Gier nach Devisen auch an der Grenze

Gier nach Devisen auch an der Grenze

Beitragvon Interessierter » 7. Mai 2018, 09:52

Ein Zeitzeuge berichtet:
Mein Erlebnis mit der DDR Grenze

Anlässlich des Juliläum des Mauerbaus möchte ich meine Geschichte erzählen. Meine Geschichte von einem Grenzübergang DDR – BRD.

Die Propaganda war im Osten und im Westen vorhanden, so durfte man in Westdeutschland auch nicht BRD sagen oder schreiben, hatte es doch die DDR nur mit den Abkürzungen. Es gab also auch im Westen formale, deutsche Anweisungen im Umgang mit dem Klassenfeind. Vielleicht war es die West-Propaganda, weshalb ich damals so viel Angst hatte, aber es gab auch Anlass dazu. Doch von Anfang an.

In den 80er Jahren war ich als Kind mit meiner Familie in der DDR. Wir haben den Kalten Krieg und die DDR, sowie die Sowjetunion waren Feinbilder für uns Westdeutsche – für jeden mehr oder weniger. Wir hatten jeden Tag Angst vor einem Atomkrieg, auch wenn es zur Normalität des Kalten Krieges gehörte.
Meine Geschichte mit der DDR-Grenze

Wir fuhren einen Scirocco und da sin Orange, das damalige Auto meines Bruders. Wir fielen also sowieso auf, wie ein bunter Hund. Der Hinweg, aber das kannten wir schon, war geprägt von der Schikane, dass man stundenlang an der Grenze warten musste.

Der Rückweg sollte deutlich flinker gehen, doch es gab doch etwas. Wir fuhren zu einem kleinen Grenzübergang, irgendwo in Thüringen. Wir fuhren heran und es stand ein DDR Zöllner vor einem Schlagbaum, samt Ampel. Ich weiß nicht mehr wie lange wir da standen, aber wir wurden natürlich gründlich kontrolliert. Wir hatten Angst, wir dachten uns in einem Staat, der uns einfach so verschwinden lassen hätte können. Beim Zöllner dachte ich einen Menschen, der alles machen würde, was man ihm befehlen würde; auch uns zu erschießen. Ja, ich hatte jedesmal Angst an der Grenze der DDR.

Bei einem anderen Übergang in die DDR frage ein DDR Zöllner meine Mutter, ob ihr Sohn auch wieder mit ausreisen würde? Was für eine Frage?! Mir standen die Haare zu Berge…. Doch zurück zu dieser Grenzgeschichte:

Wir wurden kontrolliert und es lag nichts gegen uns vor. Der Schlagbaum erhob sich und mein Bruder gab Gas. Er hatte wohl dasselbe mulmige Gefühl, wie ich auch und meine Mutter wohl ebenso. Also ich zurück blickte, sah ich den Zöllner winken. Ganz ruhig stand er da und schien sich richtiggehend zu freuen. Warum sollte er sich so freuen, dass wir gehen und uns zuwinken?

Dann bremste mein Bruder unvermittelt. Meine Mutter fragte nach dem Problem und mein Bruder setzte den Rückwärtsgang ein. Dabei erklärte er: “Der Typ auf dem Wachturm hat seine MG entsichert und auf uns gerichtet…” Wir waren alle schockiert! Zurück beim Schlagbaum lächelte (mit einer komisch bösartig wirkenden Art) der Zöllner uns entgegen: “Haben Sie es denn eilig?!” sprach’s mit sächsischem Akzent. Meine Mutter: “Nein, wieso?!” (Wir hatten es wirklich eilig!)

Der Zöllner sprach: “Sie haben die rote Ampel überfahren.” Er räusperte sich und ließ die Spannung steigen. Er fügte dann hinzu: “Das kostet 20 Mark! … D-Mark!” Meine Mutter zahlte anstandslos und wir fuhren, nach dem die Ampel grün war, langsam los und wurden immer schneller.
Die Anspannung stieg und als uns der Westzöllner auf der Straße anhielt und uns begrüßte, wollten wir alle nur eines wissen. Wir unterbrachen seine Ansprache und fragten: “Sind wir im Westen? Sind wir im Westen? Sind wir jetzt und hier im Westen?!”

