„Mein wagemutiger Großvater hat ein bisschen Ost-Berlin für sich genommen“

Hier bitte ausschließlich Themen die sich mit der Berliner Mauer beschäftigen.

Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon augenzeuge » 12. September 2019, 14:49

Sperrbrecher hat geschrieben:Da hat dann wohl die DDR auch beim Mauerbau einige Quadratmeter ihres Territoriums an den Westen verschenkt.


Das war dir nicht klar? Die DDR hat zig Hektar oder zig qkm verschenkt. Ich schätze, da kommt man auf über 500 Quadratkilometer. [denken]

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Kumpel » 12. September 2019, 14:54

Ich habe da mal ein Foto gesehen auf dem zwei DDR Grenzer jenseits der Mauer quasi auf West-Berliner Seite patrouillierten , war schon ein seltsamer Anblick.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon augenzeuge » 12. September 2019, 15:26

Kumpel hat geschrieben:Ich habe da mal ein Foto gesehen auf dem zwei DDR Grenzer jenseits der Mauer quasi auf West-Berliner Seite patrouillierten , war schon ein seltsamer Anblick.


Hab ich real selbst gesehen. Bin 1988 an der Rudower Höhe entlang geradelt, da haben die Malerarbeiten bewacht. Da waren aber oft die Alliierten in der Nähe.

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon augenzeuge » 12. September 2019, 15:49

Andere Stelle in Neukölln: 1986
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Grenzwolf62 » 12. September 2019, 16:17

In einem anderen Forum gab es Berichte von Berliner Gakels die oft auf der Westseite der Mauer patrouillierten da oft noch ein ganzes Stück nach der Mauer noch DDR war.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon augenzeuge » 12. September 2019, 16:46

Grenzwolf62 hat geschrieben:In einem anderen Forum gab es Berichte von Berliner Gakels die oft auf der Westseite der Mauer patrouillierten da oft noch ein ganzes Stück nach der Mauer noch DDR war.


Oft passierte das nicht. In den Randbezirken waren es etwa 2-5m hinter/vor der Mauer, welches DDR Gebiet war. Die kamen nur, wenn Arbeiten gemacht werden mussten. Denn es war nie angenehm, auf Alliierte zu stoßen, die kamen übrigens regelmäßig mit dem Jeep vorbei, zumindest im US-Sektor.

Übrigens richteten sich West-Berliner an der Mauer gut ein. Die hatten ihren Garten direkt bis an die Mauer. Und nutzten das alles aus. Nie hat man da einen Grenzer gesehen.
https://www.berlinstory.de/blog/garten- ... und-heute/

https://www.berliner-zeitung.de/berlin/ ... r-24594052

Und ein Türke wurde richtig berühmt. Osman Kalin gärtnerte zwar in West-Berlin, befand sich aber rechtlich auf dem Territorium der DDR.
Prächtig gediehen Kalins Gewächse auf dem sozialistischen Boden, und auch seine Hütte wuchs langsam in die Höhe. Ein bisschen zu hoch für den Geschmack der Grenzsoldaten auf der anderen Seite, die Kalins Aktivitäten argwöhnisch beobachteten.

Baute da jemand einen Fluchttunnel und tarnte ihn als Schrebergarten? Eines Tages öffnete sich eine Tür in der Mauer, und Kalin bekam Besuch von einem Offizier und zwei Soldaten der DDR-Grenztruppen.

Was er denn auf dem Gebiet der DDR überhaupt treibe, herrschte ihn der Offizier an. Das sehe er doch wohl, blaffte Kalin zurück, er lege einen anatolischen Gemüsegarten an. Der Offizier verlangte einen Ausweis, Kalin - so erzählt die Geschichte heute sein Sohn Mehmet - habe dem Uniformierten daraufhin das Dokument vor die Füße geworfen und gesagt: „Hier ist mein Ausweis, aber das ist nur ein Stück Papier. Wir beide aber, du und ich, wir sind Menschen, und ich bin ein osmanisches Enkelkind, das nur ein bisschen gärtnern möchte auf seine alten Tage.“

Kalin benahm sich wohl auch deshalb etwas forsch, weil er im ersten Moment dachte, er habe es bei den Uniformierten mit Vertretern der amerikanischen Besatzungsmacht zu tun. Es entwickelte sich nun ein kurzer Disput, in dem der Grenzoffizier Herrn Kalin belehrte, die Deutsche Demokratische Republik sei über die Anlage eines Guerrilla-Gartens auf ihrem Staatsgebiet nicht entzückt. Herr Kalin soll daraufhin mehrmals ein beliebtes türkisches Schimpfwort benutzt haben, das freundlich übersetzt „Eselssohn“ bedeutet.

