schilderungen, so unterschiedlich ging es in den Dörfern Ost/West nicht unbedingt zu. Für Frauen war vielleicht auf unserer Seite der Arbeitsplatz ob Landwirtschaft oder größere VEB-Betriebe(zum Bsp. Boizenburg Fliesenwerk/Werft etc.) gegeben. Wenn du tagsüber durch Dörfer gefahren bist, dann hatte ich immer den Eindruck, "die sind wahrscheinlich Alle arbeiten, von 6.00-16.00Uhr, und die Kinder in Kindergarten oder eben in der Schule."

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon pentium » 5. Juni 2020, 19:23

Edelknabe hat geschrieben:Die andere Seite, also eure zoll, wir nannten das damals" Drüben" war echt und ehrlich völlig unbekannt aber ich merke durch deine Schilderungen, so unterschiedlich ging es in den Dörfern Ost/West nicht unbedingt zu. Für Frauen war vielleicht auf unserer Seite der Arbeitsplatz ob Landwirtschaft oder größere VEB-Betriebe(zum Bsp. Boizenburg Fliesenwerk/Werft etc.) gegeben. Wenn du tagsüber durch Dörfer gefahren bist, dann hatte ich immer den Eindruck, "die sind wahrscheinlich Alle arbeiten, von 6.00-16.00Uhr, und die Kinder in Kindergarten oder eben in der Schule."

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Na ja ein paar kleine Unterschiede gab es da schon....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 6. Juni 2020, 10:31

Pentium mit dem hier:

"Na ja ein paar kleine Unterschiede gab es da schon...."Textauszug ende

Als da waren....die Kneipen waren gut besucht, in die Grenzdörfer.(Bsp. Schwanheide) Ob von Einheimischen oder Grenzer im Ausgang. Es gab viele Zivilbeschäftigte, bei der Grenztruppe auf Kompanie oder Stab/Regiment, also für diese ob Mann/Frau kurze Wege/Arbeitswege.Wie schon getextet, Kinder im Kindergarten, Schüler ob im Dorf/Nebendorf/Kleinstadt in der Schule.Was fiele dir noch ein Pentium....oder anderen? Bei Vereinsleben lag der Schwerpunkt wohl mehr auf Sportclubs? Denn Schützenvereine gab es glaube nicht.

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Kumpel » 6. Juni 2020, 11:06

Edelknabe hat geschrieben:Was fiele dir noch ein Pentium....oder anderen?

Rainer Maria


Mit einer Leiter durchs Dorf latschen oder am Apfelbaum stehen lassen ging im Osten nicht. [flash]
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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 6. Juni 2020, 11:16

Könnte hinkommen Kumpel, weil "Übersteighilfe" und somit verboten.Aber irgendwie müssen die Leutchen ihre Äpfel ,Pflaumen und Birnen vom Baum geflückt haben? Ich denke mir somit, die Leiter kam anschließend wieder in die Scheune. Ach so, hast du schon gewusst Kumpel, das sogar im Grenzgebiet die Sonne schien? Und das nicht zu knapp....Humor aus.

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Volker Zottmann » 6. Juni 2020, 12:39

Edelknabe hat geschrieben:Könnte hinkommen Kumpel, weil "Übersteighilfe" und somit verboten.Aber irgendwie müssen die Leutchen ihre Äpfel ,Pflaumen und Birnen vom Baum geflückt haben? Ich denke mir somit, die Leiter kam anschließend wieder in die Scheune. Ach so, hast du schon gewusst Kumpel, das sogar im Grenzgebiet die Sonne schien? Und das nicht zu knapp....Humor aus.

Rainer Maria


Pflückleitern hatte nach getaner Arbeit sofort wieder angeschlossen verwahrt zu werden.
Wäre schön, wenn Du statt zu überspringen oder sich tot zustellen, mal zu den Antworten auf Deine früheren Beiträge in anderen Threads antworten würdest. Nur so geht Dialog und Forum.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon pentium » 6. Juni 2020, 13:10

Edelknabe hat geschrieben:Pentium mit dem hier:

"Na ja ein paar kleine Unterschiede gab es da schon...."Textauszug ende

Als da waren....die Kneipen waren gut besucht, in die Grenzdörfer.(Bsp. Schwanheide) Ob von Einheimischen oder Grenzer im Ausgang. Es gab viele Zivilbeschäftigte, bei der Grenztruppe auf Kompanie oder Stab/Regiment, also für diese ob Mann/Frau kurze Wege/Arbeitswege.Wie schon getextet, Kinder im Kindergarten, Schüler ob im Dorf/Nebendorf/Kleinstadt in der Schule.Was fiele dir noch ein Pentium....oder anderen? Bei Vereinsleben lag der Schwerpunkt wohl mehr auf Sportclubs? Denn Schützenvereine gab es glaube nicht.

