Tod am Wurmberg

Tod am Wurmberg

Beitragvon Interessierter » 16. Juni 2020, 13:19

DDR-GEWALTAKTE

Der Inhalt der Akte 464/62, die Staatsanwalt Friedrich Höse in Salzgitter -Bad Mitte Juni vergangenen Jahres anlegte, war mehr als mager. Sie enthielt, in wenigen Zeilen, was zwei westdeutsche Grenzbeamte im Harz am 5. Juni akustisch wahrgenommen hatten: Irgendwo am Wurmberg bei Braunlage waren erst fünf oder sechs, danach noch einmal zwei Schüsse gefallen.

Vier Wochen später erst wurde erkennbar, was zu der Schießerei geführt haben mochte. Flüchtlinge aus der Sowjetzone wußten zu erzählen, ein junger Mann aus dem DDR-Harzstädtchen Blankenburg sei bei dem Versuch, über die Zonengrenze zu fliehen, erschossen worden.

Staatsanwalt Höse, Leiter der "Zentralen Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen", die Beweise für Gewaltakte an Mauer und Zonengrenze sichern soll, fügte der Wurmberg-Akte einen weiteren Bogen an.

Das Mosaikspiel lohnte. Weitere Flüchtlingsaussagen vermittelten bald ein präzises Bild vom Ablauf der Geschehnisse. Danach hatte sich der junge Blankenburger westlich des ostzonalen Erholungsorts Schierke durch den Harzwald in Richtung Zonengrenze geschlichen, war aber am Fuß des Wurmbergs, hinter dem die Grenze verläuft, einer Kontrollstreife der DDR-Grenztruppe in die Arme gelaufen.

In letzter Sekunde vermochte der unbekannte Flüchtling zwar auszuweichen, doch eine MP-Garbe, die ihm nachgeschickt wurde, alarmierte eine zweite Streife, die den Fluchtweg abschnitt. Der Streifenführer rief sein "Halt, oder ich schieße", gab einen Warnschuß ab und zielte dann genauer. Der Flüchtling starb auf dem Transport ins Krankenhaus an einem Kopfschuß.

Hier geht es weiter:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45144185.html
Interessierter
 

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