Der Offizier wiederum soll sinngemäß geantwortet haben, wenn er ein Eselssohn sei, sei Osman Efendi auch ein Eselssohn. Doch unsympathisch war dem Grenzer der hartnäckige Gärtner wohl nicht, denn er teilte ihm schließlich mit, von Seiten der DDR dürfe Kalin erst einmal weiterwurschteln. Vorausgesetzt, er benutze den antifaschistischen Schutzwall nicht als Rankhilfe und verzichte auf einen mehrgeschossigen Ausbau seiner Laube.


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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Sperrbrecher » 12. September 2019, 18:18

augenzeuge hat geschrieben:Das war dir nicht klar? Die DDR hat zig Hektar oder zig qkm verschenkt. Ich schätze, da kommt man auf über 500 Quadratkilometer.

Nachdem ich im Westen war, spielte die DDR für mich keine so grundlegende Rolle mehr.
Da gab es für mich weitaus interessantere Dinge mit denen ich mich beschäftigt
habe. Auf gut Deutsch gesagt: "Mir ging die DDR mit all ihren Unannehmlichkeiten
und negativen Erscheinungen völlig am A**** vorbei!" Sie interessierte mich einfach
nicht mehr, denn hatte glücklicherweise nichts mehr mit ihr zu tun.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Grenzwolf62 » 12. September 2019, 20:35

augenzeuge hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben:In einem anderen Forum gab es Berichte von Berliner Gakels die oft auf der Westseite der Mauer patrouillierten da oft noch ein ganzes Stück nach der Mauer noch DDR war.


Oft passierte das nicht. In den Randbezirken waren es etwa 2-5m hinter/vor der Mauer, welches DDR Gebiet war. Die kamen nur, wenn Arbeiten gemacht werden mussten. Denn es war nie angenehm, auf Alliierte zu stoßen, die kamen übrigens regelmäßig mit dem Jeep vorbei, zumindest im US-Sektor.

Übrigens richteten sich West-Berliner an der Mauer gut ein. Die hatten ihren Garten direkt bis an die Mauer. Und nutzten das alles aus. Nie hat man da einen Grenzer gesehen.
https://www.berlinstory.de/blog/garten- ... und-heute/

https://www.berliner-zeitung.de/berlin/ ... r-24594052

Und ein Türke wurde richtig berühmt. Osman Kalin gärtnerte zwar in West-Berlin, befand sich aber rechtlich auf dem Territorium der DDR.
Prächtig gediehen Kalins Gewächse auf dem sozialistischen Boden, und auch seine Hütte wuchs langsam in die Höhe. Ein bisschen zu hoch für den Geschmack der Grenzsoldaten auf der anderen Seite, die Kalins Aktivitäten argwöhnisch beobachteten.

Baute da jemand einen Fluchttunnel und tarnte ihn als Schrebergarten? Eines Tages öffnete sich eine Tür in der Mauer, und Kalin bekam Besuch von einem Offizier und zwei Soldaten der DDR-Grenztruppen.

Was er denn auf dem Gebiet der DDR überhaupt treibe, herrschte ihn der Offizier an. Das sehe er doch wohl, blaffte Kalin zurück, er lege einen anatolischen Gemüsegarten an. Der Offizier verlangte einen Ausweis, Kalin - so erzählt die Geschichte heute sein Sohn Mehmet - habe dem Uniformierten daraufhin das Dokument vor die Füße geworfen und gesagt: „Hier ist mein Ausweis, aber das ist nur ein Stück Papier. Wir beide aber, du und ich, wir sind Menschen, und ich bin ein osmanisches Enkelkind, das nur ein bisschen gärtnern möchte auf seine alten Tage.“

Kalin benahm sich wohl auch deshalb etwas forsch, weil er im ersten Moment dachte, er habe es bei den Uniformierten mit Vertretern der amerikanischen Besatzungsmacht zu tun. Es entwickelte sich nun ein kurzer Disput, in dem der Grenzoffizier Herrn Kalin belehrte, die Deutsche Demokratische Republik sei über die Anlage eines Guerrilla-Gartens auf ihrem Staatsgebiet nicht entzückt. Herr Kalin soll daraufhin mehrmals ein beliebtes türkisches Schimpfwort benutzt haben, das freundlich übersetzt „Eselssohn“ bedeutet.