Rainer Maria


Einfallen ist gut. Zunächst erst einmal so für den Anfang ein paar Threads die sich mit dem Leben an der innerdeutschen Grenze beschäftigen.

Re: Leben und wohnen an der Grenze
Sperrgebiet
Re: Kneipenkultur in der DDR und im Grenzgebiet
Re: Grenzgebiet! Sperrzone!
Re: Alltagsleben im Grenzgebiet.

Aus dem letzten Thema ein kleiner Beitrag:
Manuela Anders, Pensionswirtin in Großzöbern, die einen Sperrgebietsbewohner geheiratet hat, schildert mir ihren damaligen Alltag.

"Besucher mussten sich sechs Wochen vorher anmelden." Da gab es kein Pardon. Auch nicht für die Handwerker, die ihr Haus bauten und wochenlang täglich die Kontrollstelle passierten. Als sich der Bau verzögerte, die Genehmigung aber abgelaufen war, drückte kein Kontrolleur ein Auge zu. Den Schleichweg für die Handwerker kannten auch die Grenzschützer. Der Versuch, an ihnen vorbei Handwerker zur Baustelle zu lotsen, endet mit Vorladung und Geldstrafe.

Heu auf der Autobahn getrocknet

In Gutenfürst passiere ich den einzigen Grenzbahnhof. Meinen Stiefvater, der einmal auf dem Heimweg von der Arbeit nach einer Doppelschicht im D-Zug Rostock-München eingeschlafen war und sowohl Reichenbach als auch Plauen verpasst hatte, holten die Grenzer hier unsanft aus dem Zug. Zwei Tage dauerte das Verhör in Chemnitz.

Die andere Seite der Teilung: Die Ruhe entlang der Grenze. "Auf der Autobahn haben wir damals Heu gemacht", erzählt Anders. Bei Grobau erreicht der Kammweg das grüne Band. Einst Todeszone für Menschen, heute Lebensader für Flora und Fauna. Das weiß-blau-weiße Zeichen folgt dem einstigen Kolonnenweg, auf dem die Grenzer patrouillierten. In Mödlareuth schließlich offenbart die Geschichte ihre ganze Absurdität. Der Zufall teilte das winzige Dorf zwei Fürsten zu. Der Tannbach, mehr oder weniger ein Rinnsal, markierte die Grenze. Eine Grenze, ohne Bedeutung. Bis die DDR an diesem Bach entlang erst eine Bretterwand und dann einen Stacheldrahtzaun und schließlich eine Beton-Mauer bauen ließ.
https://www.vogtland.de/LOKALES/MITTELS ... 046518.php

Und ebenfalls schon mal von mir getextet....
Die Leute, welche ich persönlich kenne, eben im ehemaligen Grenzgebiet (Vogtland) hatten eigentlich einen fast normalen Alltag. Aber eben nur fast. Um die Verwandten im Sperrgebiet zu besuchen, bedurfte es der Beantragung eines Passierscheines. Spontane Besuche waren nicht möglich. Was natürlich auch von Vorteil sein kann. Hat ein Freund zu mir gesagt! Mindestens vier Wochen vor Antritt der geplanten Reise musste der Besuch beantragt werden. Und geliebt werden konnten theoretisch nur die Ortsansässigen innerhalb der Sperrzone. War aber auch auf den Kreis begrenzt, glaube ich. Den so einfach vom Grenzgebiet im Kreis z.B. Oelsnitz zu einem Dorf im Kreis Plauen (Grenzgebiet) fahren bedurfte nach meinen nebulösen Erinnerungen einer Genehmigung.
Zurück zur Liebe. Diese mit außerhalb des Sperrgebietes Lebenden zu pflegen, war nur außerhalb dessen möglich. Erst die amtliche Beurkundung der Ehe durch Brief und Siegel gewährte den Zuzug des oder der Geehelichten in das Grenzgebiet.
Also Edelknabe ein völlig normales Leben, damals in der DDR und im Grenzgebiet....
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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 6. Juni 2020, 16:54

