„Beeilen Sie sich! Die Vopos kommen!“

[Interessierter]

August ’61, Bernauer Straße. Der Vater schließt die Tür von innen ab. Es hat Vorteile, ganz unten zu wohnen Mit den Eltern flüchtet die Tochter durchs Fenster, rüber in den Westen – im Wintermantel



In einer geteilten Stadt kommt es darauf an, ein möglichst ungeteiltes Leben zu führen. Ein tendenziell ungeteiltes Leben führt, wer zwar noch mit beiden Beinen im Osten steht, aber bereits Westluft atmet. Und das machen die Matherns schon, wenn sie die Fenster öffnen. In der Bernauer Straße wohnen, kochen und schlafen sie gewissermaßen zentimetergenau auf der Grenze zweier Weltsysteme.

Elke Matherns Vater arbeitet beim Backmittelhersteller „Brann“ – dem Dr. Oetker des Ostens. Und Elkes Vater ist der Verkaufsleiter, er hat sogar einen Firmenwagen. Ihre Mutter hilft in einer Weddinger Fleischerei. Was ist eine Fleischereigehilfin gegen einen Verkaufsleiter mit Dienstwagen? Nicht viel, normalerweise, aber was ist schon normal in einer Stadt mit zwei Währungen? Und wenn die Mutter ihren Verdienst schwarz tauscht, bleibt von Vaters Vorsprung nichts übrig. Auch ist, wer mit dem ersten Schritt auf die Straße bereits im Westen ist, auf Westgeld angewiesen, zumindest seelisch.

Trotzdem, weg wollten sie nie. Nicht einmal, als der Onkel aus Tangermünde in den Westen floh, mit ihrer Wohnung als Fluchtquartier. Sie brachten seine Möbel auf der einen Seite hinein, tranken noch gemeinsam Kaffee, und brachten sie auf der anderen wieder hinaus.

Weiter geht es hier:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/beei ... 94478.html

[Volker Zottmann]

Elkes Gedanken, so kurz vor der Flucht kann ich nachvollziehen.
Ihre Schulfreundin - sie wird sie nicht wiedersehen, keinen Kontakt mehr haben...

Umgekehrt erging es uns Schülern, einer 3. Klasse im Sommer 61.
Eine unserer beliebtesten Schülerinnen wurde von der ganzen Klasse auserkoren, ein klasseneigenes Federballspiel über die Ferien hinweg zu hüten.
Am ersten Schultag der 4. Klassenstufe aber fehlte unsere Sylvia Schönfeld vom Husarenstieg, sie war also auch noch eins meiner Nachbarskinder... Nach wenigen Tagen wussten alle, das Sylvia samt Eltern "böse Menschen" waren, die unsere schöne im Aufbau befindliche DDR verrieten, indem sie rübermachten...
Wir erfuhren nie, wie es der Familie Schönfeld gelang, ob noch durch die Harzwälder oder doch eher durch das fast sichere Berlin mit der S-Bahn?
Wir Kinder haben Sylvia nie wieder gesehen. Zu einer Klassenfeier vor fast 15 Jahren setzte ich so manchen Hebel in Bewegung und fand auch eine Sylvia mit Geburtsnamen Schönfeld. Ganz nah dran, doch es war die falsche, mit fast gleicher Vita.
Was das perfide Grenzsystem mit dem Einsperren von weit über 17 Millionen Menschen für Verwirrung in unseren Köpfen anstellte, kann nur nachvollziehen, wer auch betroffen war.
So dicht am Harz und der Grenze wohnen, betraf es uns öfter, zumindest ich kenne etliche Familien aus dem nahen Umfeld, die vor 1961 noch schafften, in den Westen zu gelangen. So beispielsweise auch Jutta aus dem Nebenhaus und Ina und Rainer, die Kinder eines Quedlinburger Schuldirektoren, die mit ihrer Mutter in den Ruhrpott flüchteten.

Gruß Volker

[Edelknabe]

Muss man sich Sorgen um dich machen Volker Zottmann? Eben wegen der Verwirrung in den Köpfen. Aber jetzt bist du doch hoffendlich wieder klar? Ohne Mist, du hattest schon "eine echt schwere Kindheit Mann, du bist wahrlich nicht zu bedauern." Also da war ich mit Mutters Schlägen, ihren kräftigen Hieben so mit dem Teppichklopfer, dem Rohrstock und ab und an dem Schrubber ja noch gut dran.

Rainer-Maria

[Nostalgiker]

Zum Glück waren nicht alle von 17 Mio "zurückgebliebenen" verwirrt.
Es reicht Heute wenn einige wenige dieser Verwirrten ihre Verwirrtheit als die einzige und absolute Wahrheit verkaufen wollen.

[Volker Zottmann]

Muss man sich Sorgen um dich machen Volker Zottmann? Eben wegen der Verwirrung in den Köpfen. Aber jetzt bist du doch hoffendlich wieder klar? Ohne Mist, du hattest schon "eine echt schwere Kindheit Mann, du bist wahrlich nicht zu bedauern." Also da war ich mit Mutters Schlägen, ihren kräftigen Hieben so mit dem Teppichklopfer, dem Rohrstock und ab und an dem Schrubber ja noch gut dran.

Rainer-Maria

Verwirrt gebblieben bist allenfalls Du Rainer.
Uns Kinder hat das damals schon umgetrieben, sogar, wo denn nun unser Federballspiel geblieben ist....
Das begreifst Du aber nur, wenn Du Gleiches mehrmals erlebt hast, also ie Fluchten von vertrauten Menschen, die dann Hals über Kopf weg waren.

Gruß Volker

[Nostalgiker]

Ich überlege gerade mit wem von 37 Schülern ich so vertraut war das mich ihr Abgang vor dem 13. sichtlich betrübte ........
Weiß noch nicht einmal wieviele damals so Abhanden gekommen sind .....

Einzig empörend war das unsere Pioniergruppenleiterin verschwand bevor sie das spannende Buch uns zu Ende vorgelesen hatte.
Das war wirklich sehr gemein denn wir haben nie erfahren wie die Geschichte ausging.
Wie es ihr gelang uns aus einem Westkinderbuch vorzulesen wird sowieso eines der ewig ungelösten Rätsel bleiben .......

[augenzeuge]

Es reicht Heute wenn einige wenige dieser Verwirrten ihre Verwirrtheit als die einzige und absolute Wahrheit verkaufen wollen.

Reichen würde es eigentlich, nur auf dich zu hören. Oder meinst du nicht?
AZ

[Nostalgiker]

Es reicht Heute wenn einige wenige dieser Verwirrten ihre Verwirrtheit als die einzige und absolute Wahrheit verkaufen wollen.

Reichen würde es eigentlich, nur auf dich zu hören. Oder meinst du nicht?
AZ

Nö, aber es wäre in der "Diskussion" etwas entspannter.
Fang doch einfach an Augenzeuge über deine Vorurteile und deine Vorgenommenheit zu springen ...
Du kommst mir irgendwie so wie ein "'tomee - opfer" nach 35 Jahren vor. nach dem Motto; ich muß es kultivieren was mir passierte.....
Ok, was passierte dir genau?
Du wurdest ein wenig 'bearbeitet' und relativ schnell rausgelassen.
Also mach hier nicht auf Opfer.

[augenzeuge]

Du wurdest ein wenig 'bearbeitet' und relativ schnell rausgelassen.
Also mach hier nicht auf Opfer.

Relativ schnell? Was ist das? Ein wenig bearbeitet? Wie niedlich so ein Ahnungsloser ohne Wissen versucht bei Faktenwissen mitzureden?

Jaja, das lief alles automatisch ab, ein paar lockere Plauderstunden bei Kaffee und Kuchen und schon saß ich im Zug....so stellst du dir alles vor?
Deine DDR muss echt anders gewesen sein. So wäre ich nie weggekommen.

Bei dir ist man vermutlich erst ein Opfer, wenn man Jahre im U Boot zugebracht hat. Egal wie, als Opfer möchte ich von dir gar nicht gesehen werden. Es reicht mir, wenn du in mir den trotzigen Typ siehst, mit dem man nicht fertig wurde.

AZ