Der Offizier wiederum soll sinngemäß geantwortet haben, wenn er ein Eselssohn sei, sei Osman Efendi auch ein Eselssohn. Doch unsympathisch war dem Grenzer der hartnäckige Gärtner wohl nicht, denn er teilte ihm schließlich mit, von Seiten der DDR dürfe Kalin erst einmal weiterwurschteln. Vorausgesetzt, er benutze den antifaschistischen Schutzwall nicht als Rankhilfe und verzichte auf einen mehrgeschossigen Ausbau seiner Laube.


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Aha, es war nie angenehm auf Alliierte zu stoßen.
Wenn es sich aber nicht vermeiden ließ, war es, zumindest mir, relativ egal.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon augenzeuge » 12. September 2019, 20:53

In Berlin war das vermutlich etwas anders. Denn dort hatten die Alliierten mehr Macht.

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Re: Wo ist der Junge, den mein Vater aus der DDR gezaubert hat?

Beitragvon Ari@D187 » 12. September 2019, 20:54

Mutter und Kind wurden also zunächst einmal geraubt und dann in der DDR wieder auf freien Fuß gesetzt, so dass der Junge bei den Großeltern abgeholt werden und die Mutter alleine in den Westen reisen konnte. Hat evtl. jemand noch weiterführende Informationen zu dem Fall?

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„Mein wagemutiger Großvater hat ein bisschen Ost-Berlin für sich genommen“

Beitragvon Interessierter » 18. November 2021, 11:35

1982 legte ein türkischer Einwanderer auf einem Stück DDR-Land einen Garten in der Nähe der Berliner Mauer an. Osman Kalin verteidigte seine kleine Domäne energisch gegen alle Autoritäten, die versuchten, sie wegzunehmen. Obwohl er dieses Jahr gestorben ist, kümmert sich seine Familie immer noch um das Grundstück und das Baumhaus, das er dort gebaut hat.

"Als ich 17 war, zeigte mir mein Kunstlehrer an der High School berühmte Gebäude und erklärte ihre historische Bedeutung", erinnert sich Osman Kalins Enkelin Funda.

"Eine Woche haben sie uns den Eiffelturm gezeigt und in der nächsten Woche das Baumhaus meines Großvaters.

„Die Jungs in der Klasse haben sich darüber lustig gemacht, weil es ein bisschen komisch und unförmig aussieht – und als Teenager war ich total beschämt. Meine Freundin wollte gerade verraten, dass MEIN Großvater es gebaut hat, als ich ihr einen Blick zugeworfen habe um sie zum Schweigen zu bringen."

Aber das war vor 16 Jahren. Jetzt sagt Funda, dass sie sehr stolz auf das ist, was ihr Großvater gebaut hat.

Der von Osman Kalin angelegte Garten steht an der Grenze von Mitte (ehemals Ost-Berlin) und Kreuzberg (ehemals West-Berlin). Moderne Bürogebäude und Hochhauswohnungen umgeben heute den überwucherten Garten und das auf den Kopf gestellte Haus, das mit Graffiti geschmückt ist und dessen unpassende Möbel auf den Boden geklebt sind.

Aber von 1961 bis 1989 teilte die Berliner Mauer das Areal und verlief an einer der drei Seiten des Gartens. Tatsächlich war es die Schaffung der Mauer, die den Garten ins Leben rief.

Über Nacht im August 1961 wurden Betonpfosten in den Boden gesetzt und mit Stacheldraht zusammengebunden, während bewaffnete Wachen mit Kampfhunden auf der Ostseite patrouillierten.

Aber die Bauarbeiter haben Abstriche gemacht. Offiziell verlief die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin in der Nähe einer kurvigen Straße, dem Bethaniendamm, im rechten Winkel, aber die Mauer ging gerade über und hinterließ auf der Westseite der Mauer ein Ost-Berliner Dreieck. Es blieb auch, als der Drahtzaun zu einer befestigten Doppelmauer mit einem verminten und stolperdrahtgebundenen "Todesstreifen" dazwischen wurde.

Die tolle Fotogalerie gibt es hier:
https://www.bbc.com/news/stories-44601030
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