Er war irritiert und antwortete: “Ja!”

Wir schrien vor Glück “Jaaaaaaaaaaaaaaaaa! Gott sei Dank!” und ich war nie mehr so glücklich einen West-Polizisten zu sehen…

http://www.einewelteinezukunft.de/mein- ... dr-grenze/


Also ich war zwar auch immer irgendwie froh, wenn ich aus der DDR ausgereist war; aber die hier geschilderte Reaktion der BRD - Bürger finde ich trotzdem übertrieben, da man mit Sicherheit nicht nur an der Uniform des Beamten erkennen konnte, dass man wieder in der Bundesrepublik war... [denken]
Interessierter
 

Re: Gier nach Devisen auch an der Grenze

Beitragvon zoll » 2. Juli 2018, 11:59

Zu dieser Zeit galt schon lange: Wer rein fährt, fährt auch wieder raus. Das war der Grundsatz. Also, wer die Grenze zur DDR passierte hatte auch die Garantie die DDR wieder zu verlassen. Mehr oder weniger unbeschadet. Gegen DDR Gesetze durfte allerdings nicht verstoßen werden.
Oder liege ich hier falsch???
zoll
zoll
 

Re: Gier nach Devisen auch an der Grenze

Beitragvon augenzeuge » 2. Juli 2018, 15:45

zoll hat geschrieben:Zu dieser Zeit galt schon lange: Wer rein fährt, fährt auch wieder raus. Das war der Grundsatz. Also, wer die Grenze zur DDR passierte hatte auch die Garantie die DDR wieder zu verlassen. Mehr oder weniger unbeschadet. Gegen DDR Gesetze durfte allerdings nicht verstoßen werden.
Oder liege ich hier falsch???
zoll


Das klappte leider nicht immer. Ehemals geflüchtete Militärangehörige der DDR wurden nach zig Jahren so noch verhaftet.
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84408
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Gier nach Devisen auch an der Grenze

Beitragvon zoll » 2. Juli 2018, 18:20

augenzeuge hat geschrieben:
zoll hat geschrieben:Zu dieser Zeit galt schon lange: Wer rein fährt, fährt auch wieder raus. Das war der Grundsatz. Also, wer die Grenze zur DDR passierte hatte auch die Garantie die DDR wieder zu verlassen. Mehr oder weniger unbeschadet. Gegen DDR Gesetze durfte allerdings nicht verstoßen werden.
Oder liege ich hier falsch???
zoll


Das klappte leider nicht immer. Ehemals geflüchtete Militärangehörige der DDR wurden nach zig Jahren so noch verhaftet.
AZ

Ist mir auch klar, denn Fahnenflucht, aus welchen Gründen, hat gegen ein DDR-Gesetz verstoßen. Das weiß sogar ein geborener Wessi.
zoll
zoll
 

Re: Gier nach Devisen auch an der Grenze

Beitragvon dein1945 » 3. Juli 2018, 10:44

augenzeuge hat geschrieben:
Das klappte leider nicht immer. Ehemals geflüchtete Militärangehörige der DDR wurden nach zig Jahren so noch verhaftet.
AZ


Stimmt nur zum Teil, mein Mitarbeiter geflüchtet als Ufz 1966 durfte seit 1972 die Transitstrecke benutzen und nach Abschluß des Grundlagenvertrags Ende 1972 auch wieder einreisen. Bis zum Frühjahr 1973, danach war wieder Schluß, Transit ging aber weiter. Allerdings nicht Transit durch die DDR nach Polen oder CSSR. Einreise dann wieder ab 1987 !

Gruß aus Berlin Achim
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
Benutzeravatar
dein1945
 
Beiträge: 956
Bilder: 10
Registriert: 27. April 2010, 16:11
Wohnort: Berlin

Re: Gier nach Devisen auch an der Grenze

Beitragvon augenzeuge » 3. Juli 2018, 16:12

Ja, Achim, das war verschieden. Die machten das wie sie wollten. [wink]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84408
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen


Zurück zu Die innerdeutsche Grenze

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste