"Der Hund war echt super – ein echter Kumpel!"

"Der Hund war echt super – ein echter Kumpel!"

Beitragvon Interessierter » 12. November 2017, 12:19

Die Unterabteilung "Grenzsicherheit" war zuständig für die Abwehrarbeit in der Nationalen Volksarmee und den Grenztruppen. Diese Abteilung meldete am Nachmittag des 3. März 1989 der Bezirksverwaltung (BV) Erfurt per Fernschreiben ein Vorkommnis im Grenzabschnitt der 4. Grenzkompanie Großburschla:

"[…] Am 03.03.89 um 07.04 Uhr erfolgte eine Dauerauslösung des GSSZ II [Grenzsicherungs- und Signalzaun] im Feld 156, 150 m südostwärts der Grenzsäule 1402, 2000 m nordwestlich der Ortschaft Schnellmannnshausen, Kreis Eisenach im Grenzabschnitt 32, Grenzzug B, Grenzpunkt 177 – 178.

Durch den eingesetzten Alarmgruppenposten um 07.05 Uhr zur Überprüfung der oben genannten Dauerauslösung wurde um 07.19 Uhr festgestellt, dass ein LKW, Typ LIAZ mit Sattelauflieger vom Kraftverkehr Eisenach […] unmittelbar vor dem GSSZ II abgestellt war. Auf dem Auflieger ist ein behelfsmäßiger Ausleger aufmontiert, welcher über den GSSZ II bis ca. 1 m freundwärts vor dem GZ I [Grenzzaun] ausgelegt war. Der Ausleger hat eine Gesamtlänge von 10,75 m. Mit diesem Ausleger wurde die Dauerauslösung des GSSZ II verursacht. […]"


Was war passiert?

An diesem Tag fuhr Klaus-Peter M. [Name geändert] mit seinem Lkw morgens gegen 6.30 Uhr zunächst durch den Kontrollpunkt "Roter Kopf" der Volkspolizei und anschließend durch einen weiteren Kontrollpunkt der Grenztruppen - nach Vorlage der erforderlichen Passierscheine - ohne Probleme in Richtung Großburschla.

Etwa zwei Kilometer nordwestlich von Schnellmannshausen (Kreis Eisenach), an einer Stelle, an der die Straße unmittelbar am Grenzzaun verlief, stellte M. den LKW ab und kletterte auf den Sattelauflieger seines Fahrzeugs. Darauf hatte er eine Art ausfahrbaren Ausleger von über zehn Metern Länge montiert, der sich auf etwa 20 Meter ausfahren ließ. M. hatte diese Ausleger-Konstruktion in wochenlanger Arbeit selbst gebaut und schwenkte sie jetzt in Richtung des doppelten Grenzzauns.

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"Panoramaaufnahme vom Tatort an der Staatsgrenze der DDR zur BRD, 2000 m nordwestlich der Ortslage Schnellmannshausen mit dem Tatfahrzeug auf der Ortsverbindungsstraße Großburschla, 150 m nördlich der Grenzsäule 1402.
Quelle: BStU, MfS, BV Erfurt, GA 215/4, Band 2, Blatt 92

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"Übersichtsaufnahme zur Auffindesituation des Tatfahrzeuges mit der geschwenkten und auf 14,30 m ausgefahrenen Auslegerkonstruktion. Pfeil 1 - Auflagestelle auf GSZ [Grenzsignalzaun] / Pfeil 2 - Laufrollengestell 'Laufkatze'" [Die verwendete Bildunterschrift ist wörtlich den Unterlagen des MfS entnommen.] Quelle: BStU, MfS, BV Erfurt, GA 215/4, Band 2, Blatt 100

Um beide Zäune überwinden zu können, musste M. den Ausleger ausfahren. Dabei verfing sich dieser aber im so genannten "Y-Abweiser" des Grenzzauns II. Der Ausleger blieb stecken und löste beim Berühren des Zaunes Alarm aus. Mit einer auf dem Ausleger montierten so genannten Laufkatze konnte M. nun lediglich den ersten Zaun überwinden. Dann sprang er in den Zwischenraum der beiden Zäune.

Mit dem dort freilaufenden Wachhund der Grenztruppen hatte M. keine Probleme. Die Staatssicherheit vermutete in ihrem Untersuchungsbericht, dass M. den Hund mit der Laufkatze schlug, was zu dessen "Handlungsunfähigkeit" führte. M. selbst bestritt später in einem Brief an seine Exfrau in der DDR diesen Vorfall. M. schrieb:

"[…] Ich habe gehört, dass sich drüben die Leute die bescheuertsten Geschichten erzählen. Man sagt, ich hätte z.B. den Hund an der Grenze getötet. Wenn Dich die Kinder danach fragen, so sage Ihnen bitte, dass das nicht der Fall war. Der Hund war echt super – ein echter Kumpel!! […]"


Seiner Meinung nach griff der Hund ihn nicht an, da dieser den Geruch der Hündin von M’s Mutter witterte. Außerdem sei er mit Hunden aufgewachsen und könne mit ihnen umgehen.

Um schließlich noch über den zweiten Zaun zu kommen, entfernte M. das Dach der Hundehütte, lehnte es an den 2,50 Meter hohen Grenzzaun und kletterte hinüber. Anschließend lief er über den Geländestreifen, der noch zur DDR gehörte, in Richtung Bundesrepublik und war in Sicherheit.

Als an diesem Tag die "Untersuchungsergebnisse zum ungesetzlichen Grenzübertritt" über den Fernschreiber der Stasi-Bezirksverwaltung Erfurt liefen, berichtete auch der "Deutschlandfunk" darüber. Dieser meldete, dass im Bereich des Grenzkommandos Kassel einem 34-jährigen Berufskraftfahrer die Flucht aus der DDR gelungen sei – mit Hilfe einer selbstgebauten Leiter.

Weitere Fotos des im Forum bereits bekannten Fluchtversuches hier:
http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... nn=1802088
Interessierter
 

Re: "Der Hund war echt super – ein echter Kumpel!"

Beitragvon Ari@D187 » 12. November 2017, 14:15

Interessierter hat geschrieben:[...]
Weitere Fotos des im Forum bereits bekannten Fluchtversuches hier:
[...]

Meine mich auch zu erinnern, dass das hier bereits einmal Thema war. Wurde das Thema entfernt?

Ari
Alles wird gut!
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Re: "Der Hund war echt super – ein echter Kumpel!"

Beitragvon Merkur » 12. November 2017, 15:02

Interessierter hat geschrieben:Die Unterabteilung "Grenzsicherheit" war zuständig für die Abwehrarbeit in der Nationalen Volksarmee und den Grenztruppen.


Prüfst Du auch mal vorab, was Du hier einstellst?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: "Der Hund war echt super – ein echter Kumpel!"

Beitragvon Kumpel » 12. November 2017, 15:17

Merkur hat geschrieben:Prüfst Du auch mal vorab, was Du hier einstellst?



Gähn...... [muede]
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