Die Totenschädel-Lüge des pfiffigen Fluchthelfers

Die Totenschädel-Lüge des pfiffigen Fluchthelfers

Beitragvon Interessierter » 2. Januar 2022, 11:10

Zum Jahreswechsel 1961/62 war Burkhart Veigel schon erfahren darin, DDR-Bürger in die Freiheit zu holen. Doch plötzlich wurde er selbst an der Grenzkontrolle festgenommen und zur Ost-Berliner Volkspolizei gebracht. Eine brenzlige Situation.

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Burkhart Veigel, genannt "der Schwarze", um 1961 und 60 Jahre später
Quelle: picture alliance/dpa/ Bernd von Jutrczenka; Privatarchiv Burkhart Veigel


Mit einem Totenschädel in der Tasche durch eine bekannt scharfe Grenzkontrolle zu gehen, ist keine wirklich gute Idee. Trotzdem wagte Burkhart Veigel genau das. Der 23-jährige Medizinstudent aus West-Berlin war gut vier Monate nach dem Mauerbau schon ein erfahrener und kaltblütiger Fluchthelfer. Am 29. Dezember 1961 fuhr er einmal mehr nach Ost-Berlin, um seiner Kommilitonin Gisela Hacker Bescheid zu geben, dass sie am nächsten Tag „geholt“ werden sollte. Konkret würden die Fluchthelfer sie mit einem falschen Pass durch die Kontrollen schleusen.

Veigel, wegen seines vollen Haars und seiner buschigen dunklen Augenbrauen „der Schwarze“ genannt, wollte sie instruieren. Doch Gisela hatte Sonderwünsche: Ob denn auch ihre jüngere Schwester, mit der sie zusammen wohnte, in den Westen gebracht werden könnte? Und ob er für sie zwei teure Lehrbücher und eben den Totenschädel schon vorab mit hinübernehmen könnte? Da Veigel an diesem Freitag allein unterwegs war und nicht wie meistens sonst einen oder mehrere Flüchtlinge in gewissem Sicherheitsabstand begleitete, packte er die Bücher und den Schädel ein, dann machte er sich auf den Rückweg nach West-Berlin.

„Der Grenzer fiel fast in Ohnmacht, als er den Totenschädel entdeckte“, schilderte er das, was bei der Kontrolle folgte: „Er nahm wohl an, dass ich einen Friedhof geplündert hätte. Sofort wurde ich nach hinten geführt.“ Zuerst wurde sein Personalausweis überprüft, dann brachte man ihn ins Präsidium der Volkspolizei in der Keibelstraße nahe des Alexanderplatzes.

Dort erwartete ihn eine Vernehmerin, groß und kräftig, aber „eigentlich nicht unsympathisch“. Veigel stand nun vor einem größeren Problem. Vermutlich wusste sein Gegenüber, dass er seit Monaten fast täglich in Ost-Berlin gewesen war. Ebenfalls verdächtig musste der Volkspolizei eigentlich vorkommen, dass er fast immer schon sehr früh morgens nach Ost-Berlin ein- und erst nachts wieder ausgereist war.

Wie die interessante; aber auch risikoreiche Geschichte weitergeht erfährt man hier:
https://www.welt.de/geschichte/article2 ... lfers.html
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Interessierter
 

Re: Die Totenschädel-Lüge des pfiffigen Fluchthelfers

Beitragvon augenzeuge » 2. Januar 2022, 14:37

Tolle Geschichte!

Nun fragte nämlich er seinerseits die Vernehmerin, was sie machen würde, „wenn ich sie die ganze Zeit angelogen hätte“. Die Volkspolizistin stutzte kurz, dann lachte sie und sagte, dass sie genügend Menschenkenntnis besitze, um zu wissen, dass er ehrlich gewesen sei. Danach durfte er gehen – und den Schädel sowie die Bücher mitnehmen. Die Volkspolizei gab ihm sogar eine Bescheinigung mit, damit es nicht erneut Probleme bei der Kontrolle gab.

[flash]
Wie die gewusst hätte, was sie für einen Hecht an der Angel hatte....
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