Genschers Liste betr. Grenzwischenfälle 1973 - 1976

Genschers Liste betr. Grenzwischenfälle 1973 - 1976

Beitragvon Interessierter » 11. November 2020, 14:19

Das Grenzregime der DDR auf der internationalen Bühne im Jahre 1976

1976 wollte Außenminister Hans-Dietrich Genscher das Thema Menschenrechte vor die Vereinten Nationen bringen. Nach der Präambel ihres Wahlprogramms stehe die FDP„für die größtmögliche Freiheit des einzelnen Menschen und Wahrung der menschlichen Würde in jeder gegebenen oder sich verändernden politischen oder sozialen Situation“ ein.Bei einem Gespräch, das am 16. Juli in der New Yorker UNO-Vertretung der Bundesrepublik stattfand, bat der Minister „um Stellungnahme zu Themen, die er in seiner Rede behandeln sollte.“ Botschafter Rüdiger von Wechmar gab zu bedenken, daß bei der Erwähnung von Aspekten der innerdeutschen Grenze mit der Kritik des Vertreters derDDR gerechnet werden müsse. Der Minister wünschte, „daß man aus einer Zusammenstellung von Verletzungen der Menschenrechte durch die DDR die Punkte herausfiltriere, die keine Parallele in der Dritten Welt hätten.“ Ihm fielen dazu Mauerbau, Selbstschußanlagen und Schießbefehl ein.

Im Auswärtigen Amt war dafür in der Politischen Abteilung das Referat 231 „Politische Fragen des Wirtschafts-und Sozialbereichs der Vereinten Nationen“ zuständig. Dessen Leiter Hermann Hillger hatte am 6. Juli den Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen um Übersendung „geeigneter Unterlagen zur menschenrechtlichen Lage in der DDR“, insbesondere zur „Installierung automatischer Tötungsanlagen und anderen menschenrechtswidrigen Praktiken der DDR an der innerdeutschen Grenze sowie zur Lage der politischen Gefangenen in der DDR“ ersucht.Er erhielt eine „Zusammenstellung über Vorkommnisse an der innerdeutschen Grenze und an den Grenzen in Berlin (West) zum Ostsektor und zur DDR, die seit Unterzeichnung des Grundlagenvertrages am 21. September 1972 verzeichnet wurden und bei denen eine Gefährdung von Leib und Leben amtlich bekannter und unbekannter Personen festgestellt oder angenommen werden muß.“ Die Angaben basierten auf den im Lagezentrum des Bundesinnenministeriums gesammelten Unterlagen.

Vorkommnisse an der Grenze zur DDR, die seit Unterzeichnung des Grundlagenvertrages am 21. September 1972 verzeichnet wurden und bei denen eine Gefährdung von Leib und Leben namentlich bekannter oder unbekannter Personen festgestellt wurde

Die Lister der Vorkommnisse findet man hier:
https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das ... rListe.pdf
Interessierter
 

Re: Genschers Liste betr. Grenzwischenfälle 1973 - 1976

Beitragvon augenzeuge » 11. November 2020, 15:52

Man sollte mal auf den Link klicken uns staunen, wieviel Soldaten sich an Minen etc. schwer verletzten.

Auszug
27.2.1975, Grenze bei Mühlfeld, 12.05 Uhr
„Ein Pionier trat jenseits der Grenze auf eine vermutlich angeschwemmte Mine. Durch
den Detonationsdruck wurde der Pionier durch die Luft gewirbelt und blieb etwa 4
Meter von der Grenze entfernt auf Bundesgebiet liegen.“ Soweit bekannt, wurde ihm
der linke Unterschenkel unterhalb des Knies abgerissen. Stiefel und Fleischteile des
Verletzten lagen bis 50 Meter auf Bundesgebiet verstreut. Ein Kommando holte
unmittelbar nach dem Unfall den Verletzten auf DDR-Gebiet zurück. Um 13.00 Uhr
wurde er mit einem Sanitätskraftwagen abtransportiert.
23.6.1975, Grenze bei Kandelhof, 12.40 Uhr
Bei einer Minennachsuche wurde ein Pionier der Grenztruppen durch eine
detonierende Mine verletzt und sofort mit einem Jeep antransportiert. „Das Ausmaß
der Verletzung war nicht erkennbar.“
18.7.1975, Grenze bei Hermannsfeld, 15.50 Uhr
Vermutlich wurden bei Minensprengungen zwei Angehörige der Grenztruppen verletzt
und dann mit einem Sanitätskraftwagen abtransportiert.
3.9.1975, Grenze bei Tröschenreuth, 10.30 Uhr
Ein Angehöriger der Grenztruppen wurde durch eine detonierende Mine verletzt und
anschließend mit einem Sanitätskraftwagen abtransportiert.
9.10.1975, Grenze bei Nienwalde, 12.45 Uhr
Ein Unterleutnant der Grenztruppen wurde durch die Detonation einer Mine am Bein
schwer verletzt und mit einem Sanitätsfahrzeug abtransportiert.


https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das ... rListe.pdf
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84814
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen


Zurück zu Fluchtgeschichten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast