Am 14. August 1964 macht ein Zollbeamter bei seiner Streife an der innerdeutschen Grenze bei Duderstadt eine beunruhigende Entdeckung.
Wie groß die Unruhe wegen des Grenzzwischenfalls war, zeigen auch die damaligen Zeitungsberichte. Viele Bürger im niedersächsischen Eichsfeld hätten befürchtet, dass es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen könnte, sagt Georg Baumert vom Grenzlandmuseum. Auch die Lokalpolitiker waren in Alarmstimmung, der Kreistag kam wegen des Grenzkonflikts zu einer Sondersitzung zusammen. Auf Anordnung des Bundesinnenministeriums sorgte der Bundesgrenzschutz (BGS) dafür, dass die Grenzänderung umgehend wieder rückgängig gemacht wurde.
„Wir haben die Pflöcke herausgezogen und über den Zaun wieder nach drüben geworfen“, sagt Helmut Kohrell, der damalige Leiter der zuständigen BGS-Einheit. Fast vier Wochen lang hielten BGS-Angehörige das Gelände besetzt, um weitere Zwischenfälle zu verhindern. Einer von ihnen war der 25-jährige Peter Knoll, damals als Kraftfahrer beim BGS. „Ich habe direkt an den Grenzpfählen gestanden, das war schon ein beängstigendes Gefühl“, erzählt er. Ab und zu seien Streifen der DDR-Grenztruppen vorbeigekommen. „Da hab ich schon Muffen gehabt.“
Nachdem der BGS die Grenzänderung rückgängig gemacht hatte, kam es zu keinen weiteren Zwischenfällen. Möglicherweise habe die DDR nur testen wollen, wie der Westen auf solche Provokationen reagieren würde, vermutet Ex-BGS-Mann Kohrell. Die damalige Bundesregierung sah jedenfalls keinen Anlass zur Panik und stufte den Zwischenfall als nicht besonders gravierend ein. Im Eichsfeld kam die gelassene Haltung der Bonner Politiker nicht gut an. Die Bürger hätten sich nicht ernst genommen gefühlt, sagt Wilfried Baumert vom Grenzlandmuseum. Auch der frühere BGS-Beamte Peter Knoll, der den DDR-Grenzern direkt gegenüber stand, bekennt: „Das war schon beängstigend, und ich war froh, als es zu Ende war.“
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