Volker mit dem hier:

Wäre schön, wenn Du statt zu überspringen oder sich tot zustellen, mal zu den Antworten auf Deine früheren Beiträge in anderen Threads antworten würdest. Nur so geht Dialog und Forum."Textauszug ende

Richtig Volker, die Häuser auf dem Deich, da möchtest du die Fortsetzung, vom Dialog.....wie du es bezeichnest. Nur, für mich ist das kein Dialog, gerade wenn man wie du vom "Geknechtet" schreibt weil, da kommen wir auf keinen Nenner.Denn "Geknechtet" wurde in der DDR Keiner, nicht ein Bürger.Aber weil selbst erlebt, so die Häuser auf dem Deich in Bleckede(wars Neu Bleckede?)an der Elbe oder Gotmann, auch Vockfay wollte ich eigentlich mal nen Text zu machen, im betreffenden Fred nur, mir fehlt momentan noch etwas Zeit zu.

Das geht uns somit nicht verloren, hier im Forum, wird zu gegebener Zeit ergänzt, weitergeführt.

Rainer Maria, ....ach so und freundlich war der Umgang auch, so Grenztruppe zu Einheimischen,und zurück, es rannte also keiner gut 29 Jahre nur mit verbissenem Gesicht herum.Das wollt ich mal mit anmerken.Alltag eben, wie in vorherigen Texten schon geschrieben.
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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Kumpel » 6. Juni 2020, 17:02

Na klar Edelknabe.
Winke winke haben die immer zueinander gemacht.
Ich hatte einen Kollegen , der war bei den GT.
Der hat mir was anderes erzählt.
Kann schon sein , daß es auch freundliche Begegnungen gab.
Das Misstrauen war aber immer da.
Bist ein Schönfärber.
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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 6. Juni 2020, 17:09

Bist ein" Hörensager Kumpel," mehr nicht. Urteile ich über den Bergbau, weil nie Untertage gewesen. Nein. Warst du X Monate ( meine waren glaube 15 Monate)am Kanten? Nein.Ordentliche Bewertung somit Fehlanzeige, so ich vom Bergbau, du vom Kanten(umgangssprachlich der damalige ZaunI).

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Kumpel » 6. Juni 2020, 17:25

Bei deiner Affinität zur DDR bist du gar nicht in der Lage was anderes zu schreiben , als wie freundlich das damals war.
Jedenfalls glaube ich dem Erzählten meines ex Kollegen mehr als deinen rosa eingefärbten Berichten.
Von der Bevölkerung im Sperrgebiet ging jedenfalls die größte Gefahr aus das da einer abhaut, denn die wussten über das Grenzregime bescheid und das war den Grenzern auch bewusst.
Da kannst du hier rum spinnen wie du willst.
Kumpel
 

Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 6. Juni 2020, 17:30

Kumpel mit dem hier:

"Bei deiner Affinität zur DDR bist du gar nicht in der Lage was anderes zu schreiben , als wie freundlich das damals war"Textauszug ende

Könnte man wunderbar herumdrehen, so bei "seiner Antiphatie zur DDR" kann Kumpel gar nicht anders wie......siehe im Vorsatz.

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Kumpel » 6. Juni 2020, 17:40

Mehr fällt dir dazu nicht ein Edelknabe?
Jedenfalls ist es einfach Blödsinn pauschal zu behaupten das Verhältnis zwischen GT und Bevölkerung war freundlich.
Da gab es doch diesen Zwischenfall in einem Grenzort, in dem die Blaskapelle von der freiwilligen Feuerwehr ein spontanes Ständchen Richtung Westen gespielt hat.
Die bekamen alle dermaßen eine drann.
Erzähl denen mal deinen Blödsinn.
Kumpel
 

Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon augenzeuge » 6. Juni 2020, 17:48

Nur mal nachgedacht.

Man drangsaliert die Bewohner des Sperrstreifens jahrzehntelang. Die müssen 4 Wochen vorab jeden Besuch, jeden Handwerker anmelden.
Keine Frau durfte ihren Freund (und umgekehrt) mitbringen. Der durfte erst einziehen, wenn er verheiratet war.
Dürfen nicht mal zu Verwandten benachbarter Kreise fahren.

