Mit Schuss in den Rücken getötet

Mit Schuss in den Rücken getötet

Beitragvon Interessierter » 7. Januar 2021, 10:33

Oskar Fertig

Geboren am 10. Januar 1905 in Wilhelmshaven | erschossen am 9. Juni 1950 | Ort des Vorfalls: Gemarkung Hohengandern (Thüringen)

Der Kaufmann Oskar Johannes Fertig aus Friedrichroda brach am 9. Juni 1950 Richtung Hessen auf. An der Gemarkung Hohengandern wurde er von Grenzpolizisten entdeckt. Als er versuchte zu fliehen, wurde gezielt auf ihn geschossen.

Der im Wilhelmshavener Stadtteil Bant aufgewachsene Kaufmann Oskar Johannes Fertig eröffnete 1927 in Friedrichroda einen Drogerie- und Süßwarengroßhandel. Im Juli 1937 heiratete er die im gleichen Ort wohnende Hildegard Ißleib.

Eine Doppelstreife des Grenzpolizei-Kommandos Rustenfelde entdeckte am 9. Juni 1950 gegen 16 Uhr in der Gemarkung Hohengandern einen Mann, der sich in Richtung der hessischen Grenze bewegte. Die Volkspolizeiwachtmeister nahmen seine Verfolgung auf und versuchten, ihn durch Pfeifsignale und einen Warnschuss vor der Demarkationslinie zu stoppen. Da der Mann die Grenze schon fast erreicht hatte, befahl der Postenführer, gezielt auf ihn zu schießen. Ein Geschoss traf den Flüchtenden in den Rücken. Als die vier Grenzpolizisten den auf freiem Feld zusammengebrochenen Mann erreichten, lebte er wahrscheinlich schon nicht mehr. Es handelte sich um den Drogisten Oskar Fertig aus Friedrichroda. Sein Totenschein enthält die Eintragung: „Schußverletzung Lungendurchschuß, Tod durch Verbluten, beim illegalen Grenzübertritt erschossen“.

Oskar Fertig befand sich am Nachmittag des 9. Juni 1950 vermutlich auf dem Weg zu seiner Mutter nach Wilhelmshaven. Da er keinen Interzonenpaß besaß, versuchte er, bei Hohengandern im thüringischen Eichsfeld ohne Genehmigung über die Grenze zu kommen. Die nach der Wiedervereinigung aufgenommenen Ermittlungen zum Todesfall blieben ergebnislos, da sich keine Hinweise auf die Personalien der vier an dem Zwischenfall beteiligten Grenzpolizeiwachtmeister fanden.

https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/ ... ar-fertig/
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Re: Mit Schuss in den Rücken getötet

Beitragvon augenzeuge » 7. Januar 2021, 10:46

Da er keinen Interzonenpaß besaß


Nach meinen Informationen hätte er leicht diesen Pass 1950 erhalten können. Ist das richtig?
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Re: Mit Schuss in den Rücken getötet

Beitragvon Interessierter » 7. Januar 2021, 11:00

Interzonenpass

Der Interzonenpass war ein am 30. Juni 1946 von den vier Besatzungsmächten des Deutschen Reiches offiziell eingeführtes Personaldokument, welches den Bürgern der Besatzungszonen das Reisen zwischen den innerdeutschen Zonen gestattete (Interzonenverkehr).

Nach der militärischen Besetzung Deutschlands durften Zivilpersonen im Mai 1945 zunächst nur mit einem Passierschein der jeweiligen Besatzungsmacht ihren Wohnort und dessen unmittelbare Umgebung verlassen. Am 30. Juni 1946 wurde die Grenze zwischen der sowjetischen Besatzungszone und den westlichen Besatzungszonen gesperrt. Zum Überschreiten der Zonengrenze benötigten die Reisenden den so genannten Interzonenpass, der 30 Tage gültig war und Reisen innerhalb Deutschlands ermöglichte. Anträge gingen an die deutsche Passbehörde, das Dokument selbst wurde jedoch von einer alliierten Dienststelle unterzeichnet. Für die Ostzone war noch eine Aufenthaltsgenehmigung der Behörde vor Ort nötig. Der Ausweis konnte ggf. um 15 Tage verlängert werden.

Am 25. November 1953 wurde der Interzonenpass, auf den die Bundesrepublik Deutschland seit dem 14. November 1953 in Absprache mit den Westalliierten verzichtete, abgeschafft und durch die Personalbescheinigung ersetzt. Die DDR-Regierung schloss sich dem an, so dass der Besuch der DDR nur noch von der bereits 1948 eingeführten Aufenthaltsgenehmigung, die DDR-Bürger für Besucher aus dem Westen Deutschlands beantragen mussten, abhängig gemacht wurde.

Foto des Interzonenpasses findet man im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Interzonenpass
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Re: Mit Schuss in den Rücken getötet

Beitragvon augenzeuge » 7. Januar 2021, 11:45

Ich weiß von Verwandten, dass sie 1954 einen normalen Pass der DDR bekamen. 1956 klappte das dann leider nicht mehr.

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