Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Interessierter » 17. Januar 2019, 07:09

Bei dem Versuch, die Elbe zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen mithilfe einer Tauchausrüstung zu durchschwimmen, ist Achim Bergmann auf der Flucht ertrunken.

geboren am 19. Dezember 1940 in Gräfenhainichen
ertrunken beim Fluchtversuch am 10. Oktober 1972, geborgen am 7. November 1972
Ort des Zwischenfalls: Elbe, Elb-Kilometer 471,8, nahe Aulosen (Sachsen-Anhalt)


Günter Achim Bergmann kam am 19. Dezember 1940 in Gräfenhainichen (Landkreis Wittenberg) zur Welt. Zuletzt lebte er in Quedlinburg im Harz, wo er als Schlossermeister beim VEB Kraftfahrzeug-Instandsetzungswerk arbeitete und wo auch seine Verlobte wohnte. Vielleicht hatte ihn diese Verbindung zu einem Ortswechsel bewogen. Achim Bergmann war das letzte in der DDR verbliebene Familienmitglied. Sein Bruder lebte in Frankreich, seine Eltern durften ein Jahr zuvor in die Bundesrepublik ausreisen.

Achim Bergmann beantragte bei seinem Betrieb ab dem 6. Oktober 1972 drei Tage Urlaub. Als Begründung gab er an, in seinem alten Heimatort Gräfenhainichen Hypothekenangelegenheiten erledigen zu müssen. Aus dem Bericht eines Stasi-Informanten geht hingegen hervor, dass sich Achim Bergmann am 8. Oktober 1972 mit seinem Bruder in Polen traf. Vermutlich hatte dieser ihm in Frankreich die Tauchausrüstung besorgt und war als Einziger in die Fluchtpläne eingeweiht worden. Einen Tag nach der Rückkehr aus Polen verkaufte der 31-Jährige seinen Wartburg, für den er beim staatlichen Vermittlungskontor 5 670 Mark erhielt. Die Information über den Autoverkauf erreichte erst am 28. Oktober 1972 die Kreisdienststelle des MfS in Quedlinburg, die das Veräußern des Fahrzeugs als Vorbereitung zur Flucht wertete, denn Achim Bergmann war nach seinem dreitägigen Urlaub nicht wieder zur Arbeit erschienen.

Nachdem fast drei Wochen seit dem Treffen in Polen vergangen waren, hatte der in Frankreich lebende Bruder bei einem Freund in Quedlinburg angerufen und nachgefragt, ob dieser etwas über den Verbleib seines Bruders wisse. Der Freund erkundigte sich daraufhin besorgt beim Kommissariat der Volkspolizei in Quedlinburg und berichtete dort über den Autoverkauf und die Nachfrage des Bruders aus Frankreich. Nun erst gingen auch die Sicherheitsbehörden von einem „Versuch des ungesetzlichen Verlassens der DDR” aus.

Wenige Tage später, am 7. November 1972, erreichte die Kreisdienststelle des Staatssicherheitsdienstes in Quedlinburg ein Fernschreiben mit der Mitteilung über einen Leichenfund bei Elb-Kilometer 471,8. Es handelte sich bei dem Toten um Achim Bergmann, einen großgewachsenen, gut durchtrainierten jungen Mann mit langen, blonden Haaren. Bergmann hatte versucht, die Elbe zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen mithilfe einer Tauchausrüstung zu durchschwimmen. Er wurde am südlichen Ufer vor dem Schutzstreifen der 1. Grenzkompanie in Aulosen von einem DDR-Boot geborgen. Als man ihn fand, trug er einen Taucheranzug französischer Herkunft und hatte zudem seinen Führerschein, eine Landkarte, einen Kugelschreiber, einen Kompass und eine leere Messerscheide am Körper. Das Messer ging vermutlich während der Flucht verloren. Die nach der Bergung hinzugezogene Ärztin ging von einer zwei- bis vierwöchigen Liegezeit der Leiche aus. Warum die gut vorbereitete Flucht über die Elbe missglückte, bleibt ungeklärt. Vielleicht ertrank Günter Achim Bergmann, weil die Atemautomatik der Tauchausrüstung ausfiel, denn zu dem Zeitpunkt, als man ihn aus der Elbe barg, waren seine Sauerstoffflaschen noch ausreichend befüllt.

https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das ... index.html
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Edelknabe » 17. Januar 2019, 19:28

Dazu fällt mir nur noch ein, "zweiundreißig Jahre" alt, dazu eine Verlobte und einen Beruf wo du zu tiefsten DDR-Zeiten sinngemäß Goldene Dukaten scheißen konntest. Und steigt in einen Taucheranzug über den er nie vorher praktische Erfahrungen sammeln konnte? War das Dummheit, Träumerei oder was war das? Und mit "Zweiunddreißig" ein recht später Junge.....in dieser DDR.

