Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon augenzeuge » 14. Dezember 2018, 16:14

Berlin 1989/1990
Als die Flucht plötzlich keine mehr war..... [shocked]

"Passen Sie auf, dass sie sich nicht verletzen." [blush]

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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Ari@D187 » 31. Dezember 2018, 13:17

augenzeuge hat geschrieben:Berlin 1989/1990
Als die Flucht plötzlich keine mehr war..... [shocked]

"Passen Sie auf, dass sie sich nicht verletzen." [blush]

[...]
AZ

Was ist denn das für eine Dienstauffassung? [hallo]
- Hände im Bunker
- Gemütlich auf den Zaun abgestützt (der Zaun steht von alleine...in dem Fall nicht ganz sicher)

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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Volker Zottmann » 31. Dezember 2018, 13:37

So wie im damaligen Fernsehen zu sehen, haben wir beim gemeinsamen "durch den Zaun schlüpfen" im Harz auch unzählige Male in die Gesichter der Uniformierten blicken können.
Nie zuvor sah man diese Fassungslosigkeit, diese Hilflosigkeit in diesen Offiziersgesichtern.
Ihnen ist wahrlich Ihre Welt zusammengebrochen. So "wichtig" wie ihnen ihre Kontrolltätigkeit auch immer erschien, spürten sie jetzt ihre wirkliche Nutzlosigkeit. Sie merkten binnen Tagen, wie überflüssig sie waren.
Mir war das Genugtuung genug.

Gruß Volker
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Edelknabe » 31. Dezember 2018, 13:49

Und Abends dann Volker, deine Frau drückte sich an dich, ihren kühnen Helden und meinte wohl"hast du es Ihnen wieder gezeigt mein Rambo, in deiner alten Kutte mit dem Friedenszeichen". Du dann "ja meine Taube, es war mir ein innerer Vorbeimarsch".

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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Nostalgiker » 31. Dezember 2018, 13:52

Komisch, in Berlin hatte ich eher den Eindruck das die Grenzer und PKA Leute an den Übergängen fröhlicher Gesichter machten, nicht mehr so verbissen schauten und auch freundlich und hilfsbereit waren und zu scherzen pflegten; wo ist den ihr Visum im Pass? Also ohne Visum können sie nicht wieder in die Hauptstadt der DDR einreisen ..... - Ohnmacht! - Verschmitzt lächelnd meinte der PKA Mensch; zufälligerweise habe ich hier einen Visumstempel, Ich gebe ihnen gleich das Dauervisum, dann brauchen sie Morgen nicht zur VP und sich nach dem Visum anzustellen.
Gesagt, getan und wir zogen glücklich gegen 3:30 Uhr in der Nacht wieder in Richtung zu Hause.

Die Grenzer dachten wohl eher; endlich ist der Scheiß hier vorbei ........
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon augenzeuge » 31. Dezember 2018, 15:39

Nostalgiker hat geschrieben:Die Grenzer dachten wohl eher; endlich ist der Scheiß hier vorbei ........


Da frag ich Karnak nochmal.... [blush]

Wenn der Kriminelle gesteht, soll er auch diese Gefühle..... [shocked]

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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Nostalgiker » 31. Dezember 2018, 16:19

Augenzeuge, was verkostest du denn aktuell?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon augenzeuge » 31. Dezember 2018, 16:25

Nostalgiker hat geschrieben:Augenzeuge, was verkostest du denn aktuell?

Nichts, das isses ja.... [grins]
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Sperrbrecher » 1. Januar 2019, 00:51

Nostalgiker hat geschrieben:Die Grenzer dachten wohl eher; endlich ist der Scheiß hier vorbei ........

Diesen Eindruck habe ich, zumindest bei manchen der hier Schreibenden, allerdings nicht.
Da sehnt sich wohl der eine oder andere in seine alte Machtposition zurück.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon karnak » 1. Januar 2019, 06:21

augenzeuge hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:Die Grenzer dachten wohl eher; endlich ist der Scheiß hier vorbei ........


Da frag ich Karnak nochmal....

Wenn der Kriminelle gesteht, soll er auch diese Gefühle.....

AZ

[grin] Nun habe ich ja nie auf irgendeinen Wachturm gesessen und aufgehalten, irgendwie war ich an einer Stelle der ein Durchgang war, zumindest für die die durften, vielleicht mit Verzögerung aber immerhin. Mit denen die nicht durften hatte ich ziemlich wenig zu tun, die haben sich bei mir relativ wenig blicken lassen. Dann kam die Grenzöffnung und das war schon eine skurrile Situation, für beide Seiten, verrückter Weise schlug uns eine unendliche Dankbarkeit gerade von denen entgegen die lange nicht durften, als hätten wir die Grenze geöffnet so wie vorher eine gewisse Reserviertheit als hätten wir sie persönlich geschlossen. Jedenfalls habe ich auch in dieser Zeit keinen unendlichen Hass oder Ablehnung erlebt. Sehr bald zog wieder sowas wie " Normalität " ein, wir bekamen von den neuen Herren, erst der Diestel und dann der Eppelmann, neue Anweisungen was zu kontrollieren wäre und was nicht. Die aus dem Noch anderen Land sollten fast jeden Tag irgendwelche neuen Grenzübertrittsdokumente bekommen die auch erstaunlicherweise weiter irgendwo produziert wurden. Die Fahndungskisten wurden immer kleiner aber es gab sie noch und sie wurden weiter gepflegt und auch benutzt. Immer noch Westberliner Polizisten kamen auf uns zu und erbaten Zusammenarbeit und Zuarbeit. Bis irgendwann zu zwischenstaatlichen Vereinbarungen zu einem visafreien Reise und Kontrollverkehr. Das alles haben wir realisiert ohne zu murren, so wie wir es eben gewöhnt waren. [flash] Dann verdichtete sich mehr und mehr der politische Willen zu einer Zusammenführung der beiden Länder, es verdichtete sich immer mehr die Erkenntnis, dass wir irgendwann überflüssig werden. Die neuen politisch Verantwortlichen trachteten nicht danach davon zu jagen, sie wollten den Leuten eine neue Arbeit verschaffen und sie möglichst in Frieden gehen lassen. Es wurde ein Kommando gebildet , dass die Grenzanlagen landesweit abbauen sollte, viele haben noch Jahre dort gearbeitet, wurden Bagger und LKW Fahrer und was weiß ich noch alles. Alle möglichen Westfirmen die im Osten nun Fuß fassen wollten nutzten die Gelegenheit der immer noch vorhandenen Grenzübergangsstellen und fragten die Leute dort ob sie nicht bei ihnen arbeiten wöllten, sie schickten sozusagen ihre " Scouts " dorthin. So bin ich letztlich dort gelandet wo ich heute immer noch bin. Ich bin irgendwann über meinen alten Grenzübergang nach Westberlin gefahren und habe meinen neuen Arbeitsvertrag mit " Schlüter Brot" , eine uralte Westberliner Firma geschlossen. Heute lange vom Markt verschwunden, sie haben das Ende der Insel nicht verkraftet und sind durch den Druck aus dem Westen und dem Wegfall der Subventionen in die Knie gegangen. Ich arbeitete dann schon vor der Währungsunion, sozusagen als Grenzgänger, für DM , hatte den Vorteil schon viele Jahre Tag täglich mit den Brüdern und Schwestern zu tun gehabt zu haben, hatte nicht einen Tag unter Existenzangst zu leiden, ich konnte mir plötzlich Dinge leisten von denen ich vorher nicht zu träumen gewagt hatte, dass hat es mir leicht gemacht und ich bin ohne Zorn gegangen und bis zum heutigen Tag geblieben. Schwein gehabt, einen guten Kommunisten verlässt der liebe Gott nie. [flash] Im Nachhinein betrachtet, für mich war es eher unspektakulär und ein harmonisch verlaufender Lebensweg. Das alles hat mich zu dem gemacht was ich heute bin.
Ach so, und ein gesundes neues Jahr.
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Interessierter » 1. Januar 2019, 06:37

Mit deinem Zeitzeugenbericht fängt das Jahr doch richtig gut an.

[hallo]
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Januar 2019, 10:22

Sehr logischer Bericht Kristian. Gefällt mir ob der Sachlichkeit.
Lediglich beim Spruch " Einen guten Kommunisten verlässt...." stellen sich stets meine Nackenhaare auf. Wie oft hat den meine Mutter gebraucht. Ich fand den, den wirklichen Christen gegenüber, immer sehr zynisch. Die Gedanken darüber, wie der Spruch aufgenommen wird, hat sich von Euch aber nie einer gemacht.

Gruß Volker
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon karnak » 1. Januar 2019, 10:43

[flash] Glaube nicht, dass der Spruch je zynisch gemeint war, er war eher heimlicher Ausdruck der Erkenntnis, dass man EIGENTLICH von der Grundidee gar nicht so weit voneinander entfernt ist. Was die logischen Folge hat, wenn es den lieben Gott gibt wird er den ehrlichen Kommunisten auch mal unter die Arme greifen, man wäre dann Rundumversichert. [flash]
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Januar 2019, 10:53

Ihr wart also als Kommunisten überzeugt, dem lieben Gott nahe zu sein?
Na, nun wundert mich gar nichts mehr. Deine Begründung kommt in die Sammlung meiner "Kabinettsstückchen"

Es passt nicht einer der Smileys.

Gruß Volker
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Re: Als die Flucht nicht mehr verfolgt wurde....

Beitragvon karnak » 1. Januar 2019, 11:00

Nee, es geht um die Grundidee eines sorgenfrei abgesicherten Lebens für jedes Mitglied einer Gesellschaft, der Unterschied, die einen meinen man muss sich selber drum kümmern das es gelingt, die Anderen meinen da ist einer der wird sich drum kümmern wenn die Zeit gekommen ist.Gleich ist man in dem Tun, wenn man die Macht dazu hat, alle zu ihrem Glück zu zwingen, notfalls indem man ein paar einen Kopf kürzer macht und damit die eigene Macht erhält. [flash]
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