Gelungene LKW-Flucht über die Glienicker Brücke in Potsdam

Gelungene LKW-Flucht über die Glienicker Brücke in Potsdam

Beitragvon Interessierter » 1. November 2017, 10:13

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Alle Sperranlagen durchschlagen: Erste erfolgreiche Flucht über die Glienicker Brücke mit einem LKW, 10. März 1988 (Foto: BStU, Ast. Potsdam, Abt. IX Nr. 122, Bd. 2.)

Mit einem Lastwagen gelingt am 10. März 1988 zum ersten Mal drei jungen Männern – Gotthard Ihden, Bernd Puhlmann und Werner Jäger – eine Flucht über die Glienicker Brücke. Der 7,5-Tonnen-Laster, als „Gefahrgut-Transporter“ getarnt und mit 92 leeren Gasflaschen beladen, durchbricht vier Hindernisse: das Eingangstor, einen Sperrschwenkbaum, einen Schlagbaum und ein Stahltor. Schüsse fallen nicht.

„Ich habe es aus Liebe getan“, berichtet einer der Flüchtlinge, der seiner Ehefrau in den Westen folgt. „Das war für mich kein Abenteuer, sondern ein Himmelfahrtskommando. Ich habe mir vorher nur fünf Prozent Überlebenschancen ausgerechnet.“

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Motorraum aufgerissen, Vorderachse demoliert, Reifen platt – aber alle Sperranlagen durchschlagen: Erste erfolgreiche Flucht über die Glienicker Brücke, 10. März 1988 (Foto: BStU, Ast. Potsdam, Abt. IX Nr. 122, Bd. 2.)

http://www.chronik-der-mauer.de/fluchte ... maerz-1988

Der Zufall wollte es, dass ich nach der Wende den Firmeninhaber und Besitzer dieses Lkws kennenlernen durfte, der mir dann bei einem gemeinsamen Frühstück auch davon berichtete, wie er und seine Frau von der Stasi verhört wurden, um herauszubekommen, ob sie von dem Fluchtversuch vorher informiert worden waren.
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Re: Gelungene LKW-Flucht über die Glienicker Brücke in Potsdam

Beitragvon Interessierter » 5. November 2017, 10:15

Gelungene Flucht eines Gebäudereinigers mit einer Fensterputzerleiter

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18 Schüsse feuern die Grenzsoldaten auf den 31-Jährigen ab, trotzdem gelingt ihm mithilfe einer Leiter die Flucht von Berlin-Treptow nach Berlin-Neukölln, 19. April 1988 (Foto: BStU, MfS, HA I Nr. 14439)

Einem 31-jährigen Gebäudereiniger gelingt in den frühen Morgenstunden des 19. April 1988 in der Nähe der Treptower Kleingartenkolonie „Sorgenfrei“ die Flucht in den West-Berliner Bezirk Neukölln.

Mit seiner Fensterputzerleiter übersteigt er die Hinterlandmauer und den Grenzsignalzaun, wobei er optischen und akustischen Alarm auslöst. Zwei Grenzsoldaten geben insgesamt 18 Schüsse auf den Flüchtling ab, ohne ihn zu treffen. Unversehrt gelingt es dem Gebäudereiniger, mit der Leiter auch die letzte Sperranlage, die 3,60 Meter hohe Mauer, zu überwinden.

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Mit seiner Fensterputzerleiter übersteigt ein 31-jähriger Gebäudereiniger die Hinterlandmauer, den Grenzsignalzaun und die Grenzmauer, 19. April 1988 (Foto: BStU, MfS, HA I Nr. 14439)

„Insgesamt kann eingeschätzt werden“, so ein Stasi-Bericht über die gelungene Flucht, „dass bei zügiger und exakter Anwendung der Schusswaffe der Grenzdurchbruch hätte verhindert werden können.“ Doch seien die beiden Grenzsoldaten bisher „operativ nicht angefallen“, Hinweise „auf politische Unzuverlässigkeit“ lägen zu beiden nicht vor. Beide Grenzposten werden unter verschärfte Beobachtung und Kontrolle durch die Stasi gestellt.