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Dr. 213 » 18. Januar 2019, 10:39

Da wird wohl was schief gegangen sein. Am Willen hat es wohl nicht gelegen.
Schlechte Vorbereitung, zu viel Blei am Gürtel, Panik, keine Übung beim Ablegen der Ausrüstung und Notaufstieg.

Das mit der Träumerei war auf beiden Seiten verteilt.
Es gab genug willige Systemgetreue, die völlig davon überzeugt waren, mit dem Anschrauben von Menschenzerfetzmaschinen
eine gute Tat vollbracht zu haben und jedenfalls sowas wie Ekel bei ihrer "wertvollen" Tätigkeit für den Frieden nicht verspürt haben.

Jetzt muß man noch mal kurz taxieren, welcher Traum mehr Anerkennung verdient hat.
Der Traum, die Grenze möglichst dicht zu machen, nicht gegen Eindringlinge natürlich sondern gegen Republikflüchtlinge.
Oder ist es der Traum von Freiheit, den so viele Menschen in der DDR nur heimlich in der Nacht in ihrem Bettchen haben durften ?

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Edelknabe » 18. Januar 2019, 18:00

Unser Doktor mit diesem:

"Das mit der Träumerei war auf beiden Seiten verteilt.
Es gab genug willige Systemgetreue, die völlig davon überzeugt waren, mit dem Anschrauben von Menschenzerfetzmaschinen
eine gute Tat vollbracht zu haben und jedenfalls sowas wie Ekel bei ihrer "wertvollen" Tätigkeit für den Frieden nicht verspürt haben."
textauszug ende

Sollte das jetzt ne Anspielung sein Dottore und nee, es war wohl eine? Hier nochmal nur für Dich zum mitschreiben: "Die Arbeit eines Pionier an der innerdeutschen Grenze(hier Grüne Grenze) bestand ua. auch in der Arbeit mit den Minen. Nur die deine Worte/Bewertungen "Überzeugung, willig, gute Tat und wertvoll" passen da heute nicht so recht dazu, weil, es war eine tägliche Arbeit wie jede andere auch, eben im Sinne der damaligen Wehrpflicht.

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Spartacus » 18. Januar 2019, 18:15

weil, es war eine tägliche Arbeit wie jede andere auch, eben im Sinne der damaligen Wehrpflicht.


Unsinn, oder warst du damals an der Grenze mit Blindheit geschlagen?

Hättest du die Automaten auf der Westseite montiert, alles gut. Aber so Mann, die waren gegen wen gerichtet?

Ei, ei Rainer, wirste richtig alt mittlerweile. [wink]

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon pentium » 18. Januar 2019, 18:22

Spartacus hat geschrieben:
weil, es war eine tägliche Arbeit wie jede andere auch, eben im Sinne der damaligen Wehrpflicht.


Unsinn, oder warst du damals an der Grenze mit Blindheit geschlagen?

Hättest du die Automaten auf der Westseite montiert, alles gut. Aber so Mann, die waren gegen wen gerichtet?

Ei, ei Rainer, wirste richtig alt mittlerweile. [wink]

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Hat der Rainer nicht von Minen geschrieben....und ja noch in hundert Jahren wird man dem Edelknabe vorhalten...du hast damals....kann man mal die Satzbausteine updaten?
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Edelknabe » 18. Januar 2019, 18:29

Deine Bewertung der Blindheit wird vom Rainer mit Jugend ersetzt. Leider war ich "kein Seher" zu damaliger Zeit, so wie du. Wäre dann vielleicht Bausoldat geworden. Aber nee, es sollte wohl nicht sein.

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon augenzeuge » 18. Januar 2019, 19:18

Edelknabe hat geschrieben:Deine Bewertung der Blindheit wird vom Rainer mit Jugend ersetzt.

Rainer-Maria


Du kannst doch zugeben, dass du es damals als richtig empfunden hast, gegen die Verräter der Sozialismus diese Dinge einzusetzen.

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Dr. 213 » 18. Januar 2019, 20:32

Für damals muß man sich nicht entschuldigen.
Ich habe aber aus dem Beitrag sinngegm. herausgelesen, daß das Opfer quasi selber Schuld war.
Und das erinnert mich sehr and die bösen Worte der Genossin Volksbildungsministerin zu den Mauertoten.

