Mine riss Hauptmann den Unterschenkel ab

Mine riss Hauptmann den Unterschenkel ab

Beitragvon Interessierter » 2. November 2020, 10:06

Hauptmann Alfred Görtzen

Beim Versuch in den Westen zu flüchten, riss eine Mine dem Hauptmann der Grenztruppen Alfred Görtzen den linken Unterschenkel ab. Alfred Görtzen erschoss sich danach am Grenzzaun mit seiner Dienstwaffe.


Bild
Bildquelle: BStU

geboren am 18. Juni 1941 in Danzig (heute Gdansk, Polen)
Suizid am 22. Februar 1972
Ort des Zwischenfalls: nahe Salzwedel (Sachsen-Anhalt)


Im Februar 1965 kam Alfred Görtzen als Zugführer zur 4. Grenzkompanie des Grenzregiments Salzwedel. Ein Spitzel des MfS unter den Soldaten mit Decknamen „Toni” berichtete wenig später positiv über seinen neuen Vorgesetzten Görtzen. Er löse „seine Aufgaben vorbildlich“ und sei in der Truppe beliebt, weil er sich um die Nöte seiner Männer kümmere. „Im Ausgang ist er höflich. Er hat besonders gute Verbindungen zu der Jugend und kann diese schnell begeistern.“ In einer Beurteilung Görtzens durch einen für die Kontrolle der Einheit zuständigen Offizier der Stasi-Operativ-Gruppe Salzwedel heißt es, er sei stolz auf seinen Offiziersberuf und könne als zuverlässig eingeschätzt werden.

Görtzen besuchte außerdem die Bezirksparteischule und erhielt für seine Leistungen bei den Grenztruppen mehrere Verdienstmedaillen, 1966 war er hauptamtlicher FDJ-Sekretär im Grenzbataillon Ziemendorf und danach im Range eines Hauptmanns Stellvertreter für politische Arbeit in der damaligen Nachrichtenkompanie der Grenzbrigade Halbe/Milde. Nach der Umstrukturierung der Grenztruppen wurde er in gleicher Dienststellung in der Nachrichtenkompanie Peckfitz des Grenzregiments Gardelegen eingesetzt. Im Oktober 1970 heiratete er seine Verlobte, die als Verkäuferin arbeitete.

Nach einem Trinkgelage in einer Gaststätte kam es zwischen Alfred Görtzen und einem Unterfeldwebel seiner Einheit zu homosexuellen Handlungen. Der Unterfeldwebel informierte den Kompaniechef, der Görtzen zu einer Gegenüberstellung vorlud. Görtzen bat hernach um dienstfrei, um sich mit seiner Ehefrau über das Geschehene aussprechen zu können. Er suchte jedoch seine Frau nicht auf, sondern begab sich zu seinen Eltern und danach in jenes Grenzgebiet, das er von seiner Zeit als Zugführer kannte. Er wusste jedoch nicht, dass dort neue Minen verlegt worden waren. Nahe der Grenzsäule 353 riss ihm eine Mine den linken Unterschenkel ab. Alfred Görtzen schleppte sich noch bis zum Grenzzaun, den er jedoch nicht überwinden konnte. Dort erschoss er sich mit seiner Dienstpistole Makarow.

https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das ... index.html

Er wurde Opfer der menschenverachtenden Grenzsicherungsanlagen dieser SED - Diktatur, deren willfähriger Diener er war.
Interessierter
 

Re: Mine riss Hauptmann den Unterschenkel ab

Beitragvon Merkur » 2. November 2020, 11:57

Interessierter hat geschrieben:der Grenzbrigade Halbe/Milde.


Kalbe/Milde muss es korrekt heißen. Halbe liegt woanders.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
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