All das ist mir bekannt. Und nun soll ich davon ausgehen, dass diese drangsalierte Bevölkerung ein nettes Verhältnis zu den Kontrollierenden hatte? Fällt mir schwer. [denken]

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 6. Juni 2020, 18:00

Kumpel, was du für tolle Episoden aus damaliger Zeit bemühst köstlich nee. Ich müsste direkt mal überlegen, aus der Erinnerung her aber nee, mir fällt gerade nix ein.Muss ja auch nicht sein.

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon pentium » 6. Juni 2020, 18:24

Mit der Einrichtung des Sperrgebiets an der innerdeutschen Grenze wurde das bis dahin touristisch beliebte Burgsteingebiet nicht mehr zugänglich. Die letzte Wirtsfamilie auf dem Burgstein wurde 1952 zwangsausgewiesen. Erst mit der Wende endete für das Burgsteingebiet die Lage im Sperrgebiet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Burgstein

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Volker Zottmann » 6. Juni 2020, 18:27

Edelknabe taugt nur noch zum Kopfschütteln. Also wir über ihn.

Mal zum guten von ihm gepriesenen Verhältnis:

Erzähl das mal dem Opa in Tanne, der ins maximal 4 km entfernte Hohegeiß wollte. Dafür war der einen vollen Tag unterwegs, musste bis über Marienborn mit der Bahn um wieder zurück in den Harz in seine Nachbarschaft zu kommen.
Nachts ist der dann fußläufig zurück nach Tanne.
Erzähl mal den Unsinn all den Bürgern mit Anstand, die in Tanne, Sorge, Benneckenstein wohnten. Wie gut war deren Verhältnis, als immer wieder an diesem Grenzabschnitt normale Bürger die das Land wechseln wollten, zu Tode kamen.
Erzähl das mal dem einzigen Gärtnereibesitzer in Benneckenstein, den kein Bewohner seines Ortes mehr aufsuchen konnte, weil das Sperrgebiet verkleinert wurde, Benneckenstein rausflog, er aber drinnen blieb.

War sicher alles normal für Dich. Nie aber für die abertausenden Drangsalierten.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 6. Juni 2020, 18:38

Was soll ich dir darauf jetzt antworten Volker? Etwa das zu DDR Zeiten nicht jeder Meter mit dem Auto zurückgelegt wurde, eben auch mal paar Kilometer laufen recht gesund war? Eh was soll der Quatsch mit den Bsp? Ich glaube man nannte das Alltag, nur eben im Grenzgebiet.

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Volker Zottmann » 6. Juni 2020, 18:44

Edelknabe hat geschrieben:Was soll ich dir darauf jetzt antworten Volker? Etwa das zu DDR Zeiten nicht jeder Meter mit dem Auto zurückgelegt wurde, eben auch mal paar Kilometer laufen recht gesund war? Eh was soll der Quatsch mit den Bsp? Ich glaube man nannte das Alltag, nur eben im Grenzgebiet.

Rainer Maria

Der Opa (Anfang der 1950er) wäre lieber beide Strecken gelaufen...
Die Benneckensteiner wären gelaufen oder gefahren. Die durften aber ab den 1970ern nie mehr in die Gärtnerei.
Deswegen hatten alle so ein "inniges Verhältnis" zur Grenze und den Grenzern.

Gruß Volker, ich glaube, die schnallst es nicht.
Volker Zottmann
 

Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 6. Juni 2020, 18:55

Sag ich doch Volker, mir fehlt dein Intellekt.

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon augenzeuge » 6. Juni 2020, 18:59

Edelknabe hat geschrieben:Sag ich doch Volker, mir fehlt dein Intellekt.

Rainer Maria


Naja, Hauptsache du hast deinen. [grins]

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Kumpel » 6. Juni 2020, 20:28

Edelknabe hat geschrieben:Kumpel, was du für tolle Episoden aus damaliger Zeit bemühst köstlich nee. Ich müsste direkt mal überlegen, aus der Erinnerung her aber nee, mir fällt gerade nix ein.Muss ja auch nicht sein.

Rainer Maria


Das dir darauf nichts einfällt ist doch klar Edelknabe.
Ist wie mit den Hill Billys vom Elbdeich.
Ich weiß ja nun von dir wie harmonisch das Verhältnis zwischen GT und Bevölkerung war.
Die mussten halt bloß aufpassen , dass sie von den Grenzern nicht beim Winken gen Westen erwischt wurden.
Da wohnte ja oft noch die Verwandtschaft. Ein paar so Nummern und die Ausweisung aus dem Sperrgebiet drohte.
Aber sonst war alles ganz Normal . DDR Alltag in der Sperrzone halt und über allem schien die Sonne.
Kumpel
 

Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Edelknabe » 7. Juni 2020, 08:23

Volker mit dem hier:

"Der Opa (Anfang der 1950er) wäre lieber beide Strecken gelaufen..."Textauszug ende

Also so ne uralte verstaubte Klamotte zu bemühen, da muss mir ja der Intellekt mit Absicht verlorengehen. Mensch Volker, da wurde die DDR gerade gegründet, wars 1949.

Und Kumpel, das da bei Vockfey nahe Neuhaus an der Elbe Bewohner vor Angst nicht die Wiese am Haus, die am Deich betraten.....ich sag da mal zu, man kann aber auch heute schwer übertreiben. Aber ich wollte sowieso im betreffenden Fred noch was zu texten.Weil wir eben selber Ende der 70er Jahre öfters mal auf deren eingezäunten Enklaven so " Drei Häuser, vier Spitzbuben"gewesen sind, mit dem LKW. Letzters sagte wohl der Volksmund zu solchen ruhigen Ecken.

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Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Kumpel » 7. Juni 2020, 09:10

Na sicher doch Edelknabe , alles übertrieben und von den Splitterminen die du an den Zaun geschraubt hast gab es maximal paar blaue Flecke und weist du was noch anders war als im Westen?
Ferngläser waren meines Wissens auch verboten und
die Dichte an Zuträgern und Anscheissern der Stasi war in den Käffern an der Grenze besonders hoch.
War dort eben ganz besonders normaler DDR Alltag und klar wussten die Bewohner , dass die Grenzer zumeist irgendwelche Milchreisbubis waren die man da ohne ihr Zutun hin gestellt hatte. Aber in die Köpfe konnte denen auch keiner rein gucken.
Kumpel
 

Re: Wie war das Leben an der innerdeutschen Grenze?

Beitragvon Volker Zottmann » 7. Juni 2020, 09:34

Dein Schrieb Edelknabe beweist, dass Du keinen Schimmer hast.
Von 1952 bis 1954 wurde meine Mutter in Tanne als Bürgermeisterin mit knapp 22 Jahren eingesetzt.
Braucht man nicht kommentieren, ich denke mir da selbst meinen Teil zu. Doch so war es nunmal. Mit dem Ortsfriseur-Ehepaar Oberländer haben sie schnell Freundschaft geschlossen und nie wieder zu Tanne die Verbindung verloren. Dadurch bekam ich auch später und nicht als ich 3 oder 4 war, allerhand mit, was im Grenzgebiet so los war. Ab 1972(?) etwa bin ich selbst wieder regelmäßig dorthin gefahren. Der Ort hat mich nie mehr losgelassen. Und so gibt es eben heute Verbindungen, wo ich sicher besser verdrahtet war und bin als Du.

Unzählige Dorfbewohner waren gleichzeitig Grenzhelfer. "Freiwillig" und freiwillig. Manchem hätte ohne seine eigene "Mithilfe" die Verbannung gedroht. Auch das war eine Flucht nach vorn. Nicht aber die beste.
Die meisten Dorfbewohner waren jedoch nur einfache Bewohner, die nur dort wohnten weil sie immer schon angestammt von dort waren. Frag mal die heute Alten, wie sie all die Erniedrigungen empfunden haben, nie mehr ein Dorf weiter zu ihren Verwandten zu dürfen, ihre eigenen Bergwiesen etwa 30 Jahre nicht betreten oder beernten zu können. Ihren eigenen Wald nicht mehr nutzen zu dürfen.
Die Liste der Dauerrepressalien war lang. Und dann die vielen unschuldigen Toten...

Auch in Tanne flossen Tränen des Glücks und der Erleichterung, als dieser Kommunistenspuk endlich Geschichte war.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

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