GESCHICHTE - KALTER KRIEG
Die unheimlichste Autobahnbrücke Deutschlands von Uli Kulke
1963 begann der Wiederaufbau der Saalebrücke bei Rudolphstein/Sparnberg.
Die DDR trickste, Betriebsschutz zog auf, Blindgänger wurden gesprengt und eine Mauer sorgte
für diplomatisches Possenspiel.
Wer von Berlin nach München auf der Autobahn (A 9) unterwegs ist, beachtet sie kaum. Die Brücke
liegt etwa auf halber Strecke, nahe dem Ort Rudolphstein. Die wenigsten lesen das braune
Hinweisschild "Brücke de Deutschen Einheit". Kurz nimmt man den Fuß vom Gas, nur mehr
Tempo 130 sind erlaubt. Auffällig ist allenfalls das Restaurant hinter der nächsten Kurve, das,
selbst eine Brücke, quer über die Autobahn verläuft, "Raststätte Frankenwald". Kurz dahinter darf es
wieder zügig weitergehen, kurvig durch das hügelige bayerische Vogtland.
Wer weiß schon, dass jene Autobahnbrücke über die Saale vor einem halben Jahrhundert deutsch-
deutsche Geschichte machte wie kein anderes Bauwerk, abgesehen von der Berliner Mauer?
Dass hier, 50 Meter unterhalb der heutigen Fahrbahn, quasi als Mauerersatz ein Bretterzaun
errichtet wurde, und zwar von westdeutscher Seite aus und weit auf westdeutschem
Territorium, letztlich um DDR-Bürger an der Flucht zu hindern? Oder dass mithilfe dieser Brücke,
die kurz vor Kriegsende gesprengt worden war, Ost-Berlin in den (19)60er Jahren das komplizierte
Gerüst der Bonner Ost-Diplomatie zum Einsturz zu bringen trachtete?
Gegen Ende 1963 war es so weit. Vertreter der Verkehrsministerien in Bonn und Ost-Berlin hatten
sich nach jahrelangen Vorverhandlungen grundsätzlich darauf geeinigt, die Brücke wieder aufzubauen.
Das ging nur als gemeinsames Vorhaben, damals eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Doch die
Saale, die unten das Tal teilt, bildete die "Zonengrenze", wie sie damals landläufig bezeichnet
wurde. Welten trennten die beiden Brückenköpfe.
....und hier weiter zum Lesen:
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... lands.html
W.T.