Billig in Ost-Berlin eingekauft, an der Grenze erschossen

Billig in Ost-Berlin eingekauft, an der Grenze erschossen

Beitragvon Interessierter » 28. Dezember 2018, 12:59

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Westberliner am Kontrollpunkt bei Staaken auf dem Weg zu dem im Osten gelegenen Friedhof, aufgenommen am 12.11.1955.
Foto: dpa


Kurz vor Weihnachten 1953 kauft der gelernte Steinsetzer in Ost-Berlin ein und will mit Rucksack und Fahrrad zurück in den Westteil der Stadt. Er gerät in eine Kontrolle und reißt sich los. DDR-Volkspolizisten feuern zwei Schüsse ab. Richard Prey bricht zusammen. Der 45-Jährige stirbt wenig später - als „Verbrecher“, wie es im Sektionsbuch heißt.

„Die vergessenen Toten“

Erschossen letztlich wegen einiger billiger Lebensmittel, die er nicht hätte über die Grenze bringen dürfen, heißt es in dem neuen Buch „Die vergessenen Toten“, das am 15. November in Berlin vorgestellt werden soll. Die Publikation will die Berliner Todesopfer des DDR-Grenzregimes vor dem Mauerbau aus der Anonymität holen, wie es bei der Stiftung Berliner Mauer heißt. Beschrieben wird das Schicksal von 39 Menschen, die zwischen 1948 - der Blockade Berlins - bis zum Bau der Mauer 1961 starben. Die Fälle seien zunehmend in Vergessenheit geraten - dieses Defizit solle behoben werden, teilt der Ch. Links Verlag mit, in dem das Buch erschien.

„Sie machten umstandslos von ihrer Schusswaffe Gebrauch.“


Für die Autoren Gerhard Sälter, Johanna Dietrich und Fabian Kuhn war es wohl eine schwierige Spurensuche. Einige der rekonstruierten Biografien hätten sich nur auf eine Quelle stützen können, heißt es im Buch. Das Ministerium für Staatssicherheit habe vor 1961 nur selten Todesfälle an den Grenzen untersucht. Im Vordergrund habe vielmehr gestanden, die SED-Strukturen gegen das Eindringen westlicher Nachrichtendienste abzusichern. Die Forscher wurden aber in anderen Archiven fündig.

Die Mauer-Stiftung verweist darauf, dass zwar seit der Blockade noch Zehntausende Menschen jeden Tag in beiden Richtungen die Grenzen in der Stadt passierten. Doch dort habe die 1949 gegründete DDR zur Festigung ihrer Diktatur Polizisten postiert, die die Souveränität des Staates um jeden Preis durchsetzen sollten. „Sie machten umstandslos von ihrer Schusswaffe Gebrauch.“

Die Autoren kommen zu dem Schluss, die Schüsse seien „extrem unverhältnismäßig“ gewesen. Der Machterhalt des Regimes habe Vorrang vor dem Schutz des menschlichen Lebens gehabt. Doch anders als zunächst vermutet, waren die meisten Todesopfer an den Berliner Grenzen bis zum Mauerbau keine Flüchtlinge. Das waren nur drei. Vielmehr spiegelten die Todesfälle die Konflikte in Berlin wider.

Auch ein DDR-Grenzpolizist starb


Unter den Biografien sind auch zwei von getöteten alliierten US-Soldaten sowie von einem West-Berliner Polizeibeamten. Der Oberwachtmeister hatte am Morgen des ersten -Weihnachtsfeiertages 1952 versucht, Einwohner auf West-Berliner Gebiet vor „Belästigungen angeheiterter sowjetischer Soldaten zu schützen“, schreiben die Autoren und berufen sich auf einen Zeitungsbericht. Der 27 Jahre alte Herbert Bauer sei durch eine Geschossgarbe aus einer Maschinenpistole tödlich verletzt worden.

Auch ein DDR-Grenzpolizist starb, als ein Lieferwagen von Ost-Berlin aus in den amerikanischen Sektor wollte und auf der Oberbaumbrücke die Haltesignale ignorierte. Der Wagen erfasste den Polizisten und schleifte ihn etliche Meter mit. Er starb wenig später.

https://www.berliner-kurier.de/berlin/k ... n-25041846
Interessierter
 

Re: Billig in Ost-Berlin eingekauft, an der Grenze erschossen

Beitragvon Ari@D187 » 28. Dezember 2018, 13:19

Die beschriebene Situation ist quasi identisch mit der an der Zonengrenze zwischen der amerikanischen und der französischen Zone vor bzw. bis 1949. Mein Onkel brachte damals häufig Lebensmittel von Frankfurt zu Verwandten in der französischen Besatzungszone. Das ging lediglich auf illegalem Wege und die Franzosen führten an der Demarkationslinie ein ebensolches Grenzregime wie z.B. die DDR in Staaken 1953.

Ari
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