http://www.chronik-der-mauer.de/fluchte ... april-1988
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Re: Gelungene LKW-Flucht über die Glienicker Brücke in Potsdam

Beitragvon augenzeuge » 5. November 2017, 12:23

„Insgesamt kann eingeschätzt werden“, so ein Stasi-Bericht über die gelungene Flucht, „dass bei zügiger und exakter Anwendung der Schusswaffe der Grenzdurchbruch hätte verhindert werden können.“ Doch seien die beiden Grenzsoldaten bisher „operativ nicht angefallen“, Hinweise „auf politische Unzuverlässigkeit“ lägen zu beiden nicht vor. Beide Grenzposten werden unter verschärfte Beobachtung und Kontrolle durch die Stasi gestellt.


Typisch! Am Ende trifft es die AGT. Vielleicht waren die der Zeit etwas voraus und ahnten dass das so nicht ewig weitergehen würde....
Warum erinnert mich diese Argumentation an den alten User Alfred? [flash]

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Re: Gelungene LKW-Flucht über die Glienicker Brücke in Potsdam

Beitragvon Interessierter » 8. November 2017, 09:14

Gescheiterte LKW-Flucht in Staaken

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Spuren der Flüchtlinge im Todesstreifen: Gescheiterte Flucht dreier junger Männer mit einem LKW in Staaken, 10. März 1989, Quelle: BStU, Ast. Potsdam, AU 2361/89, STA 5259, Bd. 1

Am 10. März 1989 versuchen ein 27-jähriger Student aus Falkensee und zwei Begleiter mit einem LKW-Kipper im Raum Staaken die Grenze nach West-Berlin zu durchbrechen. Geplant ist, zwei Grenzzaunanlagen mit dem LKW niederzuwalzen, bis an die Mauer heranzufahren und diese mithilfe einer auf der Ladefläche mitgeführten Leiter zu übersteigen. Der LKW durchbricht den ersten Grenzsicherungszaun, bleibt jedoch im zweiten stecken.

Die jungen Männer steigen aus und setzen die Flucht in Richtung des 3,60 Meter hohen Mauerhindnisses zu Fuß fort. Ohne die Leiter, die sie zurücklassen, ist deren Überwindung ein aussichtsloses Unterfangen. Dennoch werden sie unter Beschuss genommen; einer von ihnen wird getroffen und an beiden Oberschenkeln verletzt. Sie ergeben sich und werden in die Stasi-Untersuchungshaftanstalt in Potsdam eingeliefert bzw. in das Haftkrankenhaus Berlin-Hohenschönhausen überführt.

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Mit dem LKW im zweiten Grenzsperrzaun steckengeblieben, die Leiter zurückgelassen: Gescheiterte Flucht dreier junger Männer mit einem LKW in Staaken, 10. März 1989, Quelle: BStU, Ast. Potsdam, AU 2361/89, STA 5259, Bd. 1

Das Kreisgericht Potsdam entscheidet am 25. Mai 1989 in nicht-öffentlicher Verhandlung unter Anwendung von § 213 (3), 2 auf einen schweren Fall („Anwendung gefährlicher Mittel und Methoden“) und verhängt Freiheitsstrafen von drei Jahren und acht Monaten. Die Berufung wird am 4. Juli 1989 vom Bezirksgericht Potsdam zurückgewiesen.

http://www.chronik-der-mauer.de/fluchte ... maerz-1989
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Re: Gelungene LKW-Flucht über die Glienicker Brücke in Potsdam

Beitragvon augenzeuge » 8. November 2017, 16:13

und verhängt Freiheitsstrafen von drei Jahren und acht Monaten. Die Berufung wird am 4. Juli 1989 vom Bezirksgericht Potsdam zurückgewiesen


Weihnachten '89 waren sie zu Hause, oder?

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