Die Opfer dieser potentiell tödliche DDR- Grenze kann mir keiner mit dem Hinweis für Dumm hinstellen,
es standen ja dort Immer genug Warnschilder und jeder DDR- Insasse wußte von der Gefahr.

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon augenzeuge » 18. Januar 2019, 22:47

Dr. 213 hat geschrieben:Ich habe aber aus dem Beitrag sinngegm. herausgelesen, daß das Opfer quasi selber Schuld war.

Dr. 213


Ja, so hat es der Knabe damals gesehen. Wer das Gesetz beachtet, bleibt artig im Käfig....ok, er hatte das etwas anders formuliert.
Traurig, aber er war ganz sicher nicht der Einzige....

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Ari@D187 » 19. Januar 2019, 12:00

Statt etwas herauszulesen, könnte man natürlich auch versuchen auf die Fragen einzugehen, welche ich für nicht unberechtigt halte.

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Interessierter » 19. Januar 2019, 13:23

Ari@D187 » 19. Jan 2019, 12:00
Statt etwas herauszulesen, könnte man natürlich auch versuchen auf die Fragen einzugehen, welche ich für nicht unberechtigt halte.


Meiner Meinung nach ist die Schlussfolgerung des Dr. 213 völlig richtig. Denn der Edelknabe vertrat diese Meinung nicht nur damals, sondern auch noch heute. ( wie im Forum nachzulesen ist ) Das ist, nach fast 30 Jahren, für einen Installateur dieser Todesautomaten schon " bemerkenswert ", vorsichtig ausgedrückt. ( zumal er ja nur einen Befehl ausführte )
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Sperrbrecher » 19. Januar 2019, 13:37

augenzeuge hat geschrieben:Ja, so hat es der Knabe damals gesehen. Wer das Gesetz beachtet, bleibt artig im Käfig....ok, er hatte das etwas anders formuliert.
Traurig, aber er war ganz sicher nicht der Einzige....

Guckst Du hier:

https://www.youtube.com/watch?v=Db83vKgjoBg
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Dr. 213 » 19. Januar 2019, 13:59

Ari@D187 hat geschrieben:Statt etwas herauszulesen, könnte man natürlich auch versuchen auf die Fragen einzugehen, welche ich für nicht unberechtigt halte.

Ari





Ich hab mal hier im Thema etwas rückwärts gelesen.
Wo sind denn die Fragen, wurde was gelöscht, hab ich was überlesen ?

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon augenzeuge » 19. Januar 2019, 15:45

Es wurde nichts gelöscht. Welche Frage?
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Ari@D187 » 19. Januar 2019, 18:28

Hier die Fragen:

Edelknabe hat geschrieben:Dazu fällt mir nur noch ein, "zweiundreißig Jahre" alt, dazu eine Verlobte und einen Beruf wo du zu tiefsten DDR-Zeiten sinngemäß Goldene Dukaten scheißen konntest. Und steigt in einen Taucheranzug über den er nie vorher praktische Erfahrungen sammeln konnte? War das Dummheit, Träumerei oder was war das? [...]


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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Dr. 213 » 19. Januar 2019, 21:15

Ahja, das war gemeint.
Wenn Du es das nächste mal noch präziser dazu schreibst geht es schneller.

Ich bin in meinem ersten Beitrag dazu eingegangen.
Wenn schon damals die allwissenden Stasis es nicht herausfinden konnten, so können wir nur spekulieren.
Noch jemand eine Idee warum, wieso und was mag der Flüchtling sich im Westen erhofft haben?

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Nov65 » 19. Januar 2019, 21:31

Traurig, traurig Rainer. Wenn du schon damals nur ein unkritisch junger Pioniersoldat warst, müsstest du heute mit dem Wissen um die Toten an der schändlichen Schutzmauer des DDR- Regimes deinen Missbrauch durch die Machthaber erkannt haben. Einfach nur traurig. Andreas
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Ari@D187 » 19. Januar 2019, 21:39

Ich kann zu dem Fall leider auch keine weiteren Informationen finden.
Wahrscheinlich hat die Verlobte noch einigen Ärger mit dem MfS bekommen. Im Falle einer gelungenen Flucht, hätte sie vermutlich unter besonderer Beobachtung gestanden, was eine Flucht in die BRD zu ihrem Verlobten noch zusätzlich erschwert hätte. Aber es gibt auch Beispiele von ähnlich gelagerten Fällen, welche dann letztlich geglückt sind.

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Januar 2019, 22:04

War das Dummheit, Träumerei oder was war das?

Wer so fragt, hatts damals und hat heute immer noch absolut keine Ahnung von den Befindlichkeiten vieler Mitmenschen.
Im Muldental scheint es denkbar, dass wesentlich weniger Menschen sich gen Westen aufmachten, schon allein der Entfernung zur Grenze wegen.
Hier am Harzrand, meist dichter als 40 km bis zur Demarkationslinie, haben sich jedenfalls bis zuletzt viele Menschen illegal auf den Weg gemacht. Die Reihe derer, die es schafften und die auch ich kenne und kannte ist eine lange.
Wenige, meist ganz junge Kerle sind mit "Träumerei" oder purer Abenteuerlust aufgebrochen. Das waren aber die aller wenigsten. Hauptbeweggrund war doch eher Aussichtslosigkeit, je den Beruf seiner Wahl erlernen zu dürfen, seine Verwandten noch in jungen Lebensjahren täglich sehen zu können. Der Gängelei und dem Dauermangel zu entkommen. Das wären alles auch meine Beweggründe gewesen. Doch ging es mir nie so schlecht, deshalb mein Leben zu riskieren. Da blieb zum täglichen Auskommen nur, sich anzupassen.
Es gab aber genügend, die dermaßen verfolgt und tyrannisiert wurden, dass ihnen nur die Flucht blieb. Das es solche menschliche Aussichtslosigkeit gerade in der DDR gab, vermag sich der Edelknabe heute noch nicht vorzustellen...
Mir ist das unbegreiflich.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Nov65 » 20. Januar 2019, 11:19

Volker, ich stimme dir zu. Die Lebensperspektive junger Menschen war angesichts der Umzäunung nicht prickelnd. Das Blauhemd und die Aufmärsche, Westfernsehen als Strafdelikt, Karriere nur mit Parteibuch, Westverwandtschaft nunmehr Klassenfeinde, durchsichtiger Schwarzer Kanal, tägliche Mangelwirtschaft, Autokauf nach Wartejahrzehnt......
Und: Wenn man jung ist, lockt die Ferne. Siehe heutige internationale Projekte für junge Leute im sozialen Bereich.

Noch mal zu Auffassungen der Grenzer damals: Natürlich folgten viele der AgitProp-Parole: "Alle Republikflüchtlinge wussten doch um die Gefährlichkeit der Grenze. Auch dass geschossen werden kann. Sind doch selber schuld."
Die jungen Kerle bekamen damit eine Legitimität für ihr Dasein an der Mauer eingebleut. Ob sie im Ernstfall wirklich geschossen hätten, ist damit noch nicht gesagt.

Diese Männer sind heute meist schon Großväter und sollten "schlauer" weil erfahrener sein als damals. Aber @Edelknabe??
Grüße von Andreas
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Edelknabe » 20. Januar 2019, 12:12

Unser Jörg mit diesem:

"Du kannst doch zugeben, dass du es damals als richtig empfunden hast, gegen die Verräter der Sozialismus diese Dinge einzusetzen."
textzug ende

Wie könnte ich denn heute etwas zugeben, was ich damals gar nicht so empfunden hatte? Zumal, irgendwelche Verräter am Sozialismus hab ich in jungen Jahren gleich garnicht gesehen. Beachtet mal die Zeit Ende der 70er Jahre in der DDR und ja, das schrieb ich schon öfters, ich hatte als junger Kerl an diesem Kanten ein recht klares Feindbild. Und bitte jetzt nicht wieder Aufzählungen was alles freundwärts montiert war, wir hatten das schon hundertfach.

Der Osten machte zwar offiziell auf Entspannung,aber die DDR modernisierte ihre Grenzanlagen und das bis ins ausgeklügelte Detail. Und der Westen, der hatte wohl in den Jahren 77/78/79voll mit seiner RAF zu tun.

Und nein, wir waren nicht Kompanie, wir waren nur "Grenzunterstützende Einheiten"(sinngemäß ein Bautrupp), beschäftigt von ca. 8.00-16.30Uhr mit dem Bau der Grenzanlagen. Kann somit sein, das "Kantenlatscher"(Kompanie) wieder ne ganz andere Einsicht/Ansicht/Feindbild hatte.

Rainer-Maria...."sag ich doch, der Rainer war sinngemäß bei die Bausoldaten"

Und einen guten Tag allen ins Forum
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon steffen52 » 20. Januar 2019, 12:33

Rainer-Maria, mal eine Frage: Wusstest Du zu der damaligen Zeit von der Wirkung dieser Dinger? [ich auch] Also zu meiner Zeit(1970) gab es das noch nicht, da wurde der Stacheldrahtzaun
gegen Streckmetallzaun ausgetauscht.
Gruß steffen52
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Transitfahrer » 20. Januar 2019, 12:38

Edelknabe hat geschrieben:Dazu fällt mir nur noch ein, "zweiundreißig Jahre" alt, dazu eine Verlobte und einen Beruf wo du zu tiefsten DDR-Zeiten sinngemäß Goldene Dukaten scheißen konntest. Und steigt in einen Taucheranzug über den er nie vorher praktische Erfahrungen sammeln konnte? War das Dummheit, Träumerei oder was war das? Und mit "Zweiunddreißig" ein recht später Junge.....in dieser DDR.

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Warum nicht mal die Fragen selber beantworten? Oder zumindest ein wenig mutmaßen.

"Achim Bergmann war das letzte in der DDR verbliebene Familienmitglied. Sein Bruder lebte in Frankreich, seine Eltern durften ein Jahr zuvor in die Bundesrepublik ausreisen."

Seine Verlobte eine "Schreckschraube" und was wolltest Du denn mit den Goldenen Dukaten in der DDR machen?
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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Edelknabe » 20. Januar 2019, 13:13

Mein Gott Transitfahrer. Jetzt hatte doch der Achim der Ärmste Keinen mehr, in dieser DDR. War dazu noch ein recht später Junge, und sein sauer erarbeitetes Geld, das konnte er auch nicht für Schöne Dinge ausgeben? Weil, schöne Dinge gab es doch in dieser DDR nicht.Weder im Delikat noch im Exquisit? Was für" erschreckende "Biografien im damaligen Sozialismus. Gut das er wenigstens noch träumen konnte, eben vom Westen der ihm dann wohl die gebraten Hühner hätte voll in den Mund fliegen lassen.

Denn sowas gabs ja im Westen nicht, nur noch der Einzige aus der Familie zu sein, vielleicht noch ne Verlobte zu haben, die halt nicht die Hübscheste war.Diese "menschliche Einsamkeit" im Sozialismus, also da konnte man schon auf dumme Gedanken kommen. Also wenn ich das menschliche Elend heute allerorten sehe....wo könnten die eigentlich alle hin.....und schade, es gibt ja keine OldBRD mehr

Und ja Steffen, ich wusste um die geballte Kraft /Energie der kleinen SM-70.Unser Truppführer sprengte defekte, besser formuliert durch Auslösungen beschädigte Trichter stets vor Ort. Und keine Ahnung, ob das offiziell/befehlsmäßig so erlaubt war?

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Re: Achim Bergmann - Auf der Flucht ertrunken

Beitragvon Transitfahrer » 20. Januar 2019, 14:12

Edelknabe hat geschrieben:Mein Gott Transitfahrer. Jetzt hatte doch der Achim der Ärmste Keinen mehr, in dieser DDR. War dazu noch ein recht später Junge, und sein sauer erarbeitetes Geld, das konnte er auch nicht für Schöne Dinge ausgeben? Weil, schöne Dinge gab es doch in dieser DDR nicht.Weder im Delikat noch im Exquisit? Was für" erschreckende "Biografien im damaligen Sozialismus. Gut das er wenigstens noch träumen konnte, eben vom Westen der ihm dann wohl die gebraten Hühner hätte voll in den Mund fliegen lassen.

Denn sowas gabs ja im Westen nicht, nur noch der Einzige aus der Familie zu sein, vielleicht noch ne Verlobte zu haben, die halt nicht die Hübscheste war.Diese "menschliche Einsamkeit" im Sozialismus, also da konnte man schon auf dumme Gedanken kommen. Also wenn ich das menschliche Elend heute allerorten sehe....wo könnten die eigentlich alle hin.....und schade, es gibt ja keine OldBRD mehr

Und ja Steffen, ich wusste um die geballte Kraft /Energie der kleinen SM-70.Unser Truppführer sprengte defekte, besser formuliert durch Auslösungen beschädigte Trichter stets vor Ort. Und keine Ahnung, ob das offiziell/befehlsmäßig so erlaubt war?

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Wieso "Mein Gott" Ich dachte Ihr hattet es nicht so mit der Kirche in der DDR?

Nun kommen auch wieder die gebratenen Hühner und das menschliche Elend.
Du stellst hier Fragen die niemand beantworten kann. Fehlt nur noch die Tafel. Es soll sogar in der BRD Menschen geben die Obdachlos verhungern. Oder sich kein Auto und Zigaretten leisten können.

Schon klar das du Dir nicht vorstellen kannst das jemand dem Paradies auf Erden namens "DDR" entfleuchen wollte. War aber so! Finde Dich damit ab.
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