Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon Interessierter » 31. Juli 2018, 10:45

HORST FRANK

Schon seit dem Mauerbau ist das Gebiet um den S-Bahnhof Wilhelmsruh im Ost-Berliner Bezirk Pankow ein Schwerpunkt der Fluchtbewegung. Immer wieder gelingt es Flüchtlingen, in dieser Gegend die Sperranlagen zum West-Berliner Bezirk Reinickendorf zu überwinden.[1] Am 29. April 1962 jedoch vereiteln dort DDR-Grenzposten mit Waffengewalt einen Fluchtversuch. Gegen 00.30 Uhr versucht der 19-jährige Horst Frank, wie es im DDR-amtlichen Sprachgebrauch heißt, nach West-Berlin „durchzubrechen“. Er hat einem Rapport der Grenzpolizei zufolge „bereits den zweiten Drahtzaun überstiegen, als er durch unsere Posten angerufen wurde. Da F(rank) die Flucht fortsetzte, wurden durch unsere Posten sieben Zielschüsse abgegeben. F(rank) wurde in das VP-Krankenhaus überführt, wo er gegen 4.00 Uhr verstarb.“

Der Ost-Berliner Grenzrapport, der den gewaltsamen Tod des jungen Mannes dokumentiert, lässt kaum erahnen, wie sich das Geschehen, in das zwei Flüchtlinge und drei Grenzposten verwickelt sind, tatsächlich abgespielt hat. Als Horst Frank in dieser Nacht erschossen wird, ist er unmittelbar vor dem Ziel. Vier Stunden lang ist er zusammen mit Detlev W. durch den Grenzstreifen gerobbt. Es gelingt ihnen, unbemerkt bis zum letzten Sperrelement, einem dreifachen Stacheldrahtzaun, zu gelangen. Sein Freund hat Glück. Er entgeht den Blicken der Wachposten und kann nach West-Berlin entkommen. Horst Frank hingegen wird von zwei Grenzern entdeckt. Aus 20 Metern Entfernung eröffnen sie das Feuer auf den am Boden liegenden Flüchtling. Durch die Schüsse aufmerksam geworden, nimmt auch ein dritter Grenzposten den 19-Jährigen, der sich längst hoffnungslos im Stacheldraht verfangen hat, unter Beschuss. Horst Frank wird insgesamt dreimal getroffen. Er erleidet einen Bauch-Lungen-Durchschuss, der wenig später zum Tod führt.[3]

Wer den tödlichen Schuss abgegeben hat, kann, als sich die drei Schützen Jahrzehnte später vor Gericht verantworten müssen, nicht mehr geklärt werden. Dennoch werden sie des gemeinschaftlich begangenen Totschlags für schuldig befunden und zu Bewährungsstrafen von einem Jahr und sechs bzw. einem Jahr und drei Monaten verurteilt.

Die ganze Geschichte kann mir hier lesen:
https://www.berliner-mauer-gedenkstaett ... 347,2.html
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon augenzeuge » 31. Juli 2018, 15:37

Aus 20 Metern Entfernung eröffnen sie das Feuer auf den am Boden liegenden Flüchtling. Durch die Schüsse aufmerksam geworden, nimmt auch ein dritter Grenzposten den 19-Jährigen, der sich längst hoffnungslos im Stacheldraht verfangen hat, unter Beschuss.


Vermutlich ist er für dieses verbrecherische Verhalten noch beschenkt worden.... [muede] So einen Irren hätte man danach sofort abziehen und verurteilen müssen...aber das hat sich keiner getraut, obwohl die Gesetze der DDR theoretisch dazu ausgereicht hätten.
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon Klaus » 31. Juli 2018, 18:17

alle 3 Posten wurden ausgezeichnet, ich suche noch eine belastbare Quelle
ansonsten :
Die eingesetzten Posten, Postenführer Feldwebel F(...) und Posten Soldat G(...) erkannten vom Postenbereich am Vereinssteg , am Graben in Richtung Neuer Steg eine männliche Person, welche in den Graben gleitete. Die eingesetzten Posten begaben sich im Laufschritt in dieser Richtung und Postenführer Feldwebel F(...) rief den Grenzverletzer an, der sich bereits aus dem Graben heraus in Richtung Drahtsperre eilig bewegte.

Da dieser den Anruf nicht befolgte, gab F. einen Zielschuß ab. Da die Posten ein weiteres Gleiten beobachteten, gab der Posten Soldat G(...) 4 Zielschüsse ab und der herbeigeeilte Nachbarposten Gefreiter K(...) zwei weitere Zielschüsse ab. Daraufhin blieb der Grenzverletzer zwischen dem 2. und 3. Zaun liegen.


Abschlussbericht ==> http://www.chronik-der-mauer.de/system/ ... s_1962.pdf
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon Olaf Sch. » 31. Juli 2018, 19:03

die wurden doch immer ausgezeichnet, Hauptsache der Flüchtling kam nicht durch.
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon wandersmann » 31. Juli 2018, 20:22

Was ist eigentlich mit diesen Lumpen geschehen ,die uns befohlen haben zu schießen . Es ist wie immer der kleine Mann ist dran . Und diese Verbrecher aus dem Politbüro genießen heute lachend ihre Rente .
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon steffen52 » 31. Juli 2018, 20:30

wandersmann hat geschrieben:Was ist eigentlich mit diesen Lumpen geschehen ,die uns befohlen haben zu schießen . Es ist wie immer der kleine Mann ist dran . Und diese Verbrecher aus dem Politbüro genießen heute lachend ihre Rente .

Der Befehlsempfänger ist schon immer der Dumme gewesen, zu jeder Zeit! Die den Befehl dazu gaben sagen heute, na so haben wir es nicht gemeint. [frown]
Man war vereidigt und das haben halt einige Grenzer wörtlich genommen und geglaubt es wäre richtig die Staatsfeinde( DDR-Aussage) zu stoppen, eigentlich traurig aber wahr! [denken]
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon Klaus » 31. Juli 2018, 20:35

wandersmann hat geschrieben:Was ist eigentlich mit diesen Lumpen geschehen ,die uns befohlen haben zu schießen . Es ist wie immer der kleine Mann ist dran . Und diese Verbrecher aus dem Politbüro genießen heute lachend ihre Rente .


mein Vater hat desöfteren zu mir gesagt bzw. mich gefragt , wenn jemand sagt "... spring aus dem Fenster..." dann springst du ... ??????

steffen52 hat geschrieben:     Man war vereidigt ...

der Text der Vereidigung hatte aber nichts mit dem Schießbefehl zu tun, der kam erst bei der Vergatterung vor dem Grenzdienst
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon steffen52 » 31. Juli 2018, 20:42

Klaus hat geschrieben:
steffen52 hat geschrieben:     Man war vereidigt ...

der Text der Vereidigung hatte aber nichts mit dem Schießbefehl zu tun, der kam erst bei der Vergatterung vor dem Grenzdienst

Klaus ist doch klar, hatte es etwas zu locker geschrieben, habe es doch alles erlebt 1970 in der Rhön. [wink]
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon Klaus » 31. Juli 2018, 20:47

glaube ich dir, aber wer da den Flüchtenden in den Rücken geschossen hatte kann sich nicht auf den sog. Befehlsnotstand berufen
wenn da jemand daneben geschossen hat dann war das zwar seiner Laufbahn nicht gerade förderlich aber nach Schwedt ist deswegen auch niemand gekommen ...
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon augenzeuge » 31. Juli 2018, 21:04

steffen52 hat geschrieben:
Klaus hat geschrieben:
steffen52 hat geschrieben:     Man war vereidigt ...

der Text der Vereidigung hatte aber nichts mit dem Schießbefehl zu tun, der kam erst bei der Vergatterung vor dem Grenzdienst

Klaus ist doch klar, hatte es etwas zu locker geschrieben, habe es doch alles erlebt 1970 in der Rhön. [wink]
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Dann erkläre doch mal, warum man ihn nicht festgenommen hat, nachdem er von den ersten Schüssen verletzt wurde.

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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon steffen52 » 31. Juli 2018, 21:05

Klaus hat geschrieben:glaube ich dir, aber wer da den Flüchtenden in den Rücken geschossen hatte kann sich nicht auf den sog. Befehlsnotstand berufen
wenn da jemand daneben geschossen hat dann war das zwar seiner Laufbahn nicht gerade förderlich aber nach Schwedt ist deswegen auch niemand gekommen ...

Da musst Du schon etwas sehr vorsichtig sein, es gab einen Postenführer und einen einfachen Grenzer( Soldat), waren sie sich nicht einig in so einer Situation da konnte es für
Einen von Beiden schlecht aussehen, klar ist in den Rücken schießen eigentlich Mord, aber die Beweislage ist schon sehr schwer gewesen, außer sie hielten zusammen! Es bleibt das aber! [denken]
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon steffen52 » 31. Juli 2018, 21:07

augenzeuge hat geschrieben:
steffen52 hat geschrieben:
Klaus hat geschrieben:

Klaus ist doch klar, hatte es etwas zu locker geschrieben, habe es doch alles erlebt 1970 in der Rhön. [wink]
Gruß steffen52

Dann erkläre doch mal, warum man ihn nicht festgenommen hat, nachdem er von den ersten Schüssen verletzt wurde.

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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon augenzeuge » 31. Juli 2018, 21:09

Hast doch alles erlebt. Also..
AZ
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon Volker Zottmann » 31. Juli 2018, 21:30

Ich finde die Disskussion insofern erfreulich, weil sie hier ein Umdenken der meisten Schreiber belegt.
Schaut mal den Thread mit Rückenschuss-Todesopfer Heiko Runge an. Was war da 2012/13 noch für eine Aufregung, als von Mord beim Rückenschuss, wo der Flüchtende sogar wieder in Richtung DDR, also weg vom Zaun lief?
Insofern sind wir weiter. Auch dass endlich festgestellt wird, dass stets die Obrigkeit, die sich selbst keine blutigen Hände holte, hauptschuldig war.
Leider saßen nur Totschläger Krenz und ganz wenig andere etwas ein, was eher einem Kuraufenthalt glich. Ich hätte die lebenslang wegen angeordnetem Mord verdonnert, eingesperrt und die Schlüssel weggeworfen.

Gruß Volker
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Re: Aus 20 Metern mit 7 gezielten Schüssen getötet

Beitragvon Ari@D187 » 31. Juli 2018, 22:33

Aus dem Aschlußbericht der DDR-Bereitschaftspolizei:

Handlungen des Gegners:

Während der Abgabe der Schüsse zur Festnahme des Grenzverletzers, wurde durch einen westberliner Bereitschaftspolizisten vom Bahndamm aus, in Richtung des Gefreiten K(...) zweimal geschossen.

Nach Aussagen des Gefreiten K(...) gingen die Schüsse über das Grenzgebiet.

Wenige Wochen später entstand das berühmte Foto der Bergung von Peter Fechter